KN: Deutschen Handballfans droht Bildausfall

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KN: Deutschen Handballfans droht Bildausfall

KIEL. Was für Fußballfans undenkbar ist, wird für die Anhänger des Handballs zur Realität: Am 11. Januar startet in Frankreich die Handball-Weltmeisterschaft, doch Livebilder wird es von dem Sportereignis im deutschen Fernsehen nicht geben. Die TV-Rechte liegen bei der Al-Jazeera-Tochter BeIN Sports. Wie bereits vor zwei Jahren bei der WM in Katar, konnten sich ARD und ZDF mit den arabischen Rechteinhabern nicht einigen. Mehrmalige Angebote des Pay-TV-Senders Sky, der 2015 kurzfristig die Übertragung übernommen hatte, wurden von BeIN Sports stets abgelehnt.

WM-Spiele werden im Fernsehen nicht übertragen - Verhandlungen mit Internetplattform laufen noch

Warum gibt es in den Verhandlungen mit dem arabischen Sportkanal solche Probleme? Der weltweite Rechteinhaber erlaubt keine Übertragung auf unverschlüsselten Satellitensendern. Konkret geht es darum, dass das Signal nicht im Ausland empfangen werden darf. Da ARD und ZDF über Satellit auch im Ausland unverschlüsselt zu sehen sind, müssten die Öffentlich-Rechtlichen das Satellitensignal außerhalb Deutschlands verschlüsseln. Dies hätte jedoch auch direkte Auswirkungen auf die deutschen TV-Zuschauer. "Wir müssten 18,4 Millionen Haushalte in Deutschland ausschließen, die das TV-Signal über Satellit empfangen. Das ist keine Option. Weder für uns noch für die private Konkurrenz", sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky zu den mehrfach gescheiterten Verhandlungen. Der Geschäftsführer des deutschen Rekordmeisters THW Kiel, Thorsten Storm, findet deutliche Worte zum TV-Ausschluss: "Wenn die TV-Bildschirme in Deutschland während der Handball-WM schwarz bleiben, bedeutet dies für unsere Sportart zunächst auch einen immensen Imageverlust. Denn wenn das Zugpferd, die Nationalmannschaft, bei einer Weltmeisterschaft – trotz der großen Bemühungen von Sky und den öffentlich-rechtlichen Sendern – nicht gesehen werden kann, leiden die Popularität, das Prestige, der Stellenwert. Und das in dem Land, in dem die sogenannte stärkste Liga zu Hause ist." In der Rechte-Frage gehe es gar nicht um die wichtige Basis wie Fans, Partner und Sponsoren, sondern einzig um Geld, kritisiert Storm.Sein Kollege beim Bundesliga-Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt, Dierk Schmäschke, ist ebenso enttäuscht: "Es ist eine Katastrophe, dass eine Handball-WM nicht im TV zu sehen und im Vorwege keine Lösung zu finden ist." Für die Sportart sei diese Situation traurig, denn "welche Euphorie solch ein Ereignis auslösen kann, haben wir ja bei der Europameisterschaft gesehen", sagt Schmäschke. Den Vereinen seien bei der Problematik die Hände gebunden. "Ich sehe da schon eine gewisse Schuld bei der IHF (Anm.: Internationale Handballföderation) , die die Verhandlungen bei der Rechtevergabe führt."Die ungeklärte Situation um die Rechtevergabe hatte Mitte Dezember auch die Verantwortlichen des Public Viewings am Kieler Hauptbahnhof zu der Entscheidung bewogen, die beliebten Veranstaltungen zur Handball-WM ausfallen zu lassen.Die Hoffnung auf Livebilder müssen die Handball-Fans jedoch noch nicht endgültig begraben. Die Lösung des Dilemmas soll ein Streaming-Angebot im Internet sein. DHB-Präsident Andreas Michelmann führt aktuell Verhandlungen. Bis Ende der Woche soll ein Vertrag geschlossen werden. Der Streaming-Dienst DAZN hatte kürzlich mitgeteilt, nicht in die Übertragung einsteigen zu wollen. Als Partner wird nun die Internetplattform sportdeutschland.tv gehandelt.Deren Geschäftsführer Björn Beinhauer sagte der "Bild"-Zeitung am Mittwoch: "Solange die Rechte nicht offiziell vergeben sind, geben wir die Hoffnung nicht auf. Allerdings wird es für die Umsetzung zeitlich langsam eng." DHB-Präsident Michelmann zeigt sich optimistisch, den Handball-Anhängern eine Alternative präsentieren zu können: "Ich bin guter Dinge, dass wir am Ende in Deutschland Bewegtbilder von der WM in Frankreich bekommen werden." Ähnlich äußert sich Verbandsvize Bob Hanning: "Ich glaube, dass es unserem Präsidenten mit seinem Verhandlungsgeschick gelingen wird, doch noch eine Lösung für die deutschen Sportfans zu finden." (Von Florian Sötje, aus den Kieler Nachrichten vom 05.01.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn