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KN: Andreas, Rune, Patrick: Die drei Kieler Musketiere

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KN: Andreas, Rune, Patrick: Die drei Kieler Musketiere

Kassel/Kamen. Athos, Porthos, Aramis - die drei Musketiere aus dem weltberühmten Roman von Alexandre Dumas. Andreas, Patrick, Rune - diese drei Kieler Musketiere begeben sich heute vom Sportcentrum Kamen-Kaiserau aus auf die "Route de France", stehen im Kader von Bundestrainer Dagur Sigurdsson für die heute beginnende Handball-Weltmeisterschaft in Frankreich. Torwart Andreas Wolff, Kreisläufer und Abwehrchef Patrick Wiencek, Linksaußen Rune Dahmke.

Drei Kieler Handball-Stars starten heute das Abenteuer WM in Frankreich

Für den 25-jährigen Wolff hat diese WM-Mission nur ein Ziel. "Natürlich will ich Weltmeister werden. Ich bin auch nach Rio geflogen, um Olympiasieger zu werden." Sätze, für die der THW-Torwart noch vor einem Jahr im Laufe der Europameisterschaft in Polen belächelt wurde. Seitdem hat sich die Rolle der Mannschaft des Deutschen Handballbundes (DHB) in der Welt allerdings geändert. Deutschland wurde Europameister, holte Olympia-Bronze in Rio, gehört bei der WM zweifelsfrei zu den Favoriten. Nach dem gelungenen Test gegen Rumänien (30:21) und der fantastischen Generalprobe gegen Österreich am Montag (33:16) schaltete der Bundestrainer die Systeme jedoch umgehend auf volle Konzentration. Man habe die Österreicher zwar "mit Emotionen überrannt", doch im Auftaktspiel gegen Ungarn am Freitag (17.45 Uhr) warte ein cleverer Gegner. "Die sind seit Wochen so richtig gut drauf. Ich sehe unsere Chancen bei 40 zu 60." Tiefstapelei bei Dagur Sigurdsson, der seinen Spielern vor dem WM-Start keine Freizeit mehr gönnt. Training am Dienstag, Training am Mittwoch, dann die Reise mit dem Bus ins Teamquartier in der Hafenstadt Rouen in der Normandie - einen Tag früher als geplant, um sich für mögliche Wetterkapriolen ein zeitliches Polster zu verschaffen. Schnee und Eis sind nicht die einzigen Probleme, die sich vor dem an der Seitenlinie coolen Isländer auftürmen. Sigurdsson muss die pausierenden oder zurückgetretenen Martin Strobel, Christian Dissinger und Hendrik Pekeler sowie den verletzten Kieler Steffen Weinhold ersetzen, sah sich ohne Allrounder Pekeler gezwungen, neue Varianten in der Abwehr einzustudieren und seinen Rückraum komplett umzubauen. Am Montag zeigte seine Mannschaft mit den Regisseuren Simon Ernst und Steffen Fäth, den Halblinken Paul Drux und Julius Kühn durchaus gelungene Ansätze. Und hinter Kai Häfner - dem einzigen verbliebenen Rückraum-Linkshänder - steht ja auch noch Routinier Holger Glandorf in den Startlöchern, der zunächst wieder zu seiner Mannschaft nach Flensburg gereist ist, obwohl "jeder ihn gern schon am Mittwoch im Bus dabei gehabt hätte, denn wir kennen seine Klasse", wie Rune Dahmke versicherte. "In Frankreich warten noch ganz andere Kaliber", sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki nach dem Österreich-Test und zeigte sich sichtlich mitgenommen angesichts des kurzfristigen Ausfalls seines langjährigen Teamkollegen Uwe Gensheimer. Der Kapitän war nach dem plötzlichen Tod seines Vaters zu seiner Familie nach Mannheim gereist - noch ist es völlig offen, ob Gensheimer überhaupt bei der WM spielen wird. "Ihm muss jetzt alle Zeit der Welt gegeben werden. Und wenn er dann wieder bei uns sein sollte, werden wir ihn aufbauen, so gut wir es können", so Groetzki. "Niemand kann nachvollziehen, was er durchmacht", ergänzte Rune Dahmke. Bei dem Kieler Linksaußen und Gensheimer-Positionskollegen komme das bevorstehende WM-Debüt "erst so langsam im Kopf an". Die nächsten Tage stehen für Dagur Sigurdsson im Zeichen von "Fein-Tuning und Vorbereitung auf den ersten Gegner Ungarn". "Alle, die glauben, die Vorrunde wird ein Spaziergang, irren sich", sagt der 43-Jährige. "Auf dem Papier sind Kroatien, Ungarn und wir die Favoriten. Aber auch Weißrussland und Chile darf man nicht unterschätzen." Andreas Wolff, der sich mit seinem Ex-Teamkameraden Jannik Kohlbacher das WM-Zimmer teilt, weiß in jedem Fall das "schöne Gefühl", mit zwei Kieler Kollegen unterwegs zu sein, sehr zu schätzen. Dann betont der Star des deutschen Teams aber doch: "Wir sind aber sowieso eine eingeschworene Einheit." Wie bei den drei Musketieren: Einer für alle, alle für einen! (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 11.01.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)