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KN: Au Backe! IHF will Harz verbieten

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KN: Au Backe! IHF will Harz verbieten

Rio de Janeiro/Kiel. Handball ohne Harz? Mit dieser Idee sorgt Hassan Moustafa für Kopfschütteln im Welthandball. Der Präsident der Internationalen Handballföderation (IHF) kündigte an, die sogenannte "Backe", die zu jeder Zeit die Griffigkeit des Spielgerätes garantiert, weltweit zu verbieten. Spieler und Trainer äußern Kritik.

Handball-Weltverband erntet Sturm der Kritik

In einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten sagte Moustafa: "Wir werden die Regel erlassen, dass kein Harz mehr verwendet werden darf. Und diese Regel gilt dann für alle Spiele - von der Weltmeisterschaft bis zur Kreisliga und selbstverständlich auch für den Jugendbereich." Um den Spielern das Fangen des Balles auch weiterhin zu erleichtern, habe die IHF eine Partnerfirma beauftragt, einen Ball zu entwickeln, der auch ohne Harz gut haftet. Das Verbot sei aus gesundheitlichen Gründen nötig, vor allem aber, weil harzige Bälle die Hallenböden verschmutzten. "Diese Begründung klingt für mich komplett an den Haaren herbeigezogen", sagt Rune Dahmke, Linksaußen beim deutschen Rekordmeister THW Kiel. "Das würde mehr kaputt machen als verbessern. Wir brauchen Harz für bestimmte Wurftechniken, zum Beispiel für Dreher." Er könne sich nicht vorstellen, dass ein neuer Ball das Harz ersetzen könne. "Harz ist besonders für die Kreisläufer wichtig. An ihnen wird ständig gerissen und gezerrt, sie fangen den Ball mit zwei oder drei Fingern." Für den Fall eines Verbotes prophezeit Dahmke eine negative Entwicklung. "Ich glaube, unser Sport würde dann deutlich unspektakulärer und unattraktiver", sagt der 23-Jährige. Die Reaktionen seiner Kollegen fallen ähnlich aus. "Wir können auch einfach noch mehr Regeln ändern und unseren Sport umbenennen!", schlägt Stuttgarts Mittelmann Michael Kraus auf Twitter vor. Und Ljubomir Vranjes, Trainer bei der SG Flensburg-Handewitt fragt: "Warum lebe ich noch nach 17 Jahren Handball?" Das Gesundheits-Argument zieht auch bei Gert Adamski, Geschäftsführer des Handballverbandes Schleswig-Holstein, nicht. "Ich habe meinen Trainerschein mit 18 Jahren gemacht und bis heute keinen Spieler erlebt, der durch Harz Probleme hatte", sagt der 40-Jährige. Das Problem mit verklebten Sporthallen sei indes nicht von der Hand zu weisen. "Die Hallen sind meist in kommunaler Hand und werden nicht nur von Handballern genutzt, müssen also oft gereinigt werden", erklärt Adamski. "Das müssen dann die Vereine zahlen." Außerdem seien geeignete Reinigungsmittel oft aggressiv und griffen die farbigen Linien an. Dennoch findet er: "Backe gehört zum Spiel. Es wäre besser, eine Möglichkeit zu finden, die Reinigung in Griff zu bekommen." Unter den Aktiven macht sich spürbar das Gefühl breit, die IHF sei dabei, den Handball kaputtzumachen. "Ich verstehe nicht, warum man unseren kompletten Sport umkrempelt", sagt Rune Dahmke. Erst im Juli waren fünf Regeländerungen - wie die Einführung eines siebten Feldspielers ohne Torhüterleibchen - in Kraft getreten, die zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die Taktik haben. "Es gibt bestimmt Bereiche im Handball, in denen es sinnvoll wäre, Regeln zu ändern", so Dahmke. "Zum Beispiel bei Stürmerfouls. Aber ein Harzverbot gehört nicht dazu." Zurückhaltender äußerte sich Bob Hanning, Vizepräsident Leistungssport des Deutschen Handballbundes (DHB). "Wir wissen von den Bestrebungen der IHF. Den Entwicklungsprozess und die damit verbundenen Diskussionen werden wir aufmerksam verfolgen und begleiten. Grundsätzlich sind wir offen für technischen Fortschritt. Vieles, was heute Standard ist, hätten wir uns vor einigen Jahren nicht vorstellen können. Es wäre jedenfalls schön, wenn es einen Ball gäbe, der den Einsatz von Harz überflüssig machen könnte." Laut IHF soll der Entwicklungsprozess des neuen Balles, in den der Weltverband bereits mehr als eine Million Dollar investiert hat, spätestens Ende 2017 abgeschlossen sein. Nach einer Testphase soll der IHF-Kongress der Regeländerung dann zustimmen, die für sämtliche Handball-Ligen weltweit bindend wäre. (Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 22.08.2016, Foto: Archiv/Sascha Klahn)

In Kieler Hallen gilt bereits ein Harzverbot

In städtischen Sporthallen in Kiel herrscht ein grundsätzliches Harzverbot. Wird dagegen verstoßen, stellt die Stadt die Reinigung dem entsprechenden Verein in Rechnung. Einzige Ausnahme ist die Helmut-Wriedt-Halle, in der Jugendmannschaften des THW Kiel trainieren. Sie wird deshalb täglich durch einen externen Dienstleister maschinell gereinigt. Der THW beteiligt sich an den Kosten. Eine Reinigung kostet nach Angaben des TSV Altenholz, der seine Edgar-Meschkat-Halle je nach Bedarf von Harz befreien lässt, etwa 200 bis 250 Euro. Andere Vereine finden andere Lösungen. Rune Dahmke, der in der Jugend beim SV Mönkeberg spielte, erinnert sich: "Da wurde einmal im Monat von allen, die trainiert hatten, gemeinsam die Halle geputzt", erzählt der THW-Linksaußen.