KN: DHB-Auswahl begibt sich gegen Österreich auf Zeitreise

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KN: DHB-Auswahl begibt sich gegen Österreich auf Zeitreise

Kiel. Den knappen Heimsieg des Handballmeisters THW Kiel gegen GWD Minden (24:23, siehe Spielbericht) am Mittwochabend verfolgte Dagur Sigurdsson als einer von 10 285 Zuschauern in der ausverkauften Arena mit. Tags darauf stand der Bundestrainer bei einer Pressekonferenz in der Business-Lounge selbst im Mittelpunkt. Die deutsche Nationalmannschaft wird ihr letztes Punktspiel in der Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 gegen Österreich am 14. Juni (15.15 Uhr) in Kiel bestreiten. Ein besonderer Ort, ein besonderes Datum, bestritt die Nationalmannschaft doch in Kiel zuletzt ein Pflichtspiel, als es noch zwei Teams gab - den Supercup am 21. November 1987 zwischen der BRD und der DDR.

Nach knapp 28 Jahren findet in Kiel wieder Pflichtspiel des Handball-Nationalteams statt

Wer viel Zeit mitbringt, findet in den Geschichtsbüchern schließlich sogar den 3. März 1961. Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) war damals Ausrichter der 4. Handball-WM und spielte in der Vorrunde in West-Berlin, Wolfsburg und Kiel. Die Westdeutschen besiegten in der ehemaligen Ostseehalle seinerzeit Frankreich mit 21:7 (9:2). Das letzte Pflichtspiel im Rahmen eines Turniers, das in der Hauptstadt Schleswig-Holsteins ausgetragen wurde, liegt demnach mehr als 54 Jahre zurück. "Ich freue mich sehr auf dieses Heimspiel", sagte Sigurdsson. "Diese Halle hat eine riesige Tradition, für mich ist es schlicht die Halle." Die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) liegt in der Gruppe sieben punktgleich mit Spanien (6:2) auf Platz zwei, Österreich (4:4) ist Dritter, Finnland, am 10. Juni in Vantaa bei Helsinki vorletzter Gegner in der Qualifikation, ist Letzter (0:8). Sigurdsson warnte davor, diesen Gegner zu unterschätzen. "Für die Finnen ist es das Spiel das Jahres", sagte Sigurdsson, der auch auf den besonderen Zeitpunkt der Partie verwies. Schließlich versammelt er seine Mannschaft erst nach einer kurzen Nacht im Anschluss an das letzte Saisonspiel am 5. Juni zum Lehrgang in Kiel. Am 9. Juni fliegt er bereits mit seinem Team nach Finnland. Viel Zeit, von Bundesliga auf Nationalmannschaft umzuschalten, haben seine Spieler nicht. "Wir müssen Charakter zeigen", sagte Sigurdsson, der weiß, dass seine Mannschaft diesen Sieg braucht, um im "Endspiel" gegen Österreich "den Punkt hinter eine bislang gute Qualifikationsrunde zu setzen". Das Hinspiel gewannen die Deutschen mit 28:24, sollten die Österreicher am vorletzten Spieltag Spanien besiegen, wären sie in der Lage, die DHB-Auswahl noch von Platz zwei und der damit verbundenen Direktqualifikation für die EM in Polen (27. bis 31. Januar 2016) zu verdrängen. Sigurdsson erinnerte daran, dass im Hinspiel Viktor Szilagyi gefehlt habe, Dreh- und Angelpunkt der Österreicher. Einer, der mit dem THW unter anderem 2007 die Champions League gewann und in der Kieler Arena jahrelang zu Hause war. Auch für die Zebras Steffen Weinhold und Patrick Wiencek wird es ein Heimspiel. "Ich habe noch nie in meiner Halle für Deutschland gespielt", sagte Wiencek. "Das wird für mich, aber auch für die Kollegen, ein besonderes Erlebnis. Jetzt dürfen sie sich einmal in der Kabine umziehen, die sonst nur für die Heimmannschaft gedacht ist." Der Kreisläufer hofft auf ein ausverkauftes Haus. Gestern waren bereits 6000 Tickets für die mehr als 10000 Zuschauer fassende Arena verkauft. "Ich freue mich riesig darauf", sagte Wiencek, der die Nationalmannschaft unter Sigurdsson auf einem guten Weg sieht. "Ich hoffe, dass wir irgendwann auch wieder einen Titel nach Deutschland holen." Ähnlich äußerte sich Vereinskollege Steffen Weinhold, der trotz der bislang sehr positiv verlaufenden EM-Qualifikation mit gemischten Gefühlen auf das Handballjahr 2015 zurückblickt. "Bei der WM in Katar sind wir im Viertelfinale ausgeschieden", erinnert sich der Linkshänder. "Es wäre schön, wenn wir beim nächsten Turnier auch einmal einen Schritt weiter gehen könnten." (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.05.2015, Foto: Sascha Klahn)