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KN: Bescheidene Zebras machen sich Freunde in der Altmark

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KN: Bescheidene Zebras machen sich Freunde in der Altmark

Osterburg. Mit einem Grillabend hat der THW Kiel sein Trainingslager in der Landessportschule in Osterburg beschlossen. Jedem Spieler waren zwei Flaschen Bier gestattet, der Lohn für sechs intensive Arbeitstage in der Altmark. Nach dem gestrigen Vormittagstraining reiste der Handballmeister ins 150 Kilometer entfernte Ilsenburg (Harz), um dort am Klaus-Miesner-Turnier teilzunehmen.

Um in den spartanischen Zimmern Ordnung zu schaffen, waren nur wenige Handgriffe nötig. Die Längeren im Team mussten lediglich die Betten wieder zusammensetzen, hatten sie sich doch die Matratzen direkt auf den Boden gelegt. Die Zebras hinterließen aufgeräumte Zimmer und eine glückliche Stefanie Lück. Die Leiterin der Sportschule hatte sich Sorgen gemacht, ob ihre Einrichtung den Ansprüchen genügen würde. "Wir sind ja kein Fünf-Sterne-Hotel, und so hohen Besuch hatten wir noch nie", sagt Lück. Doch die Zebras, die sie als "sehr bescheiden" erlebte, hätten es ihnen leicht gemacht. Einziger Wunsch von Trainer Alfred Gislason sei gewesen, dass vom Speiseplan Schweinefleisch und Paniertes gestrichen werde. Außerdem sollte es immer Salat und Suppe geben. "Sie wollten sogar in der Mensa essen", sagt Lück, die aber einen abgetrennten Bereich schuf, um den Sportlern etwas Ruhe zu gönnen.

In der Sportschule war schließlich auch der aus der Nachbarschaft stammende Handballverein Wernigerode (HV) mit allen Jugendteams zu Gast. "Ursprünglich hatte sich der Verein mit 40 Personen angemeldet", sagt Lück. "Aber als sich herumsprach, dass der THW hier sein würde, kamen noch 20 dazu." Die Kids nutzten jede freie Minute, um auf der Tribüne der Trainingshalle zu sitzen. "Schaut Euch das gut an", sagte nicht selten einer ihrer Trainer. "Die machen die gleichen Übungen wir ihr, nur meckern sie nicht."Hoch im Kurs der Autogrammjäger stand Neuzugang Domagoj Duvnjak. "Der Einstieg war leicht", sagt der Ex-Hamburger. "Ich fühle mich, als wäre ich schon seit Jahren Kieler." Abgehakt, dass sein Ex-Präsident Andreas Rudolph kürzlich noch getönt hatte, Duvnjak wolle gar kein Zebra werden. "Ich habe fünf Jahre lang alles für den HSV gegeben, obwohl die Zeiten am Ende sehr hart gewesen sind", sagt er diplomatisch. Er habe sich nichts vorzuwerfen, er freue sich einfach darüber, jetzt Kieler zu sein. Mit den Ex-Kollegen steht er noch im engen Kontakt. Er freut sich, dass der HSV im dritten Anlauf die Lizenz erhalten hat. "Für die Liga und meine alten Kumpels ist das gut."

Der Kroate war als 15-Jähriger Profi geworden, ein Jahr später wollte ihn der ehemalige THW-Trainer Noka Serdarusic verpflichten. "Da war ich noch zu jung", sagt der heute 25-Jährige, der seinem Vater Ivan, einem Handballtrainer, schon als Junge in die Halle gefolgt war. "Und dort bin ich geblieben", sagt er, dessen Mutter Ivanka und Schwester Iva ebenfalls mit dem Handball aufwuchsen. "Für mich gab es nur diese eine Option", sagt er lachend. Ivan, Ivanka, Iva? "Es wäre konsequent gewesen, mich Ivo zu taufen", sagt er, der nur "Dule" gerufen wird. "Domagoj war den HSV-Fans einfach zu schwer."Der Hamburger Boulevard taufte ihn "Duracell-Dule", weil er in nahezu jedem Spiel 60 Minuten lang auf dem Feld gestanden hatte. Wie das möglich war? "Ich schlafe sehr, sehr viel." Nur auf dem Feld, da macht er stets einen hellwachen Eindruck. So wie im mit 39:33 gewonnenen Champions-League-Halbfinale gegen den THW im Juni 2013. "Das war eines der besten Spiele meines Lebens." Und ein Grund, warum Gislason ihn unbedingt verpflichten wollte. Neun Jahre nach dem ersten Angebot ist Duvnjak ein Kieler geworden. Und wie die Tage von Osterburg zeigten, scheint für ihn tatsächlich ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen zu sein (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.08.2014)