
35:30 gegen Limoges: Zebras und die weiße Wand fahren nach Hamburg!
Der THW Kiel fährt mit seiner "weißen Wand" am 24. und 25. Mai zu den Maschinensucher EHF Finals nach Hamburg! Die Zebras hatten auch im Rückspiel gegen Limoges Handball alles zu geben, um sich das Ticket für die Barclays Arena zu sichern. Aber nach ausgeglichener erster Halbzeit steigerten sich die Zebras, zwangen Limoges Handball mit viel Kampfgeist und handballerischen Feinheiten letztlich mit 35:30 (16:15) Toren in die Knie. 6294 begeisterten Fans halfen ihrer Mannschaft, verwandelten die heimische Wunderino Arena in ein Tollhaus. Im Hinspiel hatten die Zebras vor Wochenfrist ein 26:26 aus Frankreich mitgebracht. Die "weiße Wand" feierte ihre Helden mit riesigem Jubel.
Duvnjak: "Das wird ein geiles Wochenende"
Als bester Kieler Torschützen zeichnete sich Eric Johansson aus, der siebenmal ins Tor der Franzosen traf. Bence Imre war sechsmal erfolgreich. Bei den Gästen war der junge Faruk Yusuf auffälligster Akteur, er überwand Kiels Torhüter Andreas Wolff und Tomas Mrkva sechsmal. THW-Kapitän Domagoj Duvnjak, der mit seinen Abwehrarmen großen Anteil am Erfolg hatte und selbst fünf Mal traf, strahlte nach dem Spiel übers ganze Gesicht, wischte sich den Schweiß nach 60 anstrengenden Minuten aus dem Gesicht. "Nach der schwierigen ersten Halbzeit sind wir ruhig geblieben, haben sowohl gegen die gegnerische 6:0- oder 3:2:1-Deckung unser Spiel gemacht und verdient gewonnen. Ich freue mich jetzt riesig auf Hamburg", sagte "Dule". "Dort haben wir ganz sicher viele Fans im Rücken, das wird ein geiles Wochenende."
Kieler kontern starken Gästestart
Nach dem Dauerstress der vergangenen Wochen hatten die Zebras endlich ein paar Tage Zeit, um sich auf das entscheidende Spiel für den Einzug ins Halbfinale vorzubereiten. Die Kieler mussten auch gegen Limoges auf ihre beide verletzten Rückraumspieler Nikola Bilyk (Oberschenkel) und Harald Reinkind (Handbruch) verzichten, starteten mit Andreas Wolff im Tor, auf Rechtsaußen gab Trainer Filip Jicha Imre den Vorzug vor Lukas Zerbe. Die Anfangsphase gehörte aber den starken Gästen, die durch ihren afrikanischen Jungstar Faruk Yusuf auch den Führungstreffer erzielten, bis zum 3:2 die Nase vorn behielten. Johansson und Duvnjak waren für die Zebras erfolgreich. Johansson läutete dann mit einem Kracher unters Torgebälk einen 4:0-Lauf der Kieler ein. Hendrik Pekeler, Imre und Emil Madsen sorgten bis zur zehnten Minute für den 6:3-Vorsprung.
Limoges bleibt bärenstark
Klar, dass dieser gelungene Start ganz nach dem Geschmack der THW-Fans war. Allerdings mussten auch sie schnell zur Kenntnis nehmen, dass die Franzosen ein bärenstarker Gegner waren, sich innerhalb von zwei Minuten mit einem 3:0-Lauf zurückmeldeten. Fortan waren beide Teams auf Augenhöhe, Nieto erzielte in der 20. Minute das 10:9 und die erneute Führung für Limoges. Jicha reagierte, stellte Tomas Mrkva ins THW-Tor und wechselte Patrick Wiencek ein. Mrkva führte sich mit dem gehaltenen Siebenmeter gegen Thuillier glänzend ein, Wiencek brachte Emotionen in seine Reihen, war im Mittelblock schnell ein verlässlicher Abwehrriese. Und vorne lastete die Hauptarbeit wieder einmal auf den Schultern der drei Rückraumakteure Duvnjak, Johansson und Emil Madsen, die selbst torgefährlich waren, zudem ihre Außen und den Kreis sehenswert bedienten.
Kieler treffen dreimal in Unterzahl
Die wenigen Fans der Franzosen hegten für kurze Zeit Hoffnungen auf eine Überraschung, als Yusuf und Varela ihre Farben in der 25. Minute nach Ballklaus mit 13:11 in Front warfen. Johansson hielt dagegen, traf zum 12:13, kassierte danach eine Zeitstrafe. Diese schien wie ein Weckruf im Hexenkessel:Die Kieler Abwehr arbeitete hochkonzentriert, gewann Zweikämpfe und schickte Rune Dahmke sowie Bence Imre mit gewonnenen Bällen auf die Reise. Das Kieler Außen-Duo nutzte seine Torchancen eiskalt, war mitentscheidend am 3:0-Lauf in Unterzahl beteiligt. Dieser war die Basis für die 16:15-Halbzeitführung, die Patrick Wiencek kurz vor dem Wechsel vom Kreis erzielte. Eine wichtige Phase, so trabten die Zebras mit einem positiven Gefühl in die Halbzeitpause.
Zebras übernehmen die Regie
In der zweiten Hälfte übernahmen die Zebras dann zügig die Spielregie, bekamen die widerspenstigen Franzosen immer besser in den Griff. Auch dank einer 3-2-1-Abwehr, in der Domagoj Duvnjak die Wege der Gästeangreifer einengte, sie zu Fehlern zwang. Der Kapitän selbst eröffnete die Torejagd der zweiten Hälfte, fünf Minuten noch hielten die Gäste das Geschehen offen, glichen per Doppelschlag durch Varela und Turchenko noch einmal auf 18:18 aus. Der folgende Kieler 3:0-Lauf - wieder in Unterzahl - stellte dann die Weichen auf Erfolg. Johansson erzielte seinen fünften Treffer. Dahmke ließ zwar einen Tempogegenstoß ungenutzt, doch Imre sorgte kurz darauf auch bei Dahmke für ein Strahlen und vollendete die glänzende Duvnjak-Vorabeit. Und der immer stärker werdende Madsen traf in der 37. Minute trocken zum 21:18. Die Zebras galoppierten nun unaufhaltsam davon, unterstützt von den unfassbar lauten Fans auf den Rängen: Johansson netzte zur ersten Vier-Tore-Führung ein,
Zebras galoppierten unaufhaltsam gen Hamburg
Und die Zebras ließen sich auch nicht beirren, als Yusuf Streit vom Zaun brach, sich nach einer Schauspiel-Einlage auch noch mit den Spielern in Weiß anlegte. Pfiffe aus dem Publikum waren dem jungen hochtalentierten Rückraum-Ass bei jedem Ballkontakt fortan gewiss. Jicha erahnte die aufkommende Hektik, drückte auf den Buzzer, nahm eine Auszeit. Die Zebras packten in der Abwehr jetzt noch kräftiger und aufmerksamer zu, vorne nutzten Johansson, Madsen und Co. ihre Chancen gnadenlos. Sehenswert war das Rückhand-Tor von Duvnjak zum 25:21, ihm wollte Dahmke ebenso artistisch in nichts nachstehen. Madsen und "Mr. Einhundert Prozent" Wiencek setzten einen Doppelpack drauf, brachten den THW Kiel mit ihren Toren in der 47. Minute mit 28:22 nach vorn. In Torlaune zeigte sich jetzt vor allem Wiencek, der den Ball vom Kreis insgesamt fünfmal im Tor der Franzosen versenkte. So hieß es nach 54 Minuten 33:26, die Vorentscheidung war gefallen, die Fans feierten, Yusuf und seine Mitspieler waren geschlagen. Der THW Kiel freut sich auf sein zweites Final4 in der laufenden Saison.
Tickets für die Maschinensucher EHF Finals heiß begehrt
Die Zebras bekommen von der EHF für das Finalturnier in Hamburg wie alle weiteren drei Teilnehmer nur 600 Tickets für die "weiße Wand". Da das Interesse das Kontingent bei weitem überschreiten wird, werden die Karten per Losverfahren vergeben. Für dieses kann man sich ab sofort und spätestens bis Donnerstag, 1. Mai, verbindlich hier auf der THW-Homepage registrieren. Alternativ können sich THW-Fans aber auch noch Karten im freien Verkauf der EHF sichern, allerdings steht erst nach der Auslosung am morgigen Mittwoch (16 Uhr) fest, welche der vier Ecken für den Kieler Anhang reserviert wird.
Sonntag in Stuttgart
Der Handball-Alltag geht natürlich trotzdem weiter. Noch einmal sind die Kieler vor der Nationalmannschafts-Woche gefordert – und das wieder im tiefen Süden: Am Sonntag geht es beim TVB Stuttgart um wichtige Punkte im spannenden Rennen der DAIKIN Handball-Bundesliga. Dabei gibt es auch ein Wiedersehen mit einem, der zu Saisonbeginn noch das THW-Trikot trug: Torhüter Samir Bellahcene. Er und seine neuen Mitspieler sind heiß darauf, den Rekordmeister zu ärgern und wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt einzufahren. Für den THW Kiel geht es ab 15 Uhr (live bei Dyn) hingegen darum, mit einem Sieg Anschluss an die Top-Fünf der Liga zu halten. Weiter geht’s in Stuttgart, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn
EHF European League, Viertelfinal-Rückspiel: THW Kiel - Limoges Handball (FRA) 35:30 (16:15)
THW Kiel: Mrkva (20.-60., 6/1 Paraden), Wolff (1.-20., 3 Paraden); Duvnjak (5), Landin, Överby, Wiencek (5), Pabst (1), Johansson (7), Dahmke (2), Zerbe (n.e.), Kutz, Madsen (6), Pekeler (3), á Skipagötu, Imre (6/2); Trainer: Jicha
Limoges Handball: Slavic (46.-60., 2 Paraden), Ivah (1.-46., 7 Paraden); Yusuf (6), Guillaume (2), Ivic (3), Ogando, Kusan (2), Tokic, Turchenko (4), Azkue Saizar (1), Nieto (2), Thuillier (1), Hristic, Elderaa (5), Varela Monteiro (3), Petit; Trainer: Entrerrios
Schiedsrichter: Mikols Andorka / Robert Hucker (HUN)
Zeitstrafen: THW: 5 (Pekeler (22.), Johansson (26.), 2x Wiencek (34., 59.), Överby (58.)) / Limoges: 5 (2x Kusan (18., 43.), Elderaa (20.), Nieto (44.), Varela Monteira (52.))
Siebenmeter: THW: 2/2 / Limoges: 1/0 (Mrkva hält Thuillier (22.))
Spielfilm: 1.Hz.: 0:1, 1:2 (3.), 2:3, 6:3 (9.), 6:6 (12.), 9:8 (18.), 9:10 (20.), 11:10 (22.), 11:13 (24.), 14:13 (28.), 16:15;
2. Hz: 17:15 (31.), 18:16, 18:18 (34.), 21:18 (37.), 21:19, 23:19 (39.), 24:21 (43.), 26:21 (44.), 28:22 (46.), 30:24 (49.), 33:26 (54.), 34:27 (57.), 35:30.
Zuschauer: 6294 (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha:Ich bin sehr glücklich, dass wir nach Hamburg fahren. Das war eines unserer Saisonziele, wir haben uns seit dem Saisonstart sehr darauf fokussiert, und wir haben uns diesen Traum erfüllt. Wir hatten vor dem Spiel einen großen Respekt vor Limoges, weil die Mannschaft aus echten Kämpfern besteht, die man nur schwer in den Griff bekommt. Die zweite Halbzeit war der Schlüssel, wir haben die Defensive von 6-0 auf 3-2-1 umgestellt, so konnten wir uns einige Bälle sichern und über den Gegenstoß einfache Tore erzielen. Aber Limoges gibt nicht auf, so war es ein offenes Match bis fast zum Ende. Alberto, du kannst stolz auf deine Mannschaft sein, und ich gebe meinem Team, auf das ich sehr stolz bin, morgen einen Tag frei.
Limoges-Trainer Alberto Entrerrios: Glückwunsch an den THW Kiel, der eine außerordentliche Mannschaft hat. Für uns war es fantastisch, hier in unserem ersten Jahr auf europäischer Bühne spielen zu dürfen. Wir haben heute alles in dieses Spiel gelegt, und wir hatten im Hinspiel unser wahres Gesicht gezeigt. Über beide Spiele gesehen war die Balance eher in Richtung THW Kiel geneigt.
THW-Toptorschütze Eric Johansson: Es waren zwei großartige, zwei harte und außerordentlich physische Spiele gegen Limoges. Im Hinspiel haben die Franzosen richtig gut und aggressiv bespielt, wir wussten daher, was heute auf uns zurollt. Aber wir wussten auch, dass wir ein Heimspiel haben und wir in einer großartigen Atmosphäre spielen. Unsere Fans waren heute wieder fantastisch, haben uns eine Menge Energie gegeben und uns sehr geholfen. Auch Dule war überragend, er hat viele Bälle geklaut und war einer der Schlüssel zum Sieg. Ich bin glücklich und unglaublich stolz, dass wir nach Hamburg fahren. Das war unser Ziel. Unser nächstes Ziel muss es jetzt sein, das Final4 mit unserer weißen Wand auch zu gewinnen. Zunächst aber fokussieren wir uns auf das Spiel gegen Stuttgart am Sonntag – das ist für uns richtig wichtig, und das wollen wir gewinnen.