Gruppensieg und direkter Viertelfinaleinzug: Zebras begeistern gegen Melsungen

European League

Gruppensieg und direkter Viertelfinaleinzug: Zebras begeistern gegen Melsungen

Handballfest in der Kieler Wunderino Arena: Der THW Kiel feierte mit seinen 6155 Fans im Hauptrunden-Finalspiel der EHF European League eine sportliche Gala. Die Zebras, unermüdlich angetrieben vom neunfachen Torschützen Elias Ellefsen á Skipagötu, überrollten den Tabellenführer der DAIKIN Handball-Bundesliga mit 35:24 (20:13). Die "weiße Wand" bejubelte eine unglaublich starke Leistung der jungen Zebraherde, die sich durch den Gruppensieg nicht nur direkt für das Viertelfinale des europäischen Wettbewerbs qualifizierte, sondern sich auch zwei schwere Play-off-Partien ersparte und in der Runde der besten Acht das Heimrecht im Rückspiel sicherte.

Domagoj Duvnjak ist zurück

Die Kieler Fans verwandelten die Wunderino Arena 60 Minuten lang in ein Tollhaus, waren in Finalstimmung und peitschten ihre Mannschaft permanent nach vorn. Jubel gab es schon vor dem Anpfiff, als sich Kapitän Domagoj Duvnjak nach langer Verletzungspause mit warmmachte. "Dule" machte ab der 16. Minute vorwiegend in der Abwehr erste Schritte auf dem Parkett, wurde für jede Aktion gefeiert - und zeigte mit zwei Steals und einem fantastischen No-Look-Pass auf Petter Överby bereits wieder seine Klasse. So musste THW-Trainer Filip Jicha nur noch auf Nikola Bilyk verzichten, der wegen seiner Oberschenkelverletzung weiterhin passen muss. Denn auch Rune Dahmke kehrte nach seinem beim Auswärtsspiel in Porto erlittenen tiefen Cut wieder zurück in den Kader. Die ersatzgeschwächt angereisten Gäste hatten zudem einen weiteren Schock zu verdauen: Aaron Mensing verletzte sich beim Stand von 8:4 für die Zebras ohne Gegnereinwirkung schwer und wurde mit dem Verdacht auf einen Achillessehnenriss in die Kabine gebracht.

Abwehrarbeit für Defensiv-Genießer

Wie schon beim Kantersieg vom vergangenen Freitag bei der SG BBM Bietigheim startete der THW Kiel auch in dieses "Finale tohuus" furios, legte eine grandiose erste Hälfte aufs Parkett. Die fest zupackende und bewegliche Abwehr vor dem guten Tomas Mrkva im Tor war die Basis für Ballgewinne. Wie die Zebras sich gegenseitig gegen den riesigen Dainis Krisopans halfen und trotzdem die Passwege zustellten, war eine wahre Freude für Abwehr-Genießer. Aus dieser bärenstarken Defensive heraus zogen die Kieler ein überragendes Tempospiel auf und waren im Abschluss kompromisslos. 3:0 stand's nach fünf Minuten. Elias Ellefsen á Skipagötu netzte zum 1:0 ein, Emil Madsen ließ das 2:0 folgen und Magnus Landin machte den Traumstart zum 3:0 perfekt.

Junges Rückraumtrio wirbelt MT durcheinander

Die Gäste mussten bis zur fünften Minute auf ihr erstes Erfolgserlebnis warten: Moraes traf zum 1:3, dem "Skippy" im direkten Gegenzug die 4:1-Führung folgen ließ. Schon jetzt war die Arena in Hochstimmung, feierte jede THW-Aktion. Wunderbar anzuschauen war dann der Kracher von Emil Madsen zum 5:2, das THW-Gespann im Rückraum mit Eric Johansson, á Skipagötu und Madsen fand sichtlich Spaß am Geschehen. Die drei wirbelten mit den permanenten Außen-Einläufern die MT-Abwehr durcheinander, legten das eigene Spiel breit an, suchten und fanden Lücken in der Abwehr der Hessen. Unglaublich der Pass von Skipagötu hinter dem Rücken auf Patrick Wiencek,traumhaft das Anspiel von Johansson auf Wiencek, stark Madsens Abschlüsse. Die Gäste benötigten einige Zeit, um das unglückliche Aus von Mensing zu verarbeiten. Trainer Parrondo stellte Adam Morawski für den erfolglosen Nebojsa Simic zwischen die MT-Pfosten, und für Mensing kam Nikolaj Enderleit in die Partie. Zwei Entscheidungen, die den Gästen half, halbwegs an den wie entfesselt aufspielenden Zebras dranzubleiben. 

20:13-Halbzeitführung

Johansson brachte den THW Kiel dann in der 18. Minute mit einem Doppelschlag auf 12:6 nach vorn, 14:7 hieß es wenig später nach dem Tempogegenstoß des quirligen "Skippy", der seine Chancen konsequent nutzte, genau wie Emil Madsen von der MT-Abwehr nie in den Griff zu bekommen war. Achtmal traf á Skipagötu in der ersten Halbzeit, war maßgeblich an der Kieler 20:13-Führung beim Pausenpfiff des guten spanischen Schieri-Gespanns beteiligt. Donnernder Applaus begleitete die Zebras in die Kabinen.

Wolff-Show nach Wiederbeginn

Aus denen kehrten die Kieler hochmotiviert zurück. Sie hatten nicht das geringste Interesse, den Vorsprung zu verwalten, sondern machten weiter Dampf. Und hatten mit Andreas Wolff jetzt einen Torhüter zwischen den Pfosten, der die ersten Minuten der zweiten Hälfte zu einer One-Man-Show umfunktionierte. Erst tauchte Endeleit frei vor dem THW-Keeper auf, Parade! Dann spazierte der wendige Balenciaga durch die THW-Abwehr: Endstation Andreas Wolff. Und schließlich versuchte es MT-Rechtsaußen Timo Kastening zweimal mit gutem Winkel aus kurzer Entfernung. Zweimal - genau! - zweimal kaufte Wolff seinem Nationalmannschaft-Kollegen den Ball ab, streckte seine Faust triumphal Richtung Hallendecke, feierte mit den Fans. Jetzt gab es kein Halten mehr, der THW steigerte sich in einen Rausch. Filip Jicha gab allen Spielern Einsatzzeiten, alle halfen mit, das Handballfest mit Tempo und Einsatz bis zum Ende auf hohem Niveau zu halten.

Zebras feiern Handball-Party

Als Wolff erneut die Faust Richtung Decke stieß, die Parade gegen Ignatov feierte, traf Lukas Zerbe in der 46. Minute zum 28:18. Es war die erste Zehn-Tore-Führung gegen den Favoriten. Hendrik Pekeler sorgte mit einem Doppelschlag für das 30:18, das THW-Handball-Fest ging weiter, ehe Melsungens 2,15-Meter-Mann Dainis Kristopans mit seinem erst zweiten Treffer in diesem Spiel den Schlusspunkt zum 35:24 inmitten von La-Ola-Wellen auf den Rängen und glücklichen Zebras auf dem Parkett setzte. Der THW Kiel hatte es geschafft: Durch den Gruppensieg ersparen sich die Zebras zwei schwere Play-Off-Spiele gegen Gummersbach im März und können sich bis zu den Viertelfinal-Partien am 22. April (auswärts) und am 29. April (zu Hause) gegen den Sieger der Partie aus dem Schweizer Top-Team HC Kriens-Luzern, Heimatclub von Andy Schmid, und den starken Franzosen von Limoges Handball auf die DAIKIN HBL und das Pokal-Final4 in Köln fokussieren.

Sonntag Bundesliga-Topspiel gegen die Löwen

Noch eine Partie, dann verabschieden sich die Zebras wieder zu ihren Nationalmannschaften. Doch diese letzte Begegnung vor den Quali-Spielen zur EHF EURO 2026 hat es für den THW Kiel richtig in sich: Am Sonntag empfangen die Zebras die Rhein-Neckar Löwen zum Topspiel der DAIKIN Handball-Bundesliga in der der Wunderino Arena. Das Hinspiel zum Saisonauftakt hatten die ersatzgeschwächten Kieler nach einer frühen roten Karte gegen Patrick Wiencek mit 27:32 verloren. Für das Rückspiel, das um 16:30 Uhr angepfiffen wird, gibt es bei CITTI, online unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT, die Sonntag ab 13:30 Uhr bis zum Anpfiff geöffnet hat, nur noch Resttickets. Fündig werden können THW-Fans auf der Suche nach Karten eventuell auch noch im offiziellen Zweitmarkt von Fans für Fans. Weiter geht’s gegen die Rhein-Neckar Löwen, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

EHF European League, Hauptrunde: THW Kiel – MT Melsungen: 35:24 (20:13)

THW Kiel: Mrkva (1.-30. und 1 Siebenmeter, 5 Paraden), Wolff (31.-60., 8 Paraden); Duvnjak, Reinkind (2), Landin (6), Överby (1), Wiencek (2), Johansson (2), Dahmke (n.e.), Zerbe (3), Kutz, Madsen (6), Pekeler (2), á Skipagötu (9), Imre (1/1); Trainer: Jicha
MT Melsungen: Morawski (13.-60., 12/2 Paraden), Simic (1.-13., keine Parade); Enderleit (5), Balenciaga (3), Sipos, Kristopans (2), Ignatow (1), Moraes (2), Soler (2), Svensson (3), Mensing (1), Kastening (3), Baruffet (2/1); Trainer: Parrondo

Schiedsrichter: Javier Alvarez Mata / Yon Bustamante Lopez (ESP)
Zeitstrafen: THW: 3 (Pekeler (26.), Johansson (32.), Zerbe (42.)) / MT: 3 (2x Sipos (19., 37.), Kirstopans (45.))
Siebenmeter: THW: 3/1 (Morawski hält 2x Imre (24., 29.)) / MT: 2/1 (Barrufet an die Latte (48.))
Spielfilm: 3:0, 5:2 (8.), 8:5 (13.), 10:5 (16.), 12:7 (19.), 14:7 (20.), 16:9 (22.), 16:11 (24.), 18:11 (25.), 20:13;
2. Hz: 21:13, 22:15 (37.), 24:15 (39.), 26:18 (43.), 30:18 (49.), 30:21 (52.), 32:23, 35:24.
Zuschauer: 6155 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

präsentiert das Spiel

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, die mit einer Menge Energie und Einsatz dieses Spiel bestritten hat. Wir genießen diesen Moment, auch wenn es auf unserer Marathon-Reise durch die Saison nur ein kleiner Zwischenerfolg war. Die Jungs haben sich auf jeden Fall aber trotzdem eine Belohnung verdient, jetzt freuen wir uns aber erst einmal über den direkten Viertelfinal-Einzug in der EHF European League. Unsere besten Wünsche gehen an Aaron Mensing, seine Verletzung war ein Schock-Moment für jeden hier in der Arena.

MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo: Kiel war heute viel besser als wir, deshalb Glückwunsch zum wirklich verdienten Sieg. Wir hatten keinen guten Start, hatten viele Schwierigkeiten mit dem Kieler Spiel. Nach Aarons Verletzung standen dann alle irgendwie unter Schock, und das Spiel schien nicht mehr so wichtig für uns. Aber: Wir müssen einfach weiter machen und mit den Spielern, die spielen können, am Freitag gegen Leipzig das Beste für uns herausholen.
MT-Kapitän Timo Kastening: Der THW Kiel war heute sehr deutlich überlegen, wir hatten keine Chance. Als Mannschaft müssen wir nun enger zusammenrücken und uns vor Augen führen, dass man in jedem Spiel mit jeder Besetzung die Chance hat, zu gewinnen. Sonst würden die so genannten Kleinen ja nie die so genannten Großen schlagen …Also: Jetzt ist nix mit rumheulen, wir packen es an.

THW-Rückraumspieler Emil Madsen: Wir haben eine großartige Team-Leistung heute gezeigt und eine Mannschaft, die zuletzt sehr stark gespielt hat und aktuell eine der besten der Welt ist, klar bezwungen. Wir haben richtig gut gespielt – so wie in den zwei Spielen zuvor auch. Wir hatten eine starke Abwehr, und dann kommst du eben auch zu Chancen. Nun schauen wir mit Spannung darauf, wer unser Viertelfinal-Gegner wird. Denn eines ist klar: Wer in das Viertelfinale der EHF European League einzieht, ist stark genug und hat es verdient, dort zu spielen. Deshalb müssen wir beide Partien, wenn sie denn anstehen, mit vollem Fokus absolvieren, um uns den Traum von Hamburg zu erfüllen. Auch ich denke an meinen Landsmann Aaron Mensing, wir hatten in dieser Saison auch bereits viele Verletzungen und können daher sehr gut nachempfinden, wie er und die Mannschaft sich jetzt fühlen.

THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe: Ich glaube, wir haben heute von Beginn an gezeigt, dass es schwer werden würde, uns zu schlagen. Wir haben uns in der Abwehr großartig unterstützt und konnten Melsungen damit unseren Stempel aufdrücken. Etwas, das uns in den letzten Spielen bereits ausgezeichnet hat. Aber die heutige Partie hat keinerlei Aussagekraft für die Bundesliga, wir wollten heute unbedingt direkt ins Viertelfinale einziehen. Das haben wir geschafft, darüber freuen wir uns jetzt und machen dann einfach weiter.

THW-Toptorschütze Elias Ellefsen á Skipagötu: Das war gut heute, wir haben von Anfang bis Ende gut gespielt. Die zwei Punkte waren richtig schön, der Gruppensieg ist richtig schön. Und es ist geil, dass ich nach der langen Verletzungspause meiner Mannschaft wieder helfen kann. Unser Plan ist es nun, den Schwung mit in die letzte Partie vor der Nationalmannschaft gegen die Löwen zu gehen.