WM: Norwegen besiegt Deutschland
Der Traum vom neuerlichen "Wintermärchen" ist zu Ende: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat im WM-Halbfinale in Vize-Weltmeister Norwegen ihren Meister gefunden. Nach einem über weite Strecken packenden Spiel gewannen die Norweger verdient mit 31:25 (14:12). 12500 Fans in der Barclaycard-Arena in Hamburg feierten trotzdem minutenlang die Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop, die durch einen ganz starken Heim-WM-Auftritt viele Sympathien gewonnen und Werbung für den Handball gemacht hatte. Für Deutschland geht es jetzt am Sonntag um 14:30 Uhr um WM-Bronze.
Riesen-Atmosphäre in Hamburg
Voller Emotionen startete die DHB-Auswahl in dieses Halbfinale
Eine atemberaubende Kulisse: Gesänge weit vor Anpfiff, eine Mannschafts-Vorstellung die man wohl bis nach Kiel in den vollbesetzten Public-Viewing-Handballbahnhof hören konnte, und 12.500 Fans, die die meiste Zeit das Spiel im Stehen verfolgten und - seit Pekeler und Wiencek - jeden Ballgewinn in der Abwehr feierten wie einen Torerfolg. Gegen den Vize-Weltmeister trat die deutsche Mannschaft auch mit prominenter Unterstützung an: Unter anderem verfolgten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, DOSB-Präsident Alfons Hörmann, Alt-Kanzler Gerhard Schröder und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther die Partie in der Barclaycard-Arena.
Norweger führen zur Pause
Und die hatte von Beginn an Feuer: Deutschland legte 3:1 vor, kassierte dann aber in Unterzahl eine schnelle Dreier-Serie der Norweger, die nach acht Minuten erstmals in Führung gingen. Doch die DHB-Auswahl hielt dagegen, mit zwei starken Paraden in Folge ebnete Wolff den Weg für Uwe Gensheimers 6:5. Nach dem 9:9 durch Gensheimer aber wendete sich das Blatt: Wieder bestrafte Norwegen eine deutsche Zeitstrafe doppelt, nach dem 9:11 durch Jöndal gelang der deutschen Mannschaft der Ausgleich bis zum Wechsel nicht mehr. Denn die Norweger, angeführt vom starken Röd, spielten mit unglaublichem Tempo, ließen so die deutsche Defensive nicht zur Entfaltung kommen. Und jeder Fehler der DHB-Auswahl im Angriff wurde konsequent bestraft - beim 13:10 führten die Gäste erstmals mit drei Toren. Ein Rückstand, der bis zur Pause auf 12:14 reduziert werden konnte - allerdings musste Deutschland auch die frühe zweite Zeitstrafe für Hendrik Pekeler verkraften.
Norwegen mit den besseren Antworten
Fassungslos: Hendrik Pekeler nach der dritten Zeitstrafe
Auch die zweite Hälfte begann Norwegen stärker - bekam dabei aber auch immer wieder Überzahlsituationen, die die Skandinavier eiskalt nutzten. Über 16:13 ging Norwegen nach 39 Minuten erstmals mit vier Treffern in Führung, wenig später musste Pekeler nach einer harten Entscheidung der beiden nicht immer souverän auftretenden Unparteiischen Horacek/Novotny zum dritten Mal für zwei Minuten auf die Bank. Das frühe Aus für die Kieler Abwehr-Kante, das die zunehmend verunsicherter wirkende deutsche Mannschaft weiter schwächte.
Sonntag Spiel um Bronze
Immer dann, wenn die DHB-Auswahl wieder in Schlagdistanz kam, wie nach Böhms 20:22 (44.), hatte Norwegen zumeist in Person von Röd oder Myrhol die prompte Antwort. Die DHB-Auswahl versuchte alles - am Ende reichte es aber nicht mehr: Norwegen zog in das Finale ein, wo Harald Reinkind & Co. am Sonntag um 17:30 Uhr auf Gastgeber Dänemark treffen. Für die deutsche Mannschaft geht es hingegen nach einem begeisternden Turnier um 14:30 Uhr (live im ZDF und beim Public Viewing im Handballbahnhof) gegen Frankreich um WM-Bronze.
Statistik, WM 2019, Halbfinale: Deutschland - Norwegen: 25:31 (12:14)
Deutschland: Heinevetter, Wolff; Gensheimer (7/4), Lemke, Wiencek, Wiede (5), Pekeler (1), Suton (1), Fäth, Weinhold, Groetzki (2), Häfner, Musche (1/1), Böhm (6), Kohlbacher (1), Drux (1)
Norwegen: Christensen, Bergerud; Sagosen (6), Myrhol (6), Jakobsen, Overby (1), Jöndal (4), Björnsen (3), Gullerud (1), Johannessen (1), O'Sullivan (1), Tangen (1), Reinkind, Blonz, Röd (7), Hansen
Schiedsrichter: Horacek / Novotny (CZE)
Siebenmeter: Deutschland: 5/5 / Norwegen: 3/3
Zeitstrafen: Deutschland: 7 (2x Kohlbacher, Drux, 3x Pekeler, Gensheimer) / Norwegen: 3 (Hansen, Overby, Gullerud)
Rote Karte: Pekeler (3. Zeitstrafe, 43.))
Zuschauer: 12.500 (ausverkauft) (Barclaycard-Arena, Hamburg)