Heimsieg gegen KPR Ostrovia: THW-Youngsters erleben mit den Fans einen „wunderschönen Abend“

European League

Heimsieg gegen KPR Ostrovia: THW-Youngsters erleben mit den Fans einen „wunderschönen Abend“

Beim Heimauftakt der EHF European League am Dienstagabend vor einer großartigen Kulisse mit 6045 Fans in der Wunderino Arena untermauerten die Zebras ihre Favoritenrolle in der Vorrundengruppe B. Mit einem nie gefährdeten 34:21 (16:9)-Erfolg über den polnischen Europapokal-Neuling Rebud KPR Ostrovia Ostrow Wielkopolski übernahmen die Zebras die Tabellenführung. Die Fans, die für eine großartige Stimmung sorgten, erlebten mit ihren Zebras einen "wunderschönen Abend", wie ihn Heim-Debütant Jesse Dahmke später beschreiben sollte. Er, Rasmus Ankermann und Leon Nowottny erhielten von THW-Trainer Filip Jicha viel Spielzeit und bedankten sich für das Vertrauen mit Toren, Pässen und Paraden. 

Einsatz für die Youngsters

 Die Gäste genossen sichtlich die großartige Atmosphäre im Kieler Handball-Tempel, waren ganz offensichtlich aber auch beeindruckt von der "großen Handball-Welt", in die sie als Tabellendritter der polnischen Superliga gerückt waren. Nach ordentlichem Start gerieten sie schnell hoch in Rückstand, hatten nie eine Chance, den deutschen Rekordmeister in Verlegenheit zu bringen. Lediglich zwei Tage vor dem Bundesliga-Spitzenspiel übermorgen beim VfL Gummersbach wurde der THW Kiel daher kaum ernsthaft gefordert. Trainer Filip Jicha nahm die Gelegenheit wahr, gab schon früh in der ersten Halbzeit seinen Nachwuchsspielern Rasmus Ankermann (18 Jahre), Jesse Dahmke (20) und Torhüter Leon Nowottny (20) die Chance, sich zu beweisen und gleichzeitig seine Stammspieler voe dem Bundesliga-Schlager zu schonen. 

Ankermann und Bilyk beste Schützen

Ein Handballspieler in einem weißen Trikot springt zum Wurf, während ein Verteidiger in blauer Uniform versucht, den Ball zu blocken. Das Spiel findet in einer überfüllten Halle statt, in der die Zuschauer aufmerksam zusehen.Kiels Youngster packten ihre Chance beim Schopfe, fanden gut ins Spiel hinein, waren torgefährlich und trugen sich mehrfach in die Torschützenliste auf europäischem Parkett ein. Es war ein Spaß, den jungen Handballern in Reihen des THW Kiel zuzuschauen. Die zahlreichen Fans auf den Rängen waren begeistert, feierten Kiels Nachwuchs. Lohn für die starken Leistungen: Alle drei Spieler bekamen von der 17. bis zur letzten Minute das Vertrauen ihres Trainers, durften durchspielen. Und freuten sich über viele anerkennende Worte und Gesten von ihren Mitspielern. Rasmus Ankermann war gemeinsam mit Nikola Bilyk gar bester THW-Schütze, beide trugen sich jeweils sechsmal in die Torjägerliste ein. 

"Wahnsinn, vor so einer großartigen Kulisse spielen zu dürfen"

Eine große, mit Zuschauern gefüllte Halle, in der ein Handballspiel stattfindet. Zwei Mannschaften spielen auf einem blauen Spielfeld, darüber sind Anzeigetafeln und Fahnen zu sehen. Helle Lichter beleuchten die Spieler und die jubelnde Menge.Zuletzt stark belastete Dauer-Zebras wie Eric Johansson, Harald Reinkind, Elias Ellefsen à Skipagötu oder Kapitän Domagoj Duvnjak wurden - wie Johansson - nicht eingesetzt oder durften sich auch eindlich einmal ein paar Verschnaufspausen gönnen. Klar, dass Rasmus Ankermann sich über die lange Spielzeit und das Vertrauen von Trainern und Mitspielern freute. "Das hat riesigen Spaß gemacht", sagte der 18-Jährige, der ansonsten in der A-Jugend-Bundesliga mit dem THW Kiel oder in der Dritten Liga beim TSV Altenholz seinen Handball-Alltag erlebt. "Es ist eine große Ehre für mich, das Vertrauen meiner Mitspieler und vom Trainer bekommen zu haben. Und es ist ein Wahnsinn, vor so einer großartigen Kulisse spielen zu dürfen. Natürlich sind mir auch ein paar Fehler unterlaufen. Aber davon lerne ich, ich bin noch jung."

Kieler Dominanz nach kurzem Eingewöhnen

Ein Handballspieler in einem braunen Trikot versucht, zwei Verteidiger in weißen Trikots zu überwinden, während ein Torwart in Rot vom Tor aus im Hintergrund zusieht. Die Szene ist angespannt und actionreich.Die 6045 Zuschauer sahen einen guten Beginn der Zebras, die aber erst einmal in Rückstand gerieten: 1:2 (3.). Bis zum 4:4 in der achten Minute blieben die Gäste vom Ergebnis her auf Augenhöhe, danach brach ein Kieler Gegenst0ß- und Torhagel über die Polen herein. Das anfängliche Mitfiebern bei den Fans wich purer Freude über die Zebras. Denn fortan nahm der THW Kiel das Heft in die Hand. Nikola Bilyk fühlte sich sichtlich wohl auf der Mittelposition, war über 60 Minuten ein starker Regisseur im Angriff. Auf den restlichen Positionen wechselte Jicha ständig durch, gab allen Spielern Möglichkeiten, sich in unterschiedlichen Rollen zu probieren. So kämpfte Magnus Landin lange Zeit im Mittelblock an der Seite von Veron Nacinovic oder Lukas Laube. Im Tor startete zunächst Andreas Wolff gleich in Bestform, hatte nach 17 Minuten bereits sechs Paraden auf sein Konto gebracht und war neben den Ballgewinnen von Steal-Monster Duvnjak maßgeblich an der schnellen Kieler Dominanz beteiligt. 

9:0-Lauf entscheidet früh die Partie

Ein Handballspieler in einem goldenen Trikot springt, um den Ball in Richtung Tor zu schießen, während ein Torwart in einem roten Trikot und einer schwarzen Hose seine Arme und Beine ausbreitet, um den Schuss auf einem blauen Spielfeld zu blockieren.Mit einem 9:0-Lauf (!) zwischen der achten und 22. Minute spielten die Kieler ihren hoffnungslos unterlegenen Gegner quasi in Grund und Boden, sorgten früh für eine Vorentscheidung und Begeisterung auf den Rängen. Großartig die Ballstafette über fünf Stationen, die Magnus Landin zum 6:4 vollendete. Prima der Reflex von Harald Reinkind, der nach seinem abwehrten Wurf blitzschnell zur Stelle war, den Nachwurf im Tor von Ostrovia versenkte. Sehenswert auch das Anspiel von Lukas Laube auf Magnus Landin, der zum 10:4 traf. Und weiterhin hilflos die Gäste, die auch nach der Auszeit ihres dänischen Trainers Kim Rasmussen keine Mittel fanden, die Kieler herauszufordern. Andreas Wolff durfte nach dem 11:4 von Bilyk (18:) schon in der 18. Minute auf der Bank Platz nehmen, Leon Nowottny war fortan Kiels letzte Instanz. Der 19-Jährige wurde in der zweiten Halbzeit zum guten Rückhalt für die Zebras und riss die Fans mit einem gehaltenen Gegenstoß sogar von den Sitzen.

Jesse Dahmke feiert Spiel-Debüt in der Wunderino Arena

Ein männlicher Handballspieler in einem weißen Trikot springt, um den Ball zu werfen, während ein Spieler in einem braunen Trikot vor ihm steht. Sie befinden sich auf einem Hallenplatz, während im Hintergrund eine Menschenmenge zuschaut.Großer Jubel dann nach dem ersten Treffer von Ankermann: Kunstvoll von Elias Ellefsen á Skipagötu angespielt, schmetterte der Youngster den Ball in die Maschen, legte den Grundstein für weitere Tore und wachsendes Selbstvertrauen. Jesse Dahmke stand seinem jungen Mitspieler nicht nach, nahm sich in der 30. Minute ein Herz und vollstreckte sicher zum 16:9-Halbzeitstand. Überhaupt Jesse Dahmke: Der junge Cousin von Nationalspieler Rune machte bei seinem Spiel-Debüt in der Wunderino Arena eine großartige Partie in der Abwehr, stopfte auf schnellen Beinen Löcher und warf sich unerschrocken in die Zweikämpfe mit den körperlich starken Polen. Der erste Torjubel nach dem Pausenpfiff galt dem Treffer von Rune Dahmke. Und der Passgeber? Cousin Jesse nach einem sehenswerten Ballklau. Sehenswert auch der Treffer von Jesse Dahmke zum 22:12, der mit einem Solo die halbe Ostrovia-Deckung umkurvte.

"Weiße Wand" feiert die Zebras

Jetzt fand auch Torhüter Nowottny mit großartigen Paraden in die Partie, nervte die polnischen Angreifer zwischen der 39. und 43. Minute mit vier Paraden am Stück. Die "weiße Wand" belohnte den THW-Torhüter mit lautem Jubel, Kollege Andreas Wolff streckte die Faust in die Luft, freute sich für den jungen Mann. Kieles 4:0-Lauf am Ende der einseitigen Partie sorgte dann auch zahlenmäßig für den Unterschied. Immerhin: Ostrovia erzielte nicht nur das erste Tor der Begegnung sondern auch das letzte: Robert Kamyszek beendete die Lehrstunde in Sachen Handball für den aktuellen Tabellensiebten der polnischen Superliga.

Spitzenspiel in Gummersbach am Donnerstag

Eine Gruppe männlicher Handballspieler in weißen Trikots steht zusammen; zwei von ihnen umarmen sich, während andere mit dem Gesicht zur Seite ihre Namen und Nummern zeigen, darunter Reinkind (6) und Bilyk (53). Die Atmosphäre scheint emotional zu sein.Nach der EHF European League ist erneut direkt vor einem wichtigen Spiel in der DAIKIN Handball-Bundesliga: Bereits am Donnerstag sind die Zebras beim heimstarken VfL Gummersbach gefordert. Spiel drei in sechs Tagen geht der THW Kiel mit lediglich einem einzigen taktisch-regenerativen Abschlusstraining als Vorbereitung an, direkt danach reist der schwarz-weiße Tross am Mittwochmittag ins gut 500 Kilometer entfernte Gummersbach. Dort wartet eine Mannschaft, die zum erweiterten Spitzenkreis gehört und gerade vor den eigenen Fans eine Macht ist: Von den letzten 14 Heimspielen hat der VfL nur eines verloren, in dieser Saison bereits die Füchse Berlin und die MT Melsungen ohne Zählbares nach Hause geschickt. Weiter geht’s in Gummersbach, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

EHF European League, Gruppenphase, 2. Spieltag: THW Kiel – Rebud KPR Ostrovia (POL): 34:21 (16:9)

THW Kiel: Nowottny (17.-60., 6 Paraden), Wolff (1.-17., 6 Paraden); Duvnjak (1), Reinkind (1), Landin (2), J. Dahmke (3), Laube (3), Johansson (n.e.), Ankermann (6), R. Dahmke (3), Zerbe (5/2), Bilyk (6), á Skipagötu, Imre (1), Nacinovic (3); Trainer: Jicha
Rebud KPR Ostorvia Ostrow Wielkopolski: Krekora (28.-41. und zwei Siebenmeter, 3/1 Paraden), Zimny (22.-28., keine Parade), Ligarzewski (1.-22., 41.-60., 6 Paraden, 1 Tor); Adamski (3/1), Urbaniak, Kamyszek (4), Klopsteg (1), Frankowski (6), Gavashelishvili, Marciniak, Wojciechowski (3), Smolikau (1), Burzak (2), Chojnacki, Krok (1); Trainer: Rasmussen

Schiedsrichter: Svavar Petursson / Sigurdur Thrastarson
Zeitstrafen: THW: 3 (2x Landin (23., 50.), Bilyk (34.)) / Rebud KPR: 3 (Smolikau (27.), Krok (28.), Frankowski (48.))
Siebenmeter: THW: 3/2 (Krekora hält Zerbe (28.)) / Rebud KPR: 1/1
Spielfilm: 0:1, 1:2 (3.), 4:2 (7.), 4:4 (9.), 13:4 (22.), 14:7 (25.), 16:9;
2. Hz.: 17:9, 17:11 (33.), 19:12 (35.), 23:12 (41.), 23:14, 26:16 (48.), 29:20 (55.), 34:21.
Zuschauer: 6045 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden mit dem Match und wie wir gespielt haben. Mit unserer offensiveren Abwehr haben wir mehr Druck gemacht auf unseren Gegner und konnten uns so absetzen. Zufrieden bin ich auch damit, dass wir bis auf Eric alle Spieler einsetzen konnten. Und ich bin sehr zufrieden mit dem Auftritt unser Youngster Jesse, Ramus und Leon. Das war schön, auch im Hinblick auf unsere sehr wichtige Woche, in der wir uns befinden. In nicht einmal 48 Stunden bestreiten wir unsere nächste große Herausforderung. Jetzt geht’s ins Bett, morgen früh wird trainiert und dann ab nach Gummersbach!

KPR Ostrovia-Trainer Kim Rasmussen: Das war ein großes Spiel für uns. Hier in dieser Arena, dem Handball-Mekka mit seiner großartigen Geschichte, gegen den THW Kiel zu spielen, hat uns gezeigt, dass wir im vergangenen Jahr viele Sachen gut gemacht haben müssen. Wir wussten, dass wir hier heute keine Chance haben werden. Stattdessen gab es eine gute Lehrstunde in Sachen Abwehrarbeit vom THW Kiel, wie man sich bewegt, wie man Druck macht. Wir waren für diese aggressive 5-1 nicht bereit. Aber meine Jungs haben gekämpft und ich bin sehr glücklich für sie, dass sie dieses Spiel erleben durften. Vergessen lassen möchte ich daher eigentlich nur die letzten fünf Minuten, in denen das Resultat zu deutlich wurde.

THW-Youngster Jesse Dahmke: Ich glaube, ich kann für alle Youngster, also Leon, Rasmus und mich, sprechen, wenn ich mich einfach nur bedanken möchte. Danke an die Mannschaft, danke an das Trainerteam und danke an den THW Kiel, dass er uns so etwas wie heute ermöglicht. Es war ein großartiges Spiel, und wir hatten eine Menge Spaß. Ich war froh, dass wir Youngsters den Etablierten ein bisschen Pause gönnen konnten. Für mich persönlich war es heute der Einsatz hier in dieser Arena. Ein Traum ist wahr geworden, und deshalb war es einfach nur ein wunderschöner Abend.

Ostrovia-Spieler Robert Kamyszek: Für uns alle ist es der Traum unseres Lebens, gegen Kiel und Montpellier zu spielen. Wir wollten heute unseren Handball zeigen, aber unglücklicherweise stand uns dabei der THW Kiel im Weg. Es war hart, aber wir wussten natürlich, wer hier gegen uns spielt.