Für den THW Kiel und die #weissewand: Zebras schlagen Magdeburg und holen Bronze
Letztes Spiel im THW-Trikot für die Zebra-Legenden Niclas Ekberg und Steffen Weinhold: Die THW-Granden verabschiedeten sich mit einem verdienten Sieg. Im Spiel um Bronze gegen den Bundesliga-Rivalen, Titelverteidiger und Deutschen Meister SC Magdeburg präsentierten sich die Zebras als die Einheit, die sie einen Tag zuvor im Halbfinale gegen Barca bereits hätten sein wollen. Die Zebras waren auf Wiedergutmachung aus, lagen beim Pausenpfiff bereits mit 23:14 Toren vorn, spielten und fighteten überragend in Abwehr und Angriff. Am Ende setzten sie sich mit einem hochverdienten 32:28-Triumph durch und feierten im letzten Spiel der Saison den ersten Sieg gegen den SCM. Lohn des bemerkenswerten Auftritts: Die Kieler bekamen die Bronzemedaillen umgehängt, bedankten sich mit dem Spiel und dem Erfolg bei ihrer "weißen Wand", die sie während der gewiss nicht einfachen Spielzeit überragend unterstützt hatte.
Sieg des Willens und der Emotionalität
Es war ein Sieg des Willens, der Emotionalität und vor allem ein würdiger Abschluss für Niclas Ekberg und Steffen Weinhold, die nach dem sehenswerten Spiel ihr THW-Trikot mit einem Erfolgserlebnis ausziehen durften. Bester Werfer im Kieler Dress war Eric Johansson, der siebenmal ins Magdeburger Tor traf, Ekberg verabschiedete sich mit guter Leistung, sechs Toren und herzlichen Umarmungen von Mitspielern und gegnerischen Akteuren. Als Sieger der Begegnung durfte sich vor allem auch THW-Torhüter Tomas Mrkva fühlen. Der Tscheche wurde zum wichtigen Rückhalt der Kieler 6:0-Abwehr, zum Albtraum für die SCM-Angreifer. Er hielt schon im ersten Durchgang zehn Bälle auf und knöpfte dem sonst so sicheren Magdeburger Siebenmeterschützen Omar Ingi Magnussen insgesamt drei Strafwürfe ab. Mrkva avancierte auch in der zweiten Hälfte, als die Magdeburger mit allen Mitteln gegen die drohende Niederlage kämpften, mit wichtigen Paraden zum Garanten des THW-Sieges.
Zebras geben Vollgas
Bereits vor dem Spiel der ewigen Bundesliga-Rivalen bekam Ekberg viel Zuspruch von seinen Mitspielern, wurde von Kapitän Domagoj Duvnjak vor den letzten gemeinsamen 60 Minuten fest und lange in den Arm genommen. So nahm der Schwede ein letztes Mal von Beginn an Fahrt auf: Er erzielte das erste Tor der Begegnung nach reaktionsschnellem Nachfassen, war in der fünften Minute von Rechtsaußen zum 3:1 zur Stelle und erzielte seinen dritten Treffer bereits nach sechs Minuten per Tempogegenstoß zur Kieler 4:1-Führung. Die rund 2000 THW-Fans im weiten Rund der Arena rieben sich die Augen, dieser THW war mit dem vom Vortag nicht zu vergleichen. Der SC Magdeburg biss sich immer wieder fest in der THW-Abwehr. Setzten sich Claar, Magnusson und Co doch einmal durch, war Mrkva zur Stelle. Zwar robbte sich der SCM nach 3:5-Rückstand in der siebten Minute noch einmal auf 5:5 heran, doch dann kam er gewaltig unter die Räder des THW-Express', der nach dem Dreier-Pack von Eric Johansson nach zehn Minuten mit 9:6 davonzog.
Überragende erste Hälfte
Als Eric Johansson beim Versuch, einen Abpraller zu greifen, von Christian O'Sullivan hart im Gesicht getroffen wurde, gab's einen Videobeweis. Die Unparteiischen zögerten nicht lange, zogen Rot und verwiesen den SCM-Abwehrchef des Feldes. Schon gegen Aalborg hatte es O'Sullivan erwischt. Es war der zweite Feldverweis innerhalb von 24 Stunden für den Norweger im SCM-Trikot. Die Kieler antworteten mit einem 3:0-Lauf: Magnus Landin traf nach Johansson-Pass, Ekberg war per Siebenmeter erfolgreich, und Hendrik Pekeler verwandelte vom Kreis. Nach 16 Minuten hieß es 12:7. Und die Zebras machten weiter Tempo. Duvnjak tauchte frei vor dem SCM-Tor auf, Johansson wuchtete den Ball nach 22 Minuten zum 17:10 ins Magdeburger Tor. Auf der anderen Seite stand immer wieder Mrkva im Weg, während Magdeburgs Torhüter Sergej Hernandez kaum eine Hand an den Ball bekam.
Zebras wehren sich gegen Magdeburger Lauf
Ekberg und Landin krönten die großartige erste Halbzeit der Zebras schließlich mit ihren Treffern zum 23:14-Halbzeitstand. 24 Stunden zuvor hatten die Kieler insgesamt nur 18-mal gegen Barcelona getroffen. Und die zweite Halbzeit? Stand vor allem im Bemühen der Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert, das Spiel noch zu drehen, das kleine Handball-Wunder zu schaffen. Jetzt waren es vor allem Gisli Kristjansson und Magdeburgs bester Torschütze, Lukas Mertens (sieben Treffer), die Kiels Abwehr beschäftigten. In der 46. Minute war der SCM dann tatsächlich auf 23:27 herangerückt, doch der THW ließ sich nicht beeindrucken.
Bronze zum Abschied
Auch, weil Mrkva immer wieder ein näheres Heranrücken des Titelverteidigers verhinderte. Insgesamt hielten die Zebras dagegen und durften sich in den letzten Minuten vor allem auf Nikola Bilyk verlassen, der drei wichtige Tore erzielte. Sein letztes 30 Sekunden vor dem Abpfiff zum 32:28-Endstand war die Entscheidung. Zum ersten Mal in dieser Spielzeit hatten die Kieler den SC Magdeburg besiegt und nicht nur ihren Fans, sondern der Handball-Welt gezeigt, was in ihnen steckt. Deshalb feierten die Kieler ihren Neuanfang und verabschiedeten Ekberg und Weinhold würdevoll.
Saisonausklang in der Forstbaumschule
Am Montag wollen sich die Zebras nach der Rückkehr aus Köln bei ihren Fans bedanken: Um 11 Uhr beginnt der traditionelle Saisonausklang in der Forstbaumschule, bei dem die Spieler des THW Kiel sich mit ihren Anhängern gemeinsam in die Sommerpause, die geprägt wird von den Olympischen Spielen in Paris, verabschieden möchten. Die Saison 2023/2024 ist Geschichte - am Montag in der Forstbaumschule wird auch die Zeit sein, sich auf etwas Neues zu freuen. Das Highlight der Vorbereitung wird das Abschiedsspiel für Niclas Ekberg und Steffen Weinhold am 16. August in der Wunderino Arena, für das der Vorverkauf bereits auf Hochtouren läuft. Weiter geht’s im August, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn
TruckScout24 EHF Final4, Spiel um Bronze: SC Magdeburg - THW Kiel 28:32 (14:23)
SC Magdeburg: Hernandez (1.-21., 27.-60., 10/1 Paraden), Aggefors (21.-27., keine Parade); Chrapkowski, Musche, Claar (4), Kristjansson (5), Pettersson, Smarason (2), Magnusson (3/2), Hornke (3), Weber (1), Lagergren, Mertens (7), Saugstrup (2), O’Sullivan (1), Bergendahl; Trainer: Wiegert
THW Kiel: Mrkva (1.-60., 16/3 Paraden ), Bellahcene (n.e.); Duvnjak (1), Reinkind (3), Landin (6), Øverby, Weinhold, Wiencek, Ekberg (6/2), Faust (n.e.), Johansson (7), Dahmke, Wallinius, Bilyk (6), Pekeler (3), á Skipagötu; Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Adam Biro / Oliver Kiss (Ungarn)
Siebenmeter: SCM: 5/2 (Mrkva hält 3x Magnusson (8., 38., 48.)) / THW: 3/2 (Hernandez hält Ekberg (50.)
Zeitstrafen: SCM: 2 (Kristjansson (30.), Mertens (50.), Pettersson (53.)) / THW: 7 (Pekeler (8.), Landin (9.), Dahmke (11.), Duvnjak (17.), Weinhold (33.), Johansson (36.), Wiencek (44.))
Rote Karte: O’Sullivan (grobes Foulspiel, 12.))
Spielfilm: 0:2 (3.), 1:2, 1:4 (6.), 3:5 (7.), 5:5 (7.), 5:8 (9.), 7:9 (11.), 7:12 (15.), 8:14 (19.), 10:16 (21.) 10:18 (24.), 12:18 (25.), 12:20 (27.), 14:23;
2. Hz.: 15:24, 16:25 (35.), 19:25 (38.), 20:27 (42.), 23:27 (46.), 25:30 (55.), 27:30 (57.), 28:32.
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft) (Lanxess Arena, Köln)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Wir sind zufrieden, dass wir eine bessere Leistung als gestern zeigen konnten. Gestern war nicht genug im Angriff. Auch die Spieler waren unglaublich enttäuscht.-Jetzt bin ich aber auch froh, dass die Saison endlich zu Ende ist.
SCM-Trainer Bennet Wiegert: Wir alle wollten so viel mehr, jetzt bin ich richtig unglücklich mit diesem Wochenende – nicht aber mit der Saison. Das Spiel heute: Wr hatten 15 richtig schlechte Minuten, die neun Tore Rückstand zur Pause waren zu viel gegen den THW Kiel in dieser Verfassung. Aber wir haben nicht aufgegeben, haben alles versucht. Auch ich bin glücklich, dass die Saison zu Ende.
Niclas Ekberg: Heute mit einem Sieg mein letztes Spiel u bestreiten, war ein Traum-Ende. Ich werde aber ein paar Stunden brauchen, um zu realisieren, dass ich nicht mehr für den THW Kiel spielen werde. Diese Medaille schmeckt gut, weil wir gezeigt haben, dass wir es besser können als gestern.