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Mit Willen und viel Leidenschaft: THW Kiel holt einen Punkt in Aalborg

Champions League

Mit Willen und viel Leidenschaft: THW Kiel holt einen Punkt in Aalborg

Ohne den Top-Torschützen Harald Reinkind und Chef-Trainer Filip Jicha, dafür mit viel Leidenschaft, großem Willen und der famosen Unterstützung durch 350 mitgereiste Fans hat der THW Kiel einen Punkt bei der dänischen Weltklasse-Mannschaft Aalborg Handbold geholt. Sechs Tage nach der Hinspiel-Klatsche gegen die Dänen und 74 Stunden nach dem kraftraubenden Erfolg gegen die bis dato ungeschlagenen Füchse Berlin wäre im hohen Norden für die von Co-Trainer Christian Sprenger geführten Zebras sogar mehr drin gewesen als das 27:27 (17:13). Am Ende schwanden bei den Kielern allerdings die Kräfte, während Aalborg sich Tor um Tor zurück kämpfte. In den dramatischen Schlusssekunden verwarfen beide Teams noch jeweils einen Siebenmeter, letztlich teilte man sich dann die Punkte. "Was dieser Zähler wert sein kann, werden wir am Ende der Gruppenphase sehen", sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi.

Ohne Filip Jicha und Harald Reinkind nach Aalborg

Die Reise nach Aalborg hatte für die Zebras mit zwei Hiobsbotschaften begonnen. Chef-Trainer Filip Jicha musste erkrankt in Kiel bleiben, und auch Harald Reinkind stieg nicht in den Mannschaftsbus: Der norwegische Halbrechte, über alle Wettbewerbe gesehen bester Torschütze des THW Kiel, verletzte sich gegen Berlin an der Wadenmuskulatur. Er verpasste dadurch in seinem fünften Jahr bei den Zebras erst sein zweites Spiel, hatte zuvor 101 Spiele in Folge für den THW Kiel bestritten. Weiterhin fehlte den Kielern neben den Langzeitverletzten Vincent Gerard und Steffen Weinhold auch der an einer Oberschenkel-Blessur laborierende Rune Dahmke. 15 Spieler hatte Sprenger in Aalborg zur Verfügung, und auf einen kam eine besondere Aufgabe zu: Eduardo Gurbindo.

Starker Gurbindo als Alleinunterhalter auf Halbrechts

Der 36-jährige Spanier musste in Aalborg als Alleinunterhalter im rechten Rückraum ran - und löste diese Aufgabe stark. Im Rückzug sorgte er für Ballgewinne, störte zudem die Kreise der bärenstarken Rechtshänder im Rückraum der Dänen. Und vorn spielte "Gurbi" ein ums andere Mal seine Klasse aus - wie zum Beispiel bei seinem Kempa-Tor zur 16:12-Führung. Doch von Anfang an: Die Zebras erwischten vor 5.500 Zuschauern im "Gigantium" einen Klasse-Start, weil Torhüter Samir Bellahcene überhaupt keine Anlaufzeit benötigte. Seine beiden Paraden münzten der insgesamt stark spielende Eric Johansson, der erneut alles in die Partie hineinwerfende Patrick Wiencek und Gurbindo in ein 3:1 um. Aalborg konterte mit zwei von Mikkel Hansen verwandelten Siebenmetern zum 3:3, ging wenig später nach zwei Paraden von Ex-Zebra Niklas Landin durch Björnsen erstmals in Führung (5:4, 12.). Doch anders als in der Vorwoche ließen sich die Kieler davon nicht schocken: In Unterzahl brachte Wiencek Schwarz-Weiß wieder mit 8:7 nach vorn.

Kieler Pausenführung

Es folgten umkämpfte Minuten, in denen der THW Kiel stets vorlegte und Aalborg nachzog. Bis zur 19. Minute. Dann lieferten die Zebras einen bärenstarken Zwischenspurt ab: Der überragende Nikola Bilyk, mit sechs Treffern am Ende erfolgreichster Kieler Werfer, Johansson mit einem verwandelten Gegenstoß, Niclas Ekberg aus schwierigem Winkel, erneut Bilyk und Johansson ließen die lautstarke Kieler Fankurve jubeln. 14:9 führten die Kieler nach diesem 5:-0-Lauf und hinterließen auch dank ihrer bärenstarken Abwehr Eindruck bei den Gastgebern. Die versuchten sich kurz im Sieben-gegen-Sechs, was Johansson mit dem 15:10 ins leere Tor bestrafte. Mit einem verwandelten Siebenmeter stellte Ekberg dann den 17:13-Pausenstand sicher. Während sich die Aalborger Fans, in Erwartung eines weiteren klaren Sieges in die Halle gekommen, verwundert die Augen rieben, sammelten die vielen Kieler Anhänger Kraft für die zweite Halbzeit.

Zebras beeindrucken Aalborg

Denn die sollte es in sich haben, beide Teams legten noch einmal an Intensität zu. Die Kieler Defensive verschob mit großer Leidenschaft, aber eben auch kräftezehrend. Und im Angriff wurde weiter mit großem Willen und Selbstbewusstsein geworfen. Die Konsequenz: Nach zwei Paraden von Tomas Mrkva, zur Pause gekommen, nutzten Bilyk, Wiencek - nach Traumpass von Gurbindo - Ekberg von der Siebenmeterlinie und erneut Bilyk ihre Chancen. Auf 22:15 zogen die Zebras weg, erlebten kurz darauf aber eine Mini-Delle im Spiel, die Aalborg mit einem 4:1-Lauf wieder auf 19:23 herankommen ließ. Die Schrecksekunde, als Ekberg von Barthold abgeräumt wurde und mit Schmerzen liegenblieb, schärfte dann aber wieder die Sinne der Kieler: Á Skipagötu verwandelte den fälligen Siebenmeter, Karl Wallinius traf zum 25:19.

Punkteteilung nach dramatischer Schlussphase

Die Sechs-Tore-Führung hatte auch in der 52. Minute noch Bestand, als Gurbindo in Unterzahl ein Klasse-Tor zum 27:21 gelang. Doch die umstrittene Zeitstrafe gegen Hendrik Pekeler hatte trotzdem Folgen für den THW: Mit zwei schnellen Toren schöpfte Aalborg wieder Mut, nahm eine Auszeit und deckte fortan in einer 3-3-Formation. Eine Variante, die die Zebras mit ihrem enormen Kräfteverschleiß sichtbar vor Probleme stellte, ihnen das Tempo raubte. Da zudem Niklas Landin in dieser Phase einige wichtige Paraden gelang, und die Aalborger nun auch das Glück gepachtet hatten - Nilssons Wurf prallte von der Latte an Mrkvas Rücken und von dort ins Tor - war beim 27:26 (57.) die Partie wieder offen. Hald war es, der schließlich zum Ausgleich traf, nun drohte den Kielern sogar noch eine Niederlage: Es folgten die dramatischen letzten Sekunden mit Siebenmeter-Fehlwürfen auf beiden Seiten, bevor Duvnjak schließlich mit seinem Wurf an Landin scheiterte und so die Punkteteilung manifestiert wurde. Beide Fanlager feierten anschließend ihre jeweilige Mannschaft - für ein Spiel, das den Titel Königsklassen-Kracher wirklich verdient hatte. Und mit dem die Zebras ihre Tabellenführung in der gleichsam bärenstarken wie ausgeglichenen Gruppe A - Platz eins und sechs trennen nur drei Punkte - verteidigten.

Zebras am Sonntag in Stuttgart gefordert

Die Kieler reisen nach der Partie im Mannschaftsbus direkt wieder nach Kiel. Wunden lecken und die Vorbereitung auf die nächste wichtige Aufgabe starten: Denn auch in der LIQUI MOLY HBL ist der THW Kiel auswärts gefordert. Am Sonntag geht es zum TVB Stuttgart. Anwurf in der Porsche-Arena ist um 18 Uhr, Dyn überträgt live. Auch der mobile THW-Fanshop wird in der baden-württembergischen Landeshauptstadt vor Ort sein, um auch den süddeutschen Fans der Schwarz-Weißen Gelegenheit zum Geschenke-Shopping zu geben. Zuhause sind die Kieler dann wieder am Donnerstag, 30. November, gefordert: Um 18:45 Uhr erwarten sie Paris Saint-Germain zum Königsklassen-Klassiker: Tickets gibt es online unter www.thw-tickets.de, bei CITTI und in der THW-FANWELT. Weiter geht’s in Stuttgart, Kiel!

Fotos: Sascha Klahn / Aalborg Handbold 

Machineseeker EHF Champions League, 8. Spieltag: Aalborg Handbold – THW Kiel 27:27 (13:17)

Aalborg Handbold: N. Landin (1.-60., 10 Paraden), Norsten (1 Siebenmeter, keine Parade); Nilsson (5), Wiesmach, Barthold (1), Hald (5), Höxer (3), Larsen, Vlah (2), Björnsen (4), Möllgaard, Antonsen (1), Juul (3), Hansen (3/3), Munk; Trainer: Madsen
THW Kiel: Mrkva (31.-60. und 1 Siebenmeter, 5 Paraden), Bellahcene (1.-30., 5 Paraden); Ehrig (n.e.), Duvnjak, M. Landin (2), Battermann (n.e.), Øverby, Wiencek (5), Ekberg (5/3), Johansson (4), Gurbindo (3), Wallinius (1), Bilyk (6), Pekeler, á Skipagøtu (1/1); Trainer: Sprenger

Schiedsrichter: Vaidas Mazeika / Mindaugas Gatelis
Siebenmeter: Aalborg: 4/3 (Hansen drüber (60.)) / THW: 5/4 (Ekberg an die Latte (59.))
Zeitstrafen: Aalborg: 1 (Barthold (49.)) / THW: 4 (Wiencek (9.), 2x Pekeler (16., 51.), Duvnjak (20.))
Spielfilm: 1:0, 1:3 (3.), 3:3 (5.), 5:4 (12.), 7:6, 7:8 (17.), 9:9 (18.), 9:14 (24.), 10:15 (27.), 12:15 (28.), 13:17;
2. Hz.: 15:18 (34.), 15:22 (38.), 18:22 (42.), 19:23 (46.), 19:25 (50.), 21:27 (52.), 27:27 (58.).
Zuschauer: 5.500 (ausverkauft) (Gigantium, Aalborg)

Stimmen zum Spiel: 

Das Spiel wird präsentiert von NTT Data

THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: Mehr als 300 Fans aus Kiel… Das war wirklich eine fantastische Atmosphäre, in der Fans beider Mannschaften zusammen gefeiert haben. Es war wirklich ein hartes Spiel. Unser Ziel war es, es besser zu machen als letzte Woche, und das ist uns sicher gelungen. Vieles lief so, wie wir es uns vorgenommen hatten. Es war schwer ohne unseren Trainer und Harald Reinkind, aber die Mannschaft hat einen guten Job gemacht. Vielleicht haben wir etwas zu früh begonnen, die Partie verwalten zu wollen. Dann hatten wir unsere Probleme gegen die offensive Deckung, so dass es zu diesem dramatischen Ende kommt. Direkt nach dem Spiel fühlt es sich an, als ob wir einen Punkt verloren hätten. Aber man wird erst am Ende der Gruppenphase sehen, wofür der gewonnene Punkt gut sein kann.

THW-Co-Trainer Christian Sprenger: Für mich war das heute eine große Verantwortung, die mir übertragen wurde. Ich hatte aber zwei Tage Vorlauf, mich auf diese Situation vorzubereiten. Ich wusste ja, dass Filip krank ist. Er hat trotz seiner Grippe viel Arbeit in dieses Spiel investiert. Den Rest hat dann die Mannschaft erledigt, die mit der Situation ebenfalls großartig umgegangen ist.

THW-Linkshänder Eduardo Gurbindo: Es war ein großartiges Spiel in einer außergewöhnlichen Atmosphäre. Klar, waren wir vorn, hatten immer wieder aber auch kleinere Schwächephasen in diesem Spiel. Dann kommt diese vollkommen verrückte Schlussphase, in der beide Mannschaften einen Siebenmeter verwerfen. Das Positive für uns ist, dass wir mit diesem Punktgewinn das Bild, das man von uns in der letzten Woche hatte, zurecht rücken konnten. Wir sind auf einem guten Weg, diesen wollen wir nun weiter gehen.

Aalborgs Trainer Stefan Madsen: Wir sind froh, dass wir es geschafft haben, das Spiel zu drehen und einen Punkt zu holen. Denn wir waren in der ersten Halbzeit völlig von der Rolle und nicht aggressiv genug.

Aalborgs Rückraumspieler Mads Höxer: Es war schön, viele Kieler Fans zu sehen. Und es war ein sehr wichtiger Punkt für uns in dieser engen Gruppe. Unsere Verteidigung war am Ende wirklich gut, und Kiel konnte kein Tor mehr werfen. Dann kamen wir näher und hatten das Gefühl, dass wir vielleicht einen Punkt mitnehmen können.