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Zebras zelebrieren vor großartiger Kulisse Handball-Gala gegen Celje

Champions League

Zebras zelebrieren vor großartiger Kulisse Handball-Gala gegen Celje

Wiedergutmachung hatten sich die Spieler vom THW Kiel nach der bitteren 36:38-Hinspiel-Niederlage beim slowenischen Topklub RK Celje Pivovarna Lasko für das Rückspiel in Kiel auf die Fahnen geschrieben. Und die Mannen von Trainer Filip Jicha lösten ihr Vorhaben am Mittwochabend in der Wunderino Arena mit einer Handball-Gala eindrucksvoll ein, siegten mit 39:27 (17:15) Toren und bewahrten sich vor der abschließenden Partie der Machineseeker EHF Champions League im norwegischen Elverum die Möglichkeit, den Sprung auf Platz drei der Gruppe B in der Handball-Königsklasse zu schaffen. Platz vier, der in den Qualifikationsspielen Richtung Viertelfinale ebenfalls Heimrecht im Rückspiel garantiert, ist auf jeden Fall in trockenen Tüchern. Angefeuert von der zweitgrößten Kieler Kulisse in der diesjährigen Gruppenphase spielten sich die Zebras gegen Celje phasenweise in einen Rausch.

Magnus und Niklas Landin waren Sieggaranten

Bester Torschütze: Magnus Landin

Es war der neunte Kieler Sieg im 14. Aufeinandertreffen mit dem Champions-League-Sieger aus dem Jahr 2004. Bester Kieler Werfer gegen den ruhmreichen Rokometni Klub (Handball-Klub) Celje war Linksaußen Magnus Landin, der eine hundertprozentige Wurfausbeute verzeichnete, insgesamt neun Mal für den THW traf. Kiels Sieggarant war aber auch Landins Bruder Niklas, der hinter einer bärenstarken Deckung zwischen den Pfosten stand und insgesamt 21 Bälle der slowenischen Angreifer unschädlich machte. In bester Erinnerung bleibt das Spiel ganz sicher für Linksaußen Rune Dahmke, der von Trainer Filip Jicha in den zweiten 30 Minuten auf Rechtsaußen eingesetzt wurde. Dahmke erzielte dabei sein einziges Tor - aber eben mit Rechts von der rechten Seite. "Ein Tor von Rechtsaußen?", sinnierte der Nationalspieler und lächelte, "habe ich in meiner Karriere wohl noch nie gemacht, ich kann mich jedenfalls nicht erinnern." Was machte den Unterschied zum Hinspiel aus? Ganz sicher die großartige Kieler Defensive mit Abwehrchef Hendrik Pekeler vorneweg. "In der ersten Halbzeit standen wir schon ganz ordentlich", analysierte Rune Dahmke, "aber in der zweiten Halbzeit war es großartig, wir haben es dem Gegner sehr schwer gemacht." 

Großartige Kulisse

Für den letzten Gruppenphasen-Heimspielabend in der Königsklasse war alles vorbereitet: 7803 Zuschauer, darunter viele hundert Mitglieder zahlreicher Clubs aus dem gesamten Land, die gemeinsam den THW-"Tag der Vereine" in der Wunderino Arena feierten, sorgten für die zweitbeste Kulisse der diesjährigen Spielzeit. Und das schien auch die Spieler zu beflügeln - Celje legte vor, ging durch seinen Kreisläufer-Koloss Matic Suholeznik 1:0 in Führung, doch es blieb die einzige für den Gast in den gesamten 60 Minuten. Der quirlige Kieler Angriff, in dem zunächst Mittelmann Miha Zarabec, der drei Jahre das RK-Trikot getragen hatte, die Zügel in Händen hielt und mit viel Spielfreude agierte, wirbelte die kompromisslose und wie schon im Hinspiel extrem bissige Gästeabwehr durcheinander. Magnus Landin glich von Linksaußen aus, Miha Zarabec traf mit sehenswertem Stemmer unter die Torlatte zur Kieler 2:1-Führung. RK glich dann durch Suholeznik noch einmal zum 2:2 aus, ehe Linkshänder Steffen Weinhold sein wunderbares Solo nach gekonntem Wackler zum 3:2 einnetzte. Petter Överby traf zum 4:2, Hendrik Pekeler zum 5:3 nach neun Minuten. Für die erste Drei-Tore-Führung war erneut Steffen Weinhold verantwortlich: 9:6 hieß es nach 14 Minuten für Kiel. Miha Zarabec freute sich nach 19 Minuten über sein drittes Tor und die Kieler 12:9-Führung.

Kieler müssen sich in Geduld üben

Spielfreudiger Wirbelwind: Miha Zarabec

Und Celje? Schien - anders als im Hinspiel - darauf bedacht, permanent auf die Tempo-Bremse zu treten. Trug die Angriffe quälend langsam vor, um am Ende nach minutenlanger Kieler Abwehrarbeit doch häufig noch eine Lücke im festen THW-Verbund zu finden. Die Zebras indes mussten sich in Geduld üben, ließen sich aber durch die Spielweise der Gäste nicht aus dem Konzept bringen, das Filip Jicha ihnen mit auf den Weg gegeben hatte. Jicha musste zwar erneut auf seine Langzeitverletzten Karl Wallinius, Sven Ehrig und Niclas Ekberg verzichten, setzte gegen Celje wie schon gegen Hamm auf eine schlagkräftige Einheit: Nach 20 Minuten brachte er Eric Johansson, Domagoj Duvnjak, Harald Reinkind und Rune Dahmke neu in die Partie. Schnelle Ausrufezeichen setzte vor allem der junge Schwede: Johansson kam, sah und traf - dreimal noch vor der Halbzeitpause. Und jedesmal wurden seine Kracher von lautem Jubel der Fans in der Wunderino Arena begleitet. Nur das Pech mit Holztreffern und leichtfertig ausgelassenen Chancen verhinderte dann eine klarere Kieler Führung als das 17:15 beim Pausenpfiff durch die rumänischen Unparteiischen.

THW zündet den Tempo-Turbo

Erzielte vier Treffer: Steffen Weinhold

Der THW kehrte extrem torhungrig aus den Kabinen zurück und zündete fortan noch mehr den Tempo-Turbo als in Halbzeit eins: Sander Sagosen drosch den Ball zum 18:15 in die Maschen des Celje-Tores, in das Trainer Toskic Gal Gabersek stellte. Gabersek hatte den Kieler Angreifern im Hinspiel den Spaß mit Glanzparaden am Stück verdorben. Vergangenheit. Jetzt waren die Kieler Angreifer an der Reihe. Dreimal traf Domagoj Duvnjak nacheinander, Kiels Kapitän war nicht zu bremsen. Der 3:0-Lauf nach Toren von Magnus Landin, Steffen Weinhold und nochmals Magnus Landin stellte das Ergebnis nach 38 Minuten dann auf die erste Kieler Fünf-Tore-Führung und den 24:19-Zwischenstand. Nach Sander Sagosens Zaubertor und Magnus Landins Kontertreffer stand's 26:20 (42.), Trainer Toskic setzte auf die Wirkung seiner Auszeit, redete auf seine Mannschaft ein.

Traum-Handball vor begeisterten Fans

Die Zebras bedankten sich lange bei ihren Fans

Doch der THW-Express nahm jetzt noch einmal richtig Anlauf. Immer wieder war es Niklas Landin, der den Ball stoppte, seinen Angriff fütterte. Egal, von welcher Position: Landin spielte mit den Celjer Angreifern das "Hase und Igel"-Spiel, war stets zur Stelle und trieb seine Gegenüber mit Glanzparaden in Serie zur Verzweiflung. Seine Mitspieler machten weiter Druck, spielten sich phasenweise in einen Rausch und setzten den weiter robust zu Werke gehenden Kontrahenten permanent unter Druck. Großartig der Treffer von Sander Sagosen in der 47. Minute, der unter Zeitdruck zum 28:21 traf. Magnus Landin krönte seine Glanzleistung mit Tor Nummer neun in der 50. Minute zum 31:22, dann folgte das 32:22 durch Domagoj Duvnjak, der THW war zehn Tore enteilt und immer noch nicht satt. Per Doppelschlag stellte Patrick Wiencek das Ergebnis auf 38:24, unglaublich sein zweiter Treffer: Dahmke hatte Wiencek vom eigenen Kreis mit einem "Touchdown-Pass" angespielt, der Kreisläufer-Hüne den Ball mit einer Hand gefangen und aus der Drehung direkt verwandelt. Die Entscheidung war natürlich längst gefallen, Zarabec ließ sich für einen Steal feiern, die Fans ließen es auf den Rängen krachen, und als Niklas Landin den frei vor ihm auftauchenden Gal Marguc mit dem Schlusspfiff erneut düpierte, setzte der Hauptdarsteller dieses Abends seinen würdigen Schlusspunkt unter eine Handball-Gala.

Zebras bestreiten jetzt einen Auswärts-Doppelpack

Nach den beiden erfolgreichen und mit viel Spielfreude gestalteten Heimspielen gegen Hamm und Celje gehen die Zebras wieder auf Reisen: Noch vor dem Gruppenphasen-Finale in der Machineseeker EHF Champions League in Elverum (Mittwoch, 18:45 Uhr) haben die Kieler eine schwere Auswärtsaufgabe in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga vor der Brust: Am Sonntag sind sie beim DHB-Pokal-Halbfinalisten TBV Lemgo Lippe gefordert. Anwurf in der Phoenix Contact Arena, vor der auch der mobile THW-Fanshop stehen wird, ist um 16:05 Uhr. Sky überträgt live. „Das Hinspiel haben wir verloren, die Punkte wollen wir uns jetzt am Sonntag wiederholen“, gibt sich THW-Kapitän Patrick Wiencek kämpferisch. Weiter geht’s in Lemgo, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

Machineseeker EHF Champions League, 13. Spieltag: THW Kiel – RK Celje Pivovarna Lasko 39:27 (17:15)

THW Kiel: N. Landin (1.-60., 20 Paraden, 1 Tor), Mrkva (n.e.); Duvnjak (4), Sagosen (4), Reinkind (2), M. Landin (9/3), Øverby (1), Weinhold (4), Wiencek (3), Fraatz, Johansson (4), Dahmke (1), Zarabec (5), Schwormstede, Bilyk, Pekeler (1); Trainer: Jicha
RK Celje Pivovarna Lasko: Belkaied (36.-47., 1 Parade), Gabersek (1.-36., 47.-60., 10 Paraden); Strmljan (3), Knez, Mazej (2), Cokan (1), Marguc (2/1), Antonijevic, Ivankovic (5), Janc (5), Muhovic, Zabic (1), Mlakar, Vlah (2/1), Suholeznik (6); Trainer: Toskic

Schiedsrichter: Bogdan Nicolae Stark / Romeo Mihau Stefan (Rumänien)
Zeitstrafen: THW: 2 (Øverby (18.), Pekeler (44.)) / Celje: 6 (Ivankovic (7.), 2x Suholeznik (14., 41.), Strmljan (43.), Zabic (49.), Mlakar (51.))
Siebenmeter: THW: 3/3 / Celje: 3/2 (Cokan an den Pfosten (23.))
Spielverlauf: 0:1, 2:2 (5.), 4:2, 6:4 (11.), 7:6, 9:6 (15.), 11:8, 12:10 (20.), 14:10 (23.), 14:12, 15:13 (27.), 17:15;
18:15, 20:17 (33.), 21:19 (35.), 24:19 (38.), 27:20 (43.), 30:22 (49.), 32:22 (50.), 38:24 (58.), 39:27.
Zuschauer: 7.803 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin glücklich mit der heutigen Leistung. Meine Mannschaft hat wie zuletzt auf einem guten Energie-Level gespielt, das war der Schlüssel zum Sieg. Die Verteidigung stand gut, Niklas gemeinsam mit der Abwehr da, und unser Gegenstoß war stark genug. Wir gehen nun in eine sehr wichtige Phase der Saison, es ist nicht die Zeit für Egoismus. Es gibt überhaupt keinen Grund, sich angesichts der heutigen Leistung zurückzulehnen und sich auszuruhen. Wir brauchen jeden einzelnen mit einem klaren Fokus auf die nächsten Aufgaben. Ich wünsche Celje alles Gute für die Zukunft.

Celje-Trainer Alem Toskic: Glückwunsch an den THW Kiel. Er war im gesamten Spiel die bessere Mannschaft mit einer starken Defensive und einem starken Angriff. Wir haben hingegen keine Antworten darauf gefunden. Wir wussten, dass es heute sehr schwierig wird, deshalb müssen wir jetzt unseren Fokus schnell auf das nächste, wichtige Liga-Match richten.

Celjes Torhüter Gal Gabersek: Es war ein sehr verdienter Sieg für den THW Kiel. Sie haben in Angriff und Abwehr besser als wir gespielt, und Niklas Landin hatte ebenfalls einen starken Tag. So haben wir mit einer Menge Würfe nicht das Tor getroffen, und dann verliert man eben in Kiel.

THW-Toptorschütze Magnus Landin: Celje hat ein beeindruckendes junges Team, das bisher eine gute Saison gespielt hat. Ich bin mir sicher, dass wir von vielen Spielern noch eine Menge hören werden. Deshalb hatten wir heute einen großen Respekt vor der Aufgabe. Nach einer richtig engen ersten Halbzeit ist es uns gelungen, eine gute Abwehr zu stellen. Zusammen mit dem guten Torhüter konnten wir dann viele Gegenstöße laufen und haben getroffen - das war der Schlüssel zum Sieg.