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THW Kiel nach dramatischer Partie mit Auftakt-Remis

Champions League

THW Kiel nach dramatischer Partie mit Auftakt-Remis

Die Rückkehr der VELUX EHF Champions League in den Kieler Handball-Tempel hätte intensiver kaum sein können. 511 Tage nach dem bisher letzten Heimspiel lieferten sich die Zebras mit dem letztjährigen VELUX-EHF-Final4-Teilnehmer PGE Vive Kielce einen 60-minütigen Kampf auf Biegen und Brechen. Am Ende mussten die Kieler trotz einer Zwei-Tore-Führung in der Schlussminute noch in ein Unentschieden einwilligen. 8223 Zuschauer sahen eine auf beiden Seiten leidenschaftlich geführte Begegnung, die von einem Zeitstrafen-Festival der slowenischen Schiedsrichter begleitet wurde. Letztlich stand ein 30:30 (14:15) auf dem Videowürfel. Bester Kieler Torschütze war Nikola Bilyk (7), der zum "Man of the match" gekürt wurde. 

Kein Abtasten

Rune Dahmke traf zu Beginn zwei Mal

Die Begegnung gegen die polnische Spitzenmannschaft nahm sofort Fahrt auf. In den Hauptrollen: Miha Zarabec und Rune Dahmke: Der Linksaußen traf zweimal, Zarabec führte gekonnt Regie und ließ Andreas Wolff beim 6:4 keine Chance. Doch zwei Paraden des ehemaligen Kielers ebneten den Weg zur erneuten Gästeführung - das Auf und Ab mit wechselnden Führungen sollte prägend für diese Begegnung werden. Wieder konterten die Kieler, die sich mit enormen Einsatz den Polen in den Weg stellten: In Unterzahl fing Bilyk einen Wurf aufs leere THW-Tor ab, und Hendrik Pekeler traf vom Kreis zum 9:8. Dann aber übernahm Kielce mit Glück und Geschick das Kommando: Karacic traf bei drohendem Zeitspiel, Guillo bekam im Nachsetzen den Abpraller und netzte ein, und nachdem Patrick Wiencek beim Wurf ungeahndet behindert worden war, setzte Alex Dujshebaev den Gegenstoß zum 11:9 für die Gäste in die Maschen. 

Brodelnde Atmosphäre

Hendrik Pekeler traf zur Kieler Führung

Die Atmosphäre in der Sparkassen-Arena brodelte - auch, weil Wiencek hart angegangen wurde, Weinhold eine fragwürdige Zeitstrafe erhielt und Dujshebaev bei seinem Kempa-Tor zum 14:12 klar im Kreis stand. Doch die Kieler versuchten alles und hatten nun in Bilyk einen Aktivposten: Er traf in Unterzahl zum 12:14, holte dann den Siebenmeter, den Ekberg zum 14:15 verwandelte, heraus. Den finalen Angriff der Polen in Durchgang eins vereitelte Niklas Landin, nach 22 Minuten für Dario Quenstedt gekommen, mit einer starken Parade. Mit einem knappen Rückstand für die Kieler wurden die Seiten gewechselt. 

Kiel legt wieder vor

Steffen Weinhold machte ein starkes Spiel

Der zweite Durchgang begann unglücklich: An Kulesh' Wurf war Landin dran, letztlich schlug der Ball aber zum 16:14 für Kielce im THW-Netz ein. Doch nach Dujshebaevs 17:15 wurde es richtig laut im Rund: Domagoj Duvnjak hatte Niclas Ekberg geschickt, der mit einem fantastischen Leger zum 16:17 traf. Kurz darauf zog Weinhold im Eins-gegen-Eins durch und erzielte den Ausgleich. Dann wurde es noch hektischer: Wolff gab nach einem Freiwurf-Pfiff den Ball nicht frei, Pekeler schubste den Kielce-Keeper leicht. Ein Ansatz von Rudelbildung und eine Zeitstrafe für Pekeler waren die Folge. In Unterzahl war es wieder Weinhold, der den THW in Führung brachte. Das Glück blieb aber kein Freund der Zebras: So prallte Nilssons Wurf vom Innenpfosten zurück ins Feld, ehe Bilyk mit Urgewalt und einem 110-km/h-Geschoss das 19:18 erzielte, dem der Österreicher kurz darauf bei drohendem Zeitspiel sogar das 20:18 folgen ließ (42.).

Biegen und Brechen

Beide Teams lieferten sich einen Kampf mit Haken und Ösen

Doch immer wieder konnte Kielce kontern, glich aus. Rune Dahmke berührte im Laufduell Dujshebaev, beide fielen - Rot für den Kieler Linksaußen. Niklas Landin parierte den Siebenmeter, und Weinhold traf erneut in Unterzahl zum 22:21. Karalek und Janc sorgten für die erneute Führung der Polen, die Wiencek nach tollem Nilsson-Pass egalisierte. Allerdings: Die Zebras leisteten sich einige Fehler in der Vorwärtsbewegung, Kielce blieb vorn - bis Bilyk Wolff durch die Hosenträger zum 25:25 schoss, Landin gegen Fernandez hielt, Bilyk in Unterzahl zum 26:25 traf und Wiencek per Gegenstoß das 27:25 nachlegte. Fünf Minuten vor dem Ende war der THW Kiel am Drücker, der ihm dann wieder aus der Hand genommen wurde: Magnus Landin wurde von Janc im Sprung "abgeräumt", es gab Freiwurf. Auf der anderen Seite folgte wenig später eine ähnliche Situation: Siebenmeter für Kielce, den Fernandez zum 27:27 nutzte.

Dramatische letzte Sekunden

Packend und emotional: Die Rückkehr der Königsklasse nach Kiel war nichts für schwache Nerven

Die letzten drei Minuten - sie waren nichts für schwache Nerven. Erst traf Weinhold ansatzlos zum 28:27, Kielce glich aus. Dann setzte sich Pekeler zum 29:28 durch, 30 Sekunden später schnappte sich Bilyk in der Abwehr den Ball und legte den Ball spektakulär an Wolff zum 30:28 vorbei. 58 Sekunden vor dem Ende schien der aufopferungsvolle Kampf und die Leidenschaft in Schwarz-Weiß einem guten Ende entgegen zu streben. Doch dieses Spiel sollte noch einmal eine Wendung nehmen: Kulesh traf zum 29:30 aus Kielcer Sicht, zwanzig Sekunden vor dem Ende hatten die Zebras den Ball. Zehn Sekunden später ging der Arm der Schiedsrichter in die Höhe, Kielce baute eine Wurffalle für Zarabec, der aus schlechtem Winkel werfen musste: Wolff hielt den Ball, fünf Sekunden blieben den Polen für ihren letzten Angriff. Und in diesem schickten sie Dujshebaev mit viel Tempo gen THW-Tor, niemand konnte den Spanier stoppen, der zum 30:30 mit der Schlusssirene traf. Ein dramatisches Ende einer Partie, in der sich beide Teams zuvor keinen Zentimeter Luft zum Atmen geschenkt hatten. Ein unglückliches Ende der Königsklassen-Rückkehr aus Sicht der Zebras.

THW geht auf Auswärts-Tour

Für die Zebras beginnt nach dem Heimspiel-Doppelpack jetzt eine Auswärtstournee: Am Donnerstag (19 Uhr, live auf Sky) sind sie beim Bergischen HC in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gefordert, von dort aus geht es direkt weiter nach Ungarn: Nur knapp 45 Stunden nach dem Abpfiff in der Wuppertaler Unihalle steht das schwere "VELUX EHF Champions League"-Match beim letztjährigen Finalisten Telekom Veszprem an. Anwurf beim Starensemble in der "roten Hölle" ist um 17:30 Uhr, Sky überträgt ebenfalls live. Am Mittwoch, 25. September, sind die Kieler dann wieder vor heimischem Publikum auf Punktejagd: Für das Heimspiel gegen den weißrussischen Topclub HC Meshkov Brest (Anwurf: 19 Uhr) gibt es noch Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen, in der THW-FANWELT und im Online-Ticketshop. Weiter geht's, Kiel!

VELUX EHF Champions League, 1. Spieltag, 15.09.2019: THW Kiel - PGE Vive Kielce: 30:30 (14:15)

THW Kiel: N. Landin (22.-60., 7/1 Paraden), Quenstedt (1.-22., 2 Paraden); Duvnjak (1), Reinkind (1), M. Landin, Kristjánsson (n.e.), Weinhold (5), Wiencek (2), Ekberg (4/3), Rahmel (1), Dahmke (2), Zarabec (3), Horak, Bilyk (7), Pekeler (3), Nilsson (1); Trainer: Jicha.

PGE Vive Kielce: Kornecki (n.e.), Wolff (1.-60., 12 Paraden); Karacic (2), D. Dujshebaev (5), Pehlivan, Aguinagalde (3), Janc (3), Lijewski, Jurkiewicz (2), Kulesh (5), Moryto (3/2), Fernandez, Karalek (4), Guillo (3); Trainer: Dujshebaev

Schiedsrichter: Bojan Lah / David Sok
Strafzeiten: THW: 7 (Duvnjak (12.), Rahmel (15.), 2x Weinhold (28., 54.), Pekeler (36.), 2x Wiencek (40., 60.)) / Kielce: 8 (Pehlivan (21.), 2x Fernandez (26., 55.), 2x Jurkiewicz (30., 36.), Karacic (38.), Aguinagalde (48.), Guillo (50.))
Rote Karte: Dahmke (THW, grobes Foulspiel (45.)) 
Siebenmeter: THW: 3/3 / Kielce: 5/4 (Landin hält Moryto (45.))
Spielfilm: 1:0, 2:1, 2:3 (4.), 4:4 (6.), 6:4 (8.), 6:7 (12.), 8:7 (14.), 9:8 (17.), 9:11 (21.), 11:13, 12:14 (28.), 13:15 (29.), 14:15;
14:16, 15:17 (32.), 18:17 (37.), 18:18, 20:18 (42.), 20:20, 22:21 (46.), 22:23 (48.), 24:25 (51.), 27:25 (55.), 27:27 (57.), 28:28 (58.), 30:28 (60.), 30:30.
Zuschauer: 8.223 (Sparkassen-Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Das war ein Spiel mit sehr viel Energie und sehr viel Kampf. Jetzt stehen wir da und haben gefühlt einen Punkt verloren. Wir machen das in den letzten fünf Minuten richtig gut und bauen unsere Führung auf zwei Tore aus. Dann geben wir den Sieg in den letzten 30 Sekunden aus der Hand. Trotzdem haben meine Spieler ein starkes Spiel gemacht, wenngleich über einige Situationen gesprochen werden muss. Aber wir werden weiter an uns arbeiten.

Kielce-Coach Talant Dujshebaev: Gratulation an beide Mannschaften für ein starkes Spiel. Das Unentschieden ist vielleicht ein bisschen positiver für uns, weil wir in der letzten Minute zwei Tore aufgeholt haben. Wir sind nach Kiel gefahren, um hier unbedingt zu gewinnen. Jetzt bin ich mit dem Punktgewinn aber zufrieden und sehr stolz, bei einem der Final4-Kandidaten gepunktet zu haben.

THW-Toptorschütze Nikola Bilyk: Es war ein großartiges Spiel für die Zuschauer, aber es ist schade, dass wir einen Punkt verlieren. Am Ende haben wir einfach nicht klug genug gespielt, das darf uns nicht passieren.

Kielces Torhüter Andreas Wolff: Wenn man hier kurz vor Schluss zwei Tore in Rückstand liegt, ist das kein gutes Gefühl. Deshalb bin ich sehr zufrieden, dass wir einen Punkt geholt haben. Dieser fühlte sich wie ein moralischer sieg an. Die Kieler hatten schon viel Gelegenheit, ihr können zu zeigen. Für uns war der THW Kiel der erste schwere Gegner der Saison, und ich bin sehr froh, dass wir hier so eine starke Leistung zeigen konnten.