Rückspiel in Barcelona: THW Kiel kämpft um den Final4-Einzug
Kiel schaut THW in den Sky-Bars
Kiel rüstet sich für das Spiel des Jahres: Rund 150 schwarz-weiße Anhänger werden die "Zebras" im altehrwürdigen Hexenkessel Palau Blaugrana unterstützen, viele hundert THW-Fans drücken in den Kieler Sky-Bars, in denen der Klassiker der VELUX EHF Champions League übertragen wird, gemeinsam die Daumen: Im Hotel "Rosenheim" in Schwentinental, im Sporthotel Avantage, in McLang's Irish Pub, in der Bar Cultura, im Gutenberg, im Pagelsdorf Sportcenter oder in der Projensdorfer Sportsbar wird es mit Sicherheit stimmungsvoll zugehen - wie auch in der Forstbaumschule, die das Viertelfinal-Rückspiel ebenfalls live und auf Großbild-Leinwand zeigt. Mit Sky Ticket (skyticket.de) können auch alle Handballfans, die keine Sky-Kunden sind, mit flexiblen Tages-, Wochen- und Monatstickets ohne Vertragsbindung ab 9,99 Euro live dabei sein. Die Höhepunkte der Viertelfinal-Rückspiele sind am Sonntag um 21.45 Uhr auf Sky Sport News HD im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen.
Gislason: "Barca ist der haushohe Favorit"
Am Donnerstag ging es für die "Zebras" nach dem harten 31:27-Erfolg in Göppingen direkt aus Süddeutschland nach Katalonien. Ein Programm, dass es in sich hat, konnte sich der FC Barcelona doch nach der Niederlage in Kiel ohne Liga-Einsatz Zeit für die Regeneration und die Vorbereitung auf das "Endspiel" am Sonnabend nehmen. "Barca ist der haushohe Favorit in diesem Spiel und auf den Titel", erklärt THW-Trainer Alfred Gislason. Der Isländer, der in Barcelona erneut auf Domagoj Duvnjak und Christian Zeitz verzichten muss und zudem eine Vielzahl angeschlagener Spieler in seinen Reihen hat, weiß aber auch um die besondere Situation beim Gegner: "Wenn wir es schaffen, die Partie bis Mitte der zweiten Halbzeit ausgeglichen zu gestalten, wird der Druck auf Barcelona noch mehr wachsen. Das ist unsere Chance!"
Die Ausgangslage
Mit einem knappen Zwei-Tore-Vorsprung gehen die "Zebras" nach der kämpferischen wie leidenschaftlichen Glanzleistung im Hinspiel in dieses entscheidende K.o.-Spiel. "Das bedeutet im Handball nichts", warnt Gislason. "Wir müssen 60 Minuten lang unseren besten Handball zeigen und bis zum Umfallen kämpfen. Dann werden wir sehen, was dabei herausgekommen ist." Klar ist: Auf den Tag genau zehn Jahre nach dem ersten Champions-League-Sieg des THW Kiel würden die "Zebras" mit einem Sieg oder einem Unentschieden zum sechsten Mal in Folge das Ticket zum "VELUX EHF Final4" buchen. Die Kieler könnten sich sogar eine Niederlage mit einem Tor Unterschied - bei mehr als 26 eigenen Treffern sogar mit zwei Toren Unterschied - erlauben und würden trotzdem nach Köln fahren. Steht es nach 60 Minuten 28:26 für Barcelona, müsst die Entscheidung in einem direkt folgenden Siebenmeter-Werfen fallen.
Barcelona steht unter Druck
Niklas Landin und Trainer Alfred Gislason: Alles geben für den Traum vom VELUX EHF Final4!Dass die Katalanen unter Druck stehen, zeigte sich auch nach dem 28:26-Hinspiel-Erfolg des THW: Während sich Trainer Xavier Pascual und Kapitän Victor Tomas in der offiziellen Pressekonferenz nach dem Spiel nicht äußerten, schickte direkt im Anschluss vor allem der Coach via spanische Medien Giftpfeile ab: "Wenn die Schiedsrichter normal gepfiffen hätten, hätten wir dieses Spiel gewonnen", wird Pascual in der Sportzeitung "AS" zitiert, "vielleicht gibt es ein Interesse, dass eine deutsche Mannschaft beim Final4 in Köln auf dem Poster steht." Gegenüber Catalunya Ràdio soll der Coach, der eine zu harte Gangart der Kieler ausgemacht haben wollte, von einer "Schande" und "Respektlosigkeit der Schiedsrichter" gesprochen haben.
Schiedsrichter aus Kroatien
Bisher nicht gekanntes Vorgeplänkel des spanischen Rekordchampions vor dem "Match of the week"-Klassiker, der Sonnabend ab 18:30 Uhr live bei Sky Sport und in vielen Ländern Europas via ehft.com übertragen wird - und ein Vorgeschmack dessen, was den THW im Palau Blaugrana erwarten wird: Eine überhitzte Atmosphäre mit 60 Minuten Dauerdruck auf die "Zebras" und das kroatische Unparteiischen-Gespann Dalibor Jurinovic/Marko Mrvica, das von den EHF-Delgierten Svein Olav Oie (Norwegen) und Dragan Nachevski (Mazedonien) unterstützt wird. "Wir müssen in Barcelona alles in die Waagschale werfen, was wir in uns haben", kündigt Kapitän Landin einen großen Kampf der "Zebras" an, "letztes Jahr habe ich mein erstes 'VELUX EHF Final4' erlebt - jetzt will ich mit unserer tollen Mannschaft wieder nach Köln!" Nur noch ein großer Schritt bis zum Ziel: Auf geht's, Kiel!
25. Duell beider Mannschaften
Leidenschaft und Einsatz sind auch am Sonnabend gefragt: Rene Toft Hansen darf nach seiner roten Karte im Hinspiel wieder eingreifenDer angeschlagenen "Zebraherde" steht am Sonnabend eine Herkules-Aufgabe bevor: Die bisher einzige Heim-Niederlage Barcelonas in der K.o.-Phase liegt mehr als 20 Jahre zurück, 52 der 57 Königsklassen-Heimspiele in den vergangenen acht Jahren gewannen die Katalanen - so wie in der Gruppenphase, als man den THW nach einem Drei-Tore-Rückstand zur Pause knapp mit 26:25 (siehe Spielbericht) bezwang. Seit dem 11. Oktober 2009, als der heutige Barca-Star Filip Jicha die Kieler mit sieben Toren zum 30:27 im Palau Blaugrana führte, wartet der THW Kiel auf ein Erfolgserlebnis in Form eines Sieges oder eines Unentschiedens im blau-roten Hexenkessel. Allerdings: Im vergangenen Jahr schafften es die Kieler nach einem Fünf-Tore-Sieg im Hinspiel durch eine 30:33-Niederlage in Barcelona nach Köln. Die Partie im Sonnabend ist das Jubiläums-Spiel beider Kontrahenten: Zum 25. Mal treffen beide Mannschaften auf europäischer Ebene aufeinander, der Sieger des Viertelfinal-Rückspiels wird auch die Führung in der bisher mit je elf Siegen und zwei Remis vollkommen ausgeglichenen Statistik übernehmen (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv).
KN: El Clásico: Gong zur letzten Runde
Barcelona. El Clásico, das Jubiläum: Zum 25. Mal treffen der THW Kiel und der FC Barcelona heute (18.30 Uhr) aufeinander. Der Palau Blaugrana wird kochen im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League. Schon vorher fliegen am Mittelmeer die Giftpfeile, doch heute heißt es: Mann gegen Mann, bis an die Grenzen des Erlaubten. "Barcelona ist Favorit. Doch je länger wir das Spiel in der zweiten Halbzeit ausgeglichen gestalten, desto größer wird der Druck für den FC", sagt THW-Trainer Alfred Gislason. Die Sonne scheint am Freitag in Katalonien, die Zebras genießen vor dem Abschlusstraining um 17.30 Uhr im Hotel Hilton Diagonal Mar den Blick auf die Hafenfront. Apropos Front: Kontakt zum Kontrahenten hat es noch nicht gegeben, das Technical Meeting ist erst für den frühen Sonnabend anberaumt, und das ist auch gut so. Die katalanischen Medien sind weiterhin voll von wüsten Theorien, die besonders Barca-Trainer Xavi Pascual seit dem Hinspiel (28:26 für den THW) aufstellt. Sein neuester Einfall: Nach dem Ausscheiden der SG Flensburg-Handewitt aus der Champions League hätten "höhere Mächte" ein Interesse an einem Weiterkommen des THW Kiel. Pascual: "Es soll bestimmt eine deutsche Mannschaft auf dem Poster für das Final Four in Köln stehen." Darüber kann THW-Geschäftsführer Thorsten Storm ("Peinlich") nur den Kopf schütteln, Alfred Gislason ("Das Jammern hört nicht auf") nur lachen. In der Zebraherde kümmert man sich lieber um sich selbst. Steffen Weinhold liegt am Freitag mit Fieber im Bett, zum Glück ist Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker als "Pflegekraft" vor Ort. Einsatz fraglich. Der Rest kuriert seine Blessuren, während die Vorfreude auf den Gong zur letzten Runde dieses ewigen Gipfeltreffens ins Unermessliche steigt. "Sie werden voll draufgehen. Und sie haben vor einem Jahr im Rückspiel nichts anderes gemacht. Damals war es für sie anscheinend selbstverständlich", so Gislason. Immerhin, pünktlich zum Fight um den Einzug ins Final Four der Königsklasse (3./4. Juni) darf der Kieler Coach sich über zwei wiedererstarkte Akteure in seinem Ensemble freuen: Torwart Andreas Wolff, der beim 31:27 in Göppingen so richtig in Fahrt kam und anschließend sagte: "Wir haben ein Zeichen gesetzt." Und Christian Dissinger, der zur Geheimwaffe an der Spitze der 3:2:1-Deckung avancierte. "Er ist sehr mit sich selbst beschäftigt, war im Angriff wie ein Fremdkörper. Aber die Mannschaft hat gesehen, dass die 3:2:1 auch ohne Duvnjak funktionieren kann. Das war der Schlüssel zum Sieg", so Gislason. Und der 25-jährige Dissinger konnte endlich wieder (ein bisschen) lachen: "Ich hoffe, dass das Spiel in Göppingen vielleicht so etwas wie ein Durchbruch für mich war. Es hat sich gut angefühlt, der Mannschaft so helfen zu können in der Abwehr. Nach dem Göppingen-Spiel freue ich mich jetzt auch auf Barcelona." Ring frei zur letzten Runde auf dem Weg nach Köln! Der THW könnte sich sogar eine Niederlage mit einem Tor Unterschied - bei mehr als 26 eigenen Treffern sogar mit zwei Toren Unterschied - leisten. Steht es nach 60 Minuten 28:26 für Barcelona, wird die Entscheidung direkt und ohne Verlängerung im Siebenmeterwerfen fallen. (Von Tamo SChwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 29.04.2017)