Niederlage nach Verlängerung: THW verpasst hauchdünn das Finale
THW erwischt Traumstart
Motiviert bis in die Haarspitzen: Niclas Ekberg und die ZebrasPrickelnd war die Atmosphäre schon weit vor dem Anpfiff dieses zweiten Halbfinal-Spiels, denn beide Mannschaften stellen in der ausverkauften Lanxess-Arena die mit Abstand größten Fangruppen: Mit riesigem Jubel begrüßten die mehreren tausend Schwarz-Weißen unter den knapp 20.000 Zuschauern ihre "Zebras", die mit großer Entschlossenheit aufliefen und einen Traumstart in die Partie erwischten. Duvnjak erzielte das 1:1, Ekberg klaute einen Ball, und Dominik Klein traf zur ersten Kieler Führung. Als Joan Canellas dann den starken Patrick Wiencek mustergültig zum 3:1 bediente, riss es die THW-Fans erstmals aus den Sitzen.
Kempa von Duvnjak zur Pausenführung
Kieler mobilisieren alle Kräfte
Hart bedrängt: Marko Vujin machte eine Riesen-PartieHatten die Kieler in der ersten Halbzeit noch einen Traumstart bejubeln können, wurde der Beginn der zweiten Hälfte zum Albtraum: Fast neun Minuten sollte es dauern, bis Wiencek erstmals wieder ein Kieler Tor gelang. Zuvor hatte Veszprem mit einem 5:0-Lauf aus dem Drei-Tore-Halbzeitrückstand eine eigene 17:15-Führung gemacht, weil die "Zebras" im Angriff zu langsam spielten und Veszprem in der eigenen Defensive immer bissiger wurde. Und dennoch blieb der THW mit einer großen Moral und dem Mobilisieren der letzten Kräfte im Rennen: In der 46. Minute hielt Landin einen Ilic-Wurf fest, und Duvnjak traf zum Ausgleich. Jetzt ging es Schlag auf Schlag: Fünf Minuten vor dem Ende setzte sich Vujin im Eins-Gegen-Eins zum 22:22 durch, jagte kurz danach eine Fackel ins Netz. Das 23:22 wurde postwendend gekontert.
Marguc erzielt den Ausgleich
Jetzt schien das Momentum auf Kieler Seite: Ekberg traf von Außen zum 24:23, Veszprem leistete sich einen technischen Fehler, den Duvnjak in seiner unnachahmlichen Art zum 25:23 in einen Kieler Vorteil verwandelte. 100 Sekunden vor dem Ende hatte der THW ein Bein im Finale. Aber Veszprem gab nicht auf, reagierte 17 Sekunden später durch Nagys Anschlusstreffer. Der THW bekam den Ball, spielte den Angriff clever runter. Allerdings drohten die Schiedsrichter ein Zeitspiel an, es gab Freiwurf. 20 Sekunden vor dem Ende war klar, dass Dissinger diesen direkt aufs Tor würde bringen müssen - gegen den massiven MVM-Mittelblock gab es kein Happyend: Dissingers Wurf ging über das Tor, und Marguc markierte sieben Sekunden vor dem Ende den Ausgleich. Sieben Sekunden hatten dem THW Kiel zum Finaleinzug gefehlt - nun gab es Verlängerung.
Leere Akkus in der Verlängerung
Die Geschichte der zehn Extra-Minuten war dann schnell erzählt: Während beim THW Kiel die überragenden Spieler vollkommen leere Akkus hatten, schmiss Veszprem-Coach Sabate den frischen Sliskovic in die Partie: Dieser erzielte das 27:26, Mikler parierte einen Vujin-Wurf, Sliskovic legte das 28:26 mit dem Halbzeitpfiff der Verlängerung nach - die Vorentscheidung war gefallen, die Ugalde dann mit zwei versenkten Gegenstößen zum 30:26 (68.) endgültig in die Entscheidung verwandelte. Der THW Kiel war nach einem großen Kampf geschlagen, und während die "Zebras" sich bei ihrem großartigen Anhang bedankten, feierte wenige Meter weiter der Rot-Weiße Block den Finaleinzug gegen Kielce (Sonntag, 18:00 Uhr, live auf Sky). Die Kieler indes verabschiedeten sich mit erhobenem Haupt in Richtung Spiel um Platz drei, in dem sie am Sonntag um 15:15 Uhr auf Paris Saint Germain treffen. Auf geht's, Kiel - holt euch den Treppenplatz.
Intensive Partie dreht immer mehr auf
Erst Recht, als wenig später Wiencek die Kieler Führung auf 5:2 ausbaute. Allerdings hielt diese nicht lange: In Überzahl verkürzte Veszprem durch Ilic und Marguc, dann verlud Ilic den überragenden Landin und glich aus (10.). Die intensive Partie sah danach fünf Minuten kein Tor mehr - beide Abwehrreihen kämpften um jeden Zentimeter, um jeden Millimeter Raum. Neun Minuten erzielte der THW keinen Treffer mehr, konnte erst nach 16 Minuten durch einen verwandelten Siebenmeter von Niclas Ekberg wieder ausgleichen.