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Heimniederlage gegen Paris nach leidenschaftlichem Kampf

Champions League

Heimniederlage gegen Paris nach leidenschaftlichem Kampf

Der THW Kiel hat nach vier Jahren wieder ein Heimspiel in der "VELUX EHF Champions League" verloren. Im Spitzenspiel der Gruppe A unterlagen die Kieler am Donnerstagabend vor 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Sparkassen-Arena gegen die französische Millionentruppe Paris Saint Germain mit 26:30 (10:16). Dabei kämpften sich die Kieler nach einem zwischenzeitlichen Sieben-Tore-Rückstand bravourös dank 20 Paraden von Niklas Landin wieder bis auf ein Treffer heran, am Ende aber setzte sich der Spitzenreiter doch durch.

Sechs PSG-Akteure mit THW-Historie

Das Spitzenspiel der Vorrunden-Gruppe A in der "VELUX EHF Champions League" war eine besondere Partie: Gleich sechs Akteure der Gäste verbindet eine gemeinsame Geschichte mit Kiel: Manager Bruno Martini half 2009 einige Spiele aus und feierte zwei Titel mit den Kielern, Trainer Noka Serdarusic gewann 25 seiner 28 Titel als Trainer mit dem THW Kiel, Co-Trainer Staffan Olsson ist ebenso eine "Zebra"-Legende wie Torhüter Thierry Omeyer, der gemeinsam mit Daniel Narcisse zur "68:0-Triple"-Mannschaft gehörte. Und dann natürlich Welthandballer Nikola Karabatic: Der Franzose war 2005 von "Ziehvater" Serdarusic nach Kiel geholt worden und verließ den Verein 2009 drei Jahre vor Vertragsende. Eine Geschichte, die die Fans in Kiel nicht vergessen zu haben scheinen: Während Olsson, Narcisse und Omeyer bei ihrer Rückkehr nach Kiel gefeiert wurden, gab es für Serdarusic und Karabatic auch einige Pfiffe.

Rüde Karabatic-Attacke

Diese schwollen in der 41. Minute zu einem Orkan an: Steffen Weinhold war auf dem Weg zum 17:22-Anschlusstreffer von Nikola Karabatic aus vollem Lauf rüde gefoult worden. Der Franzose machte ebenfalls aus vollem Lauf einen Bodycheck gegen Weinhold, bei dem auch noch eine Faust im Gesicht des Kieler Linkshänders landete. Für diese Attacke gab es vom Unparteiischen-Gespann Krstic/Ljubic nur zwei Minuten - eine direkte rote Karte wäre angemessen gewesen.

Acht Minuten kein Kieler Tor

Dieses Foul war der unrühmliche Tiefpunkt einer Partie, die über 60 Minuten leidenschaftlich, aber nicht unfair, geführt worden war. Die Kieler erwischten einen Traumstart, führten schnell mit 2:0 und 3:1 (4.). Doch dann begann - unterstützt von zwei frühen Zeitstrafen gegen den THW - ein Alptraum, der einen in Kiel bekannten Namen trägt: Thierry Omeyer entwickelten sich zum Schreckgespenst jeder Kieler Angriffsbemühung. Omeyer hielt die Bälle von Außen, Omeyer parierte Vujins Würfe aus dem Rückraum, Omeyer schnappte sich Duvnjaks Bälle und hielt auch den freien Ball von Rene Toft Hansen. Hinter einer extrem beweglichen Abwehr kassierte der Franzose neun Minuten kein Gegentor, und Paris zog mit einfachen Gegenstoß-Toren auf 8:3 davon. 

Sonntag kommt der HSV

Für die Kieler bleibt wenig Zeit zur Regeneration: Bereis am Sonntag sind sie wieder gefordert. In der DKB Handball-Bundesliga empfängt der THW Kiel den direkten Verfolger aus Hamburg. Das Nord-Duell, das um 15 Uhr in der seit Wochen ausverkauften Sparkassen-Arena angepfiffen wird, ist laut Rune Dahmke eines von vielen Endspielen dieser Saison: "Wenn wir noch eine Chance auf die Meisterschaft haben wollen, dann dürfen wir keine Punkte mehr hergeben."

Sechs Tore Rückstand zur Pause

Der THW machte es den Parisern, die in Überzahl Domagoj Duvnjak durch Mikkel Hansen in Manndeckung nahmen, aber auch leicht: Mit zu wenig Druck und zu wenig Bewegung rannten sie sich immer wieder fest. In doppelter Überzahl schafften es die "Zebras" dann, auf 8:11 zu verkürzen, aber PSG-Linkshänder Sergyi Onufryienko setzte mit platzierten Würfen immer wieder Nadelstiche. Nach Dissingers 10:13 (25.) schöpften die Fans wieder Hoffnung auf ein gutes Halbzeit-Resultat, die Omeyer mit seinen Paraden 17, 18 und 19 aber zunichte machte: Hansen, Luka Karabatic und Narcisse trafen zum 16:10 - eine Führung, die noch deutlich höher hätte ausfallen können, wenn Landin nicht die Gegenstöße von Karabatic Junior und Luc Abalo gehalten hätte. Zu allem Unglück wurde den Kielern dann noch ein Tor weggepfiffen - das passte zu einer insgesamt nicht überzeugenden wie unglücklichen ersten Halbzeit des THW.

Aufholjagd früh gestoppt

Mit einer ganz anderen Körpersprache kamen die "Zebras" zurück aus der Kabine: Dahmke traf mit dem ersten Angriff zum 11:16, Landin parierte, Vujin netzte zum 12:16 ein, Landin schnappte sich erneut den Ball, und Duvnjak jagte den Ball zum 13:16 ins Netz: Urplötzlich waren die "Zebras", angefeuert von ihren Fans, wieder zurück - um dann aber gleich wieder die nächsten Nackenschläge zu kassieren. Omeyer hielt einen Gegenstoß von Dahmke, und im direkten Gegenzug zeigte Daniel Narcisse, der immer besser wurde, seine Klasse: Statt eines Zwei-Tore-Rückstandes war Paris wieder mit vier Treffern weg, und als Omeyer dann gegen Weinhold hielt, markierte Onuffyienko das 18:13. Als Honrubia kurz darauf zum 19:13 traf, war die Kieler Aufholjagd gestoppt und der alte Abstand wieder hergestellt.

Der THW ist wieder dran

Wenig später traf Honrubia zum 22:15 für PSG - nun schien es deutlich zu werden. Doch nach dem Karabatic-Foul gegen Weinhold ging ein Ruck durch die Mannschaft, die nun von ihren Fans frenetisch für jede Aktion in Abwehr und Angriff gefeiert wurde, während Karabatic bei jedem Ballkontakt ohrenbetäubende Pfiff erntete. Nach seinem 19:24 schienen die Pfiffe Wirkung zu zeigen: Erst wurde er wegen einer Schauspiel-Einlage ermahnt, Vujin traf zum 20:24. Dann wurde der starke Anic am Kreis bedient, 21:24. Als Landin einen Karabatic-Wurf festhielt und Duvnjak sich zum 22:24 durchtankte, ging es rund im Hexenkessel Sparkassen-Arena. Paris hielt dagegen - nun wurde um jeden Zentimeter gekämpft. Anic traf zum 23:24, nach der Schnellen Mitte erzielte Narcisse Sekunden später das 25:23. Beim Abwehrversuch zog sich Rene Toft Hansen eine stark blutende Platzwunde zu, die noch am Spielfeldrand "getackert" wurde.

Narcisse setzt den entscheidenden Treffer

Mikkel Hansen erhöhte per Siebenmeter auf 26:23, doch abschütteln konnte er die "Zebras" damit nicht: Duvnjak netzte mit viel Willen zum 24:26 ein (54.), und Landin hielt weiter stark. So kam Vujin in Position zum 25:26, doch erneut wackelte Narcisse die Kieler Abwehr aus und konnte nur mit einem Foul gestoppt werden: Den Siebenmeter verwandelte Hansen wieder sicher, dann tauchte Omeyer wieder auf und parierte einen Vujin-Wurf, bevor ausgerechnet Narcisse den Konter zum entscheidenden 28:25 (58.) setzte. 1507 Tage nach der bisher letzten Königsklassen-Niederlage gegen Montpellier am 9. Oktober 2011 war es erneut eine französische Mannschaft, die den THW Kiel in dessen Heimfestung trotz großen Widerstandes besiegen konnte.