KN: Ilic ein zupackender Wahl-Ungar
Was Palmarsson vor einem Jahr in Kiel gesagt hätte, sagt er nun in Veszprem
Momir Ilic: Furios, wie der Serbe von Beginn an bis in die Haarspitzen motiviert in den Kampf zog. Vor allem als Abwehrchef warf er seine zwei Meter und hundert Kilogramm beherzt bis grenzwertig in die Waagschale. Drei Zeitstrafen kassierte Ilic (6., 20., 59.), kurios eine Szene, in der er wie ein entnervter Vater seine ungezogenen Kinder, die beiden an den Kreis einlaufenden Kieler Außen, zur Räson brachte, die in seinen Pranken mit ihren 1,90 Metern und 81 Kilo (Rune Dahmke) bzw. 1,91 Metern und 91 Kilo (Niclas Ekberg) wie Spielzeug anmuteten. Der eine (Dahmke) verlor in Ilic’ Armen förmlich die Bodenhaftung, den anderen (Ekberg) packte der Wahl-Ungar gleichzeitig mit der freien Hand am Kragen. Und dann seine Tore: fünf Stück, immer die wichtigen in Phasen, in denen das Spiel zu kippen drohte. Zum 15:13 (28.) und 17:15 (30.) vor der Pause beispielsweise, später im Doppelpack zum 21:18 (40., 44.). Ilic sagte in Anspielung auf das Final Four der Champions League: "Ich glaube, wir sehen uns in Köln wieder." Aron Palmarsson: Für den Isländer war es "schon komisch, aber nach dem Anpiff war es vergessen, dass die Kumpels auf der anderen Seite stehen". Palmarsson fing druckvoll an, zauberte schnell ein Weltklasse-Anspiel auf Kreisläufer Andreas Nilsson (2:1/3.), ging dann allerdings etwas unter und wich auf der Spielmacher-Position Chema Rodriguez. Das in Veszprem vorherrschende Selbstvertrauen hat er verinnerlicht: "Wir haben eine super Mannschaft, können die Champions League gewinnen, den Druck müssen wir uns machen. Wir können ja schlecht sagen, wir sind mit dem Viertelfinale zufrieden." Und der Unterschied zu Kiel? Palmarsson, für seinen Hang zum Feiern und den schönen Dingen des Lebens bekannt, lacht schelmisch: "Budapest ist schon nicht schlecht." Im 13 000-Einwohner-Heilbad Balatonfüred mit seinen schönen klassizistischen Gebäuden - 20 km von Veszprem, 130 von Budapest entfernt - hat er sich ein Haus zugelegt, genießt das Leben an der Küste des Plattensees, im ehemaligen "Mallorca der DDR". Christian Zeitz: Und Zeitz? Fragen zu seiner (nicht mehr ganz so) neuen Heimat oder seiner Lebenssituation wollte der 34-Jährige nicht beantworten. Derzeit ist Zeitz durch eine Schulterverletzung außer Gefecht gesetzt, sein Tag bestand zu einem großen Teil aus Gesprächen mit ehemaligen Weggefährten. In der Pressekonferenz gab er allerdings zu: "In der zweiten Halbzeit habe ich nur die letzten fünf Minuten gesehen. Ich war einfach zu nervös und habe die Arena verlassen." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2015, Foto: Archiv/Sascha Klahn)