Gruppen-Finale am Donnerstag: Heimspiel gegen Brest
Brisante Ausgangslage
Hinspiel-Krimi hat Brests Klasse gezeigt
Erfahrene Mannschaft
Die starke Leistung gegen den THW war unterdessen keine Eintagsfliege. Auch Paris St. Germain gewann in Brest nur hauchdünn mit 29:28, für Naturhouse La Rioja reichte es in Weißrussland nur zu einem Unentschieden. Weil der HC Meshkov aber in Zagreb (23:25), Skopje (27:27) und in La Rioja (31:39) Punkte liegen ließ, kann die Mannschaft um Kreisläufer Rastko Stojkovic, Rechtsaußen Dzianis Rutenka, dem ehemaligen Löwen-Abwehrstrategen Nikola Manojlovic, dem österreichischen Linkshänder Janko Bozovic und dem slowenischen WM-Teilnehmer David Spiler das Achtelfinale nur noch mit einem Sieg in Kiel und mit Schützenhilfe von Paris erreichen. Die Kieler erwartet also am Donnerstag eine erfahrene Truppe mit zahlreichen Nationalspielern, die wir ihnen im Vorbericht zum Hinspiel schon ausführlich vorstellten.
Brest reiste direkt aus Paris nach Kiel
Die Weißrussen, bei denen im Hinspiel der Starke Kreisläufer Stojkovic noch gefehlt hatte, wollen ihre Achtelfinal-Chance unbedingt am Schopfe packen. Um eine perfekte Vorbereitung auf das Spiel am Donnerstag zu haben, reiste die Mannschaft von HC Meshkov Brest am Montag direkt vom Auswärtsspiel in Paris (25:36) an die Förde, wo das Team noch mehrere Trainingseinheiten absolvieren wird. Trotz des bereits vor dem Jahreswechsel feststehenden Gruppensiegs wollen die Kieler am Donnerstag natürlich 100 Prozent geben, um auch das neunte von insgesamt zehn Vorrunden-Spielen zu gewinnen: "Wir haben wieder unsere fantastischen Fans im Rücken. Da kann man nicht gar nicht anders, als Vollgas zu geben", gibt Kapitän Filip Jicha die Marschrichtung vor.
KN: Ein ganz anderer Charakter
Kiel. Es klingt ein bisschen nach Chaos-Theorie, Fakt aber ist: Ein abgefälschter Freiwurf aus 17 Metern im fernen Zagreb beschert dem deutschen Handballmeister THW Kiel heute um 19.30 Uhr (live aus Sky) statt eines geruhsamen Abends ein dramatisches letztes Heimspiel der Champions-League-Gruppenphase gegen Meshkov Brest. Denn unerwartet hat der weißrussische Meister Brest durch das Tor der Zagreber Konkurrenten doch noch eine Minimalchance auf das Erreichen des Achtelfinals. Was war am vergangenen Wochenende passiert? Brests Gegner um den vierten Platz in der Gruppe A, das spanische Team Naturhouse La Rioja, hatte beim Spiel in Zagreb alle Trümpfe in der Hand, Platz vier und damit den Einzug ins Achtelfinale perfekt zu machen. Ein Sieg schien in der Endphase des Spiels möglich, ein Remis war eigentlich sicher. Und das hätte La Rioja gereicht. Doch dann bekam Zagreb beim 30:30 mit dem Schlusspfiff noch einen Freiwurf zugesprochen – in schier unmöglicher Position kurz hinter der Mittellinie. Und den Spaniern ging alles Glück verloren. Der Wurf wurde von der Mauer abgefälscht, prallte auf den Boden und sprang am überrumpelten Torwart vorbei ins Netz. Resultat: Die Spanier haben durch die 30:31-Niederlage vor ihrem Abschlussspiel nur einen Punkt Vorsprung vor Brest. Ein Sieg könnte die Weißrussen also noch auf die nächste europäische Ebene hieven. Und das Erreichen des Achtelfinals war von dem Team aus der Grenzstadt zu Polen das erklärte Ziel in der Champions League. Meshkov profitierte im vergangenen Jahr vom Zusammenbruch des Hauptstadtteams Dinamo Minsk, holte sich den Meistertitel und auch einige Spieler aus Minsk. Trainer Zeljko Babic formte daraus eine Mannschaft, die vor allem in heimischer Halle starke Spiele auf Champions-League-Ebene ablieferte. Kiel und Paris konnten jeweils nur mit einem Tor in der Brester Arena gewinnen. Mit einem Heim-Unentschieden gegen La Rioja und einem Punktverlust beim Tabellenletzten Metalurg Skopje ließen die Weißrussen aber wichtige Punkte liegen. Am vergangenen Wochenende zeigte Brest aber in Paris seinen Kampfgeist, scheiterte letztlich jedoch an dem starken Ex-Kieler Thierry Omeyer im Paris-Tor. Der THW darf nun eine ähnliche Gegenwehr erwarten von einer Mannschaft, die mit Nikola Manojlovic und Janko Bozovic Bundesliga-erfahrene Spieler in ihren Reihen hat und mit Dzianis Rutenka, dem Bruder von Barcelona-Star Siarhei, auch klangvolle Namen aufbietet. Bereits seit Montag ist das Team in Kiel, reiste direkt aus Paris an und hat hier Trainingseinheiten in Russee und gestern noch in der Sparkassen-Arena absolviert. Gelegenheit, die heutigen Gegner direkt zu beobachten, ergab sich für THW-Trainer Alfred Gislason allerdings nicht: "Das ist ausgeschlossen", so Gislason. Dafür hat er das Paris-Spiel per Video analysiert und ist durchaus beeindruckt: "Dieses Spiel wird einen ganz anderen Charakter haben als das am Sonntag gegen Skopje. Brest hat in Paris lange mitgehalten und wird hier um seine letzte Chance kämpfen." Sein Team, bei dem Aron Palmarsson weiter angeschlagen ist und Joan Canellas wegen Schulterproblemen geschont wird, wird aber voll dagegen halten. "Wir wollen dieses Spiel gewinnen, auch um auszuschließen, dass wir im Kampf um Platz vier eine Rolle spielen. Aber natürlich wird es auch darum gehen, noch ein wenig in Angriff und Abwehr zu probieren, um uns weiter einzuspielen", so Gislason. (Von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2015)