31:25-Erfolg im Top-Spiel: Zebras mit viel Schwung zum Heimsieg gegen Gummersbach

Bundesliga

31:25-Erfolg im Top-Spiel: Zebras mit viel Schwung zum Heimsieg gegen Gummersbach

Der THW Kiel hat nach zuvor zwei Auswärtsniederlagen bei den heimstarken Teams aus Flensburg und Melsungen in eigener Halle gegen den VfL Gummersbach in die Erfolgsspur zurückgefunden: Die Zebras gewannen das Duell zwischen dem aktuellen und dem ehemaligen deutschen Rekordmeister am Samstagabend in der Wunderino Arena mit 31:25 (19:12). Die 10285 Zuschauer in der ausverkauften Arena waren begeistert, sahen sie doch einen in allen Belangen überlegenen THW Kiel, der kämpferisch überzeugte, spielerische Klasse zeigte und einen höheren Sieg nur verpasste, weil Latte und Pfosten insgesamt siebenmal einem Torerfolg im Weg standen.

Wolff und Madsen bestimmende Zebras

Garant für den Kieler Erfolg war Torhüter Andreas Wolff, der insgesamt 16 Bälle anhielt, darunter einen Strafwurf von Milos Vujovic. Erfolgreichster Kieler Werfer war Linkshänder Emil Madsen: Der Däne fehlte vor einer Woche bei der Niederlage in Melsungen, war am Sonnabend nach seinem Infekt wieder ins Team zurückgekehrt und traf neunmal in die Gummersbacher Maschen. Zudem glänzte der 24-jährige Däne als ideenreicher Anspieler. Eiskalt zeigte sich auch Bence Imre am Siebenmeterstrich. Der junge Ungar trat viermal an, ließ den Ball dabei viermal im VfL-Netz zappeln. Bei den Gästen, die über weite Strecken enttäuschten, ragte nur Rückraum-Ass Miro Schluroff heraus, der elf Tore erzielte, zumeist wuchtig aus dem Rückraum.

"Emotional voll auf der Höhe"

"Wir waren emotional voll auf der Höhe, standen in der Abwehr breiter als zuletzt. Außerdem gibt es uns natürlich einen zusätzlichen Push, wenn unsere Fans Krach machen, uns den Rücken stärken", erklärte der vierfache THW-Torschütze Rune Dahmke. "Außerdem", so der Linksaußen weiter, "hatten wir Emil Madsen wieder dabei. Der Junge spielt eine tolle Saison, ist nie vom Gegner auszurechnen, bringt seine individuelle Klasse voll in die Mannschaft ein. Natürlich haben wir ihn in Melsungen vermisst." Vermisst gegen Gummersbach wurden auf Kieler Seite allerdings Nikola Bilyk (Oberschenkelmuskulatur) und Harald Reinkind (Mittelhandbruch). Die die Saison begleitenden Personalprobleme im schwarz-weißen Rückraum fanden also auch gegen den VfL eine Fortsetzung. Gästecoach Gudjon Valur Sigurdsson, in seiner aktiven Zeit als Spieler von 2012 bis 2014 beim THW Kiel, vermisste mit Julian Köster und Ellidi Vidarsson ebenfalls zwei wichtige Akteure. Außerdem mussten die Gummersbacher früh auf Ole Pregler verzichten, der mit Petter Överby zu Boden ging, danach stark aus dem Mund blutete und nicht mehr eingreifen konnte. 

Zebras sofort im Spiel

Die Zebras fanden schnell ins Spiel. Andi Wolff nagelte hinter seiner sattelfesten Deckung schnell den eigenen Kasten zu, hielt dreimal in Folge unter anderem gegen Pregler und Horzen und gab seiner Mannschaft die nötige Sicherheit. Vorne nutzten Dahmke, Överby und Eric Johansson ihre Chancen, warfen den THW nach vier Minuten mit 3:0 in Front. Jung-Nationalspieler Schluroff war dann erstmals für die Gäste zur Stelle, die sich in der Folge in drei Minuten wieder herankämpften. Zweimal Schluroff und Horzen trafen zum 4:5. Dahmke erhöhte auf 6:4, und nachdem Vujovic seinen ersten Siebenmeter gegen Kiels Torlatte gehämmert hatte, verwandelte der VfL-Linksaußen seinen zweiten Strafwurf zum 5:6-Anschlusstreffer. Es sollte der letzte enge Abstand zum THW sein. Lukas Zerbe lief ein, nahm das Zuspiel von Johansson auf, traf zum 7:5. Der Auftakt zu einem sehenswerten, die Fans aus den Sitzen reißenden Kieler 5:0-Lauf. Emil Madsen traf mit Wucht unter die Torlatte, Hendrik Pekeler verwandelte das Zuspiel des Dänen, der wenig später erneut selbst zur Stelle war, per Tempogegenstoß zum 10:5 einnetzte.

Sieben-Tore-Vorsprung zur Halbzeit

Und zwischendrin immer wieder Andreas Wolff. Der THW-Schlussmann wurde zum VfL-Albtraum, vereitelte den nächsten Strafwurf von Vujovic und legte die Basis für das 11:5: Torschütze war Petter Överby. Der Norweger zeigte sich ebenfalls in bester Spiellaune, traf insgesamt fünfmal, punktete mit einer Wurfquote von 100 Prozent. Und die Gäste? Zeigten im Vorwärtsgang kaum noch Ideen, machten der starken THW-Abwehr die Arbeit mit vielen Fehlern leichter. Ausnahme: Miro Schluroff und Kentin Mahé, der jetzt die Verantwortung an der Siebenmeterlinie übernahm, in der Folge sicher traf. 13:6 hieß es dann nach 20 Minuten, Överby war nach Maßvorarbeit von Madsen vom Kreis erfolgreich. Und dann immer wieder Emil Madsen, Emil Madsen, Emil Madsen. Dreimal in Folge wuchtete der THW-Wirbelwind die Kugel ins VfL-Tor, erhöhte bis zur 29. Minute auf 18:10. Mahé, Schluroff und Rune Dahmke mit einer Wahnsinns-Schnellen-Mitte und nach dem Umkurven des Schiedsrichters  sorgten dann für das Halbzeit-19:12. Die "weiße Wand" verabschiedete ihre Mannschaft mit einem Beifallssturm in die Kabinen.

THW Kiel findet immer Antworten

Aus denen kamen die Gummersbacher besser heraus. Zweimal Schluroff und Einarsson verkürzten nach Emil Madsens achtem Treffer auf 20:15, VfL-Coach Sigurdsson rief seine Mannen zur Auszeit, hoffte auf eine Wende. Doch die Zebras waren wieder auf der Höhe, standen gut in der Abwehr, hatten mit Wolff weiterhin einen überragenden Schlussmann zwischen den Pfosten. Als Petter Överby das Zuspiel von Eric Johansson im VfL-Netz-unterbrachte, waren die Zebras wieder auf 23:15 enteilt. Es ging jetzt hin und her. Gummersbach zauberte plötzlich einen 4:0-Lauf aufs Parkett, Zeman verkürzte auf 19:23, Filip Jicha drückte auf den Buzzer, rief seine Zebras zur Auszeit. 

Wertvolle Zähler auf das schwarz-weiße Konto gepackt

Die Trainerworte und die neuerliche Spielsteuerung von Domagoj Duvnjak zeigten Wirkung: Överby, Imre, Zerbe und Madsen trafen: In der 49. Minute führte der THW Kiel wieder mit 27:19, hatte früh für die Vorentscheidung gesorgt. Der Rest war Ergebnisverwaltung garniert mit schönen Einzelaktionen von Elias Ellefsen á Skipagötu. Zunächst erlöste der Färinger sein Team in Zeitdruck mit einem sehenswerten Flachwurf zum 29:32, anschließend staunten die Fans über "Skippies" Rückhand-Anspiel auf Pekeler. Den Schlusspunkt setzte schließlich Lukas Zerbe: DerRechtsaußen traf in den Schlusssekunden zum 31:25, die Fans feierten, der THW Kiel hatte wertvolle Zähler auf sein Konto gebracht.

Lidl Final4 am kommenden Wochenende

Für die Kieler und ihre vielen Fans steht einer der Saison-Höhepunkte kurz bevor: Am kommenden Wochenende ist der THW Kiel erstmals seit dem Umzug von Hamburg nach Köln beim Finalturnier um den DHB-Pokal am Start. Das Halbfinale in der mit rund 20.000 Zuschauern ausverkauften Lanxess Arena bestreitet das Team von THW-Trainer Filip Jicha am Samstag um 16:10 Uhr gegen die Rhein-Neckar Löwen, die in Bestbesetzung an den Rhein reisen. Für alle, die dem THW Kiel vor dem TV die Daumen drücken möchten, übertragen Dyn und die ARD die Partie live. Weiter geht’s in Köln, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

DAIKIN Handball-Bundesliga, 25. Spieltag: THW Kiel – VfL Gummersbach 31:25 (19:12)

THW Kiel: Mrkva (2 Siebenmeter, keine Parade), Wolff (1.-60., 16/1 Paraden; Duvnjak (1), Landin, Överby (5), Wiencek, Pabst, Johansson (3), Dahmke (4), Zerbe (3), Kutz, Madsen (9), Pekeler (1), á Skipagötu (1), Imre (4/4); Trainer: Jicha
VfL Gummersbach: Kuzmanovic (20.-60. und 1 Siebenmeter, 4 Paraden), Obling (1.-20., 3 Paraden); Kodrin (1), Vujovic (1/1), Blohme (1), Häseler, Einarsson (3), Schluroff (11), Tskhovrebazde, Mahé (6/5), Pregler, Horzen (1), Kiesler, Zeman (1); Trainer: Sigurdsson

Schiedsrichter: Julian Köppl / Dennis Regner
Zeitstrafen: THW: 1 (Wiencek (55.)) / VfL: 4 (Horzen (3.), 2x Kodrin (34., 39.), Zeman (60.))
Siebenmeter: THW: 4/4 / VfL: 7/5 (Vujovic an die Latte (10.), Wolff hält Vujovic (18.))
Spielfilm: 1.Hz.:3:0 (5.), 4:1, 4:3 (9.), 6:5 (12.), 11:5 (18.), 13:6 (20.), 15:8 (26.), 15:10 (26.), 18:10 (29.), 18:12 (30.), 19:12;
2. Hz.: 20:13 (33.), 20:15 (35.), 23:15 (40.), 23:19 (45.), 27:19 /49.), 28:20. 28:23 (55.), 30:24 (59.), 31:25
Zuschauer: 10.285 (ausverkauft) (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Wir hatten uns für das heutige Spiel viel vorgenommen, wollten nach einer guten Trainingswoche mit viel Elan in die Partie gehen. Das ist uns gelungen, wir sind gut reingekommen und Andi hat uns mit seinen Paraden Sicherheit gegeben. Unsere erste und zweite Welle hätten wir vielleicht noch druckvoller gestalten können, im Positions-Angriff haben wir hingegen genau das gespielt, was wir uns vorgenommen hatten. Jeder Angriff hatte Hand und Fuß, das hat mir sehr gut gefallen. In der zweiten Halbzeit fehlte uns dann ein wenig die Wurfeffizienz gegen viel härter und aggressiver auftretende Gummersbacher Mannschaft. Die zwei Punkte heute sind unglaublich wichtig, unsere Leistung heute ist unglaublich wichtig. Ich habe den Jungs in der Kabine schon vor dem Spiel gesagt, dass wir uns richtig freuen sollen, wenn wir heute gewinnen. Das machen wir jetzt, und nach dieser Momentaufnahme haben wir fünf Trainingseinheiten bis zu unserem großen Traum, dem Lidl Final4 in Köln. Die Vorbereitung auf das Turnier mit seinen physischen, mentalen und taktischen Herausforderungen beginnt genau in diesem Moment.

VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson: Herzlichen Glückwunsch an Filip und seine Mannschaft und danke für diese Lehrstunde. Das war ein hochverdienter Kieler Sieg, der mindestens doppelt so hoch hätte ausfallen können. Der THW Kiel war in allen Bereichen besser als wir, wir haben allein 14 Bälle im Eins-gegen-Eins liegengelassen. Andi Wolff war überragend. Aber wir waren zu langsam, hatten keinen Zugriff, sind die Gegenstöße schlecht gelaufen. Kiel hat den Vorsprung dann in der zweiten Halbzeit maximal verwaltet und Kräfte gespart. Ich bin sehr enttäuscht von unserer Leistung, und unsere Ausfälle dürfen keine Ausrede sein. Außer Miro Schluroff hatte kein Spieler Normalform, das war eine katastrophale Leistung. Jetzt gilt es, daran zu arbeiten, besser zu werden.