Das größte Spiel im deutschen Handball: THW Kiel reist am Samstag zum Derby nach Flensburg

Bundesliga

Das größte Spiel im deutschen Handball: THW Kiel reist am Samstag zum Derby nach Flensburg

Samstag, 18 Uhr: Es ist Derby-Zeit! Zum 112. Mal treffen am Wochenende die beiden schleswig-holsteinischen Topclubs aufeinander. "Es ist ohne Zweifel das größte Spiel des deutschen Handballs", sagt THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi, der als Spieler beide Seiten des Duells zwischen den Erzrivalen kennenlernte: "Durch die enge Tabellensituation steckt in diesem Jahr vielleicht noch ein bisschen mehr Brisanz in diesem Spiel." Gleichwohl wollen die Kieler die 33:37-Hinspiel-Niederlage in eigener Halle gegen den Meisterschafts-Favoriten nicht auf sich sitzen lassen, so Szilagyi weiter: "Wir wollen das zweite Derby der Saison gerne gewinnen. Aber wir wissen auch, wie schwierig ein Auswärtsspiel in Flensburg ist." Das Spiel in der ausverkauften GP Joule-Arena wird live bei DYN, im kostenlosen Livestream bei sportschau.de und ab ca. 18:20 Uhr auch im Free-TV in der ARD gezeigt.

Letztes Bundesliga-Derby für Wiencek und Gottfridsson

Letztes Bundesliga-Derby für Jim Gottfridsson und Patrick Wiencek

Für zwei Akteure aus beiden Teams wird das Derby am Samstag ein ganz besonderes: Jim Gottfridsson und Patrick Wiencek. Flensburgs schwedischer Spielmacher wechselt nach der Saison zu Pick Szeged. Für ihn wird es genauso das letzte Bundesliga-Derby der Karriere sein wie für THW-Legende Patrick Wiencek, der am Samstag seinen 36. Geburtstag im Kreis der THW-Familie feiert und am Saisonende seine aktive Laufbahn beendet. "Klar hat man es im Hinterkopf, dass es das letzte Spiel in Flensburg sein wird", sagt Wiencek. "Wichtiger ist aber, dass wir als Mannschaft noch viel erreichen wollen in dieser Saison. Und da würde uns ein Erfolg in Flensburg sehr helfen. Wir wollen am Samstag weniger Fehler machen, trotz aller Derby-Emotionen ruhig bleiben und unseren Job gut machen. Wenn wir es schaffen, das so durchzuziehen, wird man auch belohnt." Die SG sei für viele Experten und auch für ihn vor der Saison der Top-Favorit auf den Titel gewesen, gibt Wiencek zu: "Aber sie hat, wie auch wir, Punkte liegengelassen. Es steht am Samstag für beide Mannschaften viel auf dem Spiel, für Flensburg fast noch ein bisschen mehr als für uns, weil es für sie ein Heimspiel ist." Gleichwohl gehe es am Samstag trotz aller Derby-Rivalität auch nur um zwei Punkte, unterstreicht der erfahrene Kieler Kapitän. "Und selbst wenn man das Spiel verliert, ist man trotzdem noch nah an der Spitze."  

Kieler Niederlage im Hinspiel

Erfolgreichster Torschütze: Emil Jakobsen

Die Flensburger gingen als der große Favorit auf den Meistertitel in die Saison. Der eingespielte Kader, der im Sommer lediglich durch Niclas Kirkelökke von den Rhein-Neckar Löwen verstärkt wurde (siehe Vorbericht zum Hinspiel), und die vielen Topstars rund um die große Fraktion der dänischen Olympiasieger und Weltmeister machten keine andere Einschätzung möglich. Überraschend daher der verhaltene Saisonstart der SG mit der bisher einzigen Heim-Niederlage (27:29 gegen Magdeburg) und der Auswärtsniederlage in Hannover. Nach dem Derby-Sieg im Hinspiel, als die SG nach einem Kieler 8:2-Traumstart ihre ganze Klasse und breite Bank ausspielte und vor allem Lasse Möller (8/2 Treffer) und ihr mit insgesamt 156 Treffern bester Torschütze Emil Jakobsen (9/2) nicht zu stoppen waren, schienen sich die Flensburger im Titelrennen gefangen zu haben. Doch nach zwei weiteren Niederlagen in Melsungen und bei den Rhein-Neckar Löwen im Dezember gerieten die Mannen von der dänischen Grenze erneut ins Hintertreffen und zogen die Reißleine: Trainer Nicolej Krickau wurde Hals über Kopf entlassen, Ex-Trainer Ljubomir Vranjes, inzwischen Sportlicher Leiter der Flensburger, übernahm interimsweise.

Ales Pajovic sorgt für Aufbruchstimmung

Neuer SG-Trainer: Ales Pajovic

Seit Februar nun steht nun Ales Pajovic an der SG-Seitenlinie. Der österreichische Nationaltrainer, der als Spieler von Oktober 2007 bis Januar 2008 das Trikot des THW Kiel getragen und im weiteren Verlauf der Saison die Zebras mit Ciudad Real im Finale der Champions League besiegt hatte, sorgt für Aufbruchstimmung an der nördlichen Förde. Allerdings verlor die SG seit seinem Amtsantritt durch die 31:36-Niederlage in Berlin und das 27:27-Remis bei "Angstgegner" Frisch Auf! Göppingen weiter an Boden. 13 Minuspunkte, drei mehr als der THW Kiel, haben die Flensburger auf ihrem Konto. "Wir sind nur vier Punkte hinter einem Qualifikationsplatz für die Champions League. Alles ist möglich", sagt Pajovic. Damit die SG ihre hochgesteckten Ziele noch erreicht, wird an der nördlichen Förde nichts unversucht gelassen. Auf die Verletzung von Simon Pytlick (Armbruch) reagierte man umgehend und verpflichtete mit Andreas Holst Jensen einen erfahrenen dänischen Nationalspieler, der zuletzt für die Rhein-Neckar Löwen agierte. 

SG verpflichtet Holst Jensen und Kopljar für den Endspurt

Neu im Team: Marko Kopljar

Nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Linkshänder Kay Smiths ging es ebenso schnell: Flensburg holte den ehemaligen Berliner Marko Kopljar. Der 147-fache kroatische Nationalspieler soll vor allen Dingen in der Abwehr für Robustheit sorgen.  Bei ihrer Aufholjagd setzen Pajovic und die Flensburger auch auf die Heimstärke der SG: In der GP Joule Arena haben die Nordlichter erst zwei Punkte gegen den Titelverteidiger aus Magdeburg verloren, die Top-Spiele gegen die Füchse Berlin (38:37), Gummersbach (35:30) und Melsungen (35:33) wurden allesamt für sich entschieden. Wie schwer es ist, die Flensburger Heim-Festung zu stürmen, wissen auch die Zebras aus leidvoller Erfahrung. Seit nunmehr drei Jahren warten sie auf einen Auswärts-Erfolg bei den Nachbarn, verloren von den letzten fünf Derbys vier (siehe auch Gegenstatistik im THW-Archiv). "Unser letzter Sieg ist schon einige Zeit her", sagt THW-Trainer Filip Jicha, "wir wollen die Negativserie brechen und unsere Bilanz verbessern".

"Nicht von Derby-Hektik anstecken lassen"

Lasse Möller traf im Hinspiel acht Mal

Der THW-Trainer ist dienstältestes Zebra, hat als Spieler und als Zebra-Coach unzählige Derbys erlebt. "Ich versuche, diese Erfahrung gerade an unsere jungen Spieler, die wieder viel Verantwortung übernehmen müssen, weiterzugeben. Sie sollen sich nicht irritieren lassen von dem, was schon im Vorfeld Drumherum passiert und geschrieben wird. Wir wissen, woher wir kommen und was wir uns an Zielen für diese Saison gesetzt haben. Favoriten auf die Schale sind andere Teams." Auch für Jicha ist es wichtig, sich nicht von den Emotionen des Derbys leiten zu lassen. "Wichtig ist, an sich und die seine Qualitäten zu glauben und dann den Plan abzuarbeiten. Manchmal verliert man sich in einem Derby auf diesem Weg, kassiert auch mal drei, vier schnelle Gegentore. Dann ist es wichtig, dass meine Mannschaft und ich uns das große Bild wieder vor Augen führen." Generell empfinde er es als Privileg, so Jicha weiter, dass diesem Spiel so viel Aufmerksamkeit gewidmet werde und er bereits so viele Derbys erleben durfte. "Es ist immer ein sehr emotionales Spiel. Für die Fans, das Umfeld, die gesamte Region. Vor keinem anderen Spiel wird man zum Beispiel so oft auf der Straße angesprochen." Und dennoch ginge es auch am Samstag nur um zwei Punkte wie in jeder anderen Partie. "Und die holt man, wenn man sich von der Derby-Hektik nicht anstecken lässt und geduldig bleibt."

Derby live bei Dyn und in der ARD

Alles ist also angerichtet für ein erneut packendes Landes-Duell zwischen den beiden Erzrivalen. Anwurf in der GP Joule Arena ist am Samstag um 18 Uhr, das 112. Derby wird von Marcus Hurst und Mirko Krag geleitet. Fans können das größte Spiel im deutschen Handball gleich auf mehren Sendern live verfolgen: Natürlich wird die Partie live bei DYN übertragen, aber auch im Free-TV gibt's Flensburg gegen Kiel zu sehen: Erst im kostenlosen Livestream bei sportschau.de und ab ca. 18:20 Uhr nach dem Ende der Übertragung des Skisprung-Weltcups in Lahti auch im Free-TV in der ARD. Weiter geht's in Flensburg, Kiel!