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Zebras verlieren nach starker erster Hälfte das 111. Landesduell gegen Flensburg

Bundesliga

Zebras verlieren nach starker erster Hälfte das 111. Landesduell gegen Flensburg

Der Start der Zebras in das 111. Nordderby gegen die SG Flensburg-Handewitt war furios, vollauf gelungen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit aber geriet der THW Kiel durch eine Fehlerkette schnell in einen Fünf-Tore-Rückstand, den die Mannen von Trainer Filip Jicha nicht mehr aufholten. Am Ende unterlag der THW Kiel sie dem Meisterschafts-Favoriten aus dem hohen Norden vor 10285 Zuschauern in der ausverkauften Wunderino Arena mit 33:37 (17:17). Die Zebras hatten gekämpft, alles versucht, aber Flensburg verließ das Parkett als verdienter Sieger. 

Duvnjak überragender Kieler

Bester Torschütze bei der SG war Linksaußen Emil Jakobsen, der neunmal traf, entscheidender Mann auf Flensburger Seite war aber der dänische Weltmeister Lasse Möller: Ihn konnte der THW Kiel nicht stoppen, acht Treffer standen am Ende für ihn zu Buche. Auf Kieler Seite war einmal mehr Kapitän Domagoj Duvnjak überragend, der krank das Abschlusstraining verpasst hatte, sich aber bis zum bitteren Ende in die gegnerische Abwehrreihe warf und sechs Treffer erzielte. Mitentscheidende Vorteile hatten die Flensburger auch auf der Torhüterposition: Kevin Möller und Benjamin Buric spielten je eine Halbzeit, glänzten mit zusammen 17 Paraden.

Zebras mit Blitzstart

"Das ist natürlich eine bittere Niederlage", erklärte THW-Kreisläufer Petter Överby nach 60 Minuten Tempohandball auf beiden Seiten. "Wir haben zu Beginn der zweiten Halbzeit entscheidende Fehler gemacht, den Rückstand mit falschen Entscheidungen selbst verschuldet. Anders als die Flensburger in der ersten Halbzeit, haben wir es dann nicht geschafft, wieder ranzukommen." Dabei hatte das Derby ganz nach dem Geschmack der Kieler Fans begonnen: Die Zebras legten einen Blitz-, ja, sogar Traumstart aufs Parkett, führten nach vier Minuten mit 4:1 Toren, allesamt Treffer von Linkshändern. Emil Madsen machte den Anfang, SG-Rechtsaußen Johan Hansen egalisierte, dann folgte der Dreierpack von Lukas Zerbe in der Rekordzeit von 70 Sekunden. Kiels Rechtaußen netzte nach drei Minuten nach Einläufer ein, versenkte danach einen Ballgewinn durch Patrick Wiencek zum 3:1 und war nur 20 Sekunden später per Tempogegenstoß zum 4:1 erfolgreich.

Lasse Möller stoppt Kieler Rausch

Die Flensburger konterten über Hansen, ehe THW-Kapitän Domagoj Duvnjak zum 5:2 erhöhte. Das war der Start zu einem 4:0-Lauf, den Patrick Wiencek nach Duvnjak-Anspiel und Emil Madsen mit einem Kracher zum 7:2 weiterführten. SG-Coach Nicolej Krickau reagierte, drückte bereits nach acht Minuten auf den Buzzer zur Auszeit. Kurze Zeit später scheiterte Jakobsen am THW-Pfosten, und Emil Madsen vollendete zum 8:2. Sechs Tore Vorsprung für die Zebras, im SG-Fanblock wurde es ruhig. Doch die Flensburger fanden Schritt für Schritt ins Spiel zurück. Maßgeblichen Anteil an der Aufholjagd hatte Lasse Möller, der nach elf Minuten kam, sofort auf 8:3 verkürzte und fortan zum ständigen Gefahrenherd für die Kieler Abwehr avancierte.

Remis zur Pause

In der Folge waren auch die Flensburger im 111. Derby angekommen, zauberten ebenfalls einen 3:0-Lauf aus dem Hut, nach 15 Minuten hieß es nach verwandeltem Siebenmeter von Jakobsen 9:6. Emil Madsen erhöhte noch einmal auf 10:6, doch die Gäste arbeiteten sich Tor um Tor heran. Als Möller nach schneller Mitte auf 9:11 verkürzte, nahm Filip Jicha seine erste Auszeit, wollte den Lauf den Gäste unterbrechen. Es gelang nicht völlig. Der THW mühte sich in der Abwehr, kämpfte um jeden Ball, kassierte dann nach der ersten Zeitstrafe der durchweg fairen Partie gegen Eric Johansson in Unterzahl aber das 16:16 durch Smits. Per Einläufer brachte Domagoj Duvnjak seine Farben dann ein letztes Mal in Front, ehe Emil Jakobsen per Siebenmeter zum 17:17-Halbzeitstand einnetzte.

Flensburg kommt besser aus der Kabine

Und die Flensburger machten mit Beginn der zweiten Hälfte genau so weiter, wie sie aufgehört hatten. Sie setzten die THW-Abwehr mit hohem Tempo und Lasse Möllers Qualitäten unter Druck, stellten eine bärenstarke Abwehr, hinter der jetzt Torhüter Benjamin Buric Glanzparaden in Serie zeigte. Möller erzielte kurz nach dem Wechsel das 18:17 und die erste SG-Führung der gesamten Partie. Einmal noch glichen die Zebras aus, Eric Johansson tankte sich durch, traf zum 18:18. Möller und Pytlick warfen die Gäste dann mit 20:18 in Front. Doch alles Mühen der Kieler war vergeblich, die sich im Angriff nun viel zu oft verzettelten und vergeblich nach Lücken in Flensburgs hinteren Reihen suchten. Möller schraubte sein Torkonto auf sieben, Jakobsen brachte den Ball im leeren THW-Tor unter, weil Johansson im Sieben-gegen-Sechs ein folgenschwerer Fehlpass unterlief. So hatte die SG stets Antworten parat, lag nach 42 Minuten mit sechs Toren in Front.

Am Ende keine Belohnung für den Kieler Einsatz

Und die Zebras? Versuchten weiterhin alles, hatten in ihrer jungen Mannschaft aber nur ein Derby-Urgestein, der unvermindert weitermachte: Domagoj Duvnjak. Der 36-Jährige tankte sich durch, verkürzte in der 44. Minute auf 23:27, riss die Arme in die Höhe, stachelte die eigenen Leute und das Publikum an. Flensburg aber blieb souverän. Auch, weil Simon Pytlick seine Klasse zeigte. Er traf mehrfach gekonnt, hielt den Vorsprung zusammen mit seinen Mitspielern komfortabel auf vier bis fünf Tore. Die Kieler versuchten es erst mit einer Manndeckung gegen Lasse Möller, später noch mit einer doppelten Manndeckung auch gegen Pytlick. Aber es half nicht, auch wenn in der Schlussphase sich Elias Eleffsen á Skipagötu mehrfach auszeichnete: Der Färinger Wirbelwind erzielte fünf Treffer, zumeist über Einzelleistungen. In Gefahr geriet Flensburgs Sieg aber nicht mehr, spätestens nach dem 35:30 durch Pytlick war das Nordderby in der 55. Minute entschieden.

Zebras gehen wieder auf eine lange Tour

Die Zebras gehen nach dem 111. Derby wieder auf eine lange Europatour: Am Montag starten sie in Richtung Nordspanien, wo am Dienstagabend um 20:45 Uhr in Torrelavega das letzte Auswärtsspiel der Gruppenphase in der EHF European League angepfiffen wird. DAZN und Dyn übertragen die Begegnung live. Aus Spanien geht es für den Kieler Tross dann direkt weiter nach Gummersbach. Beim VfL, der rechtzeitig zum Duell mit den Kielern wieder auf DHB-Star Julian Köster zurückgreifen kann, geht es dann am Freitag um 20 Uhr um wichtige Punkte in der DAIKIN Handball-Bundesliga. Dyn überträgt live. Zu Hause sind die Kieler dann wieder am Dienstag gefragt, wenn es zum Abschluss der Europa-Gruppenphase gegen RK Vojvodina schon um die ersten Hauptrunden-Punkte geht. Eintrittskarten für das Spiel sind unter www.thw-tickets.de , bei CITTI sowie in der THW-FANWELT erhältlich. Weiter geht’s in Torrelavega, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: 

DAIKIN Handball-Bundesliga, 10.Spieltag: THW Kiel – SG Flensburg-Handewitt: 33:37 (17:17)

THW Kiel: Mrkva (37.-46., 1 Parade), Wolff (1.-37., 46.-60., 11 Paraden); Duvnjak (6), Landin, Överby (2), Wiencek (1), Pabst, Johansson (3), Dahmke, Zerbe (4), Kutz (n.e.), Madsen (6), Bilyk (1), Pekeler (2), á Skipagötu (5), Imre (3/2); Trainer: Jicha
SG Flensburg-Handewitt: Buric (31.-60., 8 Paraden), K. Möller (1.-30., 9 Paraden); Pytlick (5), Golla (3), Kirkelökke (5), Mensah, Gottfridsson, Jörgensen (5), Hansen (2), Horgen, Pedersen, Jakobsen (9/3), Smits (1), Blagotinsek, L. Möller (8); Trainer: Krickau

Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Zeitstrafen: THW: 3 (Johansson (28.), Zerbe (41.), Imre (56.)) / SG: 2 (Kirkelökke (43.), Pytlick (55.))
Siebenmeter: THW: 2/2 / SG: 3/3
Spielfilm: 1:1, 4:2 (5.), 8:2 (9.), 9:3 (11.), 9:6 (14.), 11:8 (20.), 11:10, 14:13 (25.), 17:16 (29.), 17:17;
2. Hz: 17:18 (31.),18:18, 18:20 (34.), 20:22 (37.), 20:25 (39.), 21:27 (41.), 23:27, 25:29 (46.), 25:31 (48.), 28:34 (52.), 30:34 (54.), 31:36 (56.), 33:37.
Zuschauer: 10285 (ausverkauft) (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

SG-Trainer Nikolej Krickau: Kiel hat sich wahnsinnig gut entwickelt seit dem vergangenen Jahr. Sie sind im Angriff und in der Abwehr viel besser als letztes Jahr. Das wussten wir, und deshalb sind wir heute auch so megastolz auf die Leistung und das Ergebnis. Dass wir das heute so lösen konnten gegen diese Kieler Mannschaft und trotz des hohen Rückstandes die Coolness bewahren, macht einen Trainer sehr stolz. Wir haben akzeptiert, dass der THW Kiel einen Wahnsinnsstart mit Wahnsinnstoren hatte, das Remis zur Pause war super. Die ersten Minuten nach der Pause sprehcen für sich, da war Buric mit einen super Paraden ein wichtiger Faktor. Ab da haben wir meinem Empfingen nach das Spiel gesteuert und konnten uns darauf konzentrieren, Duvnjak zu kontrollieren der immer wieder nach vorn ging. Der größte Unterschied von der zweiten zur ersten Halbzeit war Lasse Möller. Er hat auf hohem Niveau gespielt, konnte sich im Eins-gegen-Eins durchsetzen, was dann eine schlechtere Voraussetzung für Andreas Wolff war.

THW-Trainer Filip Jicha: Glückwunsch zum verdienten Derbysieg. Wir sind sehr gut gestartet, hatten viel Energie und Überzeugung in unseren Aktionen. Besonders hervorheben möchte ich unseren „Dule“, der krank war und gestern das Abschlusstraining versäumte, heute aber nach Absprache mit den Ärzten spielen konnte und solch eine Energie aufs Feld gebracht hat. Wenn Dule draußen war, sind wir leider mehr in den Verwaltungsmodus und weniger auf Attacke gegangen. Das hat uns schrittweise den Faden aus den Händen genommen, und dann kam Lasse Möller. Gegen sein Eins-gegen-Eins konnten wir uns nicht behaupten. Deshalb haben wir bis zur Pause auch die Führung abgegeben, nach dem Wechsel hat Flensburg dann das Spiel kontrolliert. Wir kamen vorn nicht mehr durch, und im Sieben-gegen-Sechs hat uns die Übersicht, die Ruhe und die Selbstverständlichkeit gefehlt, um die freien Kreisläufer anzuspielen – oder wir hatten einen Torwart vor uns, der uns selbst in freigespielten Situationen im Weg stand. Wir haben alle Register gezogen, mit der Manndeckung, mit doppelter Manndeckung – aber am Ende war die zweite Hälfte unter Flensburgs Regie. Es tut uns leid, dass wir dieses Spiel verloren haben. Hier jetzt zu sitzen und relativ emotionslos eine Niederlage zu kommentieren, fällt mir sehr schwer. Wir müssen jetzt daran arbeiten, im Angriff künftig mehr Gefahr auszustrahlen. Aber ich stelle mich voll hinter meine Jungs. Wer – wie bei uns – sechs Spieler aus dem Jahrgang 2000 oder jünger im Kader hat, sollte nicht erwarten, dass sie jeden Tag diese Übersicht haben wie am Mittwoch. Dafür muss man ein paarmal solche Derbys in dieser Amtosphäre gespielt haben.