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31:27 beim HCE: Zebras erkämpften sich im vierten Spiel innerhalb von zehn Tagen den vierten Sieg

Spielbericht

31:27 beim HCE: Zebras erkämpften sich im vierten Spiel innerhalb von zehn Tagen den vierten Sieg

Nach 60 intensiven Minuten, dem vierten Spiel in zehn Tagen, musste THW-Kapitän Patrick Wiencek erst einmal durchatmen. "Man weiß ja, was man bekommt, wenn man zum HC Erlangen reist." Nämlich eine knüppelharte Partie, in der die Gastgeber mit allen Mitteln versuchen, den Gegner aus dem Tritt zu bringen. Das gelang ihnen am Samstagabend nur bedingt, weil der THW Kiel den Kampf annahm und von Beginn an dagegenhielt. "Jetzt reisen wir überglücklich zurück nach Kiel", gab Wiencek nach dem 31:27 (18:14)-Erfolg beim HC Erlangen Einblick in seine Gemütslage - und in die seiner Mitspieler. 

Dreimal je fünf Treffer in Schwarz-Weiß

Diese hatten immerhin noch genug Luft für ein Sieges-Tänzchen in der Arena Nürnberger Versicherung. Dabei feierten sie neben einer kämpferisch starken Teamleistung vor allen Dingen Comebacker Steffen Weinhold, Regisseur Nikola Bilyk und den überragenden Eric Johansson, die die Zebras zu den zwei Punkten führten und mit je fünf Treffern erfolgreichste Torschützen des THW Kiel in Franken waren. Wie so oft, mussten die Zebras in Nürnberg eine harte Nuss knacken. "Aber es ist hier immer schwer", sagte Wiencek mit befreitem Lächeln, "wir haben verdient gewonnen." Es war der 17. Kieler Sieg im 17. Aufeinandertreffen beider Mannschaften vor der Erlanger Rekordkulisse von 7096 Zuschauern. 

Start nach Maß für den THW Kiel

Die vergangenen Spiele gingen schwer an die Substanz der Zebras. Dennoch drückten sie von Beginn an aufs Tempo, waren quirlig im Angriff, standen zunächst mit dem guten Samir Bellahcene als Rückhalt im Tor stark in der Abwehr. Wiencek brachte den THW vom Kreis in Führung, der nach acht Monaten Verletzungspause immer stärker werdende Weinhold erhöhte nach 51 Sekunden auf 2:0 für die Gäste. Bissel verkürzte, aber mit einem Hammer aus dem Rückraum erhöhte Johansson auf 3:1. Nach einem Foul von Büdel an Ekberg entschieden die Schiedsrichter auf Strafwurf, den Magnus Landin sicher zum 4:1 verwandelte. Ein Start nach Maß für den THW Kiel. Eine unberechtigte Zeitstrafe gegen Nikola Bilyk wegen Ballfesthaltens, Erlangens Nikolai Link hatte den Kieler Kapitän durch das Festhalten der Hand an der Herausgabe des Balls gehindert, brachte den amtierenden Meister dann kurz aus dem Rhythmus.

Vier-Tore-Führung zur Pause

Mävers per Siebenmeter und zweimal Steinert glichen aus. Mit einem weiteren Kracher unter die Latte brachte Johansson die Kieler wieder in Front, traf wenig später nach Heinys Ausgleich auch zum 7:6 in der 15. Minute. Die Zuschauer quittierten die urgewaltigen Würfe des jungen Schweden mit respektvollem Erstaunen, Trainer Mayerhoffer ließ Johansson offensiv decken. Mit der Folge, dass sich Lücken in der Erlanger Abwehr auftaten, in die Bilyk, Weinhold und Pekeler stießen. Der THW legte auf 10:7 vor, und nachdem Ekberg und Petter Överby trafen, lag der THW nach 20 Minuten souverän mit 12:7 vorn. Es wurde ruhiger in der Nürnberger Arena. Bis zum Pausenpfiff hatten die Kieler weiter alles im Griff, überstanden auch eine doppelte Unterzahl nach Zeitstrafen gegen Pekeler und Överby unbeschadet und führten beim Pausenpfiff auch dank der drei krachenden Rückraum-Tore von Karl Wallinius mit 18:14 Toren.

Erlangen kommt wieder heran

Die Torhüter standen dann gleich nach dem Wiederanpfiff im Mittelpunkt: Samir Bellahcene parierte gegen den frei vor ihm auftauchenden Firnhaber, auf der anderen Seite war Erlangens Schlussmann Klemen Ferlin gegen Wiencek zur Stelle. Mävers und Olsson ließen den Kieler Vorsprung dann auf 18:16 schrumpfen. Gut, dass Elias á Skipagötu in dieser Phase sich zweimal mit schnellen Füßen durch die Abwehrreihe der Erlanger schlängelte und in Unterzahl traf. Die eh schon hohe Intensität in der Partie nahm allerdings noch einmal zu, die Zweikämpfe wurden noch härter. Auch abseits des Balls gab es viele Nickeligkeiten, die bei den Zebras an den Nerven zerrten, aber sie nicht komplett aus der Ruhe brachten. Als Linksaußen Bissel dann zum 20:21 einwarf, Ferlin glänzend gegen Rune Dahmke parierte, standen die Gastgeber in der 42. Minute beim 20:21 kurz vor dem Remis, scheiterten aber an der Latte. 

Kieler Abwehr sorgt für die Entscheidung

Die eisige Arena kochte, aber Bilyk nutzte die Chance auf der anderen Seite mit einem Einläufer, traf zum 22:20 (44.). Der THW glänzte jetzt vor allem in der Abwehr, Duvnjak und Co. zimmerten ein undurchdringliches Gerüst und vorne brachten Weinhold und Pekeler die Zebras in der 51. Minute wieder mit drei Toren nach vorn, erzielten die 25:22-Führung. Gut für den THW Kiel war außerdem, dass Dahmke sich von zwei vergebenen Chancen nicht aus der Ruhe bringen ließ, den Ball in der Schlussphase zweimal sicher an Ferlin vorbeibrachte. Als Bilyk in der 57. Minute durch die Erlanger Abwehr tanzte und zum 29:25 einnetzte, war die "Schlacht" in der Nürnberger Arena erfolgreich geschlagen. 

Freitag geht’s nach Eisenach

Die Zebras reisen nach dem Spiel also mit einem guten Gefühl von Nürnberg nach München, von wo aus es am Sonntagvormittag wieder gen Kiel gehen wird. Nach dem Drei-Tage-Rhythmus der vergangenen Woche ist für die Kieler Handballer jetzt ein bisschen Zeit, durchzuschnaufen und sich auf die nächste schwere Auswärtsaufgabe vorzubereiten. Die wartet am Freitagabend: Dann will der THW Kiel in der extrem lauten Werner-Aßmann-Halle beim Aufsteiger ThSV Eisenach bestehen. Der verstärkte seine Mannschaft zuletzt mit dem erfahrenen Esten Mait Patrail verstärkt und hat alle seine bisher errungenen neun Punkte mit den eigenen Fans im Rücken geholt. Anwurf ist Freitag um 20 Uhr, Dyn überträgt live. Weiter geht’s in Eisenach, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: THW Kiel

LIQUI MOLY HBL; 16. Spieltag: HC Erlangen - THW Kiel 27:31 (14:18)

HC Erlangen: Obling (1.23, 3 Paraden), Ferlin (21.-60. und 1 Siebenmeter, 9/1 Paraden); Heiny (1), Lönborg, Seitz (1), Bialowas, Mävers (6/6), Firnhaber (2), Büdel (1), Bissel (3), Svensson (1), Link (1), Jeppsson, Steinert (3), Olsson (3), Zechel (5); Trainer: Mayerhoffer
THW Kiel: Mrkva (47.-60. und 1 Siebenmeter, 2 Paraden), Bellahcene (1.-47., 9 Paraden); Ehrig, Duvnjak (1), M. Landin (1/1), Øverby (1), Weinhold (5), Wiencek (1), Ekberg (3/1), Johansson (5), Dahmke (2), Gurbindo (n.e.), Wallinius (3), Bilyk (5), Pekeler (2), á Skipagøtu (2); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Martin Thöne / Marijo Zupanovic
Siebenmeter: HCE: 6/6 / THW: 3/2 (Ferlin hält Ekberg (23.))
Zeitstrafen: HCE: 5 (2x Büdel (4., 57.), Olsson (19.), Zechel (25.), Firnhaber (43.)) / THW: 4 (Bilyk (8.), Pekeler (25.), Øverby (25.), Johansson (34.))
Spielfilm: 0:2 (1.), 1:4 (5.), 4:4 (9.), 6.6, 6:9 (17.), 7:9, 7:12 (21.), 9:14 (24.), 12:17 (30.), 14:18;
2. Hz.: 16:18 (34.), 18:21 (37.), 20:21 (42.), 21:22, 21:24 (49.), 24:26 (52.), 24:28 (54.), 25:29 (57.), 27:29 (58.), 27:31.
Zuschauer: 7096 (Arena Nürnberger Versicherung)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr berührt, wie meine Mannschaft die letzten Wochen weggesteckt hat. Mit welcher Ruhe sie auch in stressigen Situationen agiert hat. Wir wussten, dass es ein sehr, sehr hartes Spiel für uns beim HC Erlangen werden wird. Das hat sich bestätigt. Ich bin froh über die Phase in der ersten Halbzeit, in der wir mit guter Abwehrarbeit Tempo laufen konnten. Da waren wir vorne sehr konsequent, wo uns noch gegen Kolstad ein wenig die Ruhe fehlte. Der HCE war aber von Hartmut sehr gut eingestellt auf uns, sie haben uns das Leben in einigen Bereichen sehr schwer gemacht. Deshalb bin ich sehr glücklich darüber, wie meine Jungs das mit der nötigen Geduld und Souveränität weggearbeitet haben. Morgen fliegen wir nach Hause, dann haben die Jungs sich zwei freie Tage verdient, was für uns ein brutalter Luxus ist.

HCE-Trainer Hartmut Mayerhoffer: Wir haben dem THW Kiel heute einen großen Kampf geliefert, haben uns dafür aber nicht belohnt. Aber um Kiel etwas mitnehmen zu können, die eine außergewöhnlich gute Mannschaft sind, muss natürlich auch vieles passen. Gepasst hat sicherlich in der ersten Halbzeit die Abwehr nicht. Wir bekommen 18 Gegentore, das ist zu viel, wenn man was mitnehmen möchte. In der zweiten Halbzeit haben wir das deutlich besser gemacht. Da haben wir gute Lösungen gezeigt, haben den Fokus nicht verloren, waren bei uns und haben sehr emotional gespielt.

THW-Kapitän Patrick Wiencek bei Dyn: Es war ein ziemlich hartes Spiel auf beiden Seiten. Man weiß ja, was man bekommt, wenn man nach Erlangen reist. Heute haben wir dagegen gehalten, den Kampf angenommen und reisen deshalb glücklich nach Hause. Jetzt haben wir noch zwei Spiele, die wir genauso angehen wollen wie das heutige. Es hilft uns enorm, dass wir jetzt ein paar Tage mehr Zeit zur Vorbereitung auf die nächste Partie haben. Man hat heute einigen bei uns angesehen, dass sie ziemlich müde sind. Aber egal, es zählen die Spiele und die wollen wir gewinnen – auch wenn es – wie heute – nicht immer schön aussieht.

HCE-Kapitän Sebastian Firnhaber bei Dyn: Direkt nach dem Spiel überwiegt die Enttäuschung, dass wir hier heute nichts Zählbares mitgenommen haben. In der ersten Halbzeit haben wir ein, zwei Chancen zu wenig reingemacht. Dazu kam, dass die Kieler Rückraumschützen einen Sahnetag hatten und teilweise das Ding aus zehn Metern in den Giebel geschraubt haben. In der zweiten Halbzeit haben wir es nie geschafft, wieder auf Unentschieden zu kommen, um den Druck auf die Kieler zu erhöhen. Hintenraus hat Kiel das dann abgezockt nach Hause gebracht.