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Gelungener Auftakt: THW Kiel startet mit deutlichem Auswärtssieg gegen Balingen

Bundesliga

Gelungener Auftakt: THW Kiel startet mit deutlichem Auswärtssieg gegen Balingen

Aller Anfang ist schwer, heißt es. Der THW Kiel aber nutzte den Rückenwind vom Triumph im Supercup über die Rhein-Neckar-Löwen und startete am Sonntagnachmittag beim 36:25 (18:15)-Sieg bei  Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten mit spielerischer Leichtigkeit in die neue Saison der LIQUI MOLI Handball-Bundesliga. Die „Gallier von der Alb“ hatten sich viel vorgenommen, konnten auch auf die lautstarke Unterstützung von rund 2400 Fans in der heimischen Sparkassen-Arena bauen, hielten aber lediglich 35 Minuten gegen den amtierenden Meister ordentlich dagegen, danach wurden sie vom Kieler Angriffswirbel durchgerüttelt und regelrecht an die Wand gepustet.

Johansson und a Skipagotu glänzen

Eric Johansson war mit 9 Toren bester Kieler Werfer

Beste Kieler Torschützen in diesem ersten THW-Torefestival der Saison waren Eric Johansson mit neun Treffern, Elias Ellefsen a Skipagotu freute sich bei seiner Bundesliga-Premiere über sieben Tore. Beide Kieler Rückraumspieler glänzten zudem mit überragenden Anspielen für ihre Mitstreiter. Für die Gastgeber traf der Isländer Odur Gretarsson am besten, setzte den Ball fünfmal ins Kieler Tornetz. „Ich bin sehr zufrieden mit unserem Spiel, in der ersten Bundesligapartie hat schon Vieles geklappt. Vor allem haben wir in der zweiten Halbzeit eine prima Abwehr gestellt und wurden auch in den Angriffsaktionen noch besser. Ein gutes Spiel mit einem verdienten Sieg für uns“, resümierte Eric Johansson, Kiels überragender Rückraumspieler an diesem Tag.

Zebras bleiben cool

Nur zweimal mussten die rund 50 mitgereisten Kieler Fans kurz um den Liga-Auftakterfolg ihrer Mannschaft bangen. So beim Stand von 17:13, als die Schiedsrichterinnen Tanja Kuttler/Maike Merz nach einem Schubser von Magnus Landin den Videobeweis zu Rate zogen und auf Rote Karte gegen den Kieler Dänen entschieden. Eine zu harte Entscheidung, die den THW kurz aus dem Rhythmus und den HBW auf 17:15 heranbrachte. Die zweite brenzlige Situation hatten die Zebras dann kurz nach dem Wechsel zu überstehen, als Balingen-Weilstetten technische Fehler nutzte, auf 17:18 verkürzte und als Niclas Ekberg auch noch mit einem Strafwurf an HBW-Keeper Mohamed El-Tayar scheiterte, hatten die Einheimischen das zwischenzeitliche Remis in eigenen Händen. Die Zebras aber blieben cool, antworteten mit stoischer Gelassenheit und zogen mit einem 5:0-Lauf zum 23:16-Zwischenstand davon. Den „Galliern“ war der Zahn gezogen, eine gewisse Vorentscheidung früh eingeleitet.    

Jüngste Kieler Mannschaft seit langem 

Weil Trainer Filip Jicha mit Hendrik Pekeler (Fersen-Operation), Steffen Weinhold (Schulter-Operation), Sven Ehrig (Kreuzbandriss) und den Neuzugängen Vincent Gérard (Adduktoren) sowie Eduardo Gurbindo (muskuläre Verletzung im Oberschenkel) gleich fünf Spieler verletzungsbedingt ersetzen musste, schickte er auf der Schwäbischen Alb sieben Spieler ins Rennen, die noch keine 25 Jahre alt sind. Eine der jüngsten Kieler Teams der näheren Vergangenheit. Mit dabei waren mit Ben Connar Battermann, Luca Schwormstede, Jarnes Faus und Magnus Bierfreund auch vier Talente aus den erfolgreichen Nachwuchs-Leistungsteams des Rekordmeisters, die zum Teil am Ende der Partie ihre Einsatzzeiten von Trainer Filip Jicha bekamen.  

2.500. THW-Pflichtspieltor von Ekberg eröffnet Partie

Erzielte seinen 2.500. Pflichttor-Treffer für den THW Kiel: Niclas Ekberg

Die Akzente der ersten Halbzeit setzten dann auch Kiels 23-jähriger Schwede Eric Johansson und der 21-jährige färische Neuzugang Elias Ellefsen a`Skipagotu, beide hielten den THW mit jeweils sechs und fünf Toren auf Abstand zum aggressiv verteidigenden Aufsteiger. Das erste bedeutende Ausrufezeichen setzte aber direkt nach dem Anpfiff Niclas Ekberg: Der 34-jährige Routinier in Reihen der Zebras traf per Siebenmeter zum 1:0, ein Treffer, der über alle Wettbewerbe gerechnet die Nummer 2500 für den großartigen Schweden war, eine unfassbare Torflut. Kiels Linkshänder hat sich längst in die Geschichtsbücher des THW geworfen und wird mit seinem ausgeprägten Torhunger längst nicht satt sein. Ekbergs 1:0 war gleichzeitig Grundlage für einen THW-Traumstart. Eric Johansson netzte dreimal in Folge wuchtig ein, außerdem traf Domagoj Duvnjak – nach vier Minuten waren die Zebras auf 5:1 davongeeilt. In der Sparkassen-Arena wurde es ruhiger. Doch plötzlich verloren die Kieler den Faden, leisteten sich jede Menge technische Fehler. Die Folge: In der zehnten Minute hatte sich der Aufsteiger auf 7:6 herangekämpft, die Arena wurde wieder zur Hölle in der Alb. 

A Skipagotu prägt erste Hälfte

Jetzt aber folgte die beste Zeit von „Skippy“, wie Elias Ellefsen a Skipagotu der Einfachheit halber von seinen Mitspielern gerufen wird. Der Färinger traf mit traumhaften Stemmwürfen aus allen Lagen, war bis zur 20. Minute insgesamt fünfmal in wichtiger Phase erfolgreich. 13:9 hieß es zu diesem Zeitpunkt, 15:10 leuchtete es in der 22. Minute zugunsten der Kieler auf der Anzeigentafel. Die Männer von Trainer Filip Jicha hatten die Partie deutlich in ihre Hände genommen. Dann folgte die viel zu harte Rote Karte gegen Magnus Landin, der kopfschüttelnd das Parkett verließ. Für den dänischen Linksaußen kam Rune Dahmke aufs Feld, und der deutsche National-Linksaußen führte sich kurz vor dem Wechsel nach fantastischem Johansson-Anspiel mit dem 18:15-Treffer zum Halbzeitstand ein.

THW Kiel zieht davon

Danke an die #WeisseWand in Balingen

Linksaußen Gretarsson und Rechtsaußen Prantner schürten dann erneut das Feuer in der Sparkassenarena, nutzten Kieler Abspielfehler kurz nach dem Wechsel zum 17:18. Und der Deutsche Meister? Reagierte mit dem erwähnten 5:0-Lauf. Eiskalt und blitzschnell in zweieinhalb Minuten. Die Torschützen: Elias a Skipagotu, Domagoj Duvnjak, Patrick Wiencek, Eric Johansson und Rune Dahmke. Jona Schoch antwortete mit seinem Treffer zum 23:18. Aber es blieb nur ein schüchterner Versuch, den THW auf seinem eingeschlagenen Erfolgsweg zu stören. Zweimal Eric Johansson, Elias a`Skipagotu und Petter Överby sorgten für einen weiteren HBW-Schock, machten den Sack per 4:0-Lauf nach 47 Minuten beim Zwischenstand von 27:18 für den Rekordmeister fast schon zu. Nur ein Handball-Wunder hätte dem Team von Trainer Jens Bürkle noch retten können. Das Wunder blieb aus, die Zebras spulten die letzten 13 Minuten routiniert herunter, Harald Reinkind erzielte beim 30:20 die erste Kieler Zehn-Tore-Führung, Nikola Bilyks Treffer zum 35:23 sorgte für den größten Toreabstand der jetzt ungleichen Kontrahenten. Und als Karl Wallinius seinen gelungenen Kurzauftritt mit einem Pfostenkracher nahezu von der Mittellinie abschloss, war´s vorbei. Jubelreigen der Sieger, hängende Köpfe beim deutlich unterlegenen Aufsteiger. 

Donnerstagabend Heimpremiere gegen Gummersbach

Jetzt steigt die Vorfreude auf das erste Heimspiel: Nach zuletzt zwei Auswärtsreisen in Folge können die Zebras in dieser Woche endlich in den eigenen Betten schlafen, denn es gibt den Heimspiel-Premieren-Doppelpack: Am Donnerstag (19 Uhr, jetzt Tickets sichern!) geht es im ersten Heimspiel der neuen Saison gegen den starken Altmeister VfL Gummersbach. Darauf folgt am Sonntag Heimspiel Nummer zwei gegen die HSG Wetzlar. Beide Partien überträgt DYN live, Eintrittskarten gibt es in der THW-FANWELT, die am Donnerstag bis zum Anpfiff geöffnet hat, bei CITTI und online unter www.thw-tickets.de. Weiter geht’s gegen Gummersbach, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Marco Wolf

LIQUI MOLY HBL, 1. Spieltag: HBW Balingen-Weilstetten  THW KIEL: 25:36 (15:18) 

HBW Balingen-Weilstetten: Sejr (47.-60., 3 Paraden), El-Tayar (1.-47., 9/1 Paraden); Grahovac (3), Todorovic (2), Vistorop (3), Leimeter (1), Prantner (3), Huber (1), Ingason, Gretarsson (4/2), Danner (2), Hildenbrand (1), Schoch (2), Wente, Volz (2), Heinzelmann (1); Trainer: Bürkle

THW Kiel: Bierfreund (54.-60., keine Parade), Mrkva (1.-54., 9 Paraden); Duvnjak (2), Reinkind (4), Landin (1), Battermann, Øverby (3), Wiencek (2), Ekberg (1/1), Faust, Johansson (9), Dahmke (4), Schwormstede, Wallinius (2), Bilyk (1), á Skipagøtu (7); Trainer: Jicha

Schiedsrichterinnen: Tanja Kuttler / Maike Merz
Siebenmeter: HBW: 2/2 / THW: 2/1 (El-Tayar hält Ekberg (32.))
Zeitstrafen: HBW: 4 (Grahovac (11.), Danner (20.), Leimeter (24.), Heinzelmann (30.)) / THW: 3 Ekberg (9.), Överby (17.), Duvnjak (56.))
Rote Karte: Landin (Unsportlichkeit (27.))

Spielfilm: 1:5 (5.), 3:6, 4:7 (8.), 6:7 (10.), 6:9 (12.), 8:11, 10:13 (20.), 10:15 (21.), 12:15, 13:16 (25.), 14:17 (28.), 15:18;
2. Hz.: 17:18 (32.), 17:23 (36.), 18:23, 18:27 (42.), 20:28, 20:30 (49.), 23:33 (57.), 25:36.
Zuschauer: 2350 (ausverkauft) (Sparkassenarena, Balingen)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich freue mich, dass Balingen zurück in der ersten Liga ist. Hier gehört der HBW hin, und hier in Balingen wird es für viele Mannschaften unangenehm werden. Deshalb bin ich erleichtert und extrem froh, dass wir diese Aufgabe erfolgreich hinter uns gebracht haben. Ein Sieg ist, war und wird nie selbstverständlich sein. Ich habe meinen Jungs gesagt, dass sie trotz der Emotionen hier Geduld beweisen müssen. Wir haben im Positionsangriff geduldig an der Grenze zur Langeweile gespielt, aber in der zweiten Welle waren wir viel präsenter als zuletzt im Super Cup, und wir haben unser Spiel 60 Minuten lang durchgezogen. Zur Roten Karte von Magnus kann ich nicht viel sagen, weil ich mir Aktion und Reaktion erst anschauen möchte. Wenn eine Unsportlichkeit dazu geführt hätte, dass ein extrem fairer Sportler wie Magnus so reagiert, muss man darüber sprechen. Aber die Reaktion war nicht in Ordnung, es war eine berechtigte Rote Karte.

HBW-Trainer Jens Bürkle: Die erste Halbzeit war richtig gut von uns, und in der Kabine hatte ich das Gefühl, das heute was gehen würde. Das hatte ich noch nicht oft gegen Kiel. Und dann passiert das, was häufig gegen den THW passiert: Auf einmal bist du innerhalb weniger Minuten mit sechs hinten, und dann war das Spiel weg. Die Qualität, die Kiel hat, ist dass das durchgezogen wird und die Kieler die Ruhe haben, das sauber auszuspielen. Das haben wir heute nicht geschafft. Die Höhe der Niederlage tut weh, aber wir haben 35 Minuten richtig gut und mit Power gespielt. Mit den ersten 40 Minuten bin ich deshalb nicht unzufrieden, hinten raus hätte ich das dann gerne enger gestaltet.

"Dyn Moment":