Spitzenspiel am Sonntag: THW Kiel empfängt den Meisterschaftsanwärter Füchse Berlin
Sonntag, 14 Uhr: Spitzenspiel-Zeit an der Kieler Förde! Der bisher so konstant wie stark auftretende Tabellenführer Füchse Berlin will mit einem Sieg in der Wunderino Arena einen weiteren Brocken auf dem Weg zur ersten deutschen Meisterschaft aus dem Weg räumen, die Kieler hingegen mit einem Erfolg einen weiteren Schritt nach vorn machen und - zumindest nach Minuspunkten - an den Hauptstädtern vorbeiziehen. So oder so - die Handball-Fans in Deutschland können sich auf packende 60 Minuten Top-Handball freuen, in denen es intensiv, emotional und leidenschaftlich zugehen wird. Ein wichtiger Part kommt am Sonntag ab 14 Uhr, auf die "weiße Wand", die Fans des THW Kiel, zu: "Früher hat man vor solchen Spielen oft davon gesprochen, dass das Dach der Wunderino Arena wegfliegen muss", sagt THW-Kapitän Patrick Wiencek. "Und genau das brauchen wir am Sonntag für einen Erfolg gegen die Füchse: Unsere Fans können und müssen uns helfen, Druck machen und in jeder Minute des Spiels zeigen, wer in Kiel zu Hause ist - egal, wie es gerade steht!"
Hinspiel war eine klare Angelegenheit
Auf die Unterstützung der "weißen Wand" setzt auch Rune Dahmke: "Wir brauchen die Emotionen von den Rängen, sie helfen uns enorm", erklärt der "Kieler Jung", und freut sich auf das, was ansteht: "Jetzt kommen die Wochen der Entscheidung", weiß THW-Linksaußen Rune Dahmke, "das merkt man auch in der Mannschaft: Der Fokus ist da, jetzt müssen wir hart arbeiten, dass das Hoch, das wir beim Auswärtssieg in Bukarest gestartet haben, auch anhält." Denn packend geht es in dieser Saison zu. Fünf Teams mischen aktuell an der Spitze der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga mit. Fünf Mannschaften, die lediglich vier Minuspunkte trennen und die alle schon an überraschender Stelle Federn gelassen haben. Deshalb ist die Spannung vor dem Spitzenduell zwischen dem Tabellendritten THW Kiel und dem Spitzenreiter Füchse Berlin beinahe greifbar, treffen die Zebras am Sonntag schließlich auf das aktuelle Maß aller Dinge in der Liga: Die Füchse spielen bisher eine überragende Saison mit wenigen Ausrutschern, haben sich als Tabellenführer längst zum Top-Favoriten auf den Titel gemausert. Diesen Anspruch stellten die Berliner auch im Hinspiel unter Beweis: Im Oktober kamen die Zebras nach einem frühen Zeitstrafen-Hagel, in den ersten 19 Minuten kassierten die Kieler sechs (!) zum Teil fragwürdige Hinausstellungen, überhaupt nicht in die Partie. Die Füchse zeigten gegen die Zebras hingegen ihre ganze Klasse und feierten letztlich einen nie gefährdeten, verdienten und deutlichen 34:26-Erfolg (siehe Spielbericht) - den höchsten in ihrer Geschichte gegen den THW Kiel.
Füchse sind aktuell der heißeste Titelanwärter
Die Füchse, deren Kader wir im Vorbericht zum Hinspiel bereits ausführlich vorgestellt hatten, boxen sich also in eindrucksvoller Manier durch die LIQUI MOLY Handball- Bundesliga. 19 von bisher 23 gegnerischen Teams gingen k.o., nur der amtierende deutsche Meister SC Magdeburg, GWD Minden und die SG Flensburg-Handewitt punkteten bisher gegen die Berliner, die mit einer unglaublichen Konstanz einsam ihre Kreise an der Spitze der stärksten Liga der Welt zogen: An bisher 14 von 23 Spieltagen standen die Füchse auf Platz eins in der LIQUI MOLY HBL und sind deshalb aktuell auch der heißeste Meisterschafts-Anwärter. Die Chance, die Schale erstmals in die Max-Schmeling-Halle nach Berlin zu holen, war bislang in keinem der vergangenen 16 Erstliga-Jahre größer. "Die Füchse haben viel Zeit, Geld und intensive Arbeit zielgerichtet investiert", analysiert Rune Dahmke im Interview mit dem Arena-Magazin "ZEBRA". "Sie haben nun auch in ihrem Spiel die nötige sportliche Konstanz, so dass sie auch in Stresssituationen fast immer ihre Leistung auf die Platte bringen, auch die knappen Spiele gewinnen. Es wirkt inzwischen auf jeden Fall alles deutlich sicherer und eingespielter. Sie sind mittendrin im Meisterschaftsrennen - und das zurecht."
Viel Angriffswucht und Tempo
Als Vater des Erfolges gilt Geschäftsführer Bob Hanning, der seit 2005 seinem Namen als "Bob der Baumeister" alle Ehre erweist. Mit Sport-Vorstand Stefan Kretzschmar und dem jungen Trainer Jaron Siewert wurde dem Klub darüber hinaus viel weiterer Handball-Sachverstand verliehen. Die Füchse haben nun ein Erfolgstrio, und wenn der Plan der Berliner aufgeht, wird Siewert im Juni 2023 mit 29 Jahren der jüngste Meistertrainer in der Historie LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Er würde dann Jóhann Ingi Gunnarsson ablösen. Der Isländer, der von 1982 bis 1986 den THW Kiel trainierte, holte mit TuSEM Essen 1987 im Alter von 32 Jahren die Schale in die Ruhrmetropole. Dafür, dass die Meisterschaft zum ersten Mal in die Bundes-Hauptstadt wandert, wird bei den Füchsen alles getan: Als sich Hans Lindberg, neben Shootingstar Mathias Gidsel und Jacob Holm einer von drei amtierenden Weltmeistern im Füchse Kader und aktuell mit 123 Treffern bester Torschütze der Füchse, an der Hand verletzte, wurde mit Robert Weber ein ebenso torgefährlicher wie erfahrener Mann nachverpflichtet. Der Österreicher, einst ebenfalls Torschützenkönig der HBL, steht mit 21 Treffern aus vier Partien jetzt schon auf Platz elf der internen Torjäger-Liste der Berliner. Mit Dejan Milosavljev hütet - nach Paraden gesehen - zudem der drittbeste Torhüter der LIQUI MOLY Handball- Bundesliga das Tor der Füchse, die unter anderem mit Holm (97 Tore), dem bulligen Kreisläufer Mijajlo Marsenic (83) und dem lange verletzten Gidsel (73 Treffer) enorm viel Angriffswucht und -tempo mit an die Förde bringen.
Schiedsrichter, Tickets, TV und THW-FANWELT
Die Kieler hingegen warten seit mittweile knapp zwei Jahren auf einen Sieg gegen die Füchse (siehe Gegnerstatistik im THW-Archiv). In der vergangenen Saison gewannen die Berliner zum ersten Mal überhaupt in der Wunderino Arena (siehe Spielbericht). "Das Spiel am Sonntag ist richtungsweisend", sagt Rune Dahmke. "Ein Sieg würde uns einen Schritt nach vorn bringen, denn danach geht es packend weiter. Auf jeden Fall ist jetzt die Zeit angebrochen, der alle bei uns das ganze Jahr entgegen fiebern." Anwurf in der Wunderino Arena ist am Sonntag um 14 Uhr. Fans sollten die Zeitumstellung in der Nacht zu Sonntag im Auge haben. Die THW-FANWELT öffnet die Tageskasse, es gibt noch einige wenige Stehplatztickets (www.thw-tickets.de), am Sonntag um 11 Uhr. Sky überträgt live, Fans ohne Sky-Abo können sich bei der kostenlosen THW-Watch-Party auf dem Twitch-Kanal des THW Kiel auf dem Laufenden halten. Schiedsrichter der Begegnung sind - wie bereits im Hinspiel in Berlin - Ramesh und Suresh Thiyagarajah. Auf geht's ins Spitzenspiel gegen die Füchse Berlin, "weiße Wand"!
Fotos: Sascha Klahn / Heiko Voigt