Mit Energie, Wucht und Spielfreude: THW Kiel gewinnt klar gegen den ASV Hamm-Westfalen

Bundesliga

Mit Energie, Wucht und Spielfreude: THW Kiel gewinnt klar gegen den ASV Hamm-Westfalen

Gerade einmal eine Trainingseinheit blieb THW-Trainer Filip Jicha, um seine Mannschaft nach der langen und ob der Niederlage bitteren Auswärtsfahrt nach Szeged auf den LIQUI MOLY HBL-Neustart 2023 gegen den zuletzt so stark aufgetretenen ASV Hamm-Westfalen vorzubereiten. Nur 48 Stunden nach dem Königsklassen-Kraftakt schienen die Zebras keinerlei Müdigkeit zu verspüren: Von Beginn an machten sie vor 10.018 begeisterten Zuschauern in der Wunderino Arena klar, dass der Sieger an diesem Abend das weiße Trikot tragen würde. Vom von Tomas Mrkva klasse gehüteten Tor über Domagoj Duvnjaks Energie in Abwehr und Angriff, Steffen Weinholds Tempo bis hin zum besten Torschützen Yannick Fraatz, der sieben Treffer erzielte, griff beim THW Kiel ein Rädchen ins andere. Am Ende feierten die Zebras mit ihren Fans einen 40:29 (21:13)-Erfolg, der einfach Lust auf mehr machte. "Das spannende Rennen in der stärksten Liga der Welt ist eröffnet", freute sich Jicha nach der Partie auf das, was noch kommen wird.

Blitzstart der Kieler

Mit Respekt waren die Kieler, bei denen der zuletzt aufgrund eines Infektes fehlende Rune Dahmke in den Kader zurückkehrte, in die Partie gegen den Aufsteiger gegangen. Dieser hatte mit einem deutlichen Testspiel-Sieg gegen die MT Melsungen und einem starken Auftritt bei der knappen Niederlage gegen den Tabellenführer aus Berlin seine klasse Form unter Beweis gestellt. Deshalb hatte Kapitän Patrick Wiencek vor der Begegnung gefordert, schnell für klare Verhältnisse zu sorgen. Und das taten seine Mitspieler auch: Ab der ersten Minute setzte die Aufmerksame Kieler Abwehr mit dem vor allen Dingen in Eins-gegen-Eins-Situationen bärenstarken Mrkva dahinter die Gäste-Angreifer unter Druck, und vorn brachten der starke Domagoj Duvnjak im Zusammenspiel mit Petter Överby und Eric Johansson die gegnerische Defensive ordentlich in Bewegung. Als ASV-Coach Michael Lerscht nach zwölf Minuten die erste Auszeit nahm, war der THW Kiel nach dem zwischenzeitlichen 2:2 über Överbys Gegenstoß zum 5:2, das Willenstor des norwegischen Kreisläufers zum 7:2 und erneut Överby auf 8:3 davongeeilt.

Vorentscheidung zur Pause

Doch auch die Auszeit stoppte die mit viel Spielfreude, Energie, Wucht und Tempo agierenden Kieler nicht. Weil Fraatz verlässlich traf, weil Mrkva weiter hielt, weil Weinhold als Torschütze und Anspieler glänzte und weil Duvnjak mit Ballgewinnen und seinen gefürchteten Schlagwürfen kaum zu stoppen war. In Unterzahl erhöhten Weinhold und Nikola Bilyk auf 12:5 (18.), und sieben Minuten später war es erneut Bilyk, der nach einem klasse Dahmke-Pass sogar auf 18:10 erhöhte. Jicha nutzte indes die Breite seines 15-köpfigen Kaders, wechselte frühzeitig durch. Ein Bruch kam dadurch nicht ins Spiel, da alle Zebras an diesem Abend Handball mit Spaß zelebrierten und damit ihre Fans begeisterten.  Beim 21:13 war bereits zur Pause eine Vorentscheidung gefallen.

Wienceks 100.000-Euro-Tor

Denn auch nach Wiederanpfiff hielt das schwarz-weiße Bollwerk den wütenden Angriffen der Gäste stand. Hektisch ging es zunächst zu, aber der THW Kiel wusste immer eine Antwort: So traf der nach der Pause ins Spiel gekommene Sander Sagosen zum 22:13, bediente der Rückraumspieler Överby am Kreis, der den Ball einhändig fing und direkt zum 23:14 verwandelte. Eine Zeit lang wogte die Partie hin und her, bis es den Kieler durch Sagosens Gegenstoß, Mrkvas Top-Parade gegen Wieling und Weinhold gelang, beim 27:17 (40.) erstmals mit zehn Toren in Führung zu gehen. Sechs Minuten später war der Vorsprung nach Fraatz‘ Treffer bereits auf 13 Tore angewachsen, ehe der Stimmungspegel in der Arena noch mehr nach oben schnellte: Mit seinem wuchtigen Wurf zum 33:19 erhöhte Patrick Wiencek die Summe, die Hauptsponsor Orlen Deutschland seit 2012 für jeden seiner Treffer an die Kinderkrebsstation des UKSH gespendet hat und weiterhin spendet, auf sagenhafte 100.000 Euro.

Fraatz erzielt den 40. Treffer

Nach Sander Sagosens 35:21 leisteten sich die Zebras allerdings eine vierminütige Torflaute, „lehnten sich ein bisschen zurück“, wie Jicha es später betitelte. Mit einem 5:0-Lauf dank zahlreicher Paraden von Vladimir Bozic sorgten die Gäste für ein etwas schmeichelhafteres Resultat aus ihrer Sicht. Aber deutlich wurde es trotzdem, weil der THW Kiel sich unbedingt mit dem 40. Tor bei seinen Fans für ihre Unterstützung bedanken wollte. Und so drückte der Rekordmeister ab der 57. Minute, in der Reinkind zum 37:27 traf, wieder auf den Express-Schalter. Sagosen traf trocken zum 37:29 (58.), wenige Sekunden später sorgte Reinkind für das 39:29, ehe Fraatz seine gute Leistung mit dem 40:29 krönte. Der siebte Treffer des Kieler Alleinunterhalters auf Rechtsaußen riss die Fans von den Sitzen – ein wirklich gelungener Handballabend in der Wunderino Arena!

"Tag der Vereine" am Mittwoch in Kiel

Nächstes Heimspiel, nächste wichtige Begegnung: Am Mittwoch trifft der THW Kiel in der Machineseeker EHF Champions League auf Celje Pivovarna Lasko und will mit einem Sieg Platz vier in der starken Gruppe B festigen. Die Slowenen zogen zuletzt nur knapp und denkbar unglücklich gegen den FC Barcelona den Kürzeren und gewannen das Hinspiel gegen den THW Kiel, der ab 18:45 Uhr (live bei DAZN) dieses Resultat mit der Unterstützung der eigene Fans wieder geraderücken möchte. Karten gibt’s an allen bekannten Vorverkaufsstellen, online unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT direkt an der Arena. Besonders interessant ist die Celje-Partie für Mannschaften und Vereine: Für sie gibt es zum THW-„Tag der Vereine“ ein besonderes Angebot (siehe Extra-Artikel). Weiter geht’s gegen Celje, Kiel!

Fotos: Sascha Klahn

LIQUI MOLY HBL, 20. Spieltag: THW Kiel – ASV Hamm-Westfalen 40:29 (21:13)

THW Kiel: N. Landin (n.e.), Mrkva (1.-60., 13 Paraden); Duvnjak (3), Sagosen (4), Reinkind (2), M. Landin (3/2), Øverby (4), Weinhold (6), Wiencek (2), Fraatz (7), Johansson (4), Dahmke, Zarabec (1), Bilyk (2), Pekeler (2); Trainer: Jicha
ASV Hamm-Westfalen: Hertlein (31.-47., 1 Parade), Bozic (1.-30., 47.-60., 12 Paraden), Huesmann (3), Fuchs, Patrail (1), Schulze (2), Zintel (1), Pretzewofsky (2), Bornemann (5), Orlowski (8/2), Meschke (2), Dayan, Savvas (2), von Boenigk (1), Wieling (1), Bauer (1); Trainer: Lerscht

Schiedsrichter: Julian Fedtke / Niels Wienrich
Zeitstrafen: THW: 3 (Johansson (16.), Sagosen(33.), Duvnjak (47.)) / ASV: 2 (2x Fuchs (44., 51.))
Siebenmeter: THW:3/2 (M. Landin an den Pfosten (57.)) / ASV: 2/2
Spielverlauf: 2:2 (4.), 7:2 (9.), 9:3 (13.), 10:5, 12:5 (18.), 14:7 (20.), 16:8, 16:10 (24.), 18:10 (25.), 21:13;
22:13, 24:15 (35.), 27:17 (40.), 29:19, 33:19 (47.), 35:21 (49.), 35:26 (54.), 37:28 (57.), 40:29.
Zuschauer: 10.018 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Bei der Niederlage vor 48 Stunden in Szeged haben wir in den letzten zehn Minuten nicht mit dieser Wucht und Konsequenz im Abschluss gespielt wie heute. Meine Mannschaft hat es enorm motiviert, dass Hamm nach der Besprechung die Seiten gewechselt hat und wir so auf der ungewohnten Seite beginnen mussten. Darüber waren meine Jungs sauer, und daraus resultierten die Wucht. Die Energie war von Beginn an da, und es war trotz der Strapazen keine Müdigkeit zu spüren. In der zweiten Halbzeit konnte ich dann viel wechseln und eine andere Abwehr spielen lassen. Bis auf die Phase, in der wir uns zurücklehnen, war ich sehr zufrieden nach dieser langen Reise. Das spannende Rennen in der LIQUI MOLY HBL ist eröffnet, und wir müssen bereit sein: Egal, ob gegen Hamm oder einen direkten Konkurrenten.

ASV-Trainer Michael Lerscht: Glückwunsch den THW Kiel zum absolut verdienten Sieg. Man muss das heutige Spiel differenziert betrachten, und trotz der Elf-Tore-Niederlage bin ich nicht maximal unzufrieden. Mrkva hält eine hohe Prozentzahl an freien Würfen, das hat uns Energie geraubt und das Handgelenk schwer gemacht. Und Kiel hat genau das mit einer unglaublichen Wucht bestraft.