Drittes Auswärtsspiel in Folge: THW Kiel reist zum Liga-Topspiel am Sonntag nach Hannover
Spiel acht seit dem Saisonbeginn am 31. August, Spiel drei in Folge auf fremdem Platz und Spiel eins nach der ersten Niederlage 2022/2023: Zahlenspiele vor der nächsten Reise des THW Kiel. Nach Minden und Celje geht es für den schwarz-weißen Tross dieses Mal zur TSV Hannover-Burgdorf, die nach einem klasse Start und dem Selbstbewusstsein des Auswärtssieges in Melsungen eine breite Brust mit in die Partie gegen den Rekordmeister nehmen dürfte. Das norddeutsche Duell ist am Sonntag das Topspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga und wird dementsprechend um 14 Uhr angepfiffen. Sky überträgt auf dem Sky Sport Mix-Kanal live aus der ZAG-Arena.
Bilyk: "Nicht den Kopf hängen lassen"
Enttäuscht machten sich die Zebras nach der 36:38-Niederlage in Celje noch in der Nacht auf den Rückweg nach Kiel. Im Gepäck nicht die erhofften zwei Punkte, dafür aber eine Vielzahl an Blessuren. Die extrem harte und durch die dänischen Schiedsrichter nur in den seltensten Fällen bestrafte Gangart der Gastgeber, die THW-Trainer Filip Jicha später als "am Rand der Brutalität" bezeichnen sollte, hatte ihre Spuren hinterlassen. Deshalb standen am Donnerstag nach der Rückkehr neben individuellem Training vor allen Dingen Untersuchungen und Behandlungen der medizinischen Abteilung bei den Zebras im Vordergrund. Am Freitag dann begann die Aufarbeitung der Celje-Niederlage und gleichzeitig die Vorbereitung auf das Hannover-Spiel. "Wir müssen jetzt aufstehen, die nächsten Schritte gehen, auf uns schauen und - vor allen Dingen - nicht den Kopf hängen lassen", gab THW-Rückraumspieler Nikola Bilyk die Marschroute für die Stunden bis zur nächsten schweren Partie am Sonntag aus.
Drei Siege aus vier Spielen
"Nicht den Kopf hängen lassen" - das wird umso wichtiger sein, wenn man auf den Klasse-Start der Niedersachsen und das daraus resultierende Selbstbewusstsein blickt. Noch im vergangenen Jahr, nach dem Amtsantritt von Christian Prokop, hatte die TSV Hannover-Burgdorf den Beginn der Saison komplett verschlafen, aus den ersten sechs Partien nur zwei Zähler mitgenommen und war kurzfristig sogar auf einen Abstiegsrang abgerutscht. Am Ende sprang Platz 13 heraus, was nicht den gewachsenen Ansprüchen an der Leine entsprach: Dunkle Wolken zogen über die "Recken" hinweg. Zwölf Monate nach dem Katastrophen-Start 2021 scheint die Sonne hell und warm über der ZAG-Arena: Mit drei Siegen aus vier Spielen, nur gegen Flensburg war die TSV-Mannschaft chancenlos, haben die Niedersachsen erste eindrucksvolle Duftmarken in der "stärksten Liga der Welt" gesetzt. Vor allen Dingen der 31:28-Start-Ziel-Sieg bei der MT Melsungen mit viel Tempo und einem überragenden Neuzugang Branko Vukovic, der für den nach Melsungen abgewanderten Ivan Martinovic aus Kielce kam, haben das Selbstbewusstsein bei den "Recken" wachsen lassen. "Wir sind sehr glücklich über einen schwer erkämpften, aber spielerisch über weite Strecken sehr guten Auswärtserfolg", hatte Prokop den Erfolg bei der MT sachlich analysiert.
Erfahrene Bundesliga-Spieler geholt
Nicht wenige Handball-"Experten" hatten den Hannoveranern einen weitaus problematischeren Start vorhergesagt. Denn mit Martinovic (143 Treffer) und Johan Hansen (162)m der sich der SG Flensburg-Handewitt anschloss, verließen beide Top-Torschützen den Club. Fabian Böhm, immer wieder von Verletzungen zurückgeworfener Nationalspieler, ging zu Andy Schmids HC Kriens-Luzern, während auch die Verträge von Torhüter Urban Lesjak (Eurofarm Pellister in Nordmazedonien), Abwehrchef Nejc Cehte (GOG Gudme in Dänemark) und Jannes Krone (HSC 2000 Coburg) nicht verlängert wurden. Im Gegenzug durfte Prokop sich seine Wunschspieler holen, zu denen auch Ex-Zebra Dario Quenstedt gehört. Von den Füchsen holte man Mittelmann Marian Michalczik, aus Flensburg Rechtsaußen Marius Steinhauser. "Das sind alles erfahrene Bundesliga-Spieler, die wir hinzugewonnen haben", sagte Prokop vor Saisonstart, "aber mit sieben Veränderungen haben wir einen mittelgroßen Umbruch, so dass wir dem Team Zeit geben werden."
Torhungrige Neuzugänge
Denn mit Vujovic, Quenstedt, Michalczik und Steinhauser waren die Bemühungen von Sportchef Sven-Sören Christophersen um Verstärkungen für Prokops Mannschaft noch längst nicht am Ende. Neben Steinhauser wirbelt mit Maximilian Gerbl von den Kadetten Schaffhausen jetzt ein Schweizer Nationalspieler auf Rechtsaußen bei den Recken, und vom Meister Magdeburg holte man sich den 20-jährigen Rückraum-Linkshänder Renars Uscins. Und als sich dann auch noch die Chance bot, den 2,06-Meter-Rückraum-Riesen Uladzislau Kulesh vom Champions-League-Finalisten Kielce loszueisen, schlug man noch einmal auf dem Transfermarkt zu und sicherte sich die Dienstes des international erfahrenen Shooters. "Wir haben uns qualitativ verstärkt und wollen definitiv einen Schritt nach vorn machen", hatte Christophersen das Ziel für die Saison mit "einstelliger Tabellenplatz" definiert - und die TSV Hannover-Burgdorf ist aktuell auf Kurs. Auch, weil die Neuzugänge sofort einschlugen: Gerbl ist mit 20 Treffern bester Torschütze, satte 55 der insgesamt 105 bisher erzielten Treffer gingen auf das Konto der Neuen.
Rund ums Spiel
Für Spannung dürfte am Sonntag also gesorgt sein. Das Topspiel der LIQUI MOLY HBL wird um 14 Uhr von den beiden Unparteiischen Julian Köppl und Dennis Regner angepfiffen und live bei Sky Sport Mix gezeigt. Der äußere Rahmen für 27. Bundesliga-Begegnung beider Mannschaften (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv) stimmt: Die "Recken" erwarten zur Partie gegen den THW Kiel einen Rekordbesuch seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Mehr als 5000 Tickets waren bis Mitte der Woche bereits abgesetzt, kurzentschlossene THW-Fans finden aber dennoch ausreichend Platz in der ZAG-Arena. Eintrittskarten gibt es im Online-Ticketshop der Hannoveraner, und für das richtige schwarz-weiße Outfit reist auch der mobile Fanshop der Zebras in die niedersächsische Landeshauptstadt: Vor dem Haupteingang zur Arena hat der THW-Fanshop unter anderem die neuen Bundesliga-Trikots an Bord. Beim THW Kiel hofft man, den einen oder anderen zuletzt angeschlagenen oder fehlenden Spieler wieder auf der Platte begrüßen zu können, hinter dem Einsatz von Domagoj Duvnjak, Miha Zarabec und Steffen Weinhold steht allerdings weiter ein Fragezeichen. Weiter geht's in Hannover, Kiel!
Fotos: Jan Günther/TSV Hannover-Burgdorf / Sascha Klahn