31:25 in Balingen: THW Kiel holt wichtigen Auswärtssieg
Der THW Kiel hat in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga einen wichtigen Auswärtssieg gefeiert: Beim HBW Balingen-Weilstetten gewannen die Zebras nur zweieinhalb Tage nach dem Kraftakt in Zagreb mit 31:25 (12:10). Der Erfolg am 23. Spieltag war allerdings ein hart erkämpfter. Vor allem im ersten Durchgang taten sich die Kieler schwer gegen einen aggressiv verteidigenden Gegner und HBW-Torhüter Mario Ruminsky. Doch spätestens mit Wiederanpfiff übernahm der THW Kiel das Kommando, hatte in Sander Sagosen (6) und Magnus Landin (6/3) seine besten Torschützen und beim 22:16 (47.) eine Vorentscheidung erzwungen. Durch den Sieg festigten die Kieler Platz zwei in der Tabelle, den sie am kommenden Sonntag im Spitzenspiel gegen die Füchse Berlin verteidigen wollen.
Einige Zebras zurück im Kader
Am Freitag waren die Zebras müde und erschöpft aus Zagreb zurückgekehrt, am Samstag machten sie sich nach dem Abschlusstraining direkt auf den weitesten Weg der LIQUI MOLY HBL-Saison nach Balingen. Dabei konnten sie mit den genesenen Niclas Ekberg und Rune Dahmke sowie Nikola Bilyk, dessen Oberschenkelverletzung am Abklingen ist, zumindest wieder drei Stammkräfte begrüßen. Niklas Landin hingegen blieb nach seiner Blinddarm-Operation in Kiel, zudem reisten die beiden Kapitäne Patrick Wiencek und Domagoj Duvnjak mit Blessuren aus dem harten Zagreb-Spiel nach Süddeutschland. Jens Bürkle, Trainer der Gastgeber, konnte nach dem Corona-Ausbruch in seiner Mannschaft zwölf Akteure aufbieten, darunter mit Lipovina, Zintel, Nothdurft und Strosack seine vier bisher besten Torschützen.
Balingen stört Kieler Spielfluss
"Unser Problem in der ersten Halbzeit war eigentlich nur, dass wir die freien Würfe nicht verwandelt haben", analysierte THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler nach der Partie die ersten 30 Minuten und traf damit den Nagel auf den Kopf. Bereits nach sechs Minuten hatte HBW-Keeper Ruminsky fünf Paraden auf seinem Konto und hatte damit seiner Mannschaft den Weg zur 3:1-Führung geebnet. Balingen verteidigte wie immer - leidenschaftlich, klammernd, bissig. Damit störten die Süddeutschen den Kieler Spielfluss. Es dauerte, bis die Zebras ins Rollen kamen, Jicha setzte früh auf einen siebten Feldspieler im Angriff, beorderte Kapitän Duvnjak an den Kreis und schuf so Überzahlsituationen. Magnus Landin beendete mit seinem Treffer zum 2:3 die anfängliche, acht Minuten dauernde Torflaute des THW Kiel. Und der nahm das Heft des Handelns danach in seine Hände: Harald Reinkind traf mit 123 km/h, Duvnjak vom Kreis zum 4:3 und Ekberg zum 5:3.
Knappe Pausenführung
Dann mischte Ruminsky wieder mit, und die Gastgeber kamen zum erneuten Ausgleich. Den konterte der THW Kiel mit einem Sagosen-Treffer und Pavel Horaks zweitem Tor, nach dem der Tscheche allerdings aufgrund eines unglücklichen Zusammenpralls mit Ruminskys Fuß ausgewechselt werden musste. Nach Zintels 9:9 (25.) waren dann allerdings die Zebras am Zug - und das in Unterzahl: Erst tankte sich Reinkind durch, dann traf Sven Ehrig zum 11:9. Nach einem fantastischen Steal von Pekeler war es Niclas Ekberg, der vom Siebenmeterstrich zum 12:9 einnetzte - allerdings hielt diese Drei-Tore-Führung nicht bis zur Pause, weil Ruminsky nach Strosacks 10:12 noch einen Siebenmeter von Ekberg hielt.
Kieler sorgen für die Vorentscheidung
In den zweiten Durchgang starteten die Zebras mit einem neuen Siebenmeter-Schützen: Magnus Landin traf zweimal vom Strich, zwei Treffer in Überzahl ins verwaiste Balinger Tor brachten den THW Kiel erstmals mit vier Treffern in Führung. Noch einmal konterten die Gastgeber zum 16:18, nach auch Dario Quenstedt seinen zweiten Siebenmeter von Lipovina gehalten hatte. Doch dann ging's schnell - zu schnell für den HBW: Landin per Siebenmeter, Landin im Nachwurf von der Strafwurflinie, Quenstedts Parade gegen Wiederstein, Pekeler in abgezockter Manier und erneut Magnus Landin mit tollem Dreher nach einem Steal von Harald Reinkind sorgten für das 22:16. Sechs Minuten kassierten die Kieler in dieser Phase keinen Gegentreffer, und 13 Minuten vor dem Ende war eine Vorentscheidung gefallen. Auch, weil die THW-Defensive nun die Balinger vor große Aufgaben stellte, die ihrerseits nun auf den siebten Feldspieler setzten.
Spielzeit auch für die Youngsters
Das war ein gefundenes Fressen für Rune Dahmke: Der Linksaußen fing einen Pass ab, orientierte sich kurz und traf zum 25:18 (51.). Nach Pekelers 28:21 (56.) war spätestens alles klar, Jicha brachte die beiden Youngster Philip Saggau und Leon Ciudad. Bis auf Bilyk hatte der Kieler Trainer somit alle mitgereisten Zebras eingesetzt, und auch die beiden dankten es ihrem Coach: Saggau hielt einen freien Wurf von Heinzelmann, Leon Ciudad traf nach feinem Anspiel von Harald Reinkind zum 31:25-Endstand. Zwei wichtige Punkte in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga wanderten damit auf das Konto der Zebras, die damit Platz zwei in der "stärksten Liga der Welt" festigten.
Spitzenspiel am Sonntag
Für die Kieler beginnt nach der Ankunft in Kiel eine ungewöhnliche Woche: Erstmals seit Saisonbeginn im September 2021 werden sie nur zwei Spiele innerhalb von sieben Tagen absolvieren, zuvor hatten die Zebras ausschließlich englische Wochen zu bestreiten. Dafür hat die Partie am kommenden Sonntag es aber in sich: Zum Spitzenspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga empfängt der THW Kiel die Füchse aus Berlin. 6000 Fans dürfen bei diesem Spiel live in der Wunderino Arena dabei sein, alle anderen können sich auf die Übertragung bei Sky und im Free-TV beim NDR freuen. Weiter geht’s gegen die Füchse, Kiel!
Fotos: Eibner-Pressefoto
LIQUI MOLY HBL, 23. Spieltag: HBW Balingen-Weilstetten – THW Kiel 25:31 (10:12)
HBW Balingen-Weilstetten: Sejr (48.- und 1 Siebenmeter, 2 Paraden), Ruminsky (1.-48., 12/3 Paraden); Lipovina (7/4), Ingason (1), Nothdurft (5), Wiederstein (3), Todorovic (1), Zintel (3), Scott, Saueressig (1), Heinzelmann, Strosack (4); Trainer: Bürkle
THW Kiel: Saggau (57.-60. und 1 Siebenmeter, 1 Parade), Quenstedt (1.-57., 6/2 Paraden); Ehrig (2), Duvnjak (5), Sagosen (6), Reinkind (2), M. Landin (6/3), Weinhold (1), Wiencek, Ekberg (2/1), Ciudad (1), Dahmke (1), Zarabec, Horak (2), Bilyk (n.e.) Pekeler (3); Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Sascha Schmidt und Frederic Linker
Zeitstrafen: HBW: 3 (Wiederstein (10.), Saueressig (34.), Heinzelmann (42.)) / THW: 5 (M. Landin (13.), Wiencek (25.), Weinhold (37.), Ehrig (41.), Dahmke (46.))
Siebenmeter: HBW: 6/4 (Quenstedt hält 2x Lipovina (13., 41.)) / THW: 7/4 (Ruminsky hält 2x Ekberg (15., 30.), M. Landin (44.), Nachwurf verwandelt)
Spielfilm: 0:1 (1.), 3:1 (9.), 3:5 (12.), 5:5 (16.), 5:7 (18.),6:8, 8:8, 9:9 (25.), 9:12 (29.), 10:12;
10:13, 12:14 (35.), 12:16 (36.), 13:17, 15:17 (40.), 16:18, 16:22 (47.), 17:22 (48.), 17:24 (50.), 19:26 (52.), 21:26, 21:28 (56.), 23:30 (58.), 25:31.
Zuschauer: 1410 (Sparkassen-Arena, Balingen)
Stimmen zum Spiel:
THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler: In Balingen ist es immer sehr schwer, zu gewinnen. Deshalb bin ich froh, dass wir dieses Spiel am Ende mit sechs Toren Unterschied für uns entscheiden konnten. Unser Problem in der ersten Halbzeit war eigentlich nur, dass wir die freien Würfe nicht verwandelt haben – der Hauptgrund, warum wir uns nur mit zwei Toren absetzen konnten. Wir haben das dann kurz thematisiert, und es in der zweiten Halbzeit besser gemacht: Wir haben unser Sieben-gegen-Sechs besser gespielt, klarere Chancen herausgearbeitet und diese dann auch reingemacht.
Wir kämpfen mit Berlin und Flensburg um Platz zwei, jetzt haben wir einen kleinen Puffer auf die Flensburger. Aber wir haben auch noch ein straffes Programm, nächste Woche kommt ja schon Berlin zum Topspiel nach Kiel. Das versuchen wir zu gewinnen, um auch auf die Füchse einen Abstand zu bekommen. Wenn man sieht, wie die Magdeburger spielen, stehen sie absolut zurecht ganz oben. Heute haben sie auch wieder sehr deutlich gewonnen. Da muss schon sehr viel passieren, dass wir sie noch einfangen können. Für uns ist jetzt wichtig, dass wir auch im nächsten Jahr in der EHF Champions League spielen. Das ist unser Fokus, aber sollte Magdeburg noch irgendwo Punkte liegen lassen, wollen wir natürlich da sein.
HBW-Torwart Mario Ruminsky: In den ersten 30 Minuten lief es sehr gut, da haben wir Kiel zu schwierigen Würfen gezwungen und uns wie in einen Rausch gespielt. Am Ende der ersten Halbzeit hätten wir es vielleicht noch ein bisschen enger machen können, da wäre ein Unentschieden drin gewesen, wenn wir nicht ein, zwei Würfe liegen gelassen hätten. In der zweiten Halbzeit war Kiel dann einfach zu abgezockt, da machen sie es uns mit dem Sieben-gegen-Sechs sehr, sehr schwer. Da kamen sie zu freien Chancen, bei mir lief es auch nicht mehr so gut – insofern geht der Kieler Sieg vollkommen in Ordnung.