Zebras verlieren packendes Spiel in Wetzlar
Es bleibt dabei, die HSG Wetzlar ist und bleibt einer der schwierigsten Gegner von Meister THW Kiel. Im 29. Pflichtspiel der Saison waren die Akkus beim Rekordmeister leer, der Drei-Tage-Rhythmus seit Saisonbeginn forderte seinen Tribut. Am Sonntagnachmittag kassierten die Schützlinge von Trainer Filip Jicha beim 27:29 (9:12) beim Tabellenfünften aus Hessen ihre dritte Saisonniederlage in der LIQUY MOLI Handball-Bundesliga. Nach großem Kampf in einer extrem intensiven und kraftraubenden Begegnung, die erst in den Schlusssekunden entschieden wurde, belohnten sich die Kieler nicht für ihren Einsatz Erfolgreichster Torschütze der Kieler war Sander Sagosen, der achtmal traf, Patrick Wiencek und Niclas Ekberg waren jeweils fünfmal erfolgreich.
Zwei technische Fehler besiegeln Niederlage
Filip Jicha gratulierte nach dem Spiel dem Gegner und zollte seiner Mannschaft einen "Riesen-Respekt. Wir bewegen uns schon länger am Limit, körperlich und mental. Es ist bitter, hier zu verlieren, aber es fehlt einfach an Frische", sagte Kiels Trainer. "Und diese Frische werden wir auch in den letzten beiden Spielen nicht mehr hinbekommen. Unsere Akkus sind einfach leer. Die Jungs werden aber auch in den letzten beiden Spielen des Jahres alles reinwerfen, was sie haben." Zwei technische Fehler in der Schlussphase besiegelten schließlich die vergebliche Aufholjagd der Kieler, ermöglichten der HSG den entscheidenden Treffer zum 29:27, den der Norweger Magnus Fredriksen 20 Sekunden vor dem Schlusspfiff mit einer Einzelleistung erzielte.
Zebras beginnen stark
Die nur 1250 zugelassenen HSG-Fans veranstalteten einen Riesen-Alarm. Aber die Zebras stemmten sich zu Beginn vielversprechend gegen Mannschaft und Fans jenes Teams, das die Kieler in den zurückliegenden elf Partien fünfmal in die Knie gezwungen hatte. Schefvert brachte die Gastgeber zwar in Führung, profitierte auch von der überzogenen schnellen Zeitstrafe gegen Sander Sagosen, doch dann war es zunächst THW-Kreisläufer Patrick Wiencek, der den Zebras mit drei Toren die 4:2-Führung bescherte. Das Tor zum 2:2 hatte Niclas Ekberg erzielt, es war der 99. Saisontreffer des Schweden. Magnus Landin erzielte dann die letzte THW-Führung zum 5:3 in der elften Minute. In der Folgezeit taten sich die Kieler gegen die resolut und hart zupackende HSG-Abwehr schwer, lagen durch den verwandelten Siebenmeter von Holst in der 17. Minute beim 5:6 erstmals zurück, ließen in dem von der ersten bis zur letzten Minute extrem engen Match aber nie abreißen.
Rückstand zur Pause
Niclas Ekberg traf in der 22. Minute per Siebenmeter zum 7:8, ein Doppelschlag bescherte den Mittelhessen dann die erste Drei-Tore-Führung. Magnus Landin verkürzte noch einmal auf 9:11, bevor Novak den 12:9-Pausenstand für die HSG herauswarf. Die Kieler hatten sich nach der Einwechslung von Danner die Zähne am massiven Wetzlarer Deckungsverband und dem dahinter stark haltenden Klimpke ausgebissen. Abschnitt zwei eröffnete dann Sander Sagosen mit seinem Treffer zum 10:12, Rubin erhöhte aus dem Rückraum zum 13:10 für Wetzlar, Domagoj Duvnjak war erstmals erfolgreich, traf zum 11:13.
Zebras bissen sich zurück
Als dann Torhüter Klimke in der 36. Minute zum 16:12 ins verwaiste Kieler Tor traf, schienen die Gastgeber davonzuziehen. Doch die Zebras bissen sich zurück ins Spiel, packten in der Abwehr noch fester zu. Ekberg und Sagosen verkürzten auf 14:16. Als Niklas Landin dann in der 42. Minute großartig gegen Feld parierte, traf Duvnjak mit der schnellen ersten Welle zum 17:18, die Kieler hatten aufgeschlossen. Die Chance zum zwischenzeitlichen Remis ließen sie aber in der 48. Minute aus, als Duvnjak an Klimke scheiterte und Rune Dahmke kurz danach das Wetzlarer Tor verfehlte.
Krimi in der Schlussphase
Rune Dahmke war es dann auch, der die Zebras mit seinem wunderbaren Treffer in den hinteren Torwinkel zum 24:26 heranbrachte, damit die extrem spannende Schlussphase einläutete. Steffen Weinhold und Sander Sagosen verkürzten in der 56. Minute auf 26:27, Mellegard traf wenig später zum 28:26, zwei technische Fehler von Duvnjak und Weinhold verhinderten dann aber den möglichen Ausgleich. Trotzdem: Der Krimi ging noch in die Schlussphase, als Sander Sagosen nach 58:57 Minuten zum 27:28 traf, jetzt suchten die Kieler ihr Heil mit einer offenen, extrem offensiven Deckung. Vergeblich, nach der Auszeit von HSG-Trainer Benjamin Matschke traf Fredriksen wenig später zum 29:27 - die Entscheidung.
Zwei Heimspiele zum Jahresausklang
Mit zwei Heimspielen endet das Jahr für die Zebras: Am Mittwoch, 22. Dezember, treffen sie zunächst in der Wunderino Arena auf den TVB Stuttgart (jetzt Tickets sichern), am zweiten Weihnachtstag dann auf den Pokalsieger TBV Lemgo Lippe (Tickets im Onlineshop). In beiden Partien werden die Kieler nach der aktuell gültigen Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes Schleswig-Holstein von bis zu 5000 Fans angefeuert. Alle Tickets, die nicht aktiv zurückgegeben worden sind, behalten ihre Gültigkeit. "Die Akkus sind leer, das war deutlich zu sehen", schloss THW-Trainer Filip Jicha nach der Niederlage in Wetzlar, "aber viel mehr Frische werden wir in diesem Dezember nicht mehr bekommen. Jetzt müssen wir diese Woche überstehen, und dann werden wir weiterschauen." Die Zebras freuen sich auf die Unterstützung ihrer Fans: Weiter geht’s zu Hause, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Oliver Vogler
LIQUI MOLY HBL, 16. Spieltag: HSG Wetzlar – THW Kiel: 29:27 (12:9)
HSG Wetzlar: T. Klimpke (1.-60., 11/1 Paraden, 1 Tor), Suljakoiv (n.e.); Feld (1), Srsen, Nyfjäll (5), Kusan, Mirkulovski, Danner (1), Weissgerber, Holst (3/3), Fredriksen (2), Forsell Schefvert (3), Mellegard (2), Rubin (3), Novak (5), Cavor (3); Trainer: Matschke
THW Kiel: N. Landin (1.-50.- 53.-60., 8 Paraden), Quenstedt (50.-53., keine Parade); Ehrig, Duvnjak (3), Sagosen (8), Reinkind, M. Landin (2), Weinhold (2), Wiencek (5), Ekberg (5/1), Ciudad (n.e.), Dahmke (1), Zarabec, Horak, Bilyk, Pekeler; Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Christian vom Dorff / Fabian vom Dorff
Zeitstrafen: HSG: 3 (2x Forsell Schefvert (10., 32.), Rubin (20.)) / THW: 3 (Sagosen (2.), M. Landin (27.), Duvnjak (42.))
Siebenmeter: HSG: 3/3 / THW: 2/1 (Klimpke hält Ekberg (9.))
Spielfilm: 1:0, 2:1 (3.), 2:4 (10.), 3:5 (11.), 7:5 (19.), 9:7 (22.), 9:8, 11:8 (25.), 12:9 (27.);
13:10, 14:12 (35.), 16:12 (36.), 16:14, 18:15 (40.), 18:17 (42.), 19:18 (43.), 21:18 (45.), 23:20, 23:22 (48.), 25:22 (51.), 27:24 (55.), 27:26 (56.), 28:27 (59.), 29:27.
Zuschauer: 1250 (ausverkauft) (Rittal Arena, Wetzlar)
STIMMEN ZUM SPIEL:
THW-Trainer Filip Jicha: Ich möchte Wetzlar zum Sieg gratulieren. Ich möchte gleichzeitig meiner Mannschaft meinen Riesen-Respekt aussprechen. Meine Jungs sind physisch wie mental am Limit, uns fehlte daher die Frische. Das ist bei diesem Pensum, das die Jungs gefahren haben in dieser Saison, nicht ungewöhnlich. Trotzdem haben sich die Jungs voll in dieses Spiel reingehauen. Es ist bitter, heute zu verlieren. Aber wir haben noch zwei Spiele zu absolvieren, da müssen wir alles reinhauen für den THW. Aber vielmehr Frische werden wir in diesem Dezember nicht mehr bekommen. Die Akkus sind leer, das war deutlich zu sehen. Aber ich möchte noch einmal betonen: Ich habe einen Riesen-Respekt davor, wie meine Mannschaft damit umgeht. Jetzt müssen wir diese Woche überstehen, und dann werden wir weiterschauen.
HSG-Kreisläufer Felix Danner: Gegen Kiel zu gewinnen, ist überragend. Wir haben eine richtig gute Abwehr gespielt und deswegen auch gewonnen. Was wir in der ersten Halbzeit geliefert haben, war grandios. Wir wussten aber auch, dass Kiel noch einmal richtig Druck und Tempo machen würde. Das hat der THW dann auch gut gemacht, sodass wir nicht mehr richtig ins Abwehrspiel hineingekommen sind. Nichtsdestotrotz haben wir den Vorsprung über die Zeit gebracht.
HSG-Trainer Benjamin Matschke bei Sky: Der Sieg fühlt sich besonders an. Vor allem, da ich zwei spannende Wochen hinter mir und die Jungs seit dem Spiel gegen Melsungen nicht mehr gesehen habe. Wir haben gute Schlüsse aus dem Spiel gegen Erlangen gezogen, und ich freue mich wahnsinnig für die Jungs und den Verein. Wir wollten alles in das Spiel legen und es hat alles gepasst, was passen muss, um gegen Kiel zu gewinnen.