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THW Kiel dominiert Top-Spiel in Göppingen

Wach, konzentriert und mit vollem Fokus: Der THW Kiel gewann mit einer Handball-Gala am Sonntagnachmittag in der ausverkauften EWS-Arena bei Frisch Auf! Göppingen mit 38:26 (20:15) und demonstrierte eindrucksvoll, dass er auf dem Weg zurück zu alter Stärke den nächsten Schritt gemacht hat. Die Zebras besaßen in Rechtsaußen Niclas Ekberg ihren herausragenden Akteur. Der 32-jährige Schwede traf bei elf Versuchen elfmal ins Tor der Schwaben und eroberte damit auch Platz eins in der Torschützenliste der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. In dieser rückten die Kieler durch den klaren Erfolg im Top-Spiel auf Rang zwei vor. 

STARKER RÜCKHALT: NIKLAS LANDIN

 

Die Kieler Defensive hatte einen Sahne-Tag

Ein sicherer Rückhalt war erneut die Kieler Abwehr um den Mittelblock mit Patrick Wiencek/Hendrik Pekeler und Schlussmann Niklas Landin, der mit 17 gehaltenen Bällen erneut seine Ausnahmeklasse unter Beweis stellte. "Das hat richtig Spaß gemacht", freute sich Linksaußen Rune Dahmke nach der Kieler Handball-Demonstration. "Wir hatten vor dem Spiel einen Mega-Respekt vor Göppingen, die in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Qualität aufgebaut haben.“ Nach der überragenden Startphase seiner Mannschaft habe es zwar ein paar Probleme gegeben, "aber aus diesem Loch haben wir uns dann selbst wieder herausgebuddelt."

KIELER BILDERBUCH-START

Hellwach und torhungrig: Niclas Ekberg

Tatsächlich glückte den Kielern ein wahrer Bilderbuchstart in diesem Verfolgerduell der Liga. Allen voran Rechtsaußen Niclas Ekberg: Nach gerade einmal neun Minuten hatte der Schwede bereits sein sechstes Tor erzielt. Ekberg brachte die Zebras nach einem Lattentreffer von Schiller mit einem frechen Dreher in Front, 4:0 hieß es nach sechs Minuten, Ekberg traf zunächst per Siebenmeter nach Foul an Weinhold, dann netzte Harald Reinkind aus dem Rückraum ein, und erneut Ekberg traf nach toller Ladin-Parade per Tempogenstoß zum 4:0. Überhaupt war es der Tag der Kieler Außen: Auf der anderen Seite nutzte auch Linksaußen Rune Dahmke nahezu jede sich ihm bietende Chance, legte den FAG-Torhütern die Kugel sechsmal sicher ins Netz. 

 

ZEBRAS ENTEILEN

Sechs Treffer: Rune Dahmke

Das 4:0 für die Gäste war Grund genug für Göppingens Trainer Hartmut Mayerhoffer, ganz früh zur ersten Auszeit zu rufen. Es half nur wenig, Lindenchrone erzielte nach sieben Minuten zwar das erste Tor für die Gastgeber zum 1:4, zwei weitere Treffer des Kieler Rechtsaußen sorgten dann für die 6:1-Führung, Zelenovic traf zum 2:6, doch Ekberg war nicht zu stoppen, erzielte in der 9. Minute das 7:2. Als dann Sander Sagosen und Patrick Wiencek das 9:2 perfekt machten, zog Mayerhoffer nach gerade einmal zehn gespielten Minuten erneut die Grüne Karte, nahm seine Mannschaft in die Pflicht. 

FRISCH AUF! KOMMT INS SPIEL

Domagoj Duvnjak zeigte einmal mehr seine Klasse

Und tatsächlich fand Frisch Auf! langsam hinein ins Spiel. Probleme hatten die Zebras in dieser Phase vor allem mit dem flinken Dänen Jon Lindenchrone. Der Linkshänder wirbelte, hatte ein Auge für seine Mitspieler und traf insgesamt achtmal für die Göppingen. Er half in dieser Phase entscheidend mit, dass die Halle laut und lauter wurde. Als Torhüter Rebmann dann einen missglückten Angriffsversuch der Kieler mit direktem Wurf ins leere THW-Tor zum 10:11 in der 18. Minute nutzte, waren die Gastgeber dran. Der THW um seinen erneut überragend agierenden Kapitän Domagoj Duvnjak ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen, antwortete im Stile einer Klasse-Mannschaft: Duvnjak, zweimal Dahmke und Ekberg ließen die Zebras erneut enteilen, 15:10 hieß es nach 23 Minuten, 17:11 durch Steffen Weinholds Wurf ins leere Tor nach 25 Minuten. Fast mit dem Halbzeitpfiff stellte Duvnjak dann den 20:15-Pausenstand sicher. 

4:0-LAUF NACH DER PAUSE GIBT DIE RICHTUNG VOR

Ließen nichts anbrennen: Harald Reinkind und die Zebras

Hatten Göppingen Fans auf eine Wende in der zweiten Hälfte gehofft, so wurden sie erneut gleich zu Beginn der Halbzeit von den coolen Zebras eiskalt erwischt. Duvnjak läutete diese dreißig Minuten mit seinem fünften Treffer zum 21:15 ein, warf damit zugleich das erste Tor zu jenem 4:0-Lauf, der die Zebras durch Steffen Weinhold, abermals Duvnjak und Dahmke nach 36 Minuten auf 24:15 davon galoppieren ließ. Die Reaktion von Mayerhoffer - Auszeit. Doch seine Appelle halfen an diesem Nachmittag gegen die traumwandlerisch sicher und selbstbewusst auftrumpfenden Kieler nicht mehr. Die Zebras waren wacher, energischer, kompromissloser - und drückten weiter auf das Gaspedal. Den ersten Zehn-Tore-Vorsprung schaffte Rune Dahmke per Tempogegenstoß in der 46. Minute zum 30:20, Ekberg verabschiedete sich mit seinem elften Treffer in der 49. Minute zum 32:21, machte Platz für den jungen Sven Ehrig.

KIELER FEIERN MIT IHREN FANS DEN AUSWÄRTSSIEG

Jubel nach dem Schlusspfiff

Kreisläufer Patrick Wiencek freute sich diebisch über sein 37:24 von der Linksaußenposition, und als der junge Leon Ciudad seinen Kurzeinsatz in der 60. Minute mit dem Treffer zum 38:25 krönte, fand eine überragende THW-Handball-Gala ihr Ende. Ein Zwölf-Tore-Erfolg in Göppingen und das Vorrücken auf Rang zwei - das war ganz nach dem Geschmack der vielen Kieler Fans in der EWS Arena, die gemeinsam mit den Zebras einen auch in der Höhe verdienten Erfolg im Top-Spiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga lautstark feierten.

MITTWOCH MIT DER "WEISSEN WAND" IN AALBORG

Für den THW Kiel geht die kleine Auswärtstournee nach der Partie im tiefen Süden im hohen Norden weiter: Am Mittwoch steigt in der "Jutlander Bank Arena" in Aalborg das "Match of the week" der EHF Champions League. Nach Dänemark begleitet werden die Zebras von rund 250 Fans. "Ich erinnere mich noch gut an unser letztes Spiel mit der 'weißen Wand' in Aalborg", sagt THW-Linksaußen Rune Dahmke, "das war für uns fast wie ein Heimspiel. Wir freuen uns riesig auf die Unterstützung!" Anwurf für das Spitzenspiel der Gruppe A ist um 18:45 Uhr, DAZN und ServusTV Deutschland übertragen live. Weiter geht's in Aalborg, Kiel!

Text: Reimer Plöhn; Fotos: Bernd Dunstheimer / Jürgen Weber

LIQUI MOLY HBL, 12. SPIELTAG: FRISCH AUF! GÖPPINGEN - THW KIEL: 26:38 (15:20)

Frisch Auf! Göppingen: Rebmann (1.-24., 1 Parade, 1 Tor), Kastelic (24.-60., 6 Paraden); Neudeck, Kneule, Lindenchrone (6), Heymann, Bagerstedt (4), Ellebaek (4), Schiller, Goller (2/2), Gulliksen (3), Hermann (3), Zelenovic (2), Kozina (2); Trainer: Mayerhoffer
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 17/1 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig, Duvnjak (7), Sagosen (3), Reinkind (5), M. Landin (n.e.), Weinhold (3), Wiencek (2), Ekberg (11/5), Ciudad (1), Dahmke (6), Zarabec, Horak (n.e.), Bilyk (n.e.), Pekeler; Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Nils Blümel / Jörg Loppaschewski
Zeitstrafen: FAG: 5 (Lindenchrone (7.), 2x Kozina (9., 18.), Bagersted (23.), Neudeck (26.)) / THW: 2 (Duvnjak (17.), Ekberg (32.))
Siebenmeter: FAG: 3/2 (Landin hält Schiller (32.)) / THW: 5/5
Spielfilm: 0:4 (6.), 1:6 (8.), 2:9 (11.), 5:9 (13.), 7:10 (15.), 10:11 (19.), 10:15 (23.), 11:17 (25.), 13:17 (27.), 14:18 (28.), 15:20;
15:24 (35.), 18:27 (38.), 20:30 (46.), 23:33, 23:36 (55.), 26:38.
Zuschauer: 4000 (ausverkauft) (EWS Arena, Göppingen)

STIMMEN ZUM SPIEL:

THW-Trainer Filip Jicha: Wir haben bis zur 46. Minute und der zweiten Auszeit von Sebastian in der zweiten Hälfte sehr geduldig gespielt und fleißig gearbeitet. Beides braucht man gegen BHC. In den letzten 15 Minuten habe ich bei meinen Jungs ein bisschen Angst gespürt, aber diese Angst gehört nicht in unser Spiel. Aber auch das ist ein Prozess, in dem wir uns befinden. Wenn wir uns einige "blöde" Fehler nicht leisten, bekommen wir das Spiel gut hin. Wir spielen dann auch die Chancen heraus, aber dann was Tomas (Mrkva) mit seiner präsenten Art da und hat uns unter anderem Tempogegenstöße und Siebenmeter weggenommen. Insgesamt war unsere Angriffseffektivität in der zweiten Halbzeit nur bei kmnapp über 30 Prozent, das ist eigentlich viel zu wenig, um ein Spiel zu gewinnen. Deshalb waren meine Jungs in der Kabine auch geknickt, ich habe ihnen aber mit auf den Weg gegeben, dass wir 46 Minuten gute Arbeit abgeliefert und zwei Punkte geholt haben. Das war wichtig, zumal Peke und Miha aufgrund von Infekten kaum spielen konnten. Aber auch das ist eine der Herausforderungen, denen wir uns stellen. Ich freue mich auf unser nächstes Spiel und habe neben einem Dank eine große Bitte an unsere Zuschauer: Die Jungs brauchen Euch in dieser schwierigen Phase mehr denn je. Auch am Sonntag gegen Hannover!

BHC-Trainer Sebastian Hinze: Wir sind ganz gut in dieses Spiel gekommen, haben die zweite Welle, die Schnelle Mitte und die erweiterte Angriffsphase der Kieler mit zwei Kreisläufern gut verteidigt und zunächst auch gegen die 3-2-1 gute Lösungen gefunden. Einige einfache Ballverluste haben dann den Unterschied zur Pause ausgemacht. In die zweite Halbzeit starten wir wieder mit guten Entscheidungen, bis Landin starke Paraden gegen die Außen und die Halbpositionen hatte. Über eine sehr starke Torwartleistung von Mrkva haben wir dann in die Partie zurückgefunden und in den letzten Minuten überragend gedeckt. So haben wir die Chance auf einen Punkt bekommen, der natürlich super gewesen wäre. Aber dass wir hier nach minus sieben zurückgekommen sind, kann ich meinen Jungs hoch anrechnen.

Sander Sagosen bei Sky: Wir hatten alles unter Kontrolle und waren nach 45 Minuten mit sieben Toren vorne. Dann haben wir nur noch ein Tor in den letzten 15 Minuten gemacht, das ist natürlich nicht gut genug. Wir haben dennoch weitergearbeitet, und Niklas hält den letzten Ball stark. Wir haben die zwei Punkte, das ist entscheidend. Wir müssen arbeiten und weitermachen, einfach im Training weiter Gas geben. Die Zuschauer haben uns heute gegen Ende sehr geholfen.

THW-Trainer Filip Jicha: Ich habe meine Mannschaft heute unglaublich fokussiert gesehen - und das von der ersten Minute an. Sie wollte nicht nur das Spiel gewinnen, sondern Spaß verbreiten. Das ist uns definitiv gelungen. Göppingen hat eine fantastische Mannschaft, eine fantastische Arena. Wenn Du dann mit soviel Tempo spielst wie wir, kann man auch innerhalb von vier Minuten einen hohen Vorsprung verspielen. Aber beunruhigt hat mich das nicht. Wir haben die Nationalmannschafts-Pause gut genutzt, konnten physisch trainieren. Das war damals eine unschöne Arbeitswoche, die sich im Profi-Sport aber nicht sofort widerspiegelt. Heute konnten wir davon sicherlich profitieren. Die Einstellung der Jungs war heute sehr vorbildlich, deshalb wollte ich auch nicht mit Wechseln eingreifen. Die Jungs hatten Spaß, und das sollten sie durchziehen. Peke war zudem lange krank, konnte nicht trainieren. Er holt sich jetzt in den Spielen die Physis zurück, und das macht ihm Spaß.  Die Jungs sind schon Maschinen, und ich habe großen Respekt vor dem, was sie leisten. Trotzdem müssen in drei Tagen wieder ran und brauchen eine genauso fokussierte Leistung. Wir werden morgen kurz trainieren, und dann geht's weiter. 

FAG-Rückraumspieler Tim Kneule bei Sky: Wir sind in beiden Halbzeiten nicht gut in die Partie gekommen. Wir haben zu viele technische Fehler produziert, zu viele Bälle verworfen. Das nutzt der THW Kiel eiskalt aus, und dann wird's schwierig. Sebastian Heymann und Kresimir Kozina sind erkältet zum Spiel gekommen, das hat es uns nicht einfacher gemacht. Wir hätten trotzdem ein bisschen konzentrierter spielen können, dann wäre es vielleicht nicht so heftig geworden. Ich hatte zwar das Gefühl, dass wir uns über weite Strecken des Spiels gute Chancen herausgespielt haben, sind dann aber leider an Niklas Landin gescheitert. Wenn du soviel liegen lässt, kannst du so ein Spiel nicht gewinnen. 

THW-Linksaußen Rune Dahmke bei Sky: Wir sind mit einem Mega-Respekt vor der Göppinger Mannschaft angereist, die in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Qualität aufgebaut haben. Dann starten wir aber mit einem 9:2, um dann wieder eine Phase zu haben, wo wir ga nicht wissen, was passiert. Frisch Auf! ist wieder dran, und wir hatten schon Zeiten, wo wir dann nervös geworden werden. Ich bin zufrieden, wie wir uns da wieder rausgebuddelt haben. Ein schöner Sonntagnachmittag: Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert, das hat richtig Spaß gemacht. Jetzt bin ich kaputt, aber in zwei, drei Tagen, wenn wir wieder spielen, wird's wieder gehen.

FAG-Rückraumspieler Tobias Ellebaek bei Sky: Der Start in beide Halbzeiten war schlecht. Gegen eine so starke Mannschaft wie Kiel ist es schwierig, dann noch wieder ins Spiel zu kommen. Wir haben gute Angriffe gespielt, aber die Abwehr war nicht gut genug gegen das starke Eins-gegen-Eins von Kiel. 

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