Spitzenspiel am Sonntag: THW Kiel und die weiße Wand gegen Magdeburg

Bundesliga

Spitzenspiel am Sonntag: THW Kiel und die weiße Wand gegen Magdeburg

Das Spiel, auf das viele so lange gewartet haben: Am Sonntag kommt es in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga zum Gipfeltreffen zwischen dem Deutschen Meister THW Kiel und dem verlustpunktfreien Tabellenführer SC Magdeburg, der in dieser Spielzeit in allen Wettbewerben 13 Siege aus 13 Spielen einfuhr. "Magdeburg ist schon der Favorit", schätzt Harald Reinkind die Situation vor dem Duell zwischen Drittem und Erstem in der "stärksten Liga der Welt" ein. "Der SCM reist mit dem kompletten Kader an, hat jüngst die Vereins-Weltmeisterschaft gewonnen und führt die Liga ohne Minuspunkt an." Umso mehr komme es am Sonntag auf die Fans des Rekordmeisters an, unterstreicht der einzig verbliebene Kieler Rückraum-Linkshänder. "Wir freuen uns auf eine geile Atmosphäre. Ich bin überzeugt, dass uns unsere 'weiße Wand' mit viel Druck helfen wird - gerade jetzt, wo wir nicht in Bestbesetzung spielen können."  Anwurf in der ausverkauften Wunderino Arena ist um 14 Uhr, Sky überträgt live. 

THW ohne Sagosen und Weinhold

Vor dem heiß ersehnten Duell in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga spricht in der Tat vieles für den SC Magdeburg - auch die Statistik: Seit sechs Bundesliga-Spielen warten die Zebras auf ein doppeltes Erfolgserlebnis gegen die Domstädter (siehe auch Gegnerstatistik SC Magdeburg im THW-Archiv). Im vergangenen Jahr mussten die Kieler in eigener Arena in ein Unentschieden einwilligen - nur einen Tag nach Ende einer Corona-Quarantäne für die komplette Mannschaft gab es ein 24:24-Remis (siehe Spielbericht), an dessen Ende auch noch eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung für Gesprächsstoff sorgte. Corona spielt leider auch in dieser Saison wieder eine Rolle vor dem Spitzenspiel, muss der THW Kiel doch aller Voraussicht nach auf seine Rückraum-Asse Sander Sagosen und Steffen Weinhold verzichten. Beide sind nach Impfdurchbrüchen noch nicht wieder einsatzfähig. "Dass die beiden nicht dabei sein können, ist natürlich ärgerlich", sagt THW-Rückraumspieler Nikola Bilyk. "Aber trotzdem sind das die Spiele, die wir haben wollen. Das Besondere an Spitzenspielen ist, dass man nie sagen kann, wie es am Ende ausgeht. Egal, wie beide Teams aufgestellt sind, denn es treffen zwei sehr starke Mannschaften aufeinander." Auch der Österreicher, der zuletzt gegen Szeged mit sieben Treffern ein starkes Spiel ablieferte, setzt auf die Magie der "weißen Wand": "Unsere Fans können ein sehr wichtiger Faktor sein. Vor allen in Situationen, in denen es nicht so gut läuft, können Sie uns richtig helfen. Und wenn wir ins Spiel finden, können unsere Fans uns tragen."

Team der Stunde zu Gast in Kiel

Rückkehrer Philipp Weber verstärkt den SCM-Rückraum

Eine besonders heiße Atmosphäre wird am Sonntag auch nötig sein. Denn der SC Magdeburg ist aktuell nicht nur Spitzenreiter der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, sondern ließ jüngst auch mit dem Gewinn des IHF Super Globe aufhorchen, als den Schützlingen von Trainer Bennet Wiegert in der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda der rote Teppich ausgerollt wurde. Mit einem 33:28-Sieg gegen das spanische Starensemble des FC Barcelona kürten sich die Elbestädter am Roten Meer zum neuen Champion. Der Siegeszug durch die 14. Klub-WM begann für den amtierenden European-League-Titelträger per Wildcard. Nach Siegen gegen die Sydney University (32:20) aus Australien und die Katari von Al-Duhail SC (35:23) folgte im Halbfinale ein 30:28-Erfolg über die topbesetzte dänische Spitzenmannschaft von Aalborg Handbold, ehe auch noch Barcelona in Schach gehalten wurde. Lohn des erfolgreichen Trips nach Saudi-Arabien waren ein stattliches Preisgeld von 400.000 US-Dollar sowie ein goldener Pokal. Bei der Feier nach der Rückkehr in Magdeburg meinte Kapitän Christian O‘Sullivan zu den jubelnden SCM-Fans: "Ich hoffe, dass wir diese Saison noch mehr Möglichkeiten haben, hier zu stehen." Die Worte des Kapitäns - sie unterstrichen die Magdeburger Ansprüche im Kampf um die Meisterschaft und weitere Titel in dieser Saison. Sie waren auch Ausdruck des ungebändigten Magdeburger Selbstbewusstseins nach einem rundum gelungenen Saisonstart in allen Wettbewerben.

Magdeburger weiße Weste

2,07-Meter-Hüne: Torhüter Mike Jensen

Denn der SCM hat in dieser Saison noch keine Schwäche gezeigt, gewann in der Liga bisher alle sieben Partien, darunter auswärts bei den Rhein-Neckar Löwen (28:25) und in Melsungen (27:24) sowie zuletzt auch gegen den Vizemeister aus Flensburg, der beim 33:28 der Magdeburger das Nachsehen hatte. "Flensburg kann mit den fünf Toren Unterschied noch zufrieden sein", erklärte der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand nach der Partie bei Sky, "es hätten durchaus mehr sein können, wenn die Magdeburger konsequent durchgespielt hätten." Michael Damgaard, der zehn Treffer gegen die SG erzielte, hatte eine Erklärtung für die bisher so makellose Saison der Grün-Roten: "Wir haben Selbstvertrauen aufgebaut, wir sind schwer zu schlagen. Egal, wer auf dem Spielfeld steht, wir kämpfen und stehen zusammen." Und das auch in den beiden weiteren Wettbewerben: In der European League gewann der Titelverteidiger zum Auftakt am Dienstag 31:27 bei Gorenje Velenje, und am Donnerstag zog die Mannschaft von Bennet Wiegert durch einen ungefährdeten 30:23-Erfolg beim TuS N-Lübbecke in DHB-Pokal-Achtelfinale ein, in dem der SCM auf den Zweitligisten ASV Hamm-Westfalen treffen wird (siehe Extra-Artikel zur Auslosung). Unter dem Strich fuhren die Magdeburger also in 13 Spielen 13 Siege - weißer kann eine Weste nicht sein. 

Kräftig in Qualität und Breite des Kaders investiert

Mit Neuzugang Magnus Saugstrup ist der SCM-Kreis jetzt dreifach stark besetzt

Damit der SCM in dieser Saison richtig zum Angriff blasen kann, wurde der Kader auch in diesem Sommer prominent verstärkt und kräftig in Qualität und Breite investiert: Mit Linkshänder Kay Smits (TTH Holstebro)
und Rückkehrer Philipp Weber (SC DHfK Leipzig) auf der Mitte wurde der Rückraum mit noch mehr Durchschlagskraft versorgt. Jetzt bekommt Michael Damgaard seine Ruhepausen, dazu ist der ehemalige Kieler Gisli Kristjansson eine wichtige Alternative. Nicht zu vergessen ist natürlich dessen isländischer Landsmann, Linkshänder Omar Ingi Magnusson. Dieser holte sich in der vergangenen Saison mit 274 Treffern die Torjägerkanone und ist auch aktuell mit 43 Treffern bester Liga-Torschütze seiner Mannschaft. Am Kreis ist der Klub nach der Verpflichtung von Weltmeister Magnus Saugstrup vom dänischen Vorzeigeclub Aalborg Handbold mit Magnus Gullerud und Moritz Preuss gar dreifach stark besetzt. Und im Tor holte man als Unterstützung für Jannick Green einen weiteren Dänen: Aus Balingen kam der 2,07-Meter-Hüne Mike Jensen in die Börde. In einem Interview sagte Wiegert: "Ich sehe uns noch lange nicht am Ende unserer Entwicklung. Wir haben noch viel vor."

Wiencek: "Brauchen Hexenkessel mindestens wie im Derby"

Kai Smits kam aus Holstebro zum SCM

"Wir sind Kiel" wird am Sonntag also besonders gefragt sein, wenn die beiden Unparteiischen Sebastian Grobe und Adrian Kinzel um 14 Uhr die Top-Begegnung des achten Spieltages anpfeifen. Sky überträgt live. Unter anderem in der ZDF-Sportreportage und in der ARD-Sportschau werden Zusammenfassungen des Spiels zu sehen sein, zudem wird THW-Linksaußen Rune Dahmke am Abend im "Sportclub live" des NDR-Fernsehens als Studiogast erwartet. Für die Zebras geht es am Sonntag darum, den Lauf der Magdeburger zu stoppen und selbst gut in die Partie zu finden. "Wir brauchen dafür einen Hexenkessel mindestens wie im Derby", sagt THW-Kapitän Patrick Wiencek. "Wir haben am Mittwoch gegen Szeged erlebt, wie uns die Fans helfen können. Nach dem Fünf-Tore-Rückstand haben sie uns mit ihrem Druck von den Rängen wieder ins Spiel gebracht, jedes einzelne Stopp-Foul von unserer Abwehr gefeiert und uns so Kraft gegeben - und dabei es waren 'nur" 5800 in der Halle...". Weiter geht's mit dem Spitzenspiel, Kiel!

THW-FANWELT hat am Sonntag geöffnet

Es gibt für die Partie nur noch wenige Stehplatz-Tickets (in der THW-FANWELT und online unter www.thw-tickets.de), die Wunderino Arena wird am Sonntag unter den aktuellen Bedingungen ausverkauft sein. Neben Geimpften und Genesenen können auch Zuschauer mit tagesaktuellem, negativen Test einer anerkannten Teststation das Heimspiel des THW Kiel besuchen (mehr Informationen für Besucher). Anerkannte Teststationen in ganz Schleswig-Holstein findet man auf dieser Übersicht des Landes. Einlass in die Wunderino Arena ist ab 12 Uhr, das Parkhaus unter dem Europaplatz gesperrt. Bequeme, erreichbare Alternativen sind das neue ZOB-Parkhaus oder das Sophienhof-Parkhaus. Die THW-FANWELT hat am Sonntag ab 11 Uhr geöffnet.

Fotos: SCM / Eroll Popova