Starker THW Kiel holt souveränen Auswärtssieg bei der MT Melsungen

Bundesliga

Starker THW Kiel holt souveränen Auswärtssieg bei der MT Melsungen

Der THW Kiel hat im ersten Top-Spiel der neuen Saison einen starken Eindruck hinterlassen: Vor 3186 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle - darunter rund 100 lautstarke schwarz-weiße Anhänger - meldeten die "Zebras" bei der MT Melsungen von Beginn an ihre Ansprüche auf zwei Punkte an und fuhren einen deutlichen 33:26 (16:12)-Start-Ziel-Sieg ein. Aus einer ingegesamt geschlossen auftretenden Mannschaft des deutschen Meisters ragten Torhüter Niklas Landin (16/1 Paraden), die beiden besten Torschützen Magnus Landin und Niclas Ekberg (je 6 Treffer) sowie die Antreiber Steffen Weinhold und Sander Sagosen heraus. 

Erstmals wieder Auswärtsfans dabei

Rund 100 THW-Fans begleiteten ihre Mannschaft nach Kassel

Auch in Kassel öffneten sich am Sonnabendabend erstmals wieder die Tore für Zuschauer und Handball-Fans, Rekordmeister THW Kiel lockte nicht nur erstmals wieder gut 100 eigene Fans, sondern auch noch rund 3000 Anhänger der MT Melsungen nach langer Corona-Pause in die Rothenbach-Halle. Laut war es im zweiten Punktspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, doch Euphorie und gute Laune der MT-Fans verschwanden bald durch die Hintertür: Die Zebras erwiesen sich als konsequente Spielverderber, trumpften mit einer großartigen Leistung auf und ließen ihre eigenen Anhänger im Laufe der Partie immer lauter jubeln. Das erste Auswärtsspiel der neuen Saison wurde so zu einer klaren Botschaft an die Konkurrenz - der THW Kiel ist bereit! 

Schmerzhafter Start für den Matchwinner

Schmerzhaft begann der Abend für den späteren Matchwinner Niklas Landin: MT-Linkshänder Kai Häfner traf den Dänen nach einem Abpraller mit einem harten Wurf mitten ins Gesicht. Landin schüttelte sich, im Gesicht mit deutlichen Spuren des Treffers, und nahm sich Häfner zur Brust. Dieser entschuldigte sich, sollte aber gegen Landin im weiteren Verlauf der Partie noch oft das Nachsehen haben. Nach dem Spiel gab der Welthandballer Entwarnung bezüglich möglicher Folgen: "Manchmal habe ich am nächsten Tag einen steifen Hals und Kopfschmerzen. Aber das stecke ich normal gut weg - und unsere Physios werden ein Auge auf mich haben."

Kiel übernimmt früh das Zepter

Domagoj Duvnjak traf zwei Mal.

Harald Reinkind eröffnete den Torreigen mit seinem Treffer zum 1:0 für Kiel, das 1:1 durch MT-Neuzugang Elvar Jonsson sollte der einzige Gleichstand für die Gastgeber in der gesamten Partie bleiben, auch wenn MT-Keeper Nebosja Simic eine starke erste Halbzeit ablieferte und am Ende auf insgesamt 14 Paraden kam. Sander Sagosen vom Siebenmeterpunkt und Steffen Weinhold nach einem Steal legten auf 3:1 für Kiel vor. Bis zum 7:6 in der zehnten Minute blieben die Hessen auf Tuchfühlung, vor allem, weil Kiels Abwehr Probleme mit Jonsson hatte, der 3:0-Lauf durch zwei "Schleudern" von Miha Zarabec und das Solo von Domagoj Duvnjak (16.) schraubten den Kieler Vorsprung auf 10:6 (16.) und provozierten zugleich die erste Auszeit von MT-Trainer Gudmundur Gudmundsson. Diese verpuffte allerdings, Jonsson blieb bis zum Pausenpfiff einziger Gefahrenherd für Kiels 6:0-Abwehr. Vorne hatte jetzt vor allem THW-Linksaußen Landin Spaß am Tore werfen, dreimal traf er vor dem Wechsel, in der zweiten Halbzeit ließ der Däne weitere drei Treffer folgen. Mit einer 16:12-Führung wurden die Seiten gewechselt. 

THW sorgt für klare Verhältnisse

Fünf Treffer und große Präsenz: Sander Sagosen

Kai Häfner war dann erster Torschütze in Halbzeit zwei, Niclas Ekberg traf von der Siebenmeterlinie zum 17:13, Allendorf verkürzte auf 14:17 - sollte doch noch einmal Spannung unter dem lauten Hallendach aufkommen? Die Antwort auf diese Frage kam prompt und gewaltig: Ein 4:0-Lauf durch Sander Sagosen, Niclas Ekberg, nochmals Sagosen und Magnus Landin sorgte für das 21:14 (35.). Gudmundsson zog wieder den grünen Karton, doch am Geschehen änderte sich wenig. Die Kieler dominierten weiter die Partie, spielten mit großer Freude und noch größerem Tempo die Melsunger Defensive auseinander und hatten stets die bessere Antwort auf MT-Angriffsversuche. Da blieb sogar Zeit für einige Handball-Leckerbissen - wie das Zauber-Anspiel von Sagosen auf Patrick Wiencek, der in der 43. Minute zum 26:18 vollendete.

Landin nagelt den Kasten zu

Die MT stellte die defensive Abwehr jetzt auf eine offensivere Variante um, doch die Kieler waren nur kurz irritiert, kassierten durch Pavlovic und Reichmann Tore zum 22:27. Jetzt war es Jicha, der eine Auszeit nahm, um seine Spieler zu Ruhe und konsequentem Spiel zu mahnen. Zwei Ekberg-Treffer, ein fantastischer Dreher bei drohendem Zeitspiel sowie ein vom im zweiten Durchgang überragenden Weinhold herausgeholter und vom Schweden sicher verwandelter Siebenmeter, führten die Kieler aber wieder in sicheres Fahrwasser. Außerdem nagelte Niklas Landin seinen Kasten einmal mehr minutenlang komplett zu - Häfner, Petersson und Allendorf brachten den Ball freistehend nicht an Kiels Torhüter vorbei. So blieb es bis zur Schluss-Sirene beim Sieben-Tore-Vorsprung für die Schwarz-Weißen, die anschließend mit ihren Fans die ersten beiden wichtigen Auswärtszähler der Saison feierten. 

Mittwoch Start in die Königsklasse

Dank an die vielen mitgereisten Fans: Jetzt steht der Start in die Königsklasse an!

Für die Kieler startet am kommenden Mittwoch auch die neue Saison in der EHF Champions League - und das gleich mit der schwierigen Auswärtspartie beim HC Meshkov Brest. Anwurf in der Victoria Sports Hall ist um 18:45 Uhr, DAZN überträgt wie im vergangenen Jahr alle Spiele des THW Kiel in der Königsklasse live. Neu im Boot ist auch Servus TV: Der Sender zeigt die Auftaktpartie der Zebras in Belarus live im Free-TV. Weiter geht's in Brest, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Alibek Käsler, Gunther Imhoff

LIQUI MOLY HBL, 2. Spieltag: MT Melsungen - THW Kiel: 26:33 (12:16)

MT Melsungen: Heinevetter (n.e.), Simic (1.-60., 14 Paraden); Maric (1), Kühn (1), Lemke, Reichmann (1), Kunkel, Jonsson (5), Arnarsson (2), Allendorf (6), Häfner (2), Petersson (1), Kastening (3/1), Pavlovic (2); Trainer: Gudmundsson 
THW Kiel:
N. Landin (1.-60., 16/1 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig, Duvnjak (2), Sagosen (5/1), Reinkind (3), M. Landin (6), Weinhold (3), Wiencek (2), Ekberg (6/2), Ciudad (n.e.), Dahmke, Zarabec (4), Horak (n.e.), Bilyk (1), Pekeler (1); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah / Suresh Thiyagarajah
Zeitstrafen: MT: 3 (2x Arnarsson (12.,19.), Petersson (29.)) / THW: 4 (2x Ekberg (11., 37.), M. Landin (51.), Zarabec (57.))
Siebenmeter:  MT: 3/1 (Kastening an die Latte (28.), Landin hält Allendorf (51.)) / THW: 2/2
Spielfilm: 0:1, 1:1 (1.), 1:3 (3.), 4:6 (8.), 6:7 (11.), 6:10 (16.), 8:12 (22.), 10:13 (24.), 10:15 (25.), 11:16 (28.), 12:16;
13:16, 14:17 (32.), 14:21 (35.), 17:23 (40.), 17:25 (41.), 18:26, 20:26 (44.), 20:27, 22:27 (45.), 22:29 (47.), 23:30 (54.), 25:32 (59.), 26:33.
Zuschauer: 3186 (Rothenbach-Halle, Kassel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden. Das war heute ein Sieg der Leidenschaft, des Fleißes aber vor allem der sehr guten Arbeit. Was wir besser machen müssen: Wenn wir die Chancen herausspielen, müssen wir diese einen Tick besser nutzen. Wir hatten heute eine Phase, in der die Jungs Fehler gemacht haben, die passieren. Sie sind dann aber so sauer auf sich selbst, weil die Ansprüche sehr hoch sind, dass wir plötzlich alles verteidigen wollen, was dann nicht funktioniert. Das ist an sich eine gute Sache. Ich habe ihnen dann gesagt: Bleibt ruhig, wir müssen unser Ding durchziehen, haben super angefangen in der zweiten Halbzeit. Wir müssen weiter Tempo laufen. Wir werden jetzt die erste Arbeitswoche ein wenig sacken lassen, und uns dann mit der zweiten beschäftigen. Da ist dann unser Champions-League-Auftakt und das Derby. Über das möchte ich aber erst sprechen, wenn wir zurück aus Brest sind.    

THW-Torhüter Niklas Landin: Wenn es heute irgendetwas auszusetzen gibt, dann, dass wir das Spiel hätten ein bisschen früher zumachen sollen. Unsere zweite, dritte und vierte Welle hat Melsungen heute permanent unter Druck gesetzt. Wir sind gut gerannt, und wenn wir das über 60 Minuten durchziehen, dann können nicht viele mithalten. Ich bin zufrieden mit unserer defensiven Leistung. Das wichtigste ist, dass wir von hier mit einem Sieben-Tore-Sieg nach Hause fahren. Ob ich dann 15 Paraden oder sieben habe, ist egal. Wichtig sind die zwei Punkte. Die Wirkung des Kopftreffers werde ich wohl erst auf der Bustour nach Hause spüren. Oft ist nach so einem Treffer der Nacken ein wenig steif, und ich bekomme ein bisschen Kopfschmerzen. Aber dann geht's weiter. Ich hoffe auf einen freien Tag am Sonntag, dann geht's nach Brest. An Flensburg denke ich da bestimmt noch nicht. 

MT-Linksaußen Michael Allendorf bei Sky: Es waren drei, vier Tore zuviel am Ende, um ein positives Gefühl mitzunehmen. Aber dafür war der THW Kiel heute einfah zu gut. Wir haben zuviele Chancen liegen gelassen, und dass Niklas überragend hält, weiß jeder. Aber um den THW schlagen zu können, muss man einfach mehr Dinger reinmachen. Im Rückzug hatten wir über 60 Minuten Probleme, haben das nicht in den Griff bekommen. Und dann reicht es eben nicht. Heute waren phasenweise gute Dinge dabei, aber wir brauchen auch noch ein bisschen Zeit. Es geht in die richtige Richtung, aber wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen.