Wichtiger Sieg in Leipzig: THW Kiel holt sich auch vor 1000 Fans zwei Punkte

Bundesliga

Wichtiger Sieg in Leipzig: THW Kiel holt sich auch vor 1000 Fans zwei Punkte

Drittes Spiel innerhalb von sechs Tagen, dritter Sieg für den THW Kiel: Die Zebras gewannen am Donnerstagabend ein Nachholspiel vom 17. Spieltag beim SC DHfK Leipzig souverän mit 33:26 (18:14). Dabei ließen sich die Kieler auch nicht von der großartigen Stimmung vom Weg abbringen, die 1000 Fans unter dem Arena-Dach entfachten. Ãœberragender Mann in der vor allem im ersten Durchgang hitzigen Begegnung war THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler: Der Alleinunterhalter am Kreis blockte defensiv in Weltklasse-Manier, erzielte fünf Tore und holte zudem drei Siebenmeter heraus, die der beste Torschütze der Kieler allesamt verwandelte: Niclas Ekberg kam am Ende auf 9/5 Treffer. Erfreulich war der Abend auch für Nachwuchsmann Leon Ciudad: Der 18-Jährige erzielte seine ersten beiden Tore im THW-Trikot. 

"Eine einzige Choreographie"

Sander Sagosen wirbelte mit Miha Zarabec die Leipziger Abwehr durcheinander

Es ist eine Ewigkeit her, dass der THW Kiel in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga vor Zuschauern spielen durfte, zuletzt am 18. Oktober beim 29:21-Heimsieg gegen die SG Flensburg-Handewitt. In Leipzig war es wieder soweit, endlich: Rund 1000 Zuschauer sorgten für echte Handball-Atmosphäre, laut war es allerdings nur zu Beginn, denn die Zebras betätigten sich als  Spielverderber, spulten nach kurzen Anlaufproblemen ihr Pensum souverän herunter und gewannen klar und hochverdient. Damit festigte die Mannschaft von Trainer Filip Jicha ihre Tabellenführung. Leipzigs Spielmacher Philipp Weber konnte sich angesichts der deutlichen Niederlage nur bedingt über die Rückkehr der Fans freuen. Es sei ein schönes Geühl gewesen, die Leute hinter sich zu haben, sagte der Nationalmannschafts-Regisseur, „das hat uns extrem gefehlt. Aber das Spiel war leider nicht so schön, wir hätten den Menschen hier in der Halle gerne eine engere Partie geboten. Der THW Kiel war aber einfach zu abgezockt. Was die Kieler spielen, ist schon brutal. Gefühlt ist das eine einzige Choreographie.“

Zebras mit klassischem Fehlstart

Kaum zu stoppen: Maciej Gebala erzielte sieben Tore

Aller (Neu-) Anfang ist schwer. Das erlebten die Zebras mit aller Härte in Leipzigs Heimstätte, die das Wortungetüm „Quarterback Immobilien Arena“ trägt. THW-Torhüter Niklas Landin zeigte zwar gleich zu Beginn eine Glanzparade gegen Maciej Cebala, war gegen den frühen 3:0-Lauf der Leipziger allerdings machtlos. Geschockt durch den Fehlstart waren die Zebras indes nicht, antworteten prompt mit einem eigenen 4:0-Lauf. Domagoj Duvnjak traf zum 1:3, Niclas Ekberg zweimal von Außen und Steffen Weinhold zum 4:3 ins leere DHfK-Tor. Noch schwerer wog  für das Team von Leipzigs Trainer Andre Haber, dass Abwehrchef Alan Milosevic schon in der neunten Minute Rot vor die Nase gehalten bekam. Der Schweizer Nationalspieler rutschte unglücklich in Kiels Harald Reinkind hinein, riss dem THW-Linkshänder spektakulär die Beine vom Boden. Rot. Eine harte, aber angesichts der Dynamik der Aktion auch vertretbare Entscheidung. Gegen die souverän auftrumpfenden Kieler riss dieser Platzverweis aber ein dickes Loch ins DHfK-Abwehrnetz.

Zur Pause vier Tore vorn

Neun Treffer aus neun Versuchen: Niclas Ekberg

Die Zebras stießen immer wieder hinein, in der Anfangszeit war es vor allem Niclas Ekberg, der seine Chancen eiskalt nutzte: Der Dreierpack des Schweden führte die Kieler vom 5:5 zur ersten Drei-Tore-Führung zum 8:5 in der 15. Minute. Möglich wurde Kiels Dominanz auch, weil Landin wieder einmal einen Glanztag erwischt, insgesamt zwölf Bälle aufhielt. Wichtig war zudem der gehaltene Siebenmeter von Dario Quenstedt, der beim 16:14 in der 27. Minute den Strafwurf von Krzikalla unschädlich machte und so die Gastgeber von einer weiteren Aufholjagd abhielt. Und Miha Zarabec! Kiels Mittelmann kam nach 15 Minuten, spielte Leipzigs Hinterreihe gemeinsam mit Sander Sagosen schwindelig und traf dreimal trocken aus dem Rückraum an den Leipziger Torhütern vorbei ins Netz. Wirklich sehenswert. Sagosen schließlich netzte mit seinem ersten Tor in der 29. Minute zum 17:14 ein, ehe Domagoj Duvnjak den Ãœberblick behielt und zum Halbzeit-18:14 ins erneut leere Leipziger Gehäuse warf.

Dahmke packt den Deckel drauf

Erneut in starker Form: Niklas Landin

Ein angenehmes Torepolster nach aufregenden ersten 30 Minuten, das Steffen Weinhold mit einem Kracher gleich nach der Pause und erneut Ekberg von der Siebenmeterlinie per frechem Heber über Kristian Saeveraas hinweg zum 20:14 noch bequemer machten. Die Leipziger mühten sich in der Folge zumeist über Spielmacher Weber, gleichwohl blieben viele Aktionen nur Stückwerk, verfingen sich im Kieler Abwehrblock oder fanden ihren Meister in Niklas Landin. So hatte der THW ständig die Nase mit fünf, sechs Toren vorn, ehe eine Glanzparade von Landin in der 44. Minute gegen den völlig frei vor ihm auftauchenden Binder das Signal für den entscheidenden Kieler Zwischenspurt war: Steffen Weinhold, Niclas Ekberg und der glanzvolle Dreierpack von Rune Dahmke schraubten dann in der 51. Minute beim 29:21 den Deckel auf das Spiel.

Ciudads Torpremiere

Hinten wie vorn überragend: Hendrik Pekeler - hier gegen Marco Mamic

Filip Jicha nutzte die Schlussphase, um seinen jüngeren Spielern eine Bewährungschance zu geben, den geschundenen Knochen und Muskeln der Stammspieler eine verdiente Ruhepause zu schenken. Kiels 18-jährigem Kreisläufer Leon Ciudad werden sich diese letzten Leipziger Minuten wohl für immer ins Gedächtnis einbrennen, traf der junge Mann doch erstmals Ã¼berhaupt im Trikot "seines" THW Kiel - und das in der 58. und 59. Minute gleich zweimal. Ein toller Abschluss eines starken Kieler Auftritts in Leipzig und eines Abends, der für den Handball so etwas wie die Rückkehr zur Normalität bedeutet haben könnte. 

Sonntag ist TuSEM Essen zu Gast

Weiter geht's für die Zebras am Sonntag in eigener Halle: In der Wunderino Arena empfangen sie den Aufsteiger TuSEM Essen zum nächsten wichtigen Duell in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Zuschauer sind weiterhin in Kiel nicht zugelassen, aber Fans des Rekordmeisters können ihre Mannschaft wie gewohnt vor dem TV (live bei Sky) und dem gemeinsamen Audio-Livestream von THW Kiel & RADIO.BOB! unter www.radiobob.de/thw-kiel unterstützen. Das beliebte Heimspiel-TV mit allen Informationen rund um die Partie und spannenden Gästen geht um 15 Uhr auf Sendung. Weiter geht's gegen Essen, Kiel! 

Foto: Karsten Mann / DHfK

LIQUI MOLY HBL, 31. Spieltag: SC DHfK Leipzig - THW Kiel: 26:33 (14:18)

SC DHfK Leipzig: Saeveraas (25.-60., 6 Paraden), Birlehm (1.- 25., 4 Paraden); Wiesmach, Krzikalla (7/5), Meyer-Siebert (2), Binder (3), Larsen (2), Roscheck, Weber (3), Mamic (1), Remke, Gebala (7), Milosevic, Esche, Heitkamp, Gansau (1); Trainer: Haber
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 12 Paraden), Quenstedt (3 Siebenmeter, 1/1 Parade); Ehrig, Duvnjak (2), Sagosen (3), Reinkind, M. Landin (1), Sunnefeldt, Weinhold (4), Ekberg (9/5), Ciudad (2), Dahmke (3), Zarabec (4), Voigt, Horak, Pekeler (5); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Sebastian Grobe / Adrian Kinzel
Zeitstrafen: Leipzig: 5 (Mamic (7.), Binder (12.) Weber (14.), Larsen (28.), Gebala (43.)) / THW: 3 (Duvnjak (26.), Sunnefeldt (40.), Horak (44.), Voigt (54.))
Rote Karte: Milosevic (Leipzig, grobes Foulspiel (9.))
Siebenmeter: Leipzig: 6/5 (Quenstedt hält Krzikalla (29.)) / THW: 5/5
Spielfilm: 3:0 (5.), 3:1 (7.), 3:4 (10.), 5:5 (12.), 5:8 (14.), 6:9, 8:9 (17.), 8:11 (19.), 10:13, 12:15 (26.), 14:16 (27.), 14:18;
14:20 (34.), 15:21 (36.), 17:21 (38.), 17:23 (39.), 19:23 (43.), 19:25 (45.), 20:25, 20:28 (49.), 22:30 (53.), 24:30 (56.), 24:32 (58.), 26:33.
Zuschauer: 1000 (Quarterback Immobilien-Arena, Leipzig)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden mit dem sehr gelungenen und souveränen Auftritt meiner Mannschaft. Sie war sehr konzentriert, und es war enorm schön, wieder vor Zuschauern zu spielen - auch wenn es heute Fans des Gegners waren. Sie haben gewaltig Stimmung gemacht, da bekommt man auch was zurück. Die Leipziger waren dadurch enorm motiviert, wir brauchten ein paar Minuten, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Aber das ist in dieser Phase der Saison, mit dieser Belastung normal, dass man ein paar Minuten braucht. Das Flensburger Ergebnis interessiert mich nicht, es ändert auch nichts an unserer Situation. Ich bin ziemlich lange schon in diesem Geschäft, wenn es um Meisterschaften geht. Und ich weiß, dass dieses Gerede eher ein Störfaktor ist. Wir müssen einfach auf uns schauen, denn es reicht, wenn wir ein Spiel verlieren - dann ist die Situation wieder eine ganz andere.

Leipzigs Spielmacher Philipp Weber: Es war ein schönes Gefühl, die Leute heute hinter sich zu haben. Das hat uns extrem gefehlt. Schon in den vergangenen Tagen hat uns die Frage beschäftigt, wie es wohl sein würde. Das Spiel war leider nicht so schön, wir hätten den Menschen hier in der Halle gerne eine engere Partie geboten. Der THW Kiel war aber einfach zu abgezockt, hat uns zu oft ins Leere laufen lassen. Dann haben wir zuviele einfache Fehler gemacht und so dem THW Kiel den Sieg auch leicht gemacht. Was die Kieler spielen, ist schon brutal. Gefühlt ist das eine einzige Choreographie, die die im Angriff abspielen. Das sind Maschinen, die ihre Sache durchziehen, jeden noch so kleinen Fehler auf den Punkt bestrafen. Das ist außergewöhnlich gut, und die Kieler stehen verdient da oben, weil sie das wirklich am besten machen. Die rote Karte war eine unglückliche Situation, generell hatte ich das Gefühl, dass die beiden heute keine Sensation zulassen wollten.  

THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler: Ich habe in der zweiten Halbzeit ein bisschen mehr Pausen bekommen, sodass ich meine ganze Kraft in den Angriff legen konnte. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass Patrick Wiencek zeitnah wieder zurückkommt. Für uns hat sich durch das Remis von Flensburg nichts geändert, wir haben es immer noch selbst in der Hand, sind aber auch nur einen Punkt vorn. Das bringt uns nicht viel. Wir müssen also weiterhin all unsere Spiele gewinnen - und das wollen wir. Vom Namen her sind die Spiele in Magdeburg und bei den Rhein-Nekar Löwen die Partien, die vom Papier her am schwersten sind. Aber jetzt ist erst einmal Essen dran - und das ist das Spiel, was jetzt zählt.