Zebras holen mit viel Einsatz zwei Punkte gegen Stuttgart

Bundesliga

Zebras holen mit viel Einsatz zwei Punkte gegen Stuttgart

Keine Frage, die vergangenen Wochen haben an der Substanz des THW Kiel gezehrt. Das war auch am Sonnabendabend in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gegen den Tabellen-13. TVB Stuttgart sichtbar. Die Kieler mühten sich in der Wunderino Arena, kämpften und waren trotzdem lange Zeit nicht in der Lage, sich vom Außenseiter abzusetzen. Am Ende landeten die Zebras einen erst in den Schlussminuten sichergestellten 33:28 (16:15)-Heimsieg - letzlich brachte ein 4:0-Lauf ab der 56. Minute die Entscheidung. 

Sagosen und Duvnjak erfolgreichste Torschützen

Die ersatzgeschwächten Gäste waren lange Zeit auf Augenhöhe mit dem Champions-League-Sieger, boten eine starke Leistung und zeigten große Moral. Beste Kieler Torschützen waren Domagoj Duvnjak und Sander Sagosen mit jeweils sechs Treffern, Patrick Wiencek und Niclas Ekberg waren je fünfmal erfolgreich. Die Schwaben hatten ihre treffsichersten Schützen in Jerome Müller (7) und Goalgetter Viggo Kristjansson, der sechsmal ins Schwarze traf. Es war wahrlich eine schwere Arbeit für Kiel, letztlich wurden die Zebras ihrer Favoritenrolle aber gerecht und zogen zumindestens für eine Nacht an Tabellenführer Flensburg vorbei auf Platz eins.  

Schwierige Voraussetzungen für beide Trainer

Zähes Ringen: Pavel Horak und der THW Kiel mussten hart für die zwei Punkte kämpfen

Trainer Filip Jicha musste auf seinen am Fuß verletzten Abwehrchef Hendrik Pekeler, Torhüter Dario Quenstedt (Zerrung Oberschenkel) und den Langzeitverletzten Nikola Bilyk (Kreuzbandriss) verzichten. Noch schwerer hatte es Gästetrainer Jürgen Schweikardt, eine schlagkräftige Mannschaft aufzubieten. Verzichten musste er vor allem auf den Star der Mannschaft, Nationaltorhüter Jogi Bitter, der sich unter der Woche einer Meniskusoperation unterzogen hat, außerdem fehlten seine Spielmacher Faluvegi (Kreuzband) und Lönn sowie kurzfristig auch Rechtsaußen Pfattheicher, der nach dem Warmmachen verletzt in die Kabine humpelte.

THW-Abwehr mit Zugriffs-Problemen

Steffen Weinhold tankte sich zu drei Treffern durch die TVB-Abwehr

Die Stuttgarter, die bei dieser Ausgangslage rein gar nichts zu verlieren hatten, improvisierten und kämpften wie die Löwen. Schon in der ersten Halbzeit fiel es den Kielern schwer, sich abzusetzen. Im Angriff lief der Ball zwar zügig durch die eigenen Reihen, und nahezu alle Akteure trugen sich in die Torschützenliste ein. Doch Filip Jicha fand nur wenig Zeit, seinen Stammakteuren notwendige längere Ruhepausen zu geben. Der Außenseiter hielt mit, ließ sich auch von der frühen 7:4-Führung nach einem verwandelten Siebenmeter von Niclas Ekberg nicht in Hektik versetzen. Mehr als drei Tore brachten die Zebras in der ersten Halbzeit nie zwischen sich und dem Gegner, der im Angriff zeitweise mit drei Linkshändern agierte, lange Angriffe spielte um dann mit schnellen Ballstafetten Löcher in die Kieler Abwehr zu reißen, die keinen Zugriff fanf. Dank Kristjansson und Weiß blieben die Gäste auf Tuchfühlung. 

Duvnjak und Wiencek treffen ins leere Tor

Niklas Landin half mit seinen Paraden, den Sieg festzuhalten

Nachdem Duvnjak mit seinem dritten Treffer in Serie das 14:12 erzielt hatte, glichen die Gäste in der 27. Minute zum 14:14 aus, Sander Sagosen und Steffen Weinhold sorgten mit ihren Toren in der Schlussphase der ersten Halbzeit immerhin noch für die knappe 16:15-Pausenführung. Auch nach dem Wiederanpfiff glichen sich die Bilder: Der THW Kiel legte vor, konnte sich aber nicht absetzen. Und das auch, weil TVB-Trainer Schweikardt mit dem siebten Feldspieler im Angriff die THW-Abwehr unter Druck setzte. Diese taktische Marschroute gab er dann Mitte der zweiten Halbzeit auf, als Niklas Landin zweimal glänzend gegen freie Würfe der Stuttgarter hielt und Duvnjak sowie Wiencek eiskalt vom eigenen Kreis in den verwaisten Kasten der Stuttgartrer trafen. Das 22:19 (43.) verschaffte den Zebras aber nur kurz Luft.

4:0-Lauf zum Sieg

Mattias Andersson stand erneut zwischen den Pfosten und hielt zwei Würfe

Denn die Stuttgarter ließen sich nicht abschütteln, kamen in der 52. Minute durch Linksaußen Patrick Zieker beim 27:26 noch einmal auf ein Tor heran. Gut, dass Sagosens abgefälschter Wurf den Weg ins Tor fand, und gut, dass die offensive 3:2:1-Deckung doch noch ihre Ball-anziehende Wirkung entfachte. So ging es am Ende ganz schnell: Miha Zarabec in Unterzahl, Sander Sagosen nach starker Landin-Parade, Domagoj Duvnjak nach Ekberg-Steal und Niclas Ekberg nach einem von Sagosen abgefangenen Pass zauberten zur rechten Zeit einen 4:0-Lauf aus dem Hut - beim 33:27 war die Partie entschieden. Filip Jicha brachte das Geschehen schließlich auf den Punkt: "Das war ein klassisches Bundesligaspiel, beim Blick auf die Tabelle scheint es eine klare Angelegenheit zu sein", sagte Kiels Trainer, "aber das gibt es in dieser Liga nicht. Deshalb lieben wir die Bundesliga."

Achtelfinal-Rückspiel am Mittwoch

Zwei Punkte geholt - jetzt schwören sich die Kieler auf Szeged ein

Für die Zebras geht es auch nach Ostern weiter im berühmten Handballer-Takt: Am Mittwoch steht für sie das Top-Spiel in der EHF Champions League gegen MOL-Pick Szeged aus Ungarn an. Im Achtelfinal-Rückspiel wollen die Kieler ab 18:45 Uhr (live bei DAZN) in der Wunderino Arena das Tor zum Viertelfinale aufstoßen und den Schritt in die nächste Runde machen. Das 33:28 aus dem Hinspiel sei zwar ein schönes Ergebnis, sagt THW-Kapitän Patrick Wiencek. "Aber gleichzeitig wissen wir, dass wir noch einmal 60 Minuten alles geben müssen, um das Viertelfinale zu erreichen. Szeged hat in dieser Saison schon überragende Spiele abgeliefert und eine erfahrene Mannschaft mit herausragenden Spielern - das wird erneut ein hartes Match!" Weiter geht's in der Königsklasse, Kiel! 

LIQUI MOLY HBL, 24. Spieltag: THW Kiel - TVB Stuttgart: 33:28 (16:15)

THW Kiel: N. Landin (1.-21., 31.-60., 10 Paraden), Andersson (21.-30., 2 Paraden); Ehrig (1), Duvnjak (6), Sagosen (6), Reinkind (2), M. Landin (n.e.), Sunnefeldt (n.e.), Weinhold (3), Wiencek (5), Ekberg (5/3), Ciudad, Dahmke (2), Zarabec (3), Voigt (n.e.), Horak; Trainer: Jicha
TVB Stuttgart: Prost (1.-60., 9 Paraden), Scheiner (n.e.); Häfner (1), Weiss (5), Schulze (1), Röthlisberger (1), Nicolaus, Zieker (4), Müller (7), Pfattheicher (n.e.), Peshevski (3), Kristjansson (6/1); Trainer: Schweikardt

Schiedsrichter: Martin Thöne / Marijo Zupanovic
Zeitstrafen: THW: 1 (Wiencek (56.)) / TVB: 4 (Schulze (10.), 2x Röthlisberger (20., 56.), Nicolaus (46.))
Siebenmeter: THW: 3/3 / TVB: 1/1
Spielfilm: 0:1, 3:1 (4.), 5:4 (8.), 7:4 (10.), 9:6, 12:9 (21.), 13:10, 13:12 (23.), 14:14 (26.), 16:14 (28.), 16:15;
17:15, 17:17 (35.), 19:19 (38.), 22:19 (43.), 22:21 (45.), 24:23 (48.), 26:23 (49.), 26:25 (51.), 27:26, 29:26 (54.), 29:27, 33:27 (60.), 33:28.
Zuschauer: keine (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Wir mussten alles reinwerfen, alles investieren, um gegen starke Stuttgarter zwei Punkte zu holen. Ich musste heute in einigen Phasen sehr kritisch mit meiner Mannschaft sein. In der ersten Halbzeit war der Angriff ordentlich bis gut, aber in der Abwehr haben wir keinen Zugriff bekommen, wurden hinterlaufen, hatten viel Unruhe. Die zweite Halbzeit war ein ähnliches Schema. Wir haben da im Angriff nicht so konsequent die Entscheidungen getroffen, wie ich es mir gewünscht hatte. Am Ende entscheidet ein 4:0-Lauf ab der 56. Minute das Spiel, und ich freue mich über zwei Bundesliga-Punkte.

TVB-Trainer Jürgen Schweickardt: Ich bin zufrieden mit unserer Leistung. Aber wir sind alle Sportler, und deshalb fühlt sich das Ergebnis - obwohl es gegen den THW Kiel ging - nicht gut an. Wir waren anfangs zu passiv, nach 15 Minuten haben wir das dann in den Griff bekommen. Vorn haben wir wenig Fehler gemacht, und wir waren dran. Wir wären gerne noch länger dran geblieben, aber im 7-6 haben wir zwei freie Bälle verworfen - und dann geht's dahin