THW Kiel holt Big Points in Hannover

Bundesliga

THW Kiel holt Big Points in Hannover

Das waren zwei ganz wichtige Punkte: Der THW Kiel hat das Spitzenspiel beim Verfolger TSV Hannover-Burgdorf mit 32:25 (18:13) gewonnen, dem Gastgeber die erste Heim-Niederlage der Saison beigebracht und die eigene Tabellenführung in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga ausgebaut. Vor 10.000 Zuschauern in der TUI Arena, darunter viele hundert lautstarke Kieler Fans, war ein überragender Niklas Landin mit 17/1 Paraden einer der Garanten des Erfolges, den die Zebras mit großer mannschaftlicher Geschlossenheit einfuhren. Beste Torschützen auf Seiten der Schwarz-Weißen waren Domagoj Duvnjak, Nikola Bilyk und Hendrik Pekeler mit je fünf Treffern.

Schiedsrichter verletzt sich

Die Kieler mussten beim Top-Spiel, das nur sechs Tage nach dem EM-Finale angepfiffen wurde, auf Lukas Nilsson verzichten. Der Schwede hatte sich beim Test in Hamburg eine schwere Hüftprellung zugezogen, die jetzt einen Einsatz verhinderte. Ansonsten konnte THW-Trainer Filip Jicha aber seine Bestbesetzung aufbieten, wenngleich zahlreiche Akteure angeschlagen in die Begegnung gingen. Schmerzhaft wurde der Abend auch für Tobias Tönnies: Der Unparteiische hatte sich in der 21. Minute beim Zurücklaufen vermutlich einen Muskelfaserriss zugezogen und konnte trotz der sofortigen Behandlung durch THW-Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker und den Kieler Physiotherapeuten Stephan Lienau nicht weitermachen. So musste Gespannpartner Robert Schulze den Regularien entsprechend die Partie allein zu Ende pfeifen. Eine Aufgabe, die er - später auch mit Unterstützung von Tönnies am Kampfrichtertisch - souverän löste. 

THW zu Beginn mit Problemen

Nikola Bilyk traf allein vor der Pause vier Mal

Bis zu diesem Zeitpunkt war schon eine Menge passiert. Die Kieler hatten zunächst Probleme, in die Partie zu finden. Von Beginn an drückte Hannover auf das Tempo und führte schnell mit 2:0, 4:2 und 6:2 (10.). Mit einem seiner unglaublichen Schlagwürfe gab Duvnjak das Signal zur Attacke - und das wurde nur zu gern von Niklas Landin aufgenommen. Hinter einer nun immer aggressiveren und bweglicheren Abwehr, in der Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler Schwerstarbeit vor allem gegen TSV-Dreh-und-Angelpunkt Morten Olsen leisteten, war Landin der große Rückhalt. Erst entnervte er DHB-Shottingstar Timo Kastening, dann Linkshänder Nejc Cehte und auch Olsen. Und im Angriff lief es rund: Harald Reinkind sah den an den Kreis eingelaufenen Nikola Bilyk - Ausgleich nach 13 Minuten! Die Kieler machten weiter, Wiencek traf beim 7:6 in Ãœberzahl ins leere Tor, Niclas Ekberg verwandelte einen Siebenmeter, und als Bilyk nach starkem Eins-gegen-Eins zum 9:6 traf, hatte der THW mit einem 6:0-Lauf und neun Minuten ohne Gegentor die Partie gedreht. 

Zebras wie aus einem Guss

Patrick Wiencek erzielte drei Treffer

Hannover reagierte mit einer Auszeit, versuchte es mit einer 3-2-1-Deckung. Doch auch gegen die hatten die Schwarz-Weißen Lösungen. Miha Zarabec fackelte den Ball mit Anlauf aus zehn Metern zum 10:7 ins Netz, bediente kurz darauf Wiencek zum 11:7, Pekeler klaute den Ball und vollendete selbst zum 12:7. Die Kieler Bank stand, die Spieler reckten jubelnd ihre Fäuste in Richtung des großen Fanblocks unter dem Hallendach. Und weiter ging die wilde Fahrt: Reinkind traf aus elf Metern von Halblinks, Bilyk nach einem Alleingang von Halbrechts, Wiencek nach Bilyk-Pass vom Kreis, Ekberg nach Landins zwölfter Parade per Gegenstoß zum 16:9. Nach 25 Minuten sah sich Ortega zur zweiten Auszeit gezwungen, doch die Kieler blieben vorn. Ärgerlich nur, dass man kurz vor dem Wechsel noch zwei Gegentreffer kassierte und man so "nur" mit einem 18:13 in die Kabine gehen konnte. 

Kieler Schiff schlingert kurz

Miha Zarabec traf vier Mal

Auch der Neustart nach der Pause trug Schwarz-Weiß: Steffen Weinhold eröffnete den zweiten Durchgang mit einer echten "Fackel", und Pekeler schnappte sich einen Abpraller zum 21:14 (36.). Das Kieler Schiff schien auf Kurs, geriet dann aber doch ein wenig ins Schlingern: Mit einem Doppelschlag verkürzte Ugalde, und urplötzlich wurde auch TSV-Torhüter Lesjak zum Faktor. Seine Paraden ließen Hannover beim 17:21 (39.) wieder in Reichweite gelangen. Jetzt war es an Jicha, seine Reihen zu ordnen. Und die Chefs auf dem Feld übernahmen: Duvnjak zum 22:17, Landin mit Parade gegen Cehte, Duvnjak mit einem Boden-Schlagwurf zum 23:17, Landin hielt gegen Olsen, und der in dieser Phase überragende Zarabec traf zum 24:17 - binnen vier Minuten war die Sicherheit zurück im THW-Spiel. 

THW fährt Sieben-Tore-Sieg ein

Jubel mit den Fans: Domagoj Duvnjak

Trotzdem war Hannover noch nicht geschlagen. Die Aufholjagden, die sie in den Spitzenspielen gegen Flensburg und die Löwen hingelegt hatten, sorgten bei den "Recken" weiter für Selbstbewusstsein. Immer dann, wenn die Zebras eine kurze Schwächephase andeuteten, waren die Gastgeber da. In Unterzahl verkürzten sie mit einem 3:0-Lauf auf 23:27 (51.), doch genauso schnell waren ihre Hoffnungen auf das Halten ihrer Heimserie wieder im Keim erstickt: Jönsson leistete sich einen Schrittfehler, den Pekeler trotz großer Schmerzen in den Achillessehnen per Konter und dem 28:23 bestrafte. Dann hielt Landin einmal mehr gegen Cehte, und Weinhold machte den Deckel drauf: Er traf zum 29:23, klaute dann hinten den Ball und vollstreckte zum 30:23 - Startsignal für die Fans in Schwarz-Weiß für Freudengesänge in fremder Halle. Durch den 32:25-Erfolg baute der THW Kiel seinen Vorsprung in der Tabelle auf jetzt zwei Punkte aus.

Am Mittwoch Heimspiel gegen Vardar

Viel Zeit, sich wieder an die Club-Luft zu gewöhnen, haben die Kieler auch in den kommenden Wochen nicht. Bereits am Mittwoch steht das nächste Top-Spiel auf ihrem Programm: In der Sparkassen-Arena empfangen die Zebras in der VELUX EHF Champions League den Titelverteidiger HC Vardar aus Skopje. In dieser Begegnung geht es um zwei wichtige Punkte im Kampf um den Gruppensieg - den die Kieler als erste deutsche Mannschaft nach Einführung des neuen Königsklassen-Reglements holen können. Für das Spiel, das um 19 Uhr angepfiffen wird, gibt es noch Tickets ab 14,50 Euro an allen bekannten Vorverkaufsstellen, in der THW-FANWELT, im Ticketcenter der Arena, bei CITTI und in allen famila-Märkten mit Ticketservice. Sitz- und Stehplätze gibt es zudem rund um die Uhr und dank Print@Home und Mobile-Ticket auch noch bis kurz vor Anpfiff im Online-Ticketshop des THW Kiel: Weiter geht's gegen Vardar, Kiel! 

Fotos: Oliver Vosshage

LIQUI MOLY HBL, 21. Spieltag, 01.02.2020: TSV Hannover-Burgdorf - THW Kiel: 25:32 (13:18)

TSV Hannover-Burgdorf: Ebner (25.-27., keine Parade), Lesjak (1.-25., 27.-60., 9/2 Paraden); Cehte (4), Mavers, Patrail (1), Thiele, Pevnov (1), Jonsson (1), Böhm (4), Ugalde (2), Krone (4), Olsen (3/1), Brozovic (3), Hanne, Feise, Kastening (1); Trainer: Ortega
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 17/1 Paraden), Quenstedt (n.e.); Duvnjak (5), Reinkind (2), M. Landin (1), Weinhold (4), Wiencek (3), Ekberg (3/2), Rahmel, Dahmke, Zarabec (4), Horak (n.e.), Bilyk (5), Pekeler (5); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies
Strafzeiten: TSV:  6 (2x Cehte (10., 13.), 2x Brozovic (32., 58.), Hanne (48.), Thiele (52.)) / THW: 2 (Weinhold (35.), Dahmke (45.))
Siebenmeter: TSV: 2/1 (Landin hält Kastening (8.)) / THW: 4/2 (Lesjak hält Ekberg (32.) und M. Landin (60.))
Spielfilm: 2:0 (2.), 3:1 (4.), 5:3 (7.), 6:4 (10.), 6:9 (17.), 7:10, 7:12 (21.), 8:13 (22.), 9:13, 9:16 (25.), 10:17., 11:18 (29.), 13:18 ;
13:19, 14:19, 14:21 (36.), 17:21 (37.), 17:24 (43.), 20:27 (48.), 23:27 (51.), 23:30 (56.), 24:31 (58.), 25:32 .
Zuschauer: 10000 (ausverkauft) (TUI-Arena, Hannover)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Filip Jicha: Es tat gut zu sehen, dass wir nach nur zwei echten Trainingseinheiten solch eine Leistung abrufen und uns so als Mannschaft präsentieren können. Das macht mit stolz. Aber man sollte diesen Sieg nicht überbewerten oder unterbewerten: Wir haben einen schönen Sieg und schöne zwei Bundesligapunkte geholt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Derzeit die Belastung zu verteilen, ist wie Alchemie. Vielleicht hilft mir dabei die Erfahrung, die ich als Spieler gemacht habe. Meine Spieler freuen sich jetzt sehr auf die Heimspiele, weil sie dann nicht reisen müssen. Reisen macht müde. Aber wir müssen uns zu Hause auch beweisen, in der VELUX EHF Champions League waren wir bisher auswärts erfolgreicher als zu Hause. Wir machen weiter, wir wollen unsere Spiele abarbeiten. Auch Mittwoch gegen Vardar!

THW-Kapitän Domagoj Duvnjak bei Sky: Unsere Fans waren heute unfassbar. Ich weiß nicht, wie viele heute hier waren. Aber Hut ab und Respekt, dieser Sieg gehört auch unseren Fans! Bei uns hat heute alles gut geklappt. Wir sind gut reingekommen, Niklas Landin war überragend, die Abwehr stand, Gegenstoß und zweite Welle haben wie der Angriff funktioniert. Das macht vieles leichter, und deshalb haben wir verdient gewonnen. Wir müssen jetzt weiter zusammenstehen - die EM ist vorbei, ab jetzt zählt nur noch der THW Kiel!

Hannovers Fabian Böhm: Landin ist super ins Spiel gekommen, seine Paraden haben uns die Sicherheit genommen, weswegen wir zu viele Fehler gemacht haben. Das war ein verdienter Sieg der Kieler. Ärgerlich war, dass Cehte schnell zwei Zeitstrafen bekommen hat. Wir haben dann im Angriff auf zwei Kreisläufer umgestellt und haben etwas den Faden verloren.