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KN: Kiel trägt die Double-Sieger auf Händen

Bundesliga

KN: Kiel trägt die Double-Sieger auf Händen

Kiel. Wer es nicht besser wusste und am Sonntagabend am Kieler Rathausplatz vorbei spazierte, hätte auf die Idee kommen können, der THW Kiel sei gerade deutscher Handball-Meister geworden. Rund 5000 Fans feierten die Mannschaft. Und die bedankte sich mit Stage-Diving, Karaoke-Show und einer Double-Party ganz im Zeichen alter Kieler Feier-Traditionen.

5000 Fans feiern die Handballer des THW Kiel

Ein Bild, das es seit 2015 nicht mehr gegeben hatte. Zum ersten Mal feierten die Zebras zudem ohne Meisterschale auf dem Rathausplatz. Als EHF-Cup- und DHB-Pokal-Sieger durften sie sich trotzdem ins Gästebuch der Stadt eintragen. Danach war die Bühne frei für die jungen Zebras und ihren scheidenden Trainer Alfred Gislason. Es folgte ein Abend voller Emotionen ("Alfred! Alfred!"-Sprechchöre). Auch Marko Vujin, der den Verein nach sieben Jahren verlässt, seit längerem erkrankt ist und deshalb auch am Sonntag nicht bei der Mannschaft war, wurde von seinen Kollegen und Fans mit "Marko"-Rufen bedacht. 

Vor allem aber zeigte die junge Mannschaft, dass sie nicht nur Handball spielen kann, sondern auch einige echte Entertainer in ihren Reihen hat. Rune Dahmke übernahm mehr oder weniger freiwillig die Rolle des Zeremonienmeisters - nicht ohne Gruß an seinen Vorgänger ("Wo ist Dominik Klein, wenn man ihn mal braucht?"). Er wurde von Co-Moderator Niclas Ekberg und Co-Kapitän Patrick Wiencek nach Kräften unterstützt. Alles neu also nach drei Jahren Abwesenheit auf dem Rathausplatz? Mitnichten. Traditionsbewusst hatte die Mannschaft sich darum gekümmert, dass jeder Rathausplatz-Debütant ein Lied zum Besten gab. Angesichts der elf Novizen wurde dies zur Karaoke-Show unter dem Motto "Dein Lied für Kiel", inklusive internationaler Jury mit dem wohlwollenden Steffen Weinhold, dem urteilsschnellen Domagoj Duvnjak und dem kritischen Patrick Wiencek ("Also früher mussten wir den Text wenigstens noch einigermaßen auswendig kennen!"). Top-Noten verdienten sich Country-Talent Gisli Kristjánsson ("Country Roads"), Ole Rahmel für seine emotionale Performance des Sportfreunde-Stiller-Songs "Ein Kompliment" sowie Lukas Nilsson, der zu "Båten Anna" die beste Tanzleistung des Abends ablieferte. Für Magnus Landin ("København"), der den Nachteil des letzten Auftritts unter fortgeschrittenem Getränkekonsum hatte, gab es hingegen vernichtende Kritik von Showmaster Dahmke: "Zum Glück spielt er gut Handball." Sogar Alfred Gislason griff zum Mikro und besang mit einer A-cappella-Version von Marius Müller-Westernhagens "Dicke" seinen Schützling Lukas Nilsson. Der Schwede ließ es mit einer gehörigen Portion Selbstironie geschehen und schwang unbeirrt die Hüften. 

Auch der Fan-Kontakt kam nicht zu kurz: Sowohl Miha Zarabec als auch Rune Dahmke ließen sich von der Menge auf Händen tragen. DHB- und EHF-Pokal gingen ebenfalls auf die Reise - und alle kamen wohlbehalten zurück. Schließlich richtete Dahmke das Wort an die Fans: "Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wichtig das hier für uns ist. Ihr seid großartig, wir lieben euch!" So blieb nur ein kleiner Wermutstropfen: Die Meisterschale fehlte. "Die Feier war top", sagte Miha Zarabec, als er nach knapp drei Stunden Party von der Bühne kam. "Mal gucken, wie das wird, wenn wir was Richtiges holen." Ein sehnsüchtiger Blick zum Rathausbalkon, der den Zebras ohne Meisterschale verschlossen blieb. Dann ging die "kleine" Titelfeier für die Mannschaft, ihre Familien und Freunde in kleiner Runde weiter.

(Von Merle Schaack und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 11.06.2019, Foto: Sascha Klahn)