KN: Bob, der Baumeister

Bundesliga

KN: Bob, der Baumeister

Berlin. Bob Hanning im November 2018 – der Mann ist ein Phänomen. Bob Hanning, der Geschäftsführer der Füchse Berlin, am Donnerstag (19 Uhr, Sparkassen-Arena, siehe THW-Vorbericht) nächster Gegner des THW Kiel in der Handball-Bundesliga, ächzt unter einer exzeptionellen Verletzten-Misere. Seit 2005 bestimmt der 50-Jährige die Geschicke des Hauptstadt-Klubs. Bob Hanning, der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), rührt die Werbetrommel für die Heim-Weltmeisterschaft im Januar. Und für die Zukunft einer ganzen Sportart in Deutschland gleich mit. Bob, der Baumeister, rastlos an allen Fronten.

Bob Hanning zum Spiel beim THW Kiel, der Verletzten-Misere und zur Heim-WM

Herr Hanning, jetzt ist der zehnte Spieler in ihrem Kader ausgefallen. Ist das einfach nur unglaubliches Pech?
Bob Hanning: 
Auf jeden Fall muss mir keiner mit Überbelastung kommen. Für Mannschaften wie uns oder Kiel wäre das lächerlich. Der Europapokal hat ja auch gerade erst begonnen. Es ist einerseits wirklich sehr unglücklich, wenn sich beispielsweise Wael Jallouz den Finger bricht oder Malte Semisch mit einem Bandscheibenvorfall ausfällt. Dann haben wir bei Simon Ernst oder Stipe Mandalinic auch alte Verletzungen übernommen, da relativiert sich die Sache dann schon ein wenig. Wir sind in die Analyse eingestiegen, wollen mit Ärzten und Physios die Dinge optimieren.

Werden Sie noch einmal auf dem Transfermarkt tätig? Haben Sie die Saisonziele der Füchse angepasst?
Auf dem Transfermarkt haben wir schlicht nichts gefunden. Außer bei den schwerer Verletzten wie Ernst, Mandalinic, Kopljar oder Struck rechnen wir bei allen mit einer Rückkehr bis Mitte Dezember. Wir müssen sehen, wie groß dann schon der Rückstand auf die Europapokalplätze ist. Wir sind realistisch und wissen, was geht und was nicht geht. Ein zentrales Spiel für uns ist am Sonntag das Rückspiel im EHF-Cup gegen Aalborg (Hinspiel 29:31, d. Red.), in dem wir die Gruppenphase erreichen wollen.

Vorher steht aber noch die Partie bei den Zebras auf dem Programm, ...
... die eine untergeordnete Präferenz hat. Nicht falsch verstehen: Wir wollen ein gutes Spiel machen und gut aus der Sache herauskommen, werden nicht absichtlich verlieren. Aber ich sage auch: In Bestbesetzung könnte das für uns ein Spiel auf Augenhöhe sein, ... und uns fehlen eben zehn Akteure. Kiel hat sein Tal durchschritten. Man sieht ja gerade beim FC Bayern, dass das dazu gehört. Danach wird man konzentrierter.

Trotzdem schwärmen Sie von Ihrer B-Auswahl.
Ja, Jacob Holm macht sich sehr gut, mit dem 20-jährigen Freddy Simak bin ich sehr zufrieden. Lennart Gliese hat letztes Jahr noch für die Füchse II in der Oberliga Ostsee-Spree gespielt und war da nicht einmal erster Mann im rechten Rückraum. Er hat wohl nie zu träumen gewagt, einmal anders als als Zuschauer in die Ostseehalle zu kommen. Wir haben uns trotzdem unsere gute Grundstimmung erhalten. Und wenn Schmidt, Gojun und Marsenic in der Abwehr stehen, sind wir auch gut.

Wiede, Drux, Ernst - allein bei den Füchsen fallen jetzt vor der WM drei Nationalspieler aus. Wie groß ist Ihre Sorge?
Ich bin mir sicher, dass außer Julius Kühn alle zentralen Spieler dabei sein werden. Und ich verspreche mir einiges von der Kieler Achse Pekeler/Wiencek/Weinhold, die ja auch im Verein zusammenspielt. Wenn man am Anfang der Saison gesehen hat, wie der THW vom SC Magdeburg auseinandergenommen wurde, konnte einem Angst und Bange werden. Seitdem ist die Entwicklung sehr positiv. Beim Angriff von Melsungen gegen Kiel konnte einem auch Angst und Bange werden, und auch da passt es jetzt viel besser. Hinzu kommt die Stimmung im Land. Noch 50 Tage bis zur WM, da tut sich eine Menge.

Vereinstrainer und -funktionäre verbinden mit großen Turnieren wie WM und EM oft ein hohes Verletzungsrisiko. Nicht selten wünschen sich Trainer, dass ihre Schützlinge lieber absagen, wenn sie nicht topfit sind. Welches Herz schlägt in Ihrer Brust stärker: das des Füchse-Managers oder das des DHB-Vize?
Ich habe dazu eine klare Meinung: Die Nationalmannschaft regelt den ganzen Sport. Wenn ein Spieler Nationalmannschaft spielt, profitiert der Verein auch. Das bringt uns weiter, und darum bin ich froh und stolz über jeden Nationalspieler. Das war auch früher schon so vor meinem Amt im DHB. Nehmen wir das Beispiel Fabian Wiede: Ein Einsatz gegen Aalborg kam zu früh, das Risiko war zu groß, auch im Hinblick auf die WM.

Was hängt Ihrer Meinung nach von der WM ab?
Die WM ist eine Riesenchance. Wir wollten als Sportart immer die Nummer eins hinter Fußball sein. Jetzt sind wir es! Die nächsten vier Welt- und drei Europameisterschaften werden im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen. Die Sender haben darum ein langfristiges Interesse an Handball. Hinzu kommt, dass auch die EM 2024 in Deutschland ausgetragen wird. Jetzt können wir mit unseren Werten eine echte, glaubhafte Alternative zum Fußball werden. Wir müssen Namen und Gesichter kreieren mit einer hohen Strahlkraft.

Wo sind denn diese Typen, von denen Sie sprechen?
Die müssen wir im Rahmen der Heim-WM gebären.

Wie viel hängt dabei vom sportlichen Erfolg ab?
Wir sind nicht mehr aufzuhalten. Wir müssen nicht erfolgreich sein. Mit Hilfe der Agentur Lagardère haben wir unser Sponsoring verdoppelt, sind ausvermarktet. Sportlicher Erfolg wäre natürlich ein Turboboost, ein Beschleuniger der Entwicklung.

Als Ziel waren eine Medaille bei der WM und Olympia-Gold bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio ausgerufen.
Anspruch einer deutschen Mannschaft muss sein, bei der WM um die Medaillen zu spielen. Jetzt wollen wir erst einmal das eine Ziel erreichen. Danach können wir uns über das andere unterhalten.

Der DHB geht mit Christian Prokop in das Turnier. Wie sehr steht der Bundestrainer unter Beobachtung?
Überhaupt nicht. Es ist alles geklärt, alle wollen den maximalen Erfolg. Und alle zahlen jetzt mehr ein, als sie herausnehmen.

(Das Interview führte Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2018, Foto: Archiv/Sascha Klahn)

Service: Tickets für die November-Heimspiele

Für alle THW-Heimspiele im November gibt es noch Karten. In der Bundesliga treffen die Kieler am Donnerstag, 22. November, auf die Füchse Berlin. Im EHF-Cup starten sie gegen Drammen HK mit einem Heimspiel am Sonntag, 18. November, das K.o.-Spiel im DHB-Pokal-Viertelfinale gegen die MT Melsungen findet am Dienstag, 27. November (19 Uhr) statt. Bei der Pokal-Partie erhalten Fans von 6 bis 16 Jahren und Studierende 5 Euro Rabatt auf ihr Ticket. Kinder unter sechs Jahren zahlen gar keinen Eintritt: Für sie gibt es bei allen Spielen die kostenlosen Kinderkarten (ohne Sitzplatzanspruch, nur solange der Vorrat reicht) im Onlineshop unter www.thw-handball.de/tickets und an der telefonischen Hotline 01806 / 300 234 (gebührenpflichtig). Eintrittskarten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, bei den Kieler Nachrichten, bei CITTI, in den famila-Märkten und im Ticketcenter der Sparkassen-Arena, das am Spieltag bis zum Anpfiff geöffnet hat, sowie online unter www.thw-handball.de/tickets.