KN: Mit Druck in die Börde
Kiel. Nach dem Topspiel ist vor dem Topspiel. Gestern Mittag setzte sich der Mannschaftsbus des THW Kiel in Richtung Magdeburg in Bewegung. Heute (19 Uhr, Getec-Arena, siehe THW-Vorbericht) treten die Zebras beim SCM an. "Diese Aufgabe wird genauso schwierig wie das Nordderby in Flensburg, eines der schwersten Auswärtsspiele der Liga", sagt THW-Trainer Alfred Gislason.
Seit 2016 nicht mehr in Magdeburg gewonnen
Die letzte Bundesliga-Heimniederlage der Bördeländer ist lange her, datiert auf den 2. November 2017 (29:32 gegen die Rhein-Neckar Löwen). Danach zog das Team von Coach Bennet Wiegert nur im EHF-Cup-Halbfinale gegen Saint-Raphaël in eigener Halle den Kürzeren (27:28). Die Heimstärke der Magdeburger bekam zuletzt auch der deutsche Rekordmeister zu spüren. Die Zebras verloren im März dieses Jahres (26:31), im März 2017 (26:27) und im Mai 2016 (28:29) in der Liga.
"Der Klub arbeitet stabil, die Zuschauerzahlen stimmen, der Kader ist breit und gut. Magdeburg ist zu Hause eine Macht, gut eingespielt. Die letzte Saison war super, nur am Ende sind sie etwas eingebrochen", weiß Gislason, der in der vierten Begegnung der aktuellen Spielzeit unverändert auf Sebastian Firnhaber und Gisli Kristjánsson verzichten wird. Der 19-jährige Isländer befinde sich laut Sportchef Viktor Szilagyi nach der in den isländischen Play-offs erlittenen Oberarmkopf-Fraktur wieder "voll im Training", brauche allerdings noch Zeit, um wieder bei 100 Prozent seiner Wurfkraft zu sein.
Der SCM belegte am Ende einer starken Saison Platz vier, qualifizierte sich erneut für den EHF-Cup und musste im Sommer mit dem schwedischen Rückraum-Linkshänder Albin Lagergren (IFK Kristianstad) nur einen Neuzugang integrieren. Beim 26:31 vor sechs Monaten tat sich Kiel schwer. Christian Dissinger glänzte phasenweise mit viel Übersicht, Marko Vujin überzeugte als Vollstrecker. Beide spielen in der laufenden Saison noch überhaupt keine Rolle im Konstrukt von Alfred Gislason. Zu einem Sieg reichte es im März dennoch nicht, weil zwei im Wiegert-Ensemble überzeugten, die auch aktuell herausragen: Linksaußen Matthias Musche - mit 36 Treffern Top-Scorer der Liga. Und der damals aggressiv zu Werke gehende Rückraumakteur Marko Bezjak - mit 19 Assists bis dato bester Vorlagengeber der Bundesliga. Bezjak, Michael Damgaard und Kapitän Christian O’Sullivan bringen die gegnerische Abwehr in Bewegung, spielen dynamisch. "Das wird am Donnerstag ein krasses Ding", sagt Musche. Für den SCM ist es eine echte Reifeprüfung nach Siegen gegen Melsungen, Leipzig, Wetzlar und den Bergischen HC. Und für den THW? Der für viele Experten und Trainer größte Titelaspirant könnte wieder aufkommende Zweifel mit einem Sieg sofort im Keim ersticken. "Bei unseren Zielen müssen wir auch auswärts das eine oder andere Topspiel gewinnen. In Flensburg waren wir nah dran, jetzt wollen wir in Magdeburg die zwei Punkte holen", sagt Viktor Szilagyi.
Der Druck an der Förde vor dem Spiel in der Börde wächst. Bei einer Niederlage würde der THW den Spitzenteams schon wieder hinterherlaufen. "Es ist unheimlich schwer, in Magdeburg zu gewinnen", sagt Kreisläufer Hendrik Pekeler. Seit dem 22:21 im Pokal-Achtelfinale im Oktober 2016 haben die Zebras nicht mehr beim SCM gewonnen. Kapitän Domagoj Duvnjak: "Das wollen wir am Donnerstag ändern."
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 13.09.2018, Foto: Archiv/ Sascha Klahn)