KN: Schwedisch sicher und souverän
Gießen. Der THW Kiel hat seinen Lauf auch beim Aufsteiger TV Hüttenberg fortgesetzt: Die Zebras gewannen am Sonntagmittag in Mittelhessen deutlich mit 37:25 (19:13, siehe THW-Spielbericht) und zeigten sich dabei trotz einer schwierigen Anfangsphase stabil und spielfreudig. Einmal mehr drückten die "silbernen Schweden" Lukas Nilsson und Niclas Ekberg der Partie ihren blau-gelben Stempel auf.v
Nilsson und Ekberg führen den THW Kiel zum 37:25-Erfolg
Während in der Gießener Innenstadt bei feucht-kaltem Winterwetter der große Karnevalsumzug gerade erst startete, waren die 2550 Fans in der in dieser Saison erstmals ausverkauften Sporthalle Ost sofort auf Betriebstemperatur. Der THW aber begann humorlos: Parade Andreas Wolff, Niclas Ekberg in der zweiten Welle - 1:0 für den haushohen Favoriten. Doch wie schon im Hinspiel waren die Hessen kratzbürstig, giftig und aggressiv, machten den Kielern das Leben schwer. Die Angriffe waren von Beginn an erwartet langatmig, die THW-Deckung musste Kreuz um Kreuz wegarbeiten, sich in der von Coach Alfred Gislason geforderten Geduld üben. Das sah nicht schlecht aus – doch plötzlich führte Hüttenberg mit 4:3 (8.).
Das lag auch daran, dass sich die Zebras vorn einige Fehler und Abschlussschwächen leisteten. "Einmal gegen die Latte, ein Dreher vorbei - das war nicht optimal am Anfang", sagte Ekberg zu seinen Fehlwürfen. "Aber du musst einfach immer weitermachen. Die nächsten Bälle waren schon drin." Und wie: Der Schwede steigerte sich bis zur Weltklasse-Präzision, verwandelte einige Gegenstöße und krönte seine Leistung schon nach 22 Minuten: Bei drohendem Zeitspiel fand Zarabec seinen Rechtsaußen zum Kempa (14:10). Direkt im Anschluss erhöhte Patrick Wiencek per Gegenstoß auf 15:10 und verschaffte den Zebras so ein Polster und endgültige Sicherheit.
Schon zuvor hatte Ekbergs Landsmann Lukas Nilsson seine starke Form bestätigt. Der Youngster war in der ersten Viertelstunde der Mann für die einfachen Tore aus dem Rückraum, fand zudem immer wieder Wiencek am Kreis. Seine Bilanz nach 15 Minuten: Fünf Tore, zwei Assists, dazu gute Abwehrarbeit. "Das war eine tolle Phase", lobte sein Coach nach Abpfiff. "Er war dann ein bisschen müde." Gislason brachte Nikola Bilyk, der sich nahtlos einfügte, das Kieler Spiel gar noch schneller machte.
Ab der 16. Minute hatten die Zebras ihren aufmüpfigen Gastgeber voll im Griff und steuerten auf einen souveränen Pflichtsieg hin. Die Kieler Defensive produzierte Ballgewinne, vorn hatten sich die Zebras stabilisiert, brachten ihr Spiel sowohl gegen die Hüttenberger 6:0-Deckung als auch gegen offensivere Formationen durch. Über die gesamte Distanz leistete sich der THW keine Schwächephase, machte anders als am Mittwoch alles richtig - was nicht nur daran lag, dass Gislason Marko Vujin diesmal beim Unterzahl-Wechsel so lange an der Seitenlinie festhielt, bis Keeper Wolff die Platte verlassen hatte.
Die Kieler blieben konsequent und konservierten ihr hohes Niveau, auch als Gislason nach der Pause die Belastung verteilte, mit Emil Frend Öfors und Ole Rahmel nach gut 40 Minuten zwei neue Außen brachte, im Rückraum Nilsson, Bilyk, Zarabec, Steffen Weinhold und Marko Vujin rotieren ließ und den erneut soliden Sebastian Firnhaber auch am gegnerischen Kreis einsetzte. Während Nilsson sein Torekonto auf acht schraubte und dabei ohne Fehlversuch auskam, Ekberg mit insgesamt sechs erfolgreichen Siebenmetern gar zehn Treffer verbuchte und Wiencek seine harte Arbeit vorn wie hinten mit sieben Toren belohnte, kam vom TVH ohne die krankheitsbedingt fehlenden Rückraumshooter Szymon Sicko und Vladan Lipovina nicht mehr viel.
Der THW warf sich ohne den ganz großen Kraftakt zum verdienten Zwölf-Tore-Sieg an einem rundum gelungenen Tag, an dem die einzige Planänderung darin bestand, dass der Bus nach der Partie mit 15-minütiger Verspätung abfuhr - die Essenslieferung für hungrige Erfolgszebras hatte sich verzögert.
(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 12.02.2018, Foto: Sascha Klahn)