Auswärts Spielbericht Hüttenberg
Der THW Kiel ist ganz souverän in die DKB Handball-Bundesliga 2018 gestartet: Beim Tabellen-18. TV Hüttenberg brauchten die "Zebras" aber eine Viertelstunde Anlauf, ehe sie die Partie vollkommen bestimmten. Am Ende feierten die "Zebras" einen deutlichen 37:25 (19:13)-Erfolg, bei dem Niclas Ekberg mit 10/6 Treffern erfolgreichster Torschütze war. Angeführt wurden die Schwarz-Weißen von einem erneut überragenden Lukas Nilsson, der am Ende acht Treffer aus acht Würfen erzielte. Einmal mehr stark präsentierte sich auch Abwehrchef Patrick Wiencek, der offensiv sieben Tore in seiner persönlichen Statistik verbuchte.
Nahezu identische Anfangsformation
Beim 33:24-Hinspielerfolg gegen den TV 05/07 Hüttenberg hatte Kapitän Domagoj Duvnjak ein umjubeltes Comeback nach seiner Knie-Operation und monatelanger Reha-Zeit gefeiert, beim Rückspiel in der ausverkauften Sporthalle-Ost in Gießen fehlte der Mittelmann - genauso wie Christian Dissinger und Rene Toft Hansen. Drei "Zebras" musste Alfred Gislason also einmal mehr ersetzen. Deshalb setzte der Kieler Coach auf die gleiche Anfangsformation wie am Mittwoch gegen Veszprem - lediglich Andreas Wolff begann dieses Mal für Niklas Landin. Schnell lagen die "Zebras" mit 2:0 und 3:1 (4.) vorn, ließen dann allerdings einige freie Chancen liegen. Nach einem Steal von Lambrecht erzielte Wernig per Gegenstoß die viel umjubelte 4:3-Führung für die Gastgeber, die mit ihrer aggressiven Deckung den THW auch weiter vor Probleme stellte. Die Lebensversicherung der Schwarz-Weißen war in dieser Phase Lukas Nilsson: Der Schwede war nicht zu stoppen, erzielte das 8:7 und nach eigenem Steal mit seinem fünften Treffer auch das 9:7 (15.).
Sechs-Tore-Führung zur Pause
Richtig in den Griff bekamen die "Zebras" die Partie aber erst nach dem 9:9-Ausgleich durch Hofmann: Ekberg verwandelte einen von Zarabec herausgeholten Siebenmeter, Wolff parierte gegen den freien Sklenak, was Steffen Weinhold in das 11:9 ummünzte. Nach einer weiteren guten Aktion der immer stärker werdenden Abwehr machte Rune Dahmke vorne Druck, und Nikola Bilyk markierte mit einem fulminanten Sprungwurf das 12:9 (19.). Die Kieler machten Tempo: Nur zehn Sekunden nach Johannssons Anschluss traf Ekberg nach Schneller Mitte zum 13:10, und als die Schiedsrichter dem THW mit Zeitspiel drohten, bediente Zarabec den schwedischen Rechtsaußen mit einem Kempa-Pass zum 14:10, nicht einmal 20 Sekunden später klingelte es erneut im Hüttenberger Kasten: Aus der Abwehr wurde der Ball schnell zu Patrick Wiencek gespielt, und der Kreisläufer erzielte per Konter das 15:10 (22.). Weil der blonde Hüne auch einen Abpraller sicher verwandelte und Wolff gegen Johannsson parierte, lagen die "Zebras" durch Dahmkes Gegenstoß beim 18:12 erstmals mit sechs Toren vorn - ein Vorsprung, den sie beim 19:30 mit in die Pause nahmen.
Souveräne Vorstellung
Nach dem Wechsel machten zunächst die Schiedsrichter Tempo, drohten viel früher als im ersten Durchgang passives Spiel an. In Bedrängnis geriet der THW dadurch aber nicht: Vujin peitschte den Ball zum 20:13 ins Tor, und auch Nilsson hielt weiter munter drauf: Er traf zum 21:14 und 22:15, dem Ekberg mit einem verandelten Siebenmeter das 24:16 folgen ließ. Weil die Kieler sich gedankenschnell auch zahlreiche Abpraller nach Hüttenberger Abwehraktionen angelten, ging es weiter flott voran: Ekberg mit seinem vierten Tor in Folge zum 26:18, Nilsson setzte sich im Eins-gegen-Eins zum 28:19 durch, und ein Dreierpack von Vujin, Wiencek und Ole Rahmel sorgte beim 30:20 für die erste Zehn-Tore-Führung. Mit einem Doppelschlag gelang den Gastgebern beim 23:32 noch einmal das Verkürzen, dann wurde es noch deutlicher: Bilyk mit zwei Treffern in Folge erhöhte auf einen Elf-Tore-Vorsprung, den Ekberg mit seinem zehnten Tor per Heber von der Strafwurflinie untermauerte, ehe Wiencek seine starke Leistung mit einem Steal und dem verwandelten Gegenstoß zum 37:25 krönte. Die Kieler feierten eine souveräne Vorstellung, bei der sie die Partie nach einer Viertelstunde vollkommen kontrollieren und letztlich einen deutlichen Erfolg mit auf die 600 Kilometer lange Heimreise im Mannschaftsbus nehmen konnten.
Donnerstag gegen Wetzlar
Denn für die Kieler ging es direkt nach der Partie zurück in die Landeshauptstadt. Dort beginnt bereits am Montag die Vorbereitung auf das erste Bundesliga-Heimspiel 2018 am Donnerstag: Gegner ist dann die HSG Wetzlar, die den "Zebras" in der Hinrunde eine schmerzhafte Niederlage zugefügt hatte. "Wir wollen im Rückspiel einiges gutmachen", sagte THW-Linksaußen Rune Dahmke. "Dafür müssen wir gemeinsam mit unseren Fans aber wieder richtig Vollgas geben." Für diese Begegnung gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, im Ticketcenter der Sparkassen-Arena und im THW-Online-Ticketshop noch einige Eintrittskarten. Weiter geht's, Kiel!
Statistik, 20. Spieltag, 11.02.18: TV 05/07 Hüttenberg - THW Kiel: 25:37 (13:19)
TV Hüttenberg: Ritschel (1.-19., 57.-60. und 3 Siebenmeter, 4/2 Paraden), Schomburg (19.-57., 8 Paraden); Stefan (2), Sklenak (1), Wörner, Lambrecht, Wernig (4/2), Friedl, Rompf, Zörb, Fernandes (4), Johannsson (6), Roth (1), Mappes (5), Hofmann (2), Hahn; Trainer: Kurtagic
THW Kiel: Landin (31.-60., 8 Paraden), Landgraf (n.e.), Wolff (1.-30., 6 Paraden); Firnhaber, Weinhold (1), Wiencek (7), Ekberg (10/6), Zeitz (n.e.), Frend Öfors, Rahmel (1), Dahmke (1), Zarabec (1), Vujin (4), Bilyk (4), Nilsson (8), Santos (n.e.); Trainer: Gislason
Schiedsrichter: Ramesh Thiyagarajah / Suresh Thiyagaraja
Strafzeiten: TVH: 3 (Fernandes (17.), Rompf (37.), Sklenak (41.)) / THW: 2 (Weinhold (28.), Firnhaber (52.))
Siebenmeter: TVH: 2/2 / THW: 8/6 (Ritschel hält Zarabec (2.) und Ekberg (41.))
Spielfilm: 0:2 (2.), 1.3 (4.), 4:3 (8.), 4:5, 6:7 (13.), 7:9 (15.), 9:9 (16.), 9:12 (19.), 10:12, 10:15 (22.), 12:16 (24.), 12:18 (27.), 13:19;
13:20, 15:21 (34.), 15:23 (37.), 16:24 (39.), 18:25 (45.), 18:27 (47.), 20:28, 20:31 (51.), 23:32 (53.), 23:34 (55.), 25:35, 25:37.
Zuschauer: 2.600 (ausverkauft) (Sporthalle Gießen-Ost, Gießen)
Stimmen zum Spiel:
THW-Linkshänder Steffen Weinhold: Wir sind konzentriert ins Spiel gegangen, haben aber anfangs die ein oder andere Möglichkeit liegen gelassen. So hat es ein bisschen gedauert, bis wir uns absetzen konnten. Das haben wir dann aber kontinuierlich getan und am Ende einen sicheren Sieg eingefahren. Der Schlüssel zum Erfolg war die immer besser stehende Abwehr, die es uns ermöglichte, mit schnellen Toren wegziehen zu können. Es ist schön, dass wir jetzt in der Champions League und in der Bundesliga mit jeweils einem Sieg gestartet sind. Aber wir haben bis April jede Woche drei schwere Spiele vor uns. Jetzt hoffen wir, dass nach und nach unsere Verletzten zurückkehren, dann sind wir noch etwas variabler.
TVH-Spielmacher Dominik Mappes: Bis zur 20. Minute haben wir das ganz ordentlich gelöst, wir haben den THW Kiel nicht davonziehen lassen. Dann haben wir zuviele Fehler gemacht, und die hat der THW mit seiner Klasse eiskalt bestraft. Trotzdem war der Rückstand zur Pause vielleicht ein, zwei Tore zu hoch. In der zweiten Hälfte hat uns dann ein bisschen die Kraft gefehlt, und die Kieler haben es gut gemacht mit zwei super Torhütern. Deshalb geht der Sieg auch in der Höhe in Ordnung.
Alfred Gislason, THW-Trainer, in den KN: Ich bin sehr zufrieden, dass wir nicht nur gewonnen, sondern auch gut gespielt haben. Es ist ja oft schwer nach so einem Highlight wie gegen Veszprém. Aber wir haben es geschafft, die Konzentration wieder auf das gleiche Level zu heben, daher muss ich meine Mannschaft loben. Am Anfang hatten wir ein paar Probleme mit dem Tempo, aber das haben wir schnell in den Griff bekommen. Unsere Quote im Angriff war danach sehr gut.
Emir Kurtagic, TVH-Trainer, in den KN: Der Sieg ist absolut verdient. In der ersten Halbzeit haben wir gut gestanden und gut ausgesehen, wenn wir es geschafft haben, in die Positionsabwehr zu kommen. Leider haben wir uns ein paar Mal mit Gegenstößen überrennen lassen, dadurch hat der THW an Sicherheit gewonnen. Ich mache meinem Team aber keinen Vorwurf, die Jungs haben alles gegeben. Nur die letzte Viertelstunde hat mir nicht so gefallen, das hatte mir zu sehr Freundschaftsspielcharakter.
Niklas Landin, THW-Torhüter, in den KN: Das war ein Spiel, das wir gewinnen mussten, und das haben wir auch von Anfang an gezeigt. Kurze Zeit hatten wir ein paar Probleme wegzuziehen, aber danach waren wir sehr konsequent. Ich denke, es war von uns vorne und hinten fast ein perfektes Spiel, daher bin ich sehr zufrieden. Am Ende ist Hüttenberg auch ein bisschen die Luft ausgegangen, wir konnten mit unserem breiten Kader bis zum Ende Gas geben.
Ole Rahmel, THW-Rechtsaußen, in den KN: Wir haben unsere Pflichtaufgabe souverän gelöst - mit dieser Floskel würde ich das beschreiben (lacht). Am Anfang war es etwas schwer, aber Hüttenberg kann ja auch Handball spielen, sie haben alles gegeben. Aber wenn wir konzentriert und konsequent spielen, wird es für den Tabellenletzten gegen uns halt sehr schwer, das haben wir gezeigt. In den Schlussminuten ist ihnen wohl auch ein bisschen die Luft ausgegangen.
Fabian Schomburg, TVH-Torhüter, in den KN: Ich denke, wir haben insgesamt ein gutes Spiel gemacht. Aber wir hatten ein paar dumme Ballverluste, nach dem 9:9 sind wir etwas eingebrochen, das war unnötig. Gegen diesen Rückraum vom THW ist es aber natürlich schwierig, und gegen die Kieler Keeper wirst du mit halbgaren Würfen auch nichts. Aber: Obwohl wir mit zwölf Toren auf den Sack bekommen haben, können wir mit einem ganz guten Gefühl in die nächsten Spiele gehen.
Ragnar Jóhansson, TVH-Linkshänder, in den KN: Die zwölf Tore sind insgesamt zu hoch. Wir haben gut angefangen, bis zur 20. Minute waren wir sehr diszipliniert. Danach waren wir nicht mehr so gut, haben zu viele Fehler gemacht. Ich weiß nicht genau, woran es gelegen hat, vielleicht auch an unseren Ausfällen. Die Stimmung in der Halle war trotzdem super, es war geil, vor ausverkauftem Haus zu spielen. Hoffentlich wird das im Derby gegen Wetzlar mindestens genau so laut.