KN: 3:2:1 - meins!
Umstellung der Kieler Abwehr beschert dem THW klares 29:19
Die Partie begann zäh. Lag den Zebras etwa das Weihnachtsessen schwer im Magen? "Kann sein", sagte ein grinsender Marko Vujin nach der Partie. "Aber Lübbecke hat auch sehr lange gespielt." Die Kieler 6:0-Abwehr stand ordentlich, aber nicht überragend; vorn startete der THW mit drei Fehlwürfen. Den ersten Treffer besorgte Niclas Ekberg nach viereinhalb Minuten per Siebenmeter. Zäh ging es weiter, die Gäste aus Ostwestfalen ließen sich durch die Pfiffe des Publikums ebenso wenig von ihrem Plan abbringen wie von einem wild gestikulierenden THW-Coach Alfred Gislason, der an der Seitenlinie mitansehen musste, wie sein Team die Gäste durch schwache Abschlüsse und technische Fehler im Spiel hielt. Nach knapp 15 Minuten rückte die TuS-Abwehr offensiver auf THW-Spielmacher Miha Zarabec heraus, der bis dato oft gleich zwei Abwehrspieler gebunden hatte, und störte das Kieler Spiel empfindlich. Im Angriff brachte Ex-Zebra und jetziger Lübbecke-Coach Aaron Ziercke den siebten Feldspieler, bejubelte eine 6:5-Führung und zwang sein Pendant Gislason zu einer Reaktion.
Die Umstellung des Isländers kam - und brachte das Kieler Spiel auf Touren. Domagoj Duvnjak ersetzte Lukas Nilsson und setzte sich an die Spitze einer 3:2:1-Deckung, die den Gästen kaum noch Platz zur Entfaltung ließ. Und in der Offensive steigerte sich der THW merklich. Angeführt von einem wieder einmal bärenstarken Patrick Wiencek am Kreis, der nicht nur selbst jederzeit torgefährlich war, sondern seinen Mitspielern immer wieder Lücken freisperrte und so Abschlüsse aus dem Rückraum ermöglichte, preschten die Zebras los. Nun kamen auch die Gegenstöße, über die der THW schon das Hinspiel im Mühlenkreis deutlich für sich entschieden hatte, jetzt rollte der Zebra-Express.
Ekberg und Wiencek im Gegenstoß, bei dem sich der Kreisläufer auch von einem ungestümen Einsatz des Lübbeckers Pontus Zetterman und einer anschließenden Behandlungspause nicht vom 9:6-Torerfolg abhalten ließ, Duvnjak ins leere Tor zum 10:6 (20.), der nach 20 Minuten eingewechselte Nikola Bilyk per 100-Stundenkilometer-Schlagwurf zum 14:7 (27.) - während Lübbecke einen Ball nach dem anderen neben das Tor warf (vor allem von Außen) oder am guten Andreas Wolff scheiterte, zogen die Zebras davon. Zwischen der 15. und 25. Minute erlaubten die Kieler ihrem Gegner keinen einzigen Treffer, setzten ihn mit einem 11:2-Lauf bis zur Pause schon in der ersten Halbzeit Schachmatt.
In der zweiten Halbzeit blieb der THW zwar zwischen Minute 34 und 41 ohne eigenes Tor, ließ aber nichts mehr anbrennen und schraubte die Führung anschließend weiter in die Höhe. Zehn Tore Vorsprung hätten es schon vor der 42. Minute (20:10) sein können, aber hier und da schlichen sich leichte Fehlwürfe ein, verpassten Duvnjak oder Rune Dahmke, dem wie in Göppingen ein wenig das Pech an den Fingern klebte, weitere Treffer. Doch Lübbecke, mit nur 13 Mann nach Kiel angereist, hatte schlicht nichts zuzusetzen.
Und so konnte THW-Coach Gislason rotieren, die Belastung vor den anstehenden Nationalmannschaftslehrgängen verteilen. Ole Rahmel (36.) und Emil Frend Öfors (41.) kamen auf den Außenpositionen, im Rückraum wechselten Bilyk, Nilsson, Duvnjak, Zarabec, Weinhold und Vujin fleißig durch, am Kreis Wiencek und René Toft Hansen. Ein bisschen kribbelig wurde es nur noch, als Andreas Wolff in der 53. Minute zum zweiten Mal in dieser Partie am Kopf getroffen wurde und Ante Kaleb wie schon Kenji Hövels in Durchgang eins einige Takte zu erzählen hatte. Der Kieler Vorsprung pendelte sich bei zehn Treffern ein und erlaubte es den Zebras, in der Schlussviertelstunde mindestens einen Gang zurückzuschalten. Am Ende verabschiedete sich der THW mit einem ungefährdeten 29:19 (16:8) und besten Wünschen für die Fans in der Arena vom Jahr 2017.
(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 28.12.2017, Foto: Sascha Klahn)