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Auswärts-Spielbericht THW Kiel beim HC Erlangen

Bundesliga

Auswärts-Spielbericht THW Kiel beim HC Erlangen

Der THW Kiel ist in der DKB Handball-Bundesliga in die Erfolgsspur zurückgekehrt: Nach zuletzt zwei Liga-Niederlagen in Folge gewannen die "Zebras" am Donnerstagabend beim HC Erlangen souverän mit 31:20 (14:10). Angeführt von einem starken Steffen Weinhold, mit sechs Toren neben Marko Vujin erfolgreichster Werfer des THW, spielten sich die Kieler mit zunehmender Spieldauer die Unsicherheit der vergangenen Partien aus den Knochen.

THW geht früh in Führung

Der THW setzte in Nürnberg in der Startformation unter anderem auf Nikola Bilyk, der zuletzt in Mannheim stark aufgespielt hatte. Außerdem wechselte Trainer Alfred Gislason zwischen Abwehr und Angriff gleich zweimal durch: Christian Dissinger verteidigte für Miha Zarabec, Weinhold für Vujin. Dass die Kieler gut in die Partie kamen, lag auch an Torhüter Niklas Landin: Der Däne parierte gerade in der Anfangsphase reihenweise Würfe der Gastgeber und entnervte schnell die bisher so treffsichere rechte Angriffseite des HC Erlangen. Ein Aktivposten war auch Bilyk: Der Österreicher kämpfte, sorgte für Druck aus dem Rückraum und glänzte auch als Anspieler. So war es ein toller Bilyk-Pass auf Patrick Wiencek, der dem THW die 2:1-Führung ermöglichte. Und der junge Kieler Rückraumspieler holte den Siebenmeter in Unterzahl heraus, den Niclas Ekberg gewohnt sicher zum 4:2 verwandelte - und damit einen ersten Zwischenspurt einleitete. Der HCE machte unter dem Druck der Kieler Abwehr Fehler, Dissinger traf zum 5:2. Und der THW Kiel war wacher als zuletzt: So fing Zarabec einen Gegenstoß-Pass des in der ersten Halbzeit starken HCE-Torhüter Gorazd Skof ab, und bediente gedankenschnell Ekberg zum 6:2 (12.). Eine Führung, die die komplette Zebraherde auf und neben dem Feld bejubelte.

Zebras verkraften schwierige Phase

Weil Bilyk weiter Dampf in einem insgesamt breiter aufgestellten THW-Angriff machte, bauten die Kieler die Führung auf 8:3 aus. Doch auch sie machten Fehler, ließen einige freie Würfe gegen Skof liegen. So robbten sich die Erlanger wieder heran: Michael Haaß traf mit einem unglaublichen Wurf zum 5:8, Rune Dahmke erhöhte nach einem Bilyk-Steal wieder auf 9:5. Doch die Gastgeber waren nun präsenter als zu Beginn, arbeiteten konsequenter in der Abwehr und konnten nun auch Landin überwinden. Gut, dass die "Zebras" auch diese schwierige Phase gut verkrafteten: Vujin traf bei angedrohtem Zeitspiel zum 10:6, holte kurz darauf Weinhold, der zum 11:7 verwandelte. Nach Skofs Doppel-Parade gegen Vujin und Toft war es Niklas Landin, der mit seinem gehaltenen Wurf von Theilinger größeres Ungemach verhinderte: Statt des 9:11-Anschlusses durch den HCE blieben die Kieler durch Ekbergs Siebenmeter zum 12:8 mit vier Toren in Führung - und sollten diese nach Lukas Nilssons Hammer in Unterzahl und Marko Vujins drittem Tor bis zur Pause auch nicht mehr aus der Hand geben.

THW übersteht lange Unterzahl-Phase

Der Neustart nach der Pause geriet perfekt: In Überzahl setzte sich Vujin im Eins-gegen-Eins durch und ließ wenig später eine echte Fackel aus der Hüfte folgen: 16:10 für den THW. Die Gastgeber konterten noch einmal mit einem Doppelschlag - doch auch die Zebras konnten zulegen. Der immer stärker werdende Weinhold traf bei angedrohtem Zeitspiel, Dahmke kämpfte sich einen eigentlich verlorenen Ball zurück, Weinhold veredelte die Aktion mit dem 18:12. Gemeinsam überstanden die Kieler dann auch eine gut fünfminütige, teilweise doppelte Unterzahl. Nacheinander hatten Ekberg, Toft und Weinhold eine Zeitstrafe erhalten. Doch weil die Zebras auch mit einem Mann weniger auf dem Platz Lösungen fanden und der inzwischen eingewechselte Ole Rahmel an alter Wirkungsstätte traf, gingen sie mit einem 2:3 aus dieser Phase hervor. Eine Viertelstunde vor Schluss setzte der THW dann an, um mit konsequentem Spiel die endgültige Entscheidung herauszuspielen: Wiencek erhöhte mit großem Durchsetzungsvermögen auf 22:16, Weinhold ließ das 23:16 folgen. Nilsson traf zum 24:17, Skof hielt gegen Weinhold, aber die Zebras holten sich den Abpraller. Kurz darauf machte es der in ehemalige Erlanger Linkshänder Weinhold besser und verwandelte zum 25:17. Als sich kurz darauf auch noch Rahmel einen Abpraller sicherte und zum 26:17 traf, war die Partie entschieden.

Elf-Tore-Sieg

Letztlich wurde es dann richtig deutlich: Wiencek spielte den Ball auf Vujin weiter, und der Serbe setzte den sechsten Wurf ins Tor. Die Gastgeber konnten hingegen nur noch sporadisch Zählbares versuchen, während Gislason bis auf Andreas Wolff den kompletten Kader zum Einsatz brachte. Nilsson legte das 29:19 nach, Emil Frend Öfors markierte dann die erste Elf-Tore-Führung des THW, die Rahmel mit dem letzten Treffer der Partie unter Dach und Fach brachte: Souverän und auch in der Höhe verdiente holten sich die "Zebras" zwei wichtige Punkte in Franken.

Aus Nürnberg direkt nach Veszprem

Für den THW Kiel geht nach der Bundesliga-Partie in Nürnberg die Auswärts-Reise weiter: Die "Zebras" kehrten nicht zurück nach Kiel, sondern übernachteten im "Trainingslager-Hotel" in Herzogenaurach und werden am Freitag in Nürnberg trainieren. Nach einer weiteren Nacht auf dem Gelände des Teamausrüsters adidas geht es Samstag früh mit dem Flugzeug aus Franken via München nach Wien. Dort schließt sich eine gut zweieinhalbstündige Busfahrt in die gut 200 Kilometer entfernte "Stadt der Königinnen" an: In Veszprem wartet dann am Sonntag um 17 Uhr (live auf Sky) die nächste große Herausforderung in der VELUX EHF Champions League. 5.019 frenetische Fans in Rot werden den bisher ungeschlagenen Tabellenführer der Vorrunden-Gruppe B, Telekom Veszprem, gegen den THW Kiel unterstützen. Weiter geht's in Veszprem, Zebras!

Statistik, 8. Spieltag, 05.10.17: HC Erlangen - THW Kiel: 20:31 (10:14)

HC Erlangen: Skof (1.-60., 13 Paraden), Hassferter (1 Siebenmeter, 0 Paraden); Enström (3), Theilinger (1), Bundalo (3), J. Link (3), Lux (1), Haaß (1), Gorpischin, Büdel (2), Bissel (2), Stranovsky (1/1), N. Link, Steinert (1), Schröder (1); Trainer: Andersson

THW Kiel: Landin (1.-60., 13 Paraden), Wolff (n.e.); Firnhaber, Toft Hansen, Weinhold (6), Dissinger, (1), Wiencek (2), Ekberg (5/3), Zeitz, Frend Öfors (1), Rahmel (3), Dahmke (2), Zarabec, Vujin (6), Bilyk (2), Nilsson (3); Trainer: Gislason

Schiedsrichter: Sebastian Grobe / Adrian Kinzel

Strafzeiten: HCE: 2 (Bundalo (30.), Theilinger (46.)) / THW: 5 (Dissinger (8.), Bilyk (28.), Ekberg (41.), Toft (43.), 2x Weinhold (44., 53.))

Siebenmeter: HCE: 3/2 (Stranovsky an den Pfosten (27.)) / THW: 4/4

Spielfilm: 1:0, 1:3 (6.), 2:3, 2:6 (12.), 3:6, 3:8 (14.), 5:8 (18.), 7:10 (21.), 8:12 (26.), 10:13 (29.), 10:14;
10:16 (33.), 12:16 (35.), 12:18, 13:19 (40.), 14:20 (43.), 16:21 (45.), 16:23, 17:23, 17:26 (52.), 18:28 (55.), 19:30, 21:31.

Zuschauer: 5.382 (Arena Nürnberger Versicherung, Nürnberg)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason: Die Erleichterung ist schon groß. Meine Mannschaft konnte sich von dem Druck etwas befreien, Niclas Landin war ein großer Rückhalt, und auch aus dem Rückraum haben wir mehr Druck gemacht. Weinhold hat sehr, sehr gut gespielt, und auch Marko Vujin ist heute reingekommen. Ganz wichtig war: Wir haben heute sehr viel weniger technische Fehler gemacht als zuletzt. Im September hatten wir durchschnittlich zehn technische Fehler pro Partie, das hat uns unglaublich zu schaffen gemacht. Morgen werden wir leicht trainieren, und zur Belohnung heute gemeinsam essen gehen. Wir sind im gleichen Hotel in Herzogenaurach wie im Trainingslager, das hat den Jungs gut getan. Wir reisen jetzt direkt von hier weiter nach Veszprem, die Jungs haben Zeit, zu reden und etwas gemeinsam zu unternehmen. Ich glaube, das tut uns in dieser Phase sehr gut.

THW-Toptorschütze Steffen Weinhold: Wir stehen alle in der Pflicht, gute Leistungen zu bringen. Zuletzt war das nicht der Fall, und wir waren auch nicht konstant genug, haben zu viele Fehler gemacht. Das heute war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir erfahrenen Spieler müssen die jüngeren mitnehmen - unsere Mannschaft ist intakt. Es ist gut, dass wir heute einmal ein Spiel souverän und ohne Zittern gewonnen haben. Und es ist gut, dass wir ein paar Tage zusammen sind. Das sorgt für ein besseres Klima. Aber: So schön es ist, dass wir gewonnen haben, es ist noch ein steiniger Weg.