Vorbericht: Jetzt geht's nach Wetzlar
Der Terminplan treibt die "Zebras" unerbittlich vor sich her: Am Donnerstag wird der THW Kiel sein siebtes Pflichtspiel in 21 Tagen bestreiten. In der DKB Handball-Bundesliga wartet dabei eine schwere Auswärts-Aufgabe auf den Rekordmeister: Die HSG Wetzlar hat sich vorgenommen, ab 19 Uhr in der ausverkauften Rittal-Arena den Kielern einen heißen Tanz zu bereiten. "Wir haben aus der vergangenen Saison noch etwas gutzumachen", sagt THW-Kapitän Niklas Landin. "Unser Ziel ist klar definiert: Wir reisen nach Wetzlar, um dort zu gewinnen!" Sky überträgt das Spiel live, zeitnahe Informationen bietet der Liveticker auf der THW-Homepage.
Jahr eins nach der erfolgreichsten Saison
Trainer des Jahres 2017: Kai Wandschneider
Mit "vergangene Saison" meint Landin den zweiten Spieltag. Damals waren die Kieler nicht einmal 48 Stunden nach ihrem Auftaktsieg beim TVB 1898 Stuttgart in Mittelhessen zeitweise gehörig unter die Räder gekommen. Am Ende jubelte die HSG mit ihren Fans über einen 27:24-Erfolg gegen die "Zebras", mit dem die Mannschaft von Trainer Kai Wandschneider ihre bisher erfolgreichste Saison einläuteten: Am Ende der Spielzeit stand ein sechster Platz der Wetzlarer zu Buche, nur knapp verpasste die HSG die Europapokal-Teilnahme. "Dass wir Sechster geworden sind, war eine größere Leistung als der erneute Titelgewinn der Rhein-Neckar Löwen", hatte Geschäftsführer Björn Seipp erklärt. "So etwas kommt einmal in 100 Jahren vor." Die Entwicklung der Grün-Weißen und die akribische Arbeit des Coaches für eben diesen blieb natürlich auch der Konkurrenz nicht verborgen: Sie wählte Kai Wandschneider zum dritten Mal zum "Trainer der Saison" in der DKB Handball-Bundesliga.
Zwei Neuzugänge im Rückraum
Kam aus Sävehof: Olle Forsell Schefvert
Dennoch traten sowohl der Geschäftsführer als auch Wandschneider vor dem Beginn der Spielzeit gehörig auf die Euphorie-Bremse. "Es ist klar, dass wir den sechsten Platz nicht mehr erreichen können", so Wandschneider, der auch keine konkrete Platzierung als Ziel ausgeben wollte, "in erster Linie geht es um den Klassenerhalt, der oberste Priorität hat." Dies wollte der Coach nicht als Tiefstapelei verstanden wissen, sondern verwies auf das Budget der Mittelhessen: "Nur die beiden Aufsteiger aus Hüttenberg und Friesenheim haben einen kleineren Etat als wir." Zudem musste Wetzlar einmal mehr einen Leistungsträger ziehen lassen: Philipp Weber, als Torschützenkönig der DKB Handball-Bundesliga maßgeblich am HSG-Aufschwung beteiligt, kehrte zurück nach Leipzig. Die entstandene Lücke sollen die beiden Neuzugänge Olle Forsell Schefvert, schwedischer Halblinker von IK Sävehof, und der österreichische Nationalspieler Alexander Hermann, der vom Bergischen HC kam, schließen. Forsell Schefvert ist ein variabel auf allen Positionen einsetzbarer Rückraumspieler, der sich - wie so viele vor ihm - in Wetzlar für die Nationalmannschaft empfehlen möchte. Hermann hingegen gilt als klassischer Shooter, der zudem abwehrstark ist.
Starke Defensive - starke Offensive
Neuzugang vom BHC: Alexander Hermann
Überhaupt ist die Abwehr das Prunkstück der HSG: In der vergangenen Saison kassierten nur drei Mannschaften weniger Treffer als die Wetzlarer, und auch in der aktuellen Spielzeit stellt die HSG-Defensivreihe ihre Gegner vor Probleme: Mit 115 Gegentoren steht das Team erneut auf Platz vier in dieser Statistik. Und das, obwohl Abwehrchef Evars Klesniks nach einer Operation an der Bandscheibe bisher nicht mitwirken konnte. Ein Garant für wenig Gegentore ist Keeper Benjamin Buric, der die Kieler vor Jahresfrist mit seinen Paraden zur Verzweiflung trieb und auch in dieser Spielzeit mit einer Quote von mehr als 34 Prozent gehaltener Bälle überzeugte. Und das so sehr, dass der 26-Jährige im kommenden Jahr als Nachfolger von Mattias Andersson bei der SG Flensburg-Handewitt das Tor hüten wird. Aber auch offensiv haben die Wetzlarer einiges zu bieten: Mit einer Tordifferenz von plus 15 liegen sie in dieser Kategorie gleichauf mit den Rhein-Neckar Löwen hinter den Flensburgern auf Platz zwei. Den größten Anteil daran hatten bisher der norwegische Rechtsaußen Kristian Björnsen (26 Tore), National-Kreisläufer Yannick Kohlbacher (23), der montenegrinische Linkshänder Stefan Cavor (21) und eben Hermann (17).
Wiencek: "Letztes Jahr soll sich nicht wiederholen"
Wechselt 2018 nach Flensburg: Benjamin Buric
Die HSG hat in der noch jungen Saison erst eine Partie verloren: Nach Halbzeitführung kassierte das Team beim aktuellen Tabellenführer Hannover eine knappe 27:29-Niederlage. In den Heimspielen gegen GWD Minden (24:24) und den TV Hüttenberg (23:23) fehlten jeweils Nuancen zum Heimsieg, sodass die HSG mit aktuell 6:4 Punkten direkt vor dem THW Kiel auf Platz sechs der Tabelle steht. Die Begegung am Donnerstag ist das 39. Bundesliga-Spiel beider Mannschaften im 20. Jahr der HSG-Erstliga-Zugehörigkeit, bei drei Unentschieden gewann der THW 31 davon (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). THW-Kreisläufer Patrick Wiencek lässt sich von dieser Bilanz nicht blenden: "Jeder weiß, was uns im vergangenen Jahr in Wetzlar passiert ist. Das soll sich nicht wiederholen. Die HSG-Mannschaft ist im Kern zusammengeblieben und hat das Fehlen von Klesniks bisher gut kompensiert. Es wird eine harte Aufgabe, aber wir wollen dort unbedingt gewinnen!"
Mobiler Fanshop reist nach Wetzlar
Landin: "Unser Ziel in Wetzlar sind die zwei Punkte"
Sky überträgt die Partie am Donnerstag live aus der ausverkauften Rittal-Arena. In Kiel und Umgebung kann man das Spiel, das von den beiden Unparteiischen Fabian Baumgart und Sascha Wild geleitet wird, gemeinsam mit anderen THW-Fans unter anderem in den Sky-Bars im "Gutenberg" (Gutenbergstraße), im Sporthotel Avantage (Wellsee), in der "Café-Bar Cultura" (Kirchhofallee) und im Hotel Rosenheim (Schwentinental) sehen. Für die schwarz-weißen Fans vor Ort reist auch der mobile Fanshop nach Wetzlar: Dieser bietet unter anderem die neuen Champions-League-Trikots der "Zebras" an. Niklas Landin und die der THW Kiel haben sich für die dritte Auswärtsfahrt der Saison einiges vorgenommen: "Wir reisen nach Wetzlar, um dort die zwei Punkte zu holen", sagt der aktuelle THW-Kapitän. "Dafür müssen wir dort alles besser machen als im vergangenen Jahr." Also: Auf geht's nach Mittelhessen, Kiel!