Sonntag kommt die HSG Wetzlar nach Kiel
Duvnjak: "10.285 Kieler müssen uns helfen"
Wetzlar rüstete nach
Die Niederlage im Hinspiel, die erst vierte im 37. Duell beider Teams (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv) ist auch fünf Monate später noch präsent, gleiches gilt natürlich auch für die HSG. Denn sie hatte von Beginn der Saison an mit großen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Neuzugang Philipp Pöter war lange mit einem ärztlichen Leistungssportverbot belegt, zudem fehlten Maximillian Holst nach einer Kreuzbandverletzung sowie Rückraumspieler Joao Ferraz aufgrund einer Operation an der Wurfarmschulter zu ersetzen. "Das war extrem bitter für uns", erklärte HSG-Geschäftsführer Björn Seipp, der personell nachrüstete: Der schwedische Rückraumspieler Emil Berggren kam von IK Sävehof, verfügte aus einem zweijährigen Engagement beim Bergischen HC über Bundesliga-Erfahrung. Auch Kasper Kvist, der Anfang September als Holst-Ersatz vom dänischen Erstligisten HC Midtjylland zur HSG kam, fühlte sich schnell wohl im grünen Trikot. Inzwischen wurde sein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Außerdem kam der montenegrinische Nationalspieler Stefan Cavor vom ungarischen EHF-Pokal-Teilnehmer Csurgoi KK, so dass Wandschneider entsprechende Alternativen bekam.
Wandschneider bleibt
Und das hat Folgen - positive für die Mittelhessen. Die mit so großen Sorgen begonnene Saison könnte die beste Spielzeit seit 2012 werden. Damals hatte der heute 57-jährige Wandschneider das Ruder in Wetzlar übernommen. Sein Vertrag wurde im vergangenen November vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Seipp hatte damit die wichtigste Personalentscheidung des Klubs früh geklärt. Außerdem wurde Co-Trainer Jasmin Camdzic bis 2019 gebunden. "Unsere sportlichen Erfolge sind eng mit den Namen Wandschneider und Camdzic verbunden", sagte Seipp weiter. "Beide sind absolute Fachmänner auf ihrem Gebiet, und es macht unheimlich viel Spaß, mit ihnen zusammen zu arbeiten."
HSG ist im Aufwind
Die HSG Wetzlar ist im Aufwind - und liebäugelt mit den Europapokal-Plätzen. Sechs Siege aus acht Partien spülten die HSG vor bis auf Platz sechs der Tabelle vor, der momentan auf Platz fünf rangierende SC Magdeburg spürt den heißen Atem der Grün-Weißen im Nacken. Zuletzt gewannen die Mittelhessen ihr Derby gegen die MT Melsungen klar mit 27:22, der dritte Sieg in Folge für die HSG, die in Philipp Weber (118/45 Tore) ihren treffsichersten Schützen hat. Auf Rang zwei folgt der norwegische Vize-Weltmeister Kristian Björnsen (73), bei der WM in Frankreich ins All-Star-Team berufen, vor dem deutschen Nationalspieler Jannick Kohlbacher (70.). Auf Platz vier folgt Vladan Lipovina: Der montenegrinische Nationalspieler wird sich allerdings nicht weiter nach vorn arbeiten können, er wechselte im Januar nach Dubai.
Erstes Bundesliga-Heimspiel 2017
KN: Revanche gegen die Mannschaft der Stunde
Kiel. 6. September, zweiter Spieltag, Wetzlar, nur 48 Stunden waren seit dem ersten Spiel der noch jungen Handball-Bundesliga-Saison vergangen: Das tat weh, THW Kiel! Die Zebras unterlagen früh in der Saison mit 24:27 bei der HSG Wetzlar. Das schmerzt noch heute. "Mit den zwei Punkten mehr würde es heute anders aussehen in der Liga", sagt THW-Trainer Alfred Gislason vor dem Rückspiel in Kiel am Sonntag (15 Uhr, Sparkassen-Arena/live auf Sport1). Zwei Spiele in drei Tagen, Christian Dissinger verletzt, Domagoj Duvnjak und Blazenko Lackovic angeschlagen und im Rückraum zwei Youngsters (Nikola Bilyk und Lukas Nilsson), die sich erst seit zehn Tagen kannten - die Voraussetzungen für die Kieler in Wetzlar im September waren alles andere als gut. "Ich hatte gehofft, Duvnjak schonen zu können, aber dann musste ich ihn doch bringen", erinnert sich Gislason. Doch all das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die HSG Wetzlar die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga ist. Das Team von Talentschmied Kai Wandschneider liegt aktuell auf Rang sechs (22:16 Punkte), siegte zuletzt im Hessenderby mit 27:22 gegen Melsungen, stellte mit Stefan Kneer und Evars Klesniks insbesondere eine sattelfeste Deckung. Und auch wenn THW- und Ex-HSG-Torwart Andreas Wolff (Gislason: "Ich hoffe, dass er ein Faktor im Spiel wird") zurecht sagt, in Wetzlar seien in den vergangenen Jahren ebenso viele Spieler abgegeben wie geholt worden ("Das ist Russisch Roulette"), so hat der HSG-Chefcoach doch auch in dieser Spielzeit wieder ein glückliches Händchen mit den Neuverpflichtungen und darüber hinaus mit verletzungsbedingten Notverpflichtungen bewiesen. Für den Halbrechten Joao Ferraz (Schulter-OP) und Linksaußen Maximilian Holst (Kreuzbandriss) kamen der Montenegriner Stefan Cavor und der Däne Kasper Kvist. Und auch Torwart Benjamin Buric (Velenje), der die Kieler im Hinspiel mit 20 Paraden entnervte, Kneer (Rhein-Neckar Löwen), Philipp Weber (Leipzig) und der norwegische WM-All-Star Kristian Bjørnsen erwiesen sich als echte Verstärkung. Im Hessen-Derby konnte nach langer Verletzung auch der Ex-Leipziger Philipp Pöter sein Debüt im HSG-Dress feiern. Nur Vladan Lipovina ist nicht mehr dabei. Der Montenegriner, der im Hinspiel achtmal gegen seinen Ex-Kollegen Andreas Wolff und Niklas Landin getroffen hatte, folgte im Januar dem Ruf des Geldes aus Dubai. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2017)