Hohe Hürde voraus: THW am Mittwoch in Kassel gefordert
MT-Trainer Roth setzt auf Sieg
Während die Kieler am Wochenende ihr Heimspiel gegen den SC DHfK Leipzig nach großem Kampf mit 29:25 gewannen, waren die Melsunger auf europäischer Ebene aktiv. Die MT löste ihre Aufgabe gegen den kroatischen Club HC Zamet souverän und zog nach dem 34:23 im Hinspiel durch ein 32:20 im Rückspiel in die Gruppenphase des EHF-Cups ein. Keine Probleme also für die MT - und so richtete Trainer Michael Roth sein Augenmerk direkt nach der europäischen Kür auf die Bundesliga-Pflicht: "Wir haben jetzt ein schweres Ligaprogramm vor uns und müssen sehen, dass wir auch mal ein Spiel gewinnen, das nicht auf der Agenda steht", sagte Roth - und hatte dabei natürlich das Heimspiel gegen den THW im Visier: "Dazu gibt es am Mittwoch gegen Kiel gleich die erste Gelegenheit."
"Könnten uns Gehör verschaffen"
Denn Roth weiß, dass die Erinnerungen der Kieler an die Auswärtsspiele in der Rothenbach-Halle nicht die besten sind. Zwei der drei letzten Partien in der unglaublich lauten Halle auf dem Kasseler Messegelände verloren die "Zebras". Melsungen verbesserte damit die Bilanz gegen den Rekordmeister, der in bisher 22 Spielen 19 Mal siegreich war (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). Mit einem Sieg gegen den THW, das ist das Melsunger Vorhaben, könnte man die Wende in einer bisher eher durchwachsenen Saison einleiten: "Mit einer Überraschung gegen Kiel könnten wir uns in der Liga auch wieder etwas Gehör verschaffen", erklärte Roth vor dem Duell am Mittwoch. "In unserer schwierigen Situation ist es ganz gut, mal der Außenseiter zu sein."
Neun Punkte Rückstand auf Platz vier
Denn bisher lief es für die hoch gehandelte MT - auch durch große Verletzungssorgen - bisher nicht richtig rund in der DKB Handball-Bundesliga. Vom Ziel, den Platz vier des Vorjahres zu bestätigen und sich damit erneut für den Europapokal zu qualifizieren, sind die Hessen noch ein ganzes Stück entfernt. Schwer wiegt noch immer der verpatzte Saisonstart mit Niederlagen gegen den Aufsteiger aus Coburg, beim HC Erlangen und gegen die Rhein-Neckar Löwen, der die Melsunger zwischenzeitlich sogar bis auf die Abstiegsränge stürzen ließ. Von der "gefährlichen Zone" konnte man sich dank eines Dreierpacks mit Siegen gegen Stuttgart und Minden sowie in Lemgo mittlerweile absetzen, doch beträgt der Rückstand auf Platz vier nach sieben Niederlagen in bisher zwölf Spielen bereits neun Punkte.
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25. THW-Pflichtspiel der Saison
Wiedersehen mit zwei Ex-"Zebras"
Bei der MT, die sich vor der Saison mit Arjan Haenen und dem derzeit an den Folgen einer schweren Verletzung laborierenden Gabor Langhans verstärkte, gehen die Planungen derweil längst über das aktuelle Geschehen hinaus. Vom THW Kiel holte man sich nach Torhüter Johan Sjöstrand, der 2015 nach Kassel gewechselt war, unlängst ein zweites "Zebra": Dener Jaanimaa geht jetzt in Rot- statt in Schwarz-Weiß auf Torejagd und soll auch Teil der "neuen" MT sein. Die sorgte i Handball-Europa mächtig für Aufsehen, verpflichtete man mit den beiden Europameistern Tobias Reichmann und Finn Lemke sowie dem dänischen Regisseur Lasse Mikkelsen doch bereits drei neue Spieler für die kommende Saison.
KN: Respekt vor angeschlagenen Melsungern
Kiel. Nur vier Tage nach dem Duell gegen Leipzig (29:25) bekommt es der THW Kiel in der Handball-Bundesliga mit dem nächsten „gefährlichen“ Gegner zu tun: Heute (20.15 Uhr) treten die Zebras in Kassel bei der MT Melsungen an. Auch wenn deren Saison bisher nicht nach Plan verlief: Die Rothenbach-Halle ist für Kiel nicht das beste Pflaster. Denn nach jahrelanger blütenweißer Weste kassierte der THW in den letzten drei Auswärtsspielen zwei Niederlagen (beide 29:30). "Wir wissen, was uns am Mittwoch erwartet", sagt Christian Zeitz, der die erste Schlappe im März 2014 miterlebte, dessen Einsatz heute aber wegen Rückenproblemen fraglich ist. "Das wird ein richtig hartes Spiel gegen einen Gegner, der unter anderem für seine kompromisslose Abwehrarbeit bekannt ist." Die MT kassierte in der aktuellen Saison nur von den Rhein-Neckar Löwen 30 Tore - und ist doch weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Nach Niederlagen zum Auftakt gegen die Aufsteiger Coburg und Erlangen sowie die Löwen stand der Vorjahresvierte auf einem Abstiegsplatz. Die Nordhessen konnten sich zwar etwas fangen, doch so richtig stabil sind sie nach wie vor nicht. "Es ist für uns momentan keine einfache Zeit", sagt MT-Coach Michael Roth: "Nach dem erfolgreichen Pokal-Wochenende haben wir uns zu sehr in Sicherheit gewiegt, dass es trotz einer Vorbereitung mit Verletzungsproblemen einfach so weitergeht wie im Vorjahr. Dann kam dieses katastrophale Spiel gegen Coburg - von dem Schock haben wir uns nur schwer erholt." Mittlerweile sind bis auf den Langzeitverletzten Gabor Langhans alle wieder an Bord, auch Ex-THW-Keeper Johan Sjöstrand, in der letzten Saison mit mehr als 36 Prozent gehaltener Bälle zweitbester Torhüter der Liga. Nach einem guten Oktober folgte eine Niederlage beim Abstiegskandidaten aus Balingen und eine Heimpleite gegen Wetzlar, wieder so ein Tief. "Wir haben nach der Länderspielpause erneut etwas den Faden verloren", sagt Roth. "Die Verunsicherung war und ist nach wie vor da." Spätestens jetzt will Melsungen aber angreifen, mit einem Überraschungssieg die Wende schaffen. "Wir sind jederzeit in der Lage, so eine Überraschung zu schaffen", sagt Roth. "Der Druck liegt ohnehin beim THW, auf uns wettet momentan wohl niemand." Selbstvertrauen tankte Melsungen zuletzt durch zwei klare Siege im EHF-Cup gegen den kroatischen Vertreter HC Zamet und den Einzug in die Gruppenphase. Auch wenn Zamet keine echte Hürde war: "Mal zu reisen und aus dem Bundesliga-Trott herauszukommen, das hat gut getan", erklärt Roth. "Es hat uns auch wieder gezeigt, dass wir uns das mit der vergangenen Traumsaison verdient haben." Auch in diesem Jahr setzt der Coach auf das Kollektiv ohne große Stars, was sich in der kommenden Saison mit den Zugängen von Finn Lemke und Tobias Reichmann etwas ändern wird. Einen Neuzugang mit Champions-League-Erfahrung konnte die MT schon während der laufenden Saison gewinnen: Dener Jaanimaa wechselte aus Kiel nach Melsungen. "Dener tut der Mannschaft gut, er hat sich mittlerweile zurechtgefunden und ist ein guter Typ", sagt Roth. Jaanimaa fühlt sich wohl in Melsungen, auch wenn er sagt, "dass es ohne eine gemeinsame Vorbereitung natürlich ein bisschen schwierig ist". Er bereut seinen Schritt nicht. "Es war nicht einfach, aus Kiel wegzugehen", erklärt der 27-Jährige. "Es hat mir ja keiner gesagt, dass ich gehen soll. Aber ich hatte als vierter Linkshänder im Rückraum einfach keine Perspektive." Gefahr, dass er entscheidende THW-Interna ausplaudert, bestehe indes nicht: "Was der THW macht, weiß jeder - aber sie machen es so gut und haben so viele Optionen, dass dir das Wissen nicht viel bringt", sagt der Este und lacht. "Viel mehr kann ich auch nicht erzählen." Die Optionen werden für THW-Trainer Alfred Gislason allerdings weniger, neben dem drohenden Ausfall von Zeitz ist auch der Einsatz von Steffen Weinhold (Adduktoren) fraglich, Blazenko Lackovic fehlt definitv. 24 Pflichtspiele - Länderspiele nicht eingerechnet - haben ihre Spuren hinterlassen. Daher ist auch Sebastian Firnhaber wieder im Kader. (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 30.11.2016)