KN: Keine Pause für "Barbarossa" Andreas Wolff
Der THW Kiel ist schon heute in Wetzlar wieder gefordert
Nach Heiner Brand 2007 ist der Schlussmann mit dem rötlichen Gesichtshaar schon der zweite Handballer, den der "Club Belle Moustache" auf den Schild hebt. Modern, kurz, voll im Trend zum Vollbart - das sei eben, so "Belle-Moustache"-Präsident Jürgen Burkhardt, auch der Bart (und das Gesicht) der EM im Januar gewesen, und somit sei "Barbarossa" Wolff logischer Nachfolger von Preisträgern wie Horst Lichter, Mario Adorf oder Harald Glööckler. Strahlend nahm der 25-Jährige in Stuttgart die handgefertigte Bartskulptur in Empfang, richtete den Blick dann aber doch schnell auf den nächsten Gegner, der mit der HSG Wetzlar für ihn ein ganz besonderer sein wird. "Wetzlar wird ein ganz besonderes Spiel für mich. Ich habe ja in Stuttgart schließlich erst ein einziges Spiel in der Bundesliga in den vergangenen drei Jahren nicht für die HSG absolviert", so Wolff, der sich "aus Erinnerungsgründen" auf die Rittal-Arena freut, aber auch weiß: "Die Arena wird von den Fans und der Mannschaft in eine Festung verwandelt. Dort wird der Druck viel größer sein als in Stuttgart." Trotz des holprigen Starts am Neckar blieb Dauer-Optimist Wolff zunächst gelassen, lobte nach dem durchwachsenen 27:22 die jungen Neulinge ("Unglaubliches Talent") und verwies auf die kommenden Wochen: "Ich sehe gar nicht so viel Arbeit vor uns, das hat alles schon ganz gut ausgesehen. Nach nur einer Woche kann man eben keine Wunderdinge erwarten. Und bis die Spitzenspiele kommen, haben wir ja auch noch ein paar Partien, um uns einzuspielen." Auch in Wetzlar wird Wolff voraussichtlich zum Alleinunterhalter im Tor avancieren. Niklas Landin plagen noch immer Rückenprobleme. "Nicht so viel Arbeit" - eine Einschätzung, der Alfred Gislason widerspricht. "Ich bin froh, dass wir zwei Punkte aus Stuttgart mitgenommen haben und das Spiel jetzt hinter uns liegt. Es liegt aber noch viel Arbeit vor uns. Phasenweise war ich sehr unzufrieden." Gislason sah einen "müden Duvnjak" und mit Nikola Bilyk und Lukas Nilsson zwei Bundesliga-Neulinge. "Andere Neulinge in ihrem ersten Bundesliga-Spiel waren schon wesentlich schlechter." Der 19-jährige Österreicher Bilyk selbst hat sich nach seinen Fehlern im ersten Abschnitt "keinen großen Kopf gemacht", äußerte aber auch Respekt vor seinem neuen Arbeitsumfeld: "Die Stimmung, der Gegner - in der Bundesliga ist einfach alles ganz anders." Nach der "kürzesten Saisonvorbereitung in der Vereinsgeschichte" (Manager Thorsten Storm) kann Kreisläufer Patrick Wiencek dem Match-"Doppel" in Stuttgart und Wetzlar auch etwas Positives abgewinnen: "Natürlich haben wir wenig Regeneration, aber so ein Spiel bringt uns auch viel mehr als eine Stunde in der Trainingshalle." Der Einsatz von Wiencek (Daumen angebrochen, Finger ausgekugelt) und Kapitän Domagoj Duvnjak (Knie) ist allerdings fraglich, beide machten am Montag einen unfreiwilligen Abstecher zum Röntgen-Arzt. Von Verletzungssorgen ist allerdings auch der Gegner arg gebeutelt. Wetzlars Coach Kai Wandschneider, der nach den Abgängen von Leistungsträgern wie Wolff und Steffen Fäth (Füchse Berlin) wieder einmal zum Umbauen gezwungen ist, muss den Ausfall von Linksaußen Maximilian Holst (Kreuzbandriss; 203 Tore in der Vorsaison) und Regisseur Philipp Pöter aus gesundheitlichen Gründen verkraften. Für Pöter kam Emil Berggren aus Aalborg. Auch einen Linksaußen als Holst-Ersatz gab der Drei-Millionen-Euro-Etat noch her. Wie die HSG am Montag mitteilte, wechselt Kasper Kvist vom dänischen HC Midtjylland bis zum Saisonende zu den Mittelhessen. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 06.09.2016, Foto: facebook)