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KN: Auf einer Wellenlänge

Bundesliga

KN: Auf einer Wellenlänge

Kiel. Das würde nie gutgehen, hieß es. Zwei, die den Anspruch hegen, die unangefochtene Nummer eins zwischen den Pfosten zu sein, passen nie und nimmer zusammen, sagten sie, wenn sie über Niklas Landin und Andreas Wolff sprachen. Zwei Torhüter zwischen den Pfosten beim Handball-Dino THW Kiel, zwei Alphatiere, Olympiasieger (Landin) und Europameister (Wolff). Es kam anders, zwischen diese beiden passt keine Briefmarke.

Niklas Landin und Andreas Wolff harmonieren zwischen den Pfosten

Das Spiel gegen Lemgo: Der Däne hält 45 Minuten lang prächtig, Wolff sitzt zufrieden auf der Bank, feuert seinen "wichtigsten Partner" an. Drei Tage später, das Match gegen Göppingen: Wolff entnervt den Gegner mit 20 Paraden, Landin bleibt lässig draußen, reicht seinem Kollegen Handtuch und Wasserflasche. Beide ballen die Faust, Blicke treffen sich, man spürt Blitze zucken. Zwei, die sich elektrisch aufladen. Ein Bild, das nicht trügt. "Wir sind unterschiedliche Typen - als Torwart und auch menschlich. Aber wir liegen auf einer Wellenlänge", sagt der 25-jährige Olympia-Dritte Wolff, der vor der Saison aus Wetzlar kam. Der selbstbewusste Rheinländer schwärmt von seinem zwei Jahre älteren Torwartkollegen Landin: "Niklas ist nicht nur ein Weltklasse-Torhüter, er ist humorvoll und intelligent." Dem steht auch der Däne, dem in Rio der Gold-Coup gelang ("Nach dem Olympiasieg zurück zur Normalität zu kommen, war kein Problem"), in nichts nach: "Die Zusammenarbeit mit Andreas klappt gut, es macht einfach richtig Spaß, mit ihm ein Duo zwischen den Pfosten zu bilden." Intuitiv setzt THW-Trainer Alfred Gislason seine Keeper ein, will sie zunächst "halbzeitweise" auf das Feld bringen, entscheidet sich dagegen, gibt gegen Lemgo dem einen, gegen Göppingen dem anderen den Vorzug. Ein Luxusproblem? "Die beiden sind überragend, harmonieren gut. Ich hoffe, dass sie irgendwann selbst entscheiden, wer wann eingewechselt wird", sagt der Isländer augenzwinkernd. Er fühle sich, so Gislason, an ein schwedisches Sensations-Duo der Neunziger und frühen 2000er Jahre erinnert, das EM- und WM-Titel sammelte: "Spiele gegen Schweden konnten frustrierend sein, wenn zuerst Peter Gentzel weltklasse hielt, nach der Pause dann Tomas Svensson ins Tor kam und genauso weitermachte." Die Gegenwart beim THW Kiel heißt Landin/Wolff. Oder Wolff/Landin. "Die Saison wird lang, und wenn die Spielanteile verteilt sind, sind wir einfach schwer auszurechnen, müssen sich die Gegner immer auf zwei Keeper vorbereiten", sagt Wolff. "Und ich weiß, dass es, wenn ich mal einen schlechten Tag habe, noch einen Weltklasse-Mann gibt. Das nimmt viel vom Druck." Wenn Landin stark halte, freue er sich riesig, sagt Wolff. Dabei sagten sie, dass zwei, die den Anspruch hegen, die unangefochtene Nummer eins zwischen den Pfosten zu sein, nie und nimmer zusammenpassen würden. Sie irrten, denn diese Zwei laden sich elektrisch auf. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 19.09.2016, Foto: Sascha Klahn)