Bundesliga
Nikolas Katsigiannis rettet Punkt in Balingen
Der THW Kiel hat beim abstiegsbedrohten HBW Balingen-Weilstetten nach kampfbetonten 60 Minuten einen weiteren Rückschlag in der DKB Handball-Bundesliga erlitten: Nach einer 13:10-Führung zur Pause schafften es die Kieler in der zweiten Hälfte nicht, die Gastgeber auf Distanz zu halten. In der Offensive leisteten sich die "Zebras" eine 15-minütige Auszeit, die die Süddeutschen mit einem 5:0-Lauf bestraften. Am Ende retteten zwei späte Treffer in Unterzahl und unglaubliche Paraden von Nikolas Katsigiannis beim 22:22 (13:10) immerhin noch einen Punkt. Beste Kieler Torschützen waren Ilija Brozovic (4) und Marko Vujin (4/1), für die Gastgeber traf Olivier Nyokas sieben Mal. Bitter: Niclas Ekberg musste kurz vor dem Wechsel verletzt ausgewechselt werden.
Weinhold und Wiencek reisten mit
THW-Trainer Alfred Gislason hatte vor dem Anpfiff immer wieder auf die große Bedeutung der Partie in Balingen hingewiesen. Umso ärgerlicher, dass er auch in der ausverkauften Sparkassen-Arena auf der Alb auf einige Stamm-Akteure verzichten musste: Neben den Langzeitverletzten Rene Toft Hansen und Christian Dissinger fehlten in Balingen auch Rechtsaußen Christian Sprenger (Knieprobleme) und Dominik Klein, der krank das Bett hüten musste. Dafür reisten Torsten Jansen, der lange verletzte Steffen Weinhold und auch Patrick Wiencek mit nach Baden-Württemberg: Der Kieler Kreisläufer schnupperte mehr als sechs Monate nach seinem Kreuzbandriss erstmals wieder Teamluft bei einer Auswärtstour.
Ãœberragender Landin in den ersten 30 Minuten
Während Wiencek hinter dem Tor als Zuschauer Platz nahm, war Weinhold gleich wieder mittendrin. Er kam wie schon beim klaren Sieg gegen Göppingen in der Abwehr zum Einsatz. Die Gastgeber begannen mit einer 5-1-Deckung, bei der Domagoj Duvnjak eine Sonderbewachung bekam. Der Rest der HBW-Deckung agierte gewohnt aggressiv - und so kam der Kieler Angriff nur schwer in Schwung. Die Folge: Beim 5:4 durch den anfangs starken Julian Krieg führten die Gastgeber erstmals (12.), nutzten dabei auch einige hektische Aktionen der "Zebras", die so einen eigenen Vorsprung verspielten. Nach 16 Minuten kehrte wieder ein bisschen Ruhe ein ins THW-Spiel, was vor allem an Niklas Landin lag: Der THW-Keeper hielt grandios, entschärfte zwei Siebenmeter und hielt bis zum Wechsel 14 Bälle fest.
Ekberg humpelt in die Pause
Auch Joan Canellas machte Dampf, holte den von Niclas Ekberg verwandelten Siebenmeter zum 8:7 heraus, traf selbst zum 9:7 (22.) und mit einem wuchtigen Hüftwurf in Unterzahl zum 10:8 (24.). Als nach Böhms Anschluss Niclas Ekberg bei angezeigtem passiven Spiel aus dem linken Rückraum eine Zehn-Meter-Fackel in den Winkel drosch und Duvnjak kurz darauf im Gegenstoß ebenfalls aus zehn Metern zum 12:9 einnetzte, führten die Kieler erstmals mit drei Toren. Dieser Vorsprung hielt bis zum Wechsel, vor dem die "Zebras" allerdings eine weitere personelle Hiobsbotschaft verkraften mussten: Ekberg war bei einer Angriffsaktion umgeknickt, humpelte sofort zur Bank, hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das rechte Sprunggelenk und kam im weiteren Verlauf nicht zurück aufs Feld. Für ihn sprang zunächst Dener Jaanimaa auf Rechtsaußen ein.
Jetzt die Königsklasse
Nach dem erneuten Rückschlag im Meisterschaftsrennen müssen die "Zebras" schnell wieder den Blick nach vorn richten. Sie reisten direkt nach dem Spiel zurück nach Stuttgart, von wo aus sie am Donnerstagmorgen den Weg in die Landeshauptstadt antreten werden. Schon am Nachmittag beginnt dann die Vorbereitung auf den Viertelfinal-Kracher in der "VELUX EHF Champions League". Am kommenden Sonntag gastiert der Titelverteidiger FC Barcelona in der restlos ausverkauften Sparkassen-Arena. Der Klassiker zwischen den beiden Traditionsvereinen wird um 19:30 Uhr angepfiffen, Sky zeigt die Partie live. Auf geht's, Kiel!
Eine Viertelstunde lang kein Tor
Aber auch 16 Minuten vor Schluss führten die Kieler noch mit drei Toren, weil Marko Vujin einen Siebenmeter zum 20:17 verwandelte (44.). Dann traf Krieg in Unterzahl, und nun mussten die "Zebras" auch einige umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen in kürzester Zeit verkraften: Nyokas riss Jaanimaa ungestraft um, im Gegenzug machte der französische Nationalspieler vor seinem Abspiel auf Hausmann deutlich mehr Schritte als erlaubt - ebenfalls ohne Konsequenzen. Hausmann traf, Nyokas legte nach: Nach 49 Minuten hatten die Süddeutschen den Kieler Vorsprung aufgezehrt. Jetzt leisteten sich die "Zebras" technische Fehler in Reihe, Hektik kam auf. Zwei gehaltene Siebenmeter von Johannesson gaben Balingen noch mehr Selbstvertrauen. Eine Viertelstunde lang blieben die "Zebras" ohne Torerfolg. Mit einem 5:0-Lauf zog der Gastgeber auf 22:20 davon (53.).
Balingen kämpft sich heran
Der Este fand nach dem Wiederanpfiff auf ungewohnter Position sofort ins Spiel, traf zum 14:10, mit einem unglaublichen Dreher zum 16:12 und später noch mit Wucht zum 19:16 (41.). Doch die Probleme der "Zebras" nahmen zu: In der Abwehr bekam man Nyokas nicht mehr in den Griff, der fünf seiner sieben Tore nach dem Wechsel erzielte. Und in der Offensive tat man sich zunehmend schwerer mit der aggressiven Abwehr der Gastgeber und dem nach 37 Minuten ins Tor gekommenen Peter Johannesson. Der Schwede entschärfte zum Einstand einen freien Wurf von Rune Dahmke, was Nyokas mit einem Treffer aus unglaublicher Höhe zum 15:17-Anschluss der Gastgeber belohnte. HBW war dran, der Hexenkessel in der engen Arena war entfacht.
Katzes Paraden ermöglichen Aufholjagd
Nikolas Katsigiannis, nach 45 Minuten für Landin gekommen, hielt den THW überhaupt noch in Reichweite, denn auch der HBW schaffte es fünf Minuten lang nicht, den wohl entscheidenden Treffer zu setzen. Den Kielern drohte in einer spannenden Schlussphase trotzdem die vierte Saison-Niederlage, zumal sie die letzten zwei Minuten der Partie nach einer Dahmke-Hinausstellung in Unterzahl bestreiten mussten. Die späten Treffer von Domagoj Duvnjak (58:18) und Blazenko Lackovic (59:20) sowie weitere spektakuläre Paraden von Nikolas Katsigiannis, der auch den finalen Wurf von Fabian Böhm entschärfte, retteten immerhin noch einen Punkt auf der Schwäbischen Alb.