Spitzenspiel am Mittwoch: "Löwen" empfangen die "Zebras"
Derby-Sieg gibt Rückenwind
"Löwen" haben beste Abwehr der Liga
Die Kieler erwartet in Mannheim eine Herkules-Aufgabe: Seit sechs Monaten haben die "Löwen" vor den eigenen Fans nicht mehr verloren. "Wir wollen zu Hause, wenn möglich, eigentlich in der gesamten Saison keine Punkte abgeben", gibt Spielmacher Andy Schmid die Richtung vor. Allerdings honorieren die Fans die starken Leistungen der Mannheimer bisher wenig: Im Schnitt kamen nur rund 5.100 Zuschauer zu den ersten vier Heimspielen. Am Mittwoch rechnet man in Mannheimer aber natürlich trotzdem mit einer ausverkauften SAP-Arena. Neben der Heimstärke glänzt der momentane Tabellenführer mit der mit Abstand stärksten Abwehr der DKB Handball-Bundesliga: Im Schnitt kassierten die Mannheimer in den acht bisher gespielten Partien weniger als 21 Gegentore.
Pekeler vor Debüt - Kraftpaket Rafael Baena
Hendrik Pekeler steht vor seinem Löwen-Debüt.Vor seinem Debüt bei den Mannheimern steht Hendrik Pekeler: Der 24-jährige Kreisläufer, vom TBV Lemgo als Ersatz für Myrhol gekommen, musste vor dem Start der Saison einen Knorpelschaden im Knie operativ beheben lassen. Die Operation zwang den ehemaligen Kieler zu einer längeren Pause. Die Löwen reagierten auf diese Hiobsbotschaft mit der Verpflichtung des spanischen 120-Kilo-Kraftpaketes Rafael Baena: Der 32-jährige 1,91 Meter große Nationalspieler kam vom spanischen Erstligisten BM Puente Genil Angel Ximénez. "Mit Rafael werden wir vor allem in unserem Angriffsspiel noch variabler", freute sich Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen über seinen Neuzugang, der in der vergangenen Saison 151 Tore in der Liga Asobal erzielte und bislang auch im gelben Löwen-Dress überzeugte.
23. Bundesliga-Duell beider Mannschaften
Sport1 überträgt live
Neues Torwart-Duo
Viele hatten die "Löwen" vor dieser Saison wegen der namhaften Abgänge von Niklas Landin (zum THW) und Kreisläufer Bjarte Myrhol (zu Skjern Handbold in Dänemark) schwächer als zuletzt eingeschätzt - nicht so Alfred Gislason, der vor der Saison schon betonte, dass "die 'Löwen' mit einer eingespielten Mannschaft und den Neuzugängen wieder zum engsten Favoritenkreis gehören". Tatsächlich verstärkte Trainer Nikolaj Jacobsen seine Mannschaft namhaft: Mit dem exzentrischen serbischen Nationaltorhüter Darko Stanic (kam aus Kuwait) und dem schwedischen Nationalkeeper Mikael Appelgren (von der MT Melsungen) kamen zwei erfahrenen Torhüter. "Unsere Torhüter haben als Gespann bisher immer gut gehalten. Es sieht so aus, als ob wir in Sachen Stabilität einen Schritt nach vorn machen können", ist Alexander Pettersson, mit 35 Jahren seit der Ankunft von Stanic (36) nicht mehr Teamältester, zufrieden.
Gensheimer vor Abschied
Zwei Kantersiege zur Einstimmung
KN: Kieler Zebras in der Höhle der Löwen
Kiel. Niklas Landin kam 2012 aus Dänemark zu den Rhein-Neckar Löwen in die Bundesliga. 2014 und 2015 wählten ihn die Trainer und Manager der Liga zum besten Torwart der Saison, ehe der dänische Europameister von 2012, Vize-Weltmeister von 2013 und beste Keeper der EM 2014 zum THW Kiel wechselte. Am Mittwoch kehrt der 26-jährige zum ersten Mal in die Höhle der Löwen in Mannheim zurück. "Das wird ein besonderes Spiel für mich", sagt Landin. "Aber ab der ersten Spielminute ist es egal, ob ich für die Löwen gespielt habe oder nicht. Dann interessiert mich nur eins: zwei Punkte." Für die Kieler Nachrichten nahm die Nummer eins der Zebras seine ehemaligen Kollegen genau unter die Lupe und machte den "Löwen-Check". Trainer: Zum Anfang bleibt Landin noch ganz diplomatisch. Alfred Gislason (56) oder Nikolaj Jacobsen (43), die ehemalige Kieler "Zaubermaus"? "Zwei Trainer mit viel Charakter, beide waren früher Spieler, beide Weltklasse, auch wenn der eine mehr Erfahrung vorzuweisen hat." Unentschieden Linksaußen: Dominik Klein und Torsten Jansen verletzt, Shootingstar und THW-Top-Scorer Rune Dahmke zuletzt angeschlagen - zudem führt am Ober-Löwen Uwe Gensheimer kein Weg vorbei. "Er macht seinen Job von Außen, beim Siebenmeter, im Gegenstoß, und er deckt auch noch ganz gut. Er hat keine Schwächen", schwärmt Landin. 51 Treffer hat der 28-Jährige, der jüngst bei Paris St. Germain unterschrieb, in dieser Bundesliga-Saison bereits erzielt. Vorteil Löwen Rechtsaußen: Niklas Landin outet sich als Fan: "Patrick Groetzki finde ich super. Er hat in jeder Saison eine super Quote, ist unheimlich schnell. Allerdings steht er ein wenig im Schatten von Gensheimer auf der anderen Seite." Hinter Groetzki stehe mit dem jungen Marius Steinhauser ein Mann mit "guter Technik". Dennoch, zwischen Zebra Christian Sprenger und Groetzki oder Niclas Ekberg und Groetzki sieht Landin ein Patt, und weil der THW zwei gleichstarke Rechtsaußen auf Top-Niveau in seinen Reihen hat, lautet Landins Urteil: Vorteil THW Rückraum Mitte: Was haben Löwen-Spielmacher Andy Schmid und Landin gemeinsam? Auch Schmid wurde in den vergangenen zwei Jahren zum wertvollsten Spieler der Bundesliga gewählt. "Er bedeutet alles für den Angriff der Löwen, ist ein richtig guter Spieler geworden." Aber: THW-Regisseur Domagoj Duvnjak - Welthandballer von 2013 - ist eben auch richtig gut. "Die Tagesform wird entscheiden." Unentschieden Rückraum links: Der Schwede Kim Ekdahl du Rietz und der Däne Mads Mensah Larsen - zwei Kumpels bekleiden bei den Löwen die Königsposition. "Keiner ist sauer, wenn der andere spielt. Beide können aus dem Rückraum abschließen und eins-gegen-eins durchgehen, momentan sind die Löwen auf dieser Position etwas stabiler besetzt." Vorteil Löwen Rückraum rechts: Und noch zwei Nordlichter: Zuletzt hatte der Isländer Alexander Petersson wie Niklas Landin mit Problemen am Schambein zu kämpfen. "Ist er hundertprozentig fit, ist er ein unglaublicher Spieler." Hinter Petersson wartet der 23-jährige Norweger Harald Reinkind in Lauerstellung. "Er hat einen harten Wurf, über kurz oder lang wird er beweisen, dass er die Nummer eins bei den Löwen ist", weiß Landin. Nichtsdestotrotz: Der THW habe, so der Däne, mit Marko Vujin und Steffen Weinhold einen "Shooter" und einen Spieler, der im Spiel Eins-gegen-Eins glänzt. Vorteil THW Kreisläufer: Spanien gegen Rene Toft Hansen. Löwe Hendrik Pekeler ist noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte, so teilen sich die Spanier Gedéon Guardiola (Abwehr) und Rafael Baena Gonzalez (Angriff) die Position. Bei den Zebras steht Kapitän Toft Hansen indes nach der Verletzung von Patrick Wiencek allein auf weiter Flur. "60 Minuten Abwehr und Angriff - das wird hart für René. Die Löwen können mit drei Spielern hin- und herwechseln." Unentschieden Torhüter/Abwehr: Landin ist - verständlicherweise - befangen, lenkt den Fokus auf die starke Abwehr der Löwen, hinter der der Schwede Mikael Appelgren und der Serbe Darko Stanic im Tor bisher eine gute Figur machten. 167 Gegentore in acht Partien, nur rund 20 pro Spiel: Die 3:3-Deckung der Löwen bringt die Gegner schier zur Verzweiflung. "Sie haben mit Petersson, Gensheimer und Ekdahl du Rietz oder Stefan Kneer, die sich vorne in der 3:3-Abwehr gut bewegen, super Spieler für dieses System", sagt Landin, der die Spielweise in der Vorsaison zu schätzen wusste. "Als Torhüter weiß man, woher die Bälle kommen. Man muss sich mehr auf Würfe aus sechs Metern einstellen, weniger aus dem Rückraum." Urteil: Zur Not hat Kiel immer noch "die Katze". Vorteil THW (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2015)
KN: Löwen erinnern sich noch an 2012
Mannheim. Das Montagstraining dauerte länger als gedacht. Nicht weil bei den Rhein-Neckar Löwen vor dem Topspiel gegen den THW Kiel alles anders gemacht wird und Hektik regiert - Nikolaj Jacobsen ließ sich einfach Zeit, um seine Spieler auf das Duell vorzubereiten. Es herrscht kein besonderer Stress in Mannheim, obwohl der Vergleich mit Kiel ein besonderer ist. Schließlich verhinderte nur der THW, dass die Löwen in den zwei vergangenen Spielzeiten deutscher Meister wurden. "Das wird wieder ein ganz enges Spiel", sagt Jacobsen. Der Trainer lebt seiner Mannschaft seit Wochen eine Gelassenheit vor, die es ermöglicht, unaufgeregt mit der bisher perfekten Bundesliga-Saison umzugehen. Die Löwen sind als einziges Team noch ohne Verlustpunkt und können mit einem Erfolg gegen den THW enormen Druck aufbauen. "Nach dem Spiel gibt es noch 25 weitere Partien und damit 50 Punkte zu vergeben", sagt Jacobsen. Gewinnen möchte er trotzdem: "Sechs Punkte Vorsprung sind besser als zwei." Mikael Appelgren im Tor zeigte in den vergangenen Partien herausragende Leistungen. Der Schwede bildete mit der flexibel agierenden Abwehrreihe der Löwen eine beinahe perfekte Symbiose. Der Lohn: die mit Abstand beste Defensive der Liga. Dass trotzdem kein Grund für Euphorie oder Arroganz besteht, macht Kim Ekdahl du Rietz mit einem simplen Vergleich deutlich. "Wir hatten schon mal ein Heimspiel gegen Kiel und bis dahin null Verlustpunkte. Das ist nicht gut ausgegangen", sagt der Schwede mit Blick auf den 28. November 2012. 26:0-Punkte hatten die Löwen gesammelt, um dann eine 17:28-Abreibung vom THW verpasst zu bekommen. (Von Michael Wilkening, aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2015)