Meister gegen Pokalsieger: THW empfängt die Füchse
Gute Erinnerungen an das letzte Heimspiel
Emotionen pur: Im bisher letzten Heimspiel gegen die Füchse ging es hoch her.Das bisher letzte Heimspiel gegen die Füchse Berlin war ein historischer Tag: Am 34. Spieltag der vergangenen Saison trafen die beiden Mannschaften zuletzt in der Sparkassen-Arena aufeinander. Es war ein Spiel, über das man an der Förde wohl noch in Jahrzehnten sprechen wird. Denn mit einem unglaublichen Sturmlauf schafften es die Kieler damals tatsächlich noch, im spannendsten Bundesliga-Finale aller Zeiten die Berliner klar zu besiegen und damit die Rhein-Neckar Löwen noch von Platz eins zu verdrängen. Als der 19. Meistertitel, der nach 34 Spieltagen nur aufgrund der um zwei Treffer besseren Tordifferenz eingefahren wurde, feststand, kannten Emotionen und der Jubel in Kiel keine Grenzen mehr.
Füche kämpfen um Europa-Quali
Berlins Weg zeigt seit 2007 nach oben
Wutausbruch von Bob Hanning
EHF-Pokal-Final-Four erneut in der Hauptstadt
Bester Torschütze: Petar Nenadic erzielte bisher 98 Treffer.Der Grund für Hannings Wutausbruch in Skjern: Die Niederlage in Dänemark war nach einem Aufschwung in der Liga, in der die Berliner 2015 noch kein Spiel verloren haben, ein Zeichen von Schwäche im EHF-Pokal. Jenem Wettbewerb, dem die Berliner in dieser Saison erneut große Bedeutung beimessen. Denn das "Final Four"-Turnier wird wie im Vorjahr im "Fuchsbau" Max-Schmeling-Halle ausgetragen. Und für die Gastgeber hat die Qualifikation für dieses Turnier natürlich oberste Priorität. Zwar sind die Berliner im EHF-Pokal noch immer auf Kurs, aber Hanning sah den Zeitpunkt gekommen, seine Mannschaft wachzurütteln. Offenbar mit Erfolg: Im Jahr 2015 haben die Berliner noch kein Bundesliga-Spiel verloren, und im Rückspiel gegen Skjern wurde ebenfalls gesiegt.
Pevnov ist wieder ein Fuchs
Richardsson beerbt Sigurdsson
Der hat mittlerweile bereits die Planungen für die kommende Spielzeit mächtig vorangetrieben: Die Berliner stehen vor einem großen Umbruch. Die wichtigste Personalie: Nachfolger von Dagur Sigurdsson, der sich ab Sommer ausschließlich um die Betreuung der Nationalmannschaft kümmern wird, wird erneut ein Isländer. Der 42 Jahre alte Coach Erlingur Richardsson kommt vom österreichischen Topteam Westwien nach Berlin. "Bei ihm stimmen alle Punkte überein, die uns wichtig sind", begründete Hanning den Entschluss. "Er ist charakterstark, hat eine Idee, wie unser erfolgreicher Weg weitergegangen werden kann, und er hat Spaß, mit jungen Spielern zu arbeiten."
"Das wird ein echtes Spitzenspiel"
Anpfiff um 19 Uhr
KN: Füchse fahren optimistisch nach Kiel: Wir sind gut drauf
Kiel. Heute (19 Uhr/Sport1) sind in der Bundesliga die Füchse Berlin zu Gast, am Sonntag (19.30 Uhr/Sky) wird der THW Kiel im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League von Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt erwartet. Die Zebras blicken nach dem bitteren Pokal-Aus bei den Rhein-Neckar Löwen (26:29) wieder nach vorne. Dort sehen sie allerdings hohe Hürden: Die Füchse haben nach Startschwierigkeiten ihre Mitte gefunden und sind seit dem Jahreswechsel in der Liga noch unbesiegt. "Wir sind gut drauf und fahren mit Schwung und Selbstvertrauen nach Kiel", sagt Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson. "Wir wollen ein gutes Spiel machen und dann mal sehen, ob es reicht. Aber: Kiel ist zurzeit in einer anderen Liga." Sigurdsson führte die Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar als Bundestrainer zu einem guten siebten Platz. In der kommenden Saison wird der Isländer bei den Füchsen von seinem Landsmann Erlingur Richardsson beerbt, der das österreichische Top-Team Westwien trainiert. Im Gegensatz zu den Kielern erreichte der Pokalsieger die Endrunde um den DHB-Pokal (9./10. Mai) und hat auch gute Chancen, in das "Final Four" um den EHF-Cup einzuziehen, das Berlin ausgerichten wird. Im Supercup (18:24) und im Hinspiel (27:38) war der Hauptstadtverein gegen den THW Kiel zwar chancenlos, doch die Vorzeichen haben sich geändert. Gestern reiste das Sigurdsson-Team bis auf den verletzten Abwehrchef Denis Spoljaric in Bestbesetzung nach Kiel. Mit dabei auch Kreisläufer Evgeni Pevnov, den Hanning in der Winterpause vom Ligarivalen FA Göppingen zurück an die Spree holte. "Wir wollen das Berlin-Spiel nutzen, um unser Selbstvertrauen wieder aufzubauen", sagt Patrick Wiencek, der sich gewünscht hätte, unmittelbar nach dem Löwen-Spiel wieder für positive Schlagzeilen sorgen zu können. "Ausgerechnet jetzt hatten wir, die sonst alle drei Tage spielen, acht Tage spielfrei." Eine eigenartige Zeit sei das gewesen, sagte der Kreisläufer. Jeder habe gewusst, dass er im Pokal-Viertelfinale nicht zur gewohnten Form gefunden hatte. "Wir haben noch zwei Ziele, eins ist, Meister zu werden." Der 25-Jährige glaubt nicht, dass der Wettlauf mit den punktgleichen Rhein-Neckar Löwen (44:6) nach dem Vorbild der vergangenen Saison bis zum letzten Spieltag andauern wird. "Am 5. April kommen sie zu uns, dann machen wir alles klar." Sicher, den einen oder anderen Gedanken würde er schon dem Derby gegen Flensburg widmen, aber im Moment habe Berlin absolut Vorrang. Erst danach gelte der Fokus der SG. "Das ist sehr schade, dass wir als Gruppenerster ein solches Hammerlos gezogen haben", sagt Wiencek. "Aber für uns und die Zuschauer werden das zwei schöne Spiele." Geht es nach Heiner Brand, hat Kiel in diesem Derby mehr zu verlieren. „Die SG ist klarer Außenseiter und kann aus der besonderen Konstellation, dass es ein Derby ist, die nötigen Emotionen ziehen, um den THW vielleicht doch zu schlagen.“ Den Flensburgern, so der Ex-Bundestrainer weiter, würde es viel schwerer fallen, gegen Kielce oder Veszprem, die ebenfalls Losgegner der SG waren, solche Emotionen zu entwickeln. "Für mich bleibt der THW aber weiter Titelfavorit Nummer eins", sagt Brand. "Allerdings liege ich mit meinen Tipps meistens daneben." An Flensburg will Alfred Gislason erst ab morgen denken, zu groß ist sein Respekt vor den Berlinern. „Ich erwarte von meiner Mannschaft, dass sie eine konzentrierte Leistung zeigt. Berlin schlagen wir nicht mit links“, sagt der THW-Trainer, der auf seinen kompletten Kader zurückgreifen kann. Das dramatische Finale der vergangenen Saison, in dem seine Mannschaft mit einem 37:23-Sieg gegen Berlin noch die punktgleichen Löwen mit einem um zwei Tore besseren Torverhältnis abfing, ist für Gislason kein Thema mehr. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.02.2015)