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Nächstes Nordduell: Dienstag kommt der HSV

Bundesliga

Nächstes Nordduell: Dienstag kommt der HSV

Keine Atempause: Drei Tage nach dem Derby in Flensburg erwartet der THW Kiel das nächste Spiel gegen einen direkten "Nachbarn": Nur rund 80 Kilometer trennen die Sparkassen-Arena von der Heimspielstätte des HSV Hamburg, am Dienstag reisen die Hansestädter an die Förde. Um 19 Uhr kommt es in der seit Wochen ausverkauften Sparkassen-Arena zum Nordduell, Sport 1 überträgt die Partie live.

Auf der Suche nach der neuen Rolle

Jahrelang gehörte der HSV Hamburg zu den absoluten Titelfavoriten in der "stärksten Liga der Welt". Doch in dieser Saison ist alles anders. "Um die Meisterschaft spielen wir sicherlich nicht", hatte Kapitän Pascal Hens vor dem Beginn der Spielzeit geahnt. "Wir sind einfach sehr froh, Bundesliga spielen zu dürfen." Denn das war lange Zeit nicht zu erwarten. Nach dem Lizenz-Hickhack des Sommers, der den deutschen Handball in eine weitere Krise stürzte, ist der HSV Hamburg auf der Suche nach seiner neuen Rolle. Und die soll möglichst schnell wieder die alte sein. 

Holpriger Saisonstart

Führt Regie: Kentin Mahé.Allen Unkenrufen zum Trotz verfügt der HSV Hamburg auch in dieser Saison über eine starke und eingespielte erste Sieben, in der der Franzose Kentin Mahé in der Mitte die Fäden ziehen darf (den Kader der Hamburger stellten wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor). "Aber es ist alles noch nicht so fest, wie man sich das wünscht", betont Geschäftsführer Christian Fitzek und erklärt: "Die erste Sieben entscheidet selber, ob sie gewinnt oder verliert. Danach wird es dünner, da fehlt noch die Erfahrung." Der Saisonstart verlief dementsprechend holprig bei den Hamburgern. Sechs Partien benötigte der HSV, der zwischenzeitlich bis auf Platz 18 abgerutscht war, um seinen ersten Sieg zu feiern. Weil dann sieben weitere Erfolge aus neun Spielen folgten, kletterten die Hansestädter nach oben.

Trainer entlassen

Entlassen: Christian Gaudin musste vorzeitig gehen.Zunächst einmal mussten die Fans allerdings einen neuerlichen Rückschritt erleben: Nach der 28:32-Heimniederlage gegen den zuvor auf dem letztenTabellenplatz rangierenden TBV Lemgo wurde Trainer Christian Gaudin entlassen. Die Mannschaft wird bis Jahresende von Co-Trainer Jens Häusler betreut - wodurch am Dienstag ein Kieler im Hamburger Dress an der Seitenlinie stehen wird. "In Anbetracht der sportlichen Entwicklung der vergangenen Wochen haben wir den Eindruck gewonnen, dass uns eine positive Wendung mit Christian Gaudin nicht mehr gelingen wird – unabhängig davon, dass uns derzeit wichtige Spieler verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen", erklärte Fitzek, der Häusler vorerst als Co-Trainer assistieren wird.

13. Bundesliga-Saison des HSV

Nicht weniger als ein Erdbeben hatte den deutschen Vereinshandball im vergangenen Sommer erschüttert. Epizentrum war der HSV, dem in zwei Instanzen die Lizenz für die neue Saison verweigert worden war. Erst das Schiedsgericht der DKB Handball-Bundesliga hob das Urteil auf – nach der Übernahme einer millionenschweren Bankbürgschaft durch Ex-Präsident Andreas Rudolph durften die Hamburger doch noch in ihre 13. Bundesliga-Saison seit der Aufnahme des Spielbetriebs 2002 starten. Nach der Aufregung des Sommers haben sich die Wogen inzwischen ein wenig geglättet - und bei den Hamburgern rückte auch der Sport wieder in den Mittelpunkt. Für den zeichnete bis vergangenen Dienstag Christian Gaudin verantwortlich, der vom HSV nach der – inzwischen vor Gericht gelandeten - Kündigung des Erfolgstrainers Martin Schwalb verpflichtet wurde. 

Gladeck: "Saisonetat gedeckt"

Neue, negative Schlagzeilen also. Dabei hatte der neue, starke Mann an der Elbe die Talsohle bereits als durchschritten gesehen. Im Oktober wurde der Reiseunternehmer Karl Gladeck zum neuen HSV-Präsidenten gewählt. "Der Saisonetat ist gedeckt. Wir können also in Ruhe Hauptsponsoren für die neue Saison suchen und dem Lizenzierungsverfahren im Frühjahr entspannt entgegensehen", verkündete er via "Hamburger Abendblatt" nach seinerWahl. Sein Ziel, so Gladeck, sei es, den Verein wirtschaftlich auf eigene Füße zu stellen und so zukunftsfähig zu machen. "Ich will, dass dieser HSV ein richtigerVerein wird, glaubwürdig und seriös." Für die Saison sah er vorknapp zwei Monaten auch sportlich alles im Fahrwasser: "Ich bin überzeugt davon, dass wir uns am Saisonende als Fünfter oder Sechster für den Europapokalqualifizieren können - und dass wir demnächst auch wieder um die drei Champions-League-Plätze mitspielen", erklärte Gladeck nach der Wahl selbstbewusst. Die neue Rolle des HSV – sie soll zumindest sportlich bald wieder die alte sein.

Zuschauer-Rückgang

Dass sie trotzdem vor Rückschlägen nicht gefeit sind, zeigte sich ausgerechnet im Heimspiel gegen Balingen: Mit 26:28 verlor der HSV dieses Spiel trotz eines furiosen 8:2-Starts. "Wir sind maßlos enttäuscht", ärgerte sich der Geschäftsführer. "Die Jungs sollten sich bei allen entschuldigen, die Geld gezahlt haben." Denn in Hamburg kämpft man nicht nur um Punkte, sondern um jeden Zuschauer. Rund 1.200 Dauerkarteninhaber sprangen vor der Saison ab, statt durchschnittlich über 8.800 Fans wie im Vorjahr kommen bisher im Schnitt nur rund 5.800 in die große Arena am Volkspark. "Uns fehlen rund 1000 Zuschauer pro Heimspiel", gestand Fitzek Ende November. "Wir müssen die Hamburger überzeugen, dass wir tollen Sport bieten und die Veranstaltungen attraktiver machen."

Großes Interesse

Das Nordduell ist trotz der ungewohnten Tabellenposition acht der Hamburger ein Magnet. Die Sparkassen-Arena ist seit Monaten ausverkauft, auch Ministerpräsident Torsten Albig wird den "Zebras" die Daumen drücken. Rund 70 Medienvertreter haben sich akkreditiert. Sport1 und der dänische Sender TV3 übertragen die Partie live, weitere Fernsehanstalten haben ebenfalls ihr Kommen zugesagt. Schiedsrichter sind Peter Behrens und Marc Fasthoff. 

Cañellas und Duvnjak im Mittelpunkt

Mit Joan Cañellas und Domagoj Duvnjak spielten im vergangenen Jahr gleich zwei "Zebras" für die Hansestädter. "Natürlich habe ich noch Kontakt zu einigen meiner ehemaligen Mitspieler", sagt Duvnjak. "Aber ich trage das schwarz-weiße Trikot. Und in diesem möchte ich Dienstag gemeinsam mit den Fans gegen den HSV gewinnen." Ähnlich geht es Joan Cañellas: "Für uns stehen die zwei Punkte im Vordergrund, für die werde ich alles geben." Denn das Duell gegen Hamburg ist eines, in dem sich die Rivalen weder beim knappen 20:19 des THW im Hinspiel noch in den Vorjahren etwas schenkten. "Das waren oftmals packende Spiele in einer fantastischen Atmosphäre", erinnert sich Jicha. "Das wird auch so bleiben. Dabei ist es egal, wo man in der Tabelle steht. Unser Ziel ist es", so der Kapitän, "unseren Fans zwei Punkte zu schenken!"

KN: HSV, die Wundertüte der Liga

Kiel. Mit der 22:26-Niederlage in Flensburg endete am Sonnabend der Überflug des Handballmeisters THW Kiel. Der HSV Hamburg, heute (19 Uhr, Sport1) zu Gast in Kiel, beendete zeitgleich mit einem überzeugenden 36:30-Sieg bei der TSV Hannover-Burgdorf seinen freien Fall durch die Bundesliga. Es spricht viel dafür, dass sich der ewige und der ehemalige Gigant auf Augenhöhe begegnen werden. Der Champions-League-Sieger des Jahres 2013 hat turbulente Zeiten hinter sich. Im Sommer bekam der hoch verschuldete HSV die Lizenz erst im dritten Anlauf, was dazu führte, dass die Liga auf 19 Vereine aufgebläht wurde und die Beliebtheitswerte der Hanseaten sich weiter dramatisch verschlechterten. In der Folge der Krise mussten Stars wie Joan Canellas gehen. Domagoj Duvnjak, jahrelang der Chef-Maschinist, hatte sich bereits zuvor für einen Arbeitgeber entschieden, der verbindlich Gehälter überweist. Mit dem neuen Trainer Christian Gaudin, in der Bundesliga völlig unerfahren, stolperte der noch immer mit einigen Stars wie Pascal Hens und Jogi Bitter besetzte HSV durch die Liga. Nach der 28:32-Heimniederlage gegen Kellerkind TBV Lemgo wurde Gaudin vor wenigen Tagen entlassen. Co-Trainer Jens Häusler tat, was er vor drei Jahren schon einmal machen musste, als er nach der Weihnachts-Entlassung von Per Carlen einsprang. Damals kam die Beförderung zu früh, wenige Wochen später kehrte der zum Geschäftsführer beförderte Martin Schwalb als Cheftrainer zurück, Häusler setzte sich auf eigenen Wunsch wieder in die zweite Reihe. Der 47-Jährige, der auch schon den TSV Altenholz trainierte, übernimmt diesmal nur für zehn Tage das Kommando. Nach der WM-Pause will Christian Fitzek den Neuen präsentieren. „Er soll die Richtung im Verein vorgeben und 100 Jahre hier Trainer sein“, sagte der Geschäftsführer der „Mopo“. Mit Häusler („Ich will hier wieder strahlende Gesichter sehen“) glänzte der HSV zuletzt in Hannover. Bitter, der seinen Vertrag bis Juni 2017 verlängerte, hielt überragend. Und Hens, der bislang auf eine ganz schwache Saison blickt, traf aus Entfernungen, die in diesem Sport eigentlich zu groß sind, um ein Tor zu erzielen. „Geil, das waren für uns mehr als zwei Punkte“, sagte Kreisläufer Henrik Toft Hansen, Bruder des Kieler Kreisläufers Rene, der „Mopo“. Der HSV nimmt offenbar rechtzeitig vor den Top-Spielen gegen Kiel und die Löwen (27. Dezember) einen neuen Anlauf. Und die Bosse liefern auch schon wieder Vollmundiges. Obwohl der Zuschauerschnitt von 8800 auf knapp 6000 sank und 1200 Dauerkarteninhaber vor der Saison absprangen, soll der Etat gesichert sein. Dem Lizenzierungsverfahren im Frühjahr schaue er gelassen entgehen, teilte Karl Gladbeck dem „Hamburger Abendblatt“ mit. Der Reiseunternehmer, seit Oktober neuer Präsident, hat als mittelfristiges Ziel die Qualifikation für die Champions League ausgerufen. An die Zebras hat der HSV aber keine guten Erinnerungen. Das Hinspiel verlor er nach einem dramatischen Verlauf mit 19:20 und vor einem Jahr erlebte er in Kiel eine Lehrstunde. Nach 60 rasanten Minuten, in denen Torhüter Johan Sjöstrand zum Matchwinner wurde, siegte der THW mit 35:24 (19:12). Ausgerechnet hinter Sjöstrand steht aber ein Fragezeichen, der Schwede zog sich im Training eine Fingerverletzung zu. „Beim HSV scheint kurzfristig eine andere Atmosphäre eingekehrt zu sein“, sagte Kiels Trainer Alfred Gislason. „Es ist gut möglich, dass dieser HSV gegen uns und die Löwen nun seine besten Saisonspiele abliefert.“ Vor dem Anpfiff steht nur fest, wie der Abend endet: Die Brüder Toft Hansen treffen sich mit ihren Familien in Melsdorf, um dort gemeinsam Weihnachten zu feiern. Am Nachmittag des 25. Dezembers ist auch der Frieden im Hause Toft Hansen schon wieder gestört, bereiten die Zebras sich doch dann auf das letzte Punktspiel des Jahres vor: Am Freitag (17.15 Uhr) kommt die HSG Wetzlar. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.12.2014)